PV-Ertragsprognose prüfen: So bewerten Sie die Qualität Ihres Angebots

Sie halten zwei Angebote für Ihre neue Photovoltaikanlage in den Händen. Beide wirken auf den ersten Blick professionell, doch ein Anbieter verspricht einen deutlich höheren jährlichen Stromertrag. Die Frage ist nur: Welche Prognose ist realistisch und welche vielleicht zu optimistisch? Entscheidend sind die Qualität der Planung und die Software, die für die Ertragssimulation verwendet wird. Dieser Beitrag zeigt Ihnen, worauf es ankommt, um die Seriosität einer Ertragsprognose zu bewerten.

Das Herzstück eines guten Angebots: Die Ertragssimulation

Eine Ertragsprognose ist weit mehr als eine grobe Schätzung. Sie ist eine computergestützte Simulation, die auf Basis präziser Daten den erwarteten Stromertrag Ihrer zukünftigen PV-Anlage berechnet – meist für ein ganzes Jahr und aufgeschlüsselt nach Monaten. Diese Prognose ist die Grundlage für jede Wirtschaftlichkeitsberechnung. Nur mit verlässlichen Ertragswerten können Sie die Amortisationszeit und Ihre tatsächliche Stromkostenersparnis realistisch einschätzen.

Professionelle Installateure nutzen dafür spezialisierte Planungssoftware wie PV*SOL, K2 Base oder herstellereigene Programme wie den SolarEdge Designer. Diese Werkzeuge ermöglichen eine detaillierte und realitätsnahe Modellierung Ihrer Anlage.

Die Zutaten einer professionellen Simulation

Die Genauigkeit einer Ertragsprognose steht und fällt mit der Qualität der eingegebenen Daten. Ein seriöses Angebot basiert auf präzisen, standortspezifischen Informationen und nicht auf pauschalen Annahmen. Achten Sie auf folgende Punkte:

Standort und Wetterdaten: Mehr als nur Sonnenschein

Die geografische Lage ist der wichtigste Faktor für den potenziellen Ertrag. Professionelle Software greift dafür nicht auf allgemeine Durchschnittswerte zurück, sondern auf standortspezifische, langjährige Klimadaten.

  • Datenquellen: Verlässliche Prognosen nutzen meteorologische Datensätze von anerkannten Quellen wie dem Deutschen Wetterdienst (DWD) oder kommerziellen Anbietern wie Meteonorm. Diese Datensätze enthalten stundengenaue Werte für die Globalstrahlung, die Temperatur und die Windgeschwindigkeit über viele Jahre.
  • Regionale Unterschiede: Die jährliche Globalstrahlung in Deutschland variiert stark. Während im Süden (z. B. Freiburg) Werte von über 1.200 Kilowattstunden pro Quadratmeter (kWh/m²) erreicht werden, sind es im Norden (z. B. Hamburg) oft nur um die 950 kWh/m². Eine pauschale Berechnung würde hier zu massiven Fehleinschätzungen führen.

Ein seriöser Anbieter wird in seinem Bericht die Quelle der Klimadaten transparent ausweisen. Fragen Sie nach, wenn diese Information fehlt.

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3D-Verschattungsanalyse: Der entscheidende Faktor

Die Erfahrung zeigt, dass eine fehlende oder ungenaue Verschattungsanalyse die häufigste Ursache für enttäuschende Erträge ist. Selbst kleine, aber regelmäßig wiederkehrende Schatten können die Leistung eines ganzen Modulstrangs erheblich reduzieren.

  • Was wird analysiert? Eine professionelle Verschattungsanalyse erfasst alle potenziellen Schattenquellen in einem 3D-Modell. Dazu gehören nicht nur offensichtliche Hindernisse wie Nachbargebäude oder große Bäume, sondern auch kleinere Objekte wie Schornsteine, Gauben, Satellitenschüsseln oder sogar Dachhaken.
  • Praxisbeispiel: Ein Schornstein, der im hochstehenden Sommermittag kaum Schatten wirft, kann in den ertragsschwächeren Wintermonaten bei niedrigem Sonnenstand einen langen Schatten über mehrere Module werfen und den Ertrag so spürbar mindern.

Eine einfache Begehung oder die Analyse von Luftbildern reicht nicht aus. Bestehen Sie auf einer Dokumentation der 3D-V Verschattungsanalyse im Angebot. Sie ist das deutlichste Kennzeichen für eine sorgfältige und professionelle Planung. Mehr über die Auswirkungen von Schatten erfahren Sie in unserem Beitrag zum Thema Schatten auf Solarmodulen: Ursachen und Lösungen.

Anlagendetails: Keine Komponente ist wie die andere

Ein Angebot, das nur „30 x 400 Wp Solarmodule“ auflistet, ist unzureichend. Jedes Modul und jeder Wechselrichter hat spezifische technische Eigenschaften, die in die Simulation einfließen müssen.

  • Solarmodule: Entscheidend sind hier nicht nur die Nennleistung (Wp), sondern vor allem der Temperaturkoeffizient. Er gibt an, wie stark die Leistung des Moduls bei Erwärmung abnimmt. An einem heißen Sommertag kann ein Dach leicht 60–70 °C erreichen, was die Modulleistung um 10–15 % reduzieren kann.
  • Wechselrichter: Für die Simulation ist auch der spezifische Wirkungsgrad des Wechselrichters entscheidend. Dieser Wert gibt an, wie effizient das Gerät den erzeugten Gleichstrom in netzkonformen Wechselstrom umwandelt. Ein guter Wechselrichter erreicht Werte von über 97 %. In unserem Ratgeber erfahren Sie, wie Sie den richtigen Wechselrichter für Ihre PV-Anlage finden.

Ein detailliertes Angebot führt die exakten Modellbezeichnungen der Komponenten auf und bestätigt idealerweise, dass deren spezifische Datenblätter (als .pan- und .ond-Dateien) in der Software hinterlegt wurden.

Systemverluste: Die Realität der Stromerzeugung

Die im Labor unter Standardbedingungen gemessene Nennleistung eines Solarmoduls wird in der Praxis nie zu 100 % erreicht. Eine realistische Prognose berücksichtigt daher verschiedene Systemverluste.

  • Typische Verluste: Dazu zählen Leistungsverluste durch die Verkabelung, leichte Verschmutzung der Module, Degradation über die Jahre oder Mismatch-Verluste (minimale Leistungsunterschiede zwischen den einzelnen Modulen).
  • Faustregel: In Summe rechnet man bei einer gut geplanten Anlage mit unvermeidbaren Systemverlusten von etwa 10–15 %. Ein Angebot, das deutlich geringere Verluste ansetzt, sollte kritisch hinterfragt werden.

Checkliste: So erkennen Sie eine seriöse Ertragsprognose

Nutzen Sie die folgende Liste, um die Qualität des Ihnen vorliegenden Angebots schnell zu überprüfen:

  • [✓] Software benannt: Wird die verwendete Planungssoftware (z. B. PV*SOL) im Bericht erwähnt?
  • [✓] Verschattung dokumentiert: Ist eine detaillierte Verschattungsanalyse (idealerweise als 3D-Modell) enthalten und nachvollziehbar?
  • [✓] Komponenten spezifiziert: Sind die exakten Modellbezeichnungen für Module und Wechselrichter aufgeführt?
  • [✓] Realistische Verluste: Werden die Systemverluste transparent ausgewiesen und liegen sie in einem realistischen Bereich (ca. 10–15 %)?
  • [✓] Klimadaten-Quelle: Ist die Herkunft der verwendeten Wetterdaten angegeben?
  • [✓] Monatliche Aufschlüsselung: Wird der prognostizierte Ertrag nicht nur als Jahreswert, sondern auch monatlich dargestellt? Dies zeigt die saisonalen Schwankungen und hilft bei der Planung des Eigenverbrauchs.

Ein Angebot, das diese Punkte erfüllt, bietet Ihnen eine solide und vertrauenswürdige Grundlage für Ihre Investitionsentscheidung. Die Ausrichtung der PV-Anlage spielt ebenfalls eine zentrale Rolle und sollte in der Dokumentation klar ersichtlich sein.

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FAQ – Häufige Fragen zur Ertragsplanung

Was genau ist PV*SOL?

PV*SOL ist eine der führenden Softwarelösungen für die Planung, Simulation und Ertragsprognose von Photovoltaikanlagen. Sie gilt in der Branche als Standard für professionelle und präzise Berechnungen und wird von vielen Fachbetrieben und Gutachtern eingesetzt.

Warum sind Online-Rechner oft so ungenau?

Kostenlose Online-Ertragsrechner arbeiten in der Regel mit stark vereinfachten Annahmen. Sie nutzen oft nur pauschale Strahlungswerte für eine ganze Region und können keine individuelle Verschattungsanalyse durchführen. Sie eignen sich für eine erste grobe Orientierung, ersetzen aber keinesfalls eine professionelle Planung.

Kann ich eine Ertragsprognose selbst erstellen?

Es gibt kostenlose oder vereinfachte Planungstools, mit denen Sie eine grobe Simulation durchführen können. Um jedoch eine Genauigkeit zu erreichen, die als Grundlage für eine Investition von mehreren Tausend Euro dient, sind professionelle Software und das entsprechende Fachwissen zur korrekten Interpretation der Daten unerlässlich.

Wie stark beeinflusst Schatten den Ertrag wirklich?

Der Einfluss ist enorm. Schon die teilweise Verschattung eines einzigen Moduls kann die Leistung des gesamten, in Reihe geschalteten Strangs (oft 10–15 Module) drastisch reduzieren. Bei Anlagen mit hohem Schattenpotenzial empfehlen sich daher oft Leistungsoptimierer oder Modulwechselrichter, um diesen Effekt zu minimieren.

Fazit: Vertrauen durch Transparenz

Eine fundierte Ertragsprognose ist kein Hexenwerk, sondern das Ergebnis einer sorgfältigen Datenerhebung und einer professionellen Simulation. Ein transparent aufbereiteter Bericht, der alle hier genannten Aspekte berücksichtigt, ist nicht nur die Basis für eine realistische Erwartungshaltung, sondern auch ein klares Qualitätsmerkmal Ihres Anbieters. Er zeigt, dass sich der Fachbetrieb die Mühe gemacht hat, Ihre individuelle Situation präzise zu analysieren.

Auf Photovoltaik.info legen wir Wert darauf, dass Sie als Kunde die Grundlagen verstehen, um fundierte Entscheidungen zu treffen.

Sie möchten Ihre individuelle Situation besser einschätzen oder suchen nach passenden Komponenten? Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie Komplettsets, die auf typische Anlagengrößen und hohe Erträge abgestimmt sind.

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OLEKSANDR PUSHKAR
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