Bei der Installation der neuen Photovoltaikanlage selbst mit anpacken und dadurch Kosten senken
Der Gedanke ist für viele Hausbesitzer verlockend. Ob es das Ausheben des Kabelgrabens, das Aufstellen des Gerüsts oder die Montage der Kabelkanäle ist: Eigenleistung kann die Investitionssumme spürbar reduzieren. Doch damit aus der erhofften Ersparnis kein teures Missverständnis wird, sind eine realistische Kalkulation und glasklare vertragliche Vereinbarungen unerlässlich. Hier erfahren Sie, wie Sie Ihre Mitarbeit fair bewerten und Verantwortlichkeiten klar regeln.
Was bedeutet Eigenleistung bei einer Photovoltaikanlage?
Als Eigenleistung gelten alle Arbeiten, die Sie als Kunde im Rahmen der Anlageninstallation selbst übernehmen und die sonst der Fachbetrieb ausführen und berechnen würde. Der Wert dieser Arbeiten wird in der Regel als Gutschrift vom Gesamtpreis des Angebots abgezogen.
Besonders geeignet sind Tätigkeiten, die keine besondere elektrotechnische Fachkenntnis erfordern:
- Erdarbeiten: Das Ausheben von Gräben für die Verlegung von Solarkabeln, zum Beispiel vom Haus zum Carport.
- Gerüstbau: Das Auf- und Abbauen eines Fassadengerüsts, sofern Sie über die nötige Qualifikation und Ausrüstung verfügen.
- Vorbereitende Installationen: Das Montieren von Kabelkanälen im Keller oder das Schaffen von Mauerdurchbrüchen.
- Hilfsarbeiten: Unterstützung des Montageteams, etwa beim Transport der Solarmodule zum Montageort (nicht auf dem Dach).
Wichtig ist hierbei eine ehrliche Selbsteinschätzung. Übernehmen Sie nur Aufgaben, die Sie sich handwerklich zutrauen und für die Sie auch die notwendige Zeit aufbringen können.
Die Chance und das Risiko: Warum eine klare Vereinbarung entscheidend ist
Die größte Chance der Eigenleistung liegt auf der Hand: Sie können die Kosten für die Photovoltaikanlage senken und Ihr Budget entlasten. Doch dieser Vorteil birgt auch Risiken, die ohne klare Absprachen schnell zu Problemen werden können.
Studien zu Projektrisiken bei privaten PV-Anlagen zeigen, dass es bei rund 30 % der Installationen zu Verzögerungen kommt. Eine der Hauptursachen sind unklar definierte Arbeitsumfänge und Verantwortlichkeiten – genau die Schnittstelle, an der die Eigenleistung ansetzt. Versteckte Kosten entstehen oft dann, wenn die vom Kunden erbrachte Vorarbeit nicht den Anforderungen des Fachbetriebs entspricht und nachgebessert werden muss.
Eine Umfrage unter Installateuren bestätigt dieses Bild: Während über 60 % der Betriebe grundsätzlich offen für eine Beteiligung ihrer Kunden sind, nennen sie gleichzeitig ‚Gewährleistungsbedenken‘ und ‚Koordinationsaufwand‘ als größte Herausforderungen. Es geht also nicht darum, ob Eigenleistung möglich ist, sondern wie sie professionell organisiert wird.
Den Wert der Eigenleistung realistisch kalkulieren
Ein häufiges Missverständnis besteht darin, den vollen Stundensatz des Handwerkers als Gutschrift für die eigene Arbeit anzusetzen. Ein Fachbetrieb kalkuliert in seine Preise nicht nur den reinen Lohn, sondern auch Werkzeugkosten, Versicherungen, Anfahrt und die Gewährleistung für die erbrachte Arbeit.
Eine realistische Faustregel lautet: Die Gutschrift für eine Eigenleistung beträgt in der Regel 50 bis 70 % dessen, was der Fachbetrieb für dieselbe Tätigkeit in Rechnung stellen würde.
Praxisbeispiel: Angenommen, der Installateur veranschlagt für das Ausheben des Kabelgrabens 400 €. Eine Gutschrift zwischen 200 € und 280 € für Ihre Eigenleistung wäre in diesem Fall ein fairer und marktüblicher Wert. Dieser Abschlag deckt das Risiko und den Koordinationsaufwand für den Betrieb ab.
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Bisher bei uns Ursprünglicher Preis war: 1.399,00 €1.199,00 €Aktueller Preis ist: 1.199,00 €.So wird Ihre Eigenleistung vertraglich festgehalten
Die wichtigste Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist ein detailliertes Angebot, das in einen ebenso klaren Vertrag mündet. Verlassen Sie sich niemals auf mündliche Absprachen.
Im Angebot muss die Eigenleistung als separater Posten aufgeführt sein – entweder als klar definierte Leistung mit einem Minusbetrag (Gutschrift) oder als explizit aus dem Gesamtumfang herausgenommene Position.
Ein von Rechtsexperten empfohlenes Instrument ist das sogenannte Bauschnittstellenprotokoll. Dieses Dokument wird dem Vertrag beigefügt und legt exakt fest, wer für welche Aufgabe bis wann verantwortlich ist.
Folgende Punkte sollten darin schriftlich festgehalten werden:
- Genaue Leistungsbeschreibung: Was genau ist zu tun? Statt ‚Graben ausheben‘ sollte es heißen: ‚Herstellung eines Kabelgrabens auf einer Länge von 20 Metern von Hauswand bis Garage, 80 cm tief und 30 cm breit, inklusive Einlegen eines Leerrohrs (Typ XYZ)‘.
- Fristen: Bis zu welchem Datum muss Ihre Leistung abgeschlossen sein, damit der Zeitplan des Gesamtprojekts nicht gefährdet wird?
- Qualitätsstandards: Welche Anforderungen muss das Ergebnis erfüllen? (z. B. ‚Das Gerüst muss den Vorschriften der BG Bau entsprechen und abgenommen sein.‘)
- Abnahme: Wer vom Fachbetrieb prüft Ihre Arbeit und gibt sie für den nächsten Schritt frei?
- Haftung und Gewährleistung: Dieser Punkt ist entscheidend. Grundsätzlich haften Sie für die von Ihnen erbrachten Leistungen. Verursacht beispielsweise ein von Ihnen fehlerhaft aufgebautes Gerüst einen Schaden, liegt die Haftung bei Ihnen. Klären Sie daher unbedingt ab, welchen Schutz Ihre private Photovoltaik-Versicherung in diesem Fall bietet.
Die Schnittstellen sauber definieren: Wer macht was?
Ein reibungsloser Ablauf steht und fällt mit der Kommunikation. Das Bauschnittstellenprotokoll hilft dabei, Missverständnisse zu vermeiden. Definieren Sie klare Übergabepunkte.
Beispiel für eine Schnittstellendefinition:
Aufgabe: Gerüstaufbau
Verantwortlich Kunde: Aufbau des Gerüsts bis zum 15.05.
Verantwortlich Installateur: Prüfung und Freigabe des Gerüsts
Übergabepunkt: Schriftliche Freigabe durch Installateur
Aufgabe: Kabelkanal
Verantwortlich Kunde: Montage des Kanals im Keller
Verantwortlich Installateur: Einziehen der Solarkabel
Übergabepunkt: Sichtprüfung des Kanals vor Kabelzug
Aufgabe: Erdkabelgraben
Verantwortlich Kunde: Ausheben des Grabens
Verantwortlich Installateur: Verlegung des Erdkabels
Übergabepunkt: Abnahme der Grabentiefe und -breite
Viele Kunden von Photovoltaik.info entscheiden sich für eine klar abgegrenzte Aufgabe wie die Erdarbeiten, da hier die Schnittstellen besonders einfach zu definieren sind und das Risiko für das Gesamtprojekt gering ist.
Häufige Fragen zur Eigenleistung (FAQ)
Was passiert, wenn ich meine Arbeit nicht rechtzeitig fertigstelle?
Wenn Sie Ihre vereinbarten Aufgaben nicht fristgerecht erledigen, kann das den gesamten Zeitplan des Projekts verzögern. In diesem Fall kann der Installationsbetrieb unter Umständen Schadensersatz für die Wartezeit oder zusätzliche Anfahrten fordern. Eine offene Kommunikation ist hier entscheidend.
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12.999,00 €Bin ich versichert, wenn ich bei der Montage auf dem Dach helfe?
In der Regel sind Sie bei Arbeiten auf dem eigenen Grundstück über Ihre private Haftpflicht- und Unfallversicherung abgedeckt. Klären Sie dies jedoch explizit mit Ihrer Versicherung ab, da die Berufsgenossenschaft des Handwerksbetriebs nicht für Sie zuständig ist. Die meisten Betriebe lehnen aus diesem Grund die aktive Mithilfe von Kunden auf dem Dach ab.
Kann ich durch Eigenleistung die staatliche Förderung verlieren?
Nein, in der Regel nicht. Die meisten Programme zur Photovoltaik-Förderung setzen voraus, dass die Anlage von einem zertifizierten Fachbetrieb installiert und angemeldet wird. Solange die elektrotechnischen Kernarbeiten in professioneller Hand bleiben, ist eine Eigenleistung bei vorbereitenden Arbeiten unproblematisch. Prüfen Sie jedoch immer die genauen Bedingungen des jeweiligen Förderprogramms.
Welche Arbeiten sind für Laien absolut ungeeignet?
Alle Arbeiten, die die elektrische Sicherheit betreffen, sind für Laien tabu. Dazu gehören der Anschluss des Wechselrichters, die Verkabelung der Solarmodule und jegliche Arbeiten am Zählerschrank. Ebenso sollten Arbeiten an der Dacheindeckung, die die Dichtigkeit des Daches betreffen (z. B. Montage der Dachhaken), dem Fachmann überlassen werden, um teure Folgeschäden zu vermeiden.
Fazit: Eigenleistung ist eine Teamleistung
Sich aktiv an der Errichtung der eigenen Photovoltaikanlage zu beteiligen, ist eine hervorragende Möglichkeit, Kosten zu sparen und eine persönliche Beziehung zum Projekt aufzubauen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt jedoch in einer professionellen Herangehensweise: Bewerten Sie Ihre Fähigkeiten realistisch, kommunizieren Sie offen mit dem Fachbetrieb und halten Sie jede Vereinbarung schriftlich in einem detaillierten Vertrag fest.
Verstehen Sie Eigenleistung nicht als Einsparung um jeden Preis, sondern als partnerschaftliche Zusammenarbeit. So stellen Sie sicher, dass Ihr Einsatz dem Projekt einen echten Mehrwert bringt.
Sie möchten Ihre individuelle Situation besser einschätzen? Weitere praxisnahe Informationen zur Auswahl der richtigen Komponenten und zur Projektplanung finden Sie direkt auf Photovoltaik.info.



