Dynamische Stromtarife und Balkonkraftwerke: Wie Sie mit Anbietern wie Tibber & Co. doppelt sparen

Ein Balkonkraftwerk ist eine clevere Investition: Sie erzeugen eigenen Strom und senken damit direkt Ihre monatliche Rechnung. Aber wussten Sie, dass Sie Ihre Ersparnis mit dem richtigen Stromtarif nahezu verdoppeln können? Das Geheimnis liegt in der Kombination Ihrer Mini-Solaranlage mit einem dynamischen Tarif. Dieser Beitrag erklärt, wie dieses Zusammenspiel funktioniert und wie Sie teure Stromspitzen gezielt vermeiden, um noch mehr aus Ihrem selbst erzeugten Strom herauszuholen.

Die Grundlage: Wie ein Balkonkraftwerk Geld spart

Ein Balkonkraftwerk ist eine kleine Photovoltaikanlage, die Sie einfach an eine Steckdose anschließen. Der erzeugte Solarstrom fließt direkt in Ihr Hausnetz und wird von Ihren laufenden Geräten wie dem Kühlschrank, dem Router oder dem Computer im Homeoffice verbraucht. Jede Kilowattstunde (kWh), die Ihre Anlage produziert, brauchen Sie nicht mehr teuer vom Energieversorger einzukaufen.

Praxisbeispiel:

Eine typische 800-Watt-Anlage, deren Einspeiseleistung auf die erlaubten 600 Watt gedrosselt ist, erzeugt in Deutschland je nach Standort und Ausrichtung jährlich etwa 500 bis 700 kWh Strom. Bei einem durchschnittlichen Strompreis von 35 Cent/kWh ergibt das eine direkte Ersparnis von 175 bis 245 Euro pro Jahr. Diese einfache Rechnung ist korrekt, lässt aber erhebliches Potenzial ungenutzt.

Der nächste Schritt: Was sind dynamische Stromtarife?

Während bei klassischen Stromtarifen ein fester Preis pro Kilowattstunde rund um die Uhr gilt, passt sich ein dynamischer Tarif stündlich an den tatsächlichen Börsenstrompreis an. Anbieter wie Tibber, Awattar oder Rabot Charge geben die Preise der europäischen Strombörse EPEX Spot direkt an ihre Kunden weiter, zuzüglich einer geringen Grundgebühr und staatlicher Abgaben.

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Das Prinzip dahinter ist einfach:

• Viel Angebot, niedriger Preis: Wenn viel Wind weht und die Sonne scheint, gibt es einen Überschuss an günstigem Ökostrom im Netz. Der Börsenpreis sinkt, manchmal sogar unter null.

• Hohe Nachfrage, hoher Preis: In den Morgen- und Abendstunden, wenn ganz Deutschland den Strombedarf hochfährt, aber die Sonne nicht scheint, ist Strom knapp und teuer.

Studien, wie die des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE, zeigen, dass Haushalte ihre Stromkosten bereits durch die Verlagerung ihres Verbrauchs in günstige Stunden um bis zu 30 % senken können – und das sogar ohne eigene Solaranlage. Voraussetzung ist ein digitaler Stromzähler, also ein Smart Meter oder eine moderne Messeinrichtung, dessen Einbau in Deutschland im Rahmen des „Gesetzes zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende“ schrittweise zur Pflicht wird.

Die intelligente Kombination: So entsteht der doppelte Spareffekt

Hier kommt der entscheidende „Aha-Moment“: Ihr Balkonkraftwerk erzeugt nämlich genau dann den meisten Strom, wenn der Strom an der Börse am günstigsten ist – tagsüber. In einem dynamischen Tarif vermeiden Sie also nicht nur den Bezug von Strom, sondern den Bezug von teurem Strom.

Der doppelte Spareffekt erklärt sich wie folgt:

1. Kosten teurer Spitzen vermeiden: Ihr Balkonkraftwerk deckt tagsüber Ihre Grundlast (Kühlschrank, Stand-by-Geräte, Homeoffice). So müssen Sie während der potenziell teuren Vormittags- und Nachmittagsstunden keinen Strom zukaufen. Jede selbst erzeugte Kilowattstunde ersetzt teuren Netzbezug.

2. Gezielt günstigen Netzstrom nutzen: Für Großverbraucher wie die Waschmaschine, den Trockner oder das Elektroauto warten Sie auf die günstigsten Stunden. Die Apps der Anbieter zeigen Ihnen die Preise für den nächsten Tag an, sodass Sie Ihren Verbrauch einfach planen können.

Ein typisches Alltagsszenario:

Ein Paar arbeitet im Homeoffice. Die Laptops und Monitore laufen den ganzen Tag. Das Balkonkraftwerk deckt diese Grundlast vollständig ab und verhindert so den teuren Stromeinkauf während der Arbeitszeit. Um 14:00 Uhr signalisiert die App einen besonders niedrigen Strompreis, weil in ganz Deutschland die Sonne scheint. Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, die Spülmaschine einzuschalten und günstigen Netzstrom für nur wenige Cent pro kWh zu beziehen. Am Abend, wenn die Strompreise wieder anziehen, ist die Hausarbeit erledigt und der Stromverbrauch minimal.

Die Erfahrung zeigt, dass Nutzer durch diese Kombination nicht nur Geld sparen, sondern auch ein besseres Bewusstsein für ihren Energieverbrauch entwickeln. Wer einmal erlebt hat, wie günstig Strom zur Mittagszeit sein kann, wird energieintensive Geräte nicht mehr zu Spitzenzeiten laufen lassen. Für noch mehr Unabhängigkeit kann ein Balkonkraftwerk mit Speicher sorgen, das den günstigen Mittagsstrom für die teuren Abendstunden speichert.

Was benötigen Sie, um loszulegen?

Der Einstieg in die Welt der dynamischen Tarife ist einfacher, als viele denken. Sie benötigen dafür nur drei Komponenten.

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1. Der richtige Stromzähler

Sie benötigen einen digitalen Stromzähler: entweder eine „moderne Messeinrichtung“ (mME), die bereits in vielen Haushalten verbaut ist, oder ein „intelligentes Messsystem“ (Smart Meter), das die Verbrauchsdaten automatisch übermittelt. Kontaktieren Sie Ihren Netzbetreiber, um zu erfahren, welcher Zählertyp bei Ihnen installiert ist und wann ein Wechsel möglich ist.

2. Der passende Stromtarif

Suchen Sie nach Anbietern dynamischer Tarife. Diese haben oft keine langen Vertragslaufzeiten und sind monatlich kündbar, was das Ausprobieren risikofrei macht. Die Anmeldung erfolgt meist unkompliziert online.

3. Ein Balkonkraftwerk

Jedes Standard-Balkonkraftwerk ist für diese Strategie geeignet, es ist keine spezielle Technik erforderlich. Wichtig ist, dass die Anlage zu Ihrem Standort und Ihrem Verbrauchsverhalten passt. Ein Balkonkraftwerk Komplettset enthält in der Regel alle benötigten Komponenten. Die Experten von Photovoltaik.info beraten Sie gern bei der Auswahl der passenden Größe für Ihre individuelle Situation.

FAQ: Häufig gestellte Fragen

Lohnt sich ein dynamischer Tarif auch, wenn die Sonne nicht scheint?

Ja, absolut. An bewölkten oder windigen Tagen ist der Börsenstrompreis oft ebenfalls sehr niedrig. Sie können Ihren Verbrauch flexibel an die Wetterlage anpassen und profitieren so das ganze Jahr über.

Muss ich meinen Verbrauch ständig manuell steuern?

Nicht zwangsläufig. Eine manuelle Planung, zum Beispiel der Start der Waschmaschine, ist zwar sehr effektiv, doch viele Anbieter arbeiten bereits an intelligenten Lösungen. Smarte Steckdosen oder Wallboxen können so gesteuert werden, dass sie sich automatisch zu den günstigsten Zeiten einschalten.

Was passiert, wenn der Strompreis negativ wird?

Das kommt zwar selten vor, ist aber ein besonderer Vorteil: Bei negativen Strompreisen erhalten Sie Geld für den Strom, den Sie verbrauchen. Sie werden also fürs Wäschewaschen bezahlt.

Ist das auch für Mieter eine Option?

Gerade für Mieter ist diese Kombination ideal. Ein Balkonkraftwerk ist eine überschaubare Investition, die sich bei einem Umzug einfach mitnehmen lässt. Der Wechsel zu einem dynamischen Tarif ist ebenfalls unkompliziert und kann die Stromkosten in einer Mietwohnung spürbar senken.

Fazit: Mehr als nur Strom erzeugen

Die Kombination aus einem Balkonkraftwerk und einem dynamischen Stromtarif ist mehr als nur eine Methode zum Sparen. Sie gibt Ihnen die Kontrolle über Ihre Energiekosten zurück und macht Sie zu einem aktiven Teilnehmer an der Energiewende. Sie nutzen nicht nur Ihren eigenen sauberen Strom, sondern beziehen Netzstrom dann, wenn er am umweltfreundlichsten und günstigsten ist. So leisten Sie einen Beitrag zur Netzstabilität und maximieren gleichzeitig Ihre finanzielle Rendite.

Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie Komplettsets, die auf typische Anwendungsfälle abgestimmt sind und Ihnen den Einstieg erleichtern.