Drehmomentschlüssel für die PV-Montage: Warum das richtige Anzugsmoment entscheidend ist
Eine Photovoltaikanlage ist eine Investition in die Zukunft. Hochwertige Solarmodule und ein stabiles Montagesystem bilden das Fundament für Jahrzehnte sauberen Stroms.
Doch oft sind es die kleinen, unscheinbaren Details, die über die Langlebigkeit und Sicherheit der gesamten Anlage entscheiden. Eines dieser entscheidenden Details ist die korrekte Befestigung der Modulklemmen. Hierfür kommt ein Werkzeug ins Spiel, das in keiner professionellen Ausrüstung fehlen sollte: der Drehmomentschlüssel.
Was ist ein Anzugsmoment und warum ist es so wichtig?
Stellen Sie sich vor, Sie ziehen eine Schraube an. Ist sie zu locker, kann sich die Verbindung mit der Zeit lösen. Ziehen Sie sie hingegen zu fest an, können Schraube oder Material Schaden nehmen. Das Anzugsmoment (oder Drehmoment) definiert die exakte Kraft, mit der eine Schraube angezogen werden muss, um eine optimale und sichere Verbindung herzustellen.
Bei der Montage von Solarmodulen ist diese Präzision unerlässlich. Die Hersteller von Modulen und Montagesystemen geben hierfür exakte Werte vor, meist in Newtonmetern (Nm). Diese Vorgaben sind das Ergebnis aufwendiger Tests und Berechnungen. Sie stellen sicher, dass die Anlage über ihre gesamte Lebensdauer von 25 Jahren und mehr fest auf dem Dach verankert bleibt.
Die unsichtbaren Gefahren: Was passiert bei falschem Anzugsmoment?
Die Versuchung, die Klemmen „nach Gefühl“ mit einem herkömmlichen Schraubenschlüssel oder Akkuschrauber anzuziehen, ist groß. Doch die Folgen können gravierend sein und bleiben oft lange unbemerkt – bis es zu spät ist.
Szenario 1: Zu locker angezogene Klemmen
Eine zu lockere Klemmung ist eine direkte Einladung für Wind und Wetter. Bei starkem Wind entsteht ein sogenannter Windsog, der an den Modulen zerrt. Ist die Klemmkraft nicht ausreichend, können die Module verrutschen oder sogar aus der Verankerung gehoben werden.
- Praxisbeispiel: Ein Herbststurm fegt über das Land. Eine nur handfest angezogene Modulklemme gibt unter der Last nach. Das Modul verschiebt sich um wenige Millimeter – eine Bewegung, die enormen mechanischen Stress auf die empfindlichen Solarzellen ausübt und zu unsichtbaren Mikrorissen führen kann. Diese reduzieren die Leistung des Moduls schleichend, aber dauerhaft. Im schlimmsten Fall lockert sich das Modul vollständig und wird zur Gefahr für Personen und Eigentum.

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Ab 1.299,00 €Szenario 2: Zu fest angezogene Klemmen
Das Gegenteil ist nicht weniger problematisch. Wird eine Modulklemme mit zu viel Kraft angezogen, übt sie einen enormen punktuellen Druck auf den Aluminiumrahmen des Moduls aus.
- Die Folge: Der Rahmen kann sich verformen. Diese Verformung überträgt die Spannung direkt auf das Solarglas. Das Ergebnis sind Spannungsrisse, die oft erst bei Temperaturschwankungen oder Schneelast zum sichtbaren Glasbruch führen. Ein derart beschädigtes Modul ist nicht nur ein Totalausfall, sondern führt auch unweigerlich zum Verlust der Herstellergarantie.
Die Erfahrung zeigt, dass Schäden durch falsche Anzugsmomente zu den häufigsten, aber gleichzeitig am einfachsten vermeidbaren Montagefehlern gehören.
Der Drehmomentschlüssel: Das richtige Werkzeug für Präzision
Ein Drehmomentschlüssel ist ein Spezialwerkzeug, das ein präzises Einstellen des Anzugsmoments erlaubt. Sobald der voreingestellte Wert beim Anziehen erreicht ist, gibt das Werkzeug ein deutlich hör- und spürbares Klick-Signal ab. Das gewährleistet, dass jede Schraube mit der exakt gleichen, vom Hersteller vorgegebenen Kraft angezogen wird.
Viele Heimwerker kennen Drehmomentschlüssel vom Reifenwechsel am Auto. Das Prinzip ist bei der PV-Montage dasselbe: Es geht um Sicherheit, Materialschutz und die Einhaltung exakter Werte. Jedes Montagesystem für Photovoltaikanlagen kann die berechneten Lasten nur dann sicher aufnehmen, wenn diese Werte eingehalten werden. Ein professioneller Installateur würde niemals ohne dieses Werkzeug auf ein Dach steigen.
So finden Sie das richtige Anzugsmoment für Ihre Anlage
Es gibt keinen universellen Standardwert. Das korrekte Anzugsmoment hängt immer von den Vorgaben des Modulherstellers und des Herstellers des Montagesystems ab. Diese wichtigen Informationen finden Sie an folgenden Stellen:
- Montageanleitung des Solarmoduls: Hier gibt der Hersteller an, mit welchem Drehmoment die Klemmen am Modulrahmen befestigt werden dürfen.
- Montageanleitung des Montagesystems: Der Hersteller des Gestells gibt ebenfalls Werte für seine Klemmen und Schrauben vor.
Als Faustregel gilt: Die meisten Anzugsmomente für Standard-Modulklemmen bewegen sich im Bereich von 8 bis 15 Newtonmetern (Nm). Verlassen Sie sich jedoch niemals auf eine Faustregel, sondern prüfen Sie immer die Dokumentation Ihrer spezifischen Komponenten. Die Einhaltung dieser Werte ist eine Grundvoraussetzung für Gewährleistungs- und Garantieansprüche.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)

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12.999,00 €Kann ich nicht einfach einen Akkuschrauber mit Drehmomentbegrenzung nutzen?
Nein, das ist nicht empfehlenswert. Die Drehmomentbegrenzung bei Akkuschraubern (oft eine Rutschkupplung) ist zwar für Schraubarbeiten in Holz oder Metall nützlich, aber sie ist nicht kalibriert und somit viel zu ungenau für die sicherheitsrelevanten Verbindungen einer PV-Anlage. Nur ein echter Drehmomentschlüssel garantiert die erforderliche Präzision.
Was passiert, wenn ich keinen Drehmomentschlüssel habe?
Wer die Montage selbst durchführt und dabei auf einen Drehmomentschlüssel verzichtet, riskiert Modulschäden, Garantieverlust und letztlich die Sicherheit der gesamten Anlage. Die Investition in ein geeignetes Werkzeug steht dabei in keinem Verhältnis zu den potenziellen Folgekosten.
Muss ich jede einzelne Schraube mit dem Drehmomentschlüssel anziehen?
Ja, ausnahmslos. Nur wenn jede einzelne Modulklemme mit dem korrekten Drehmoment angezogen ist, wird die Kraft gleichmäßig eingeleitet und die dauerhaft sichere Befestigung der gesamten Anlage ist gewährleistet.
Welchen Drehmomentschlüssel benötige ich für die PV-Montage?
Für die gängigsten Modulklemmen ist ein Drehmomentschlüssel, dessen Einstellbereich etwa 5 bis 25 Nm abdeckt, ideal. Achten Sie auf eine gut ablesbare Skala und ein klares Auslösesignal.
Fazit: Präzision als Grundlage für eine langlebige PV-Anlage
Der korrekte Einsatz eines Drehmomentschlüssels ist kein übertriebener Perfektionismus, sondern eine fundamentale Notwendigkeit für eine sichere, leistungsfähige und langlebige Photovoltaikanlage. Er schützt Ihre Investition vor vermeidbaren Schäden und sorgt dafür, dass Ihre Anlage auch nach vielen Jahren noch zuverlässig saubere Energie produziert. Die Beachtung dieses Details unterscheidet eine gute von einer exzellenten Installation.
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