Brandschutz bei PV-Anlagen: Besondere Regeln für Weichdächer und Gründächer

Viele Hausbesitzer mit Flachdächern aus Bitumenbahnen oder Kunststofffolien möchten die ungenutzte Fläche für eine Photovoltaikanlage nutzen. Doch gerade bei diesen sogenannten „Weichdächern“ gelten verschärfte Brandschutzanforderungen. Was zunächst wie eine Hürde klingen mag, erweist sich in der Praxis als wichtige Sicherheitsmaßnahme, die sich mit der richtigen Planung einfach umsetzen lässt. Dieser Artikel erklärt die Hintergründe und zeigt, worauf Sie achten müssen.
Warum gibt es strengere Regeln für Weich- und Gründächer?
Der zentrale Unterschied zu einem klassischen Ziegeldach liegt im Brandverhalten der Dachabdichtung. Ziegel, Schiefer oder Metall gelten als „harte Bedachung“ und sind als nicht brennbar eingestuft. Materialien wie Bitumen oder bestimmte Dachfolien hingegen können im Brandfall die Ausbreitung des Feuers begünstigen.
Eine Photovoltaikanlage selbst stellt nur ein sehr geringes Brandrisiko dar. Studien, unter anderem vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, belegen, dass fachgerecht installierte Anlagen äußerst sicher sind. Die Vorschriften zielen daher weniger auf die Anlage selbst ab, sondern auf die Verhinderung der Brandweiterleitung. Ziel ist es, zu verhindern, dass ein Feuer, das an der Anlage oder am Gebäude entsteht, auf die gesamte Dachfläche übergreift.
Die maßgebliche Vorschrift hierfür ist die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB). Sie legt fest, dass die gesamte Dachkonstruktion inklusive der PV-Anlage die Anforderungen an eine harte Bedachung erfüllen muss, um eine Brandweiterleitung zu verhindern.
Was genau ist ein Weichdach?
Unter dem Begriff „Weichdach“ versteht man Dacheindeckungen, die nicht von Natur aus widerstandsfähig gegen Flugfeuer und strahlende Wärme sind. Dazu zählen vor allem:
- Bitumenbahnen: Der Klassiker auf vielen Flach- und Garagendächern.
- Kunststoff-Dachbahnen: Aus Materialien wie PVC, FPO oder EPDM.
- Gründächer: Auch begrünte Dächer gelten in diesem Kontext als Weichdach, da trockene Vegetation im Sommer eine Brandlast darstellen kann.
Praxisbeispiel: Stellen Sie sich ein typisches Reihenmittelhaus mit einem Bitumen-Flachdach vor. Im Brandfall gilt es zu verhindern, dass ein Feuer vom Nachbargebäude auf Ihr Dach übergreift oder umgekehrt. Die PV-Anlage darf hier keine „Brücke“ für die Flammen bilden.
Die wichtigsten Brandschutzmaßnahmen in der Praxis
Um die Sicherheit zu gewährleisten, konzentrieren sich die Vorgaben vor allem auf Abstände und die Wahl des Montagesystems. Diese Maßnahmen sorgen dafür, dass Ihre Anlage den Status einer harten Bedachung erhält.
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Bisher bei uns Ursprünglicher Preis war: 999,00 €799,00 €Aktueller Preis ist: 799,00 €.1. Mindestabstände zu Brandwänden
Eine Brandwand ist eine Mauer, die Gebäude oder Brandabschnitte voneinander trennt und ein Übergreifen von Feuer verhindern soll. Zu diesen Wänden muss Ihre PV-Anlage einen Sicherheitsabstand einhalten.
- Typischer Abstand: In der Regel ist ein Abstand von mindestens 0,5 Metern zur Brandwand erforderlich. Bei traufständigen Brandwänden (also am Rand des Daches) kann dieser Abstand auf bis zu 1,25 Meter anwachsen.
- Warum ist das wichtig? Dieser freie Streifen dient als Brandschneise. Er verhindert, dass Flammen über die PV-Module hinweg auf den nächsten Gebäudeabschnitt übergreifen.
2. Verhinderung der Brandweiterleitung unter den Modulen
Entscheidend ist es, zu verhindern, dass sich ein Feuer unter den Solarmodulen ausbreiten kann. Die aufgeständerte Montage auf Flachdächern schafft einen Hohlraum, in dem sich Hitze stauen und ein Brand ausbreiten könnte.
Hierfür gibt es zwei anerkannte Lösungsansätze:
- Schutzschicht aus nicht brennbarem Material: Die gängigste Methode ist das Auslegen einer Schutzschicht unter der gesamten Anlage. Oft werden hierfür Platten aus Gesteinsgranulat, Beton oder spezielle Brandschutzmatten verwendet. Alternativ kann eine Kiesschüttung von mindestens 5 cm Höhe aufgebracht werden.
- Begrenzung des Abstands: Der Abstand zwischen Dachoberfläche und Modulunterkante darf nicht zu groß sein, um den Kamineffekt zu minimieren. Gleichzeitig muss er ausreichend sein, um eine gute Hinterlüftung zur Kühlung der Module zu gewährleisten. Professionelle Photovoltaik-Montagesysteme sind hier erfahrungsgemäß bereits auf die optimalen Maße ausgelegt.
3. Der Sonderfall Gründach
Ein Gründach ist nicht nur ökologisch wertvoll, sondern eignet sich auch hervorragend für die Photovoltaik. Allerdings stellt trockene Vegetation eine Brandlast dar.
- Extensive Begrünung: Bei Dächern mit niedrig wachsenden, trockenheitsresistenten Pflanzen (z. B. Sedum) ist die Brandlast geringer. Hier ist oft eine Kiesschüttung oder die Verlegung von Gehwegplatten unter und um die Anlage ausreichend.
- Intensive Begrünung: Bei Dächern mit Sträuchern und Gräsern, die eine höhere Brandlast darstellen, sind die Anforderungen strenger und erfordern eine individuelle Planung.
Viele Nutzer entscheiden sich für eine Kombination, bei der die PV-Anlage auf einem Kiesbett installiert wird, das von der restlichen Begrünung umgeben ist.
Was bedeuten die Anforderungen für Ihre Planung und die Kosten?
Diese zusätzlichen Brandschutzmaßnahmen klingen zunächst aufwendig, für Fachbetriebe gehören sie jedoch zur Routine. Diese Punkte sollten daher von Anfang an in die Planung Ihrer PV-Anlage einfließen.
- Wahl des Montagesystems: Entscheiden Sie sich für ein System, das explizit für Weichdächer zugelassen ist. Diese Systeme sind oft ballastiert (mit Gewichten beschwert, um die Dachhaut nicht zu durchdringen) und beinhalten bereits passende Brandschutzwannen oder -matten.
- Kostenfaktor: Rechnen Sie mit leicht höheren Kosten für das Montagesystem. Als Faustregel gilt, dass die brandschutztechnischen Zusatzmaßnahmen die Kosten einer Photovoltaikanlage um etwa 5 bis 10 % erhöhen können. Dieser Aufpreis ist eine Investition in die Sicherheit Ihres Eigentums.
- Fachbetrieb ist entscheidend: Die korrekte Umsetzung der Brandschutzvorgaben ist essenziell. Beauftragen Sie unbedingt einen qualifizierten Installateur, der Erfahrung mit Installationen auf Flach- und Weichdächern hat.
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Gilt das auch für mein Garagendach aus Bitumen?
Ja, die Vorschriften gelten grundsätzlich für alle Gebäude, die der Landesbauordnung unterliegen. Gerade bei Garagen, die oft direkt an das Wohnhaus oder an Nachbargebäude angrenzen, ist die Einhaltung der Abstände zu Brandwänden besonders wichtig.
Wer überprüft, ob die Brandschutzmaßnahmen korrekt umgesetzt wurden?
Die Verantwortung liegt beim Bauherrn und dem ausführenden Fachbetrieb. Im Schadensfall prüft die Versicherung, ob die Anlage nach den geltenden Normen und Vorschriften installiert wurde. Eine mangelhafte Installation kann zum Verlust des Versicherungsschutzes führen.
Kann ich auch ein Balkonkraftwerk auf einem Flachdach installieren?
Ja, auch für Balkonkraftwerke gelten diese Grundsätze. Da die Fläche jedoch deutlich kleiner ist, ist die Umsetzung oft einfacher. Auch hier sollten Sie eine feuerfeste Unterlage (z. B. Bautenschutzmatten) verwenden und Abstand zu brennbaren Materialien halten.
Fazit: Sicherheit durch richtige Planung
Die Installation einer PV-Anlage auf einem Weich- oder Gründach ist sicher und unkompliziert, sofern die spezifischen Brandschutzanforderungen von Anfang an berücksichtigt werden. Die Vorschriften dienen nicht dazu, Ihr Vorhaben zu erschweren, sondern gewährleisten die Sicherheit Ihres Gebäudes und Ihrer Nachbarschaft.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der sorgfältigen Planung und der Auswahl eines erfahrenen Fachbetriebs. Mit dem richtigen Montagesystem und der Einhaltung der geforderten Abstände steht der sauberen Stromerzeugung vom eigenen Dach nichts im Wege.
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