Ein Angebot für eine neue Photovoltaikanlage liegt vor Ihnen – die Zahlen klingen vielversprechend, die versprochene Unabhängigkeit vom Stromnetz lockt. Doch bevor Sie den Vertrag unterzeichnen, bleibt eine leise, aber entscheidende Frage: Ist das Unternehmen, das Sie beauftragen möchten, wirklich so verlässlich, wie es scheint?
In einem boomenden Markt tummeln sich neben etablierten Fachbetrieben auch Neugründungen und Glücksritter. Eine sorgfältige Prüfung des Anbieters ist daher kein Zeichen von Misstrauen, sondern der wichtigste Schritt, um Ihre Investition langfristig zu schützen.
Warum die Prüfung des Solar-Installateurs wichtiger ist als je zuvor
Der Wunsch nach sauberer Energie und sinkenden Stromkosten hat zu einer enormen Nachfrage nach Photovoltaikanlagen geführt. Diese Entwicklung hat viele neue Unternehmen auf den Plan gerufen. Doch nicht jeder Anbieter verfügt über die notwendige finanzielle Stabilität und fachliche Qualifikation. Branchenanalysen zeigen, dass die Zahl der Insolvenzen bei neu gegründeten Handwerksbetrieben im Solarbereich zunimmt.
Die Risiken für Sie als Kunde sind dabei erheblich:
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Verlust der Anzahlung: Geht der Installateur nach Ihrer ersten Zahlung in die Insolvenz, ist das Geld meist verloren.
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Fehlerhafte Installation: Mangelnde Fachkenntnis kann zu Leistungsverlusten, Sicherheitsrisiken oder sogar Schäden am Dach führen.
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Erloschene Gewährleistung: Ein insolventer Betrieb kann keine Gewährleistungsansprüche für die Montage mehr erfüllen.
Ein typisches Szenario: Ein Hausbesitzer leistet eine Anzahlung von 20 % für seine neue Anlage. Wochen später ist die Firma telefonisch nicht mehr erreichbar, die Webseite ist offline. Eine kurze Recherche zeigt: Das Unternehmen hat Insolvenz angemeldet. Die Anzahlung ist verloren und die Suche nach einem neuen, vertrauenswürdigen Partner beginnt von vorn.
Die 5-Schritte-Prüfung: So sichern Sie Ihre Investition ab
Um sich vor solchen Erfahrungen zu schützen, können Sie mit einer systematischen Prüfung die Spreu vom Weizen trennen. Die folgenden fünf Schritte helfen Ihnen, die Seriosität und Kompetenz eines Solarteurs zu bewerten.
1. Der formale Check: Handelsregister und Gewerbeanmeldung
Jedes seriöse Unternehmen in Deutschland ist offiziell registriert. Diese öffentlichen Register sind eine erste, wertvolle Informationsquelle.
Handelsregister: Hier finden Sie grundlegende Informationen wie den offiziellen Firmennamen, den Sitz, den Geschäftsführer und die Rechtsform (z. B. GmbH, UG). Besonders das Gründungsdatum ist aufschlussreich. Ein Unternehmen, das erst vor wenigen Monaten gegründet wurde, kann ein höheres Risiko bergen als ein Betrieb, der seit über zehn Jahren am Markt ist. Sie können die Daten kostenlos auf der Webseite handelsregister.de einsehen.
Gewerbeanmeldung: Fragen Sie nach einer Kopie der Gewerbeanmeldung. Achten Sie darauf, dass das Gewerk (z. B. ‚Elektrotechnik‘ oder ‚Dachdeckerhandwerk‘) zur Installation einer PV-Anlage passt.
Praxisbeispiel: Ein Angebot kommt von einer ‚Solar-Vertriebs UG (haftungsbeschränkt)‘. Die UG ist eine Rechtsform, die oft von Gründern mit wenig Startkapital gewählt wird. Das allein ist kein Ausschlusskriterium, sollte aber Anlass zu einer genaueren Prüfung der weiteren Punkte sein. Eine etablierte GmbH bietet in der Regel mehr finanzielle Sicherheit.
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Ab 2.099,00 €2. Die finanzielle Stabilität: Bonitätsauskünfte einholen
Die Bonität gibt Auskunft über die Kreditwürdigkeit und finanzielle Gesundheit eines Unternehmens. Ein finanziell stabiler Partner ist entscheidend, damit Ihr Projekt nicht an einer Firmeninsolvenz scheitert.
Während eine vollständige Bonitätsprüfung für Privatpersonen schwierig ist, können Sie dennoch wichtige Indizien sammeln:
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Fragen Sie nach Referenzen: Bitten Sie den Anbieter um die Kontaktdaten seiner Hauptlieferanten (z. B. Großhändler für Solarmodule). Ein kurzes Telefonat kann klären, ob Rechnungen dort stets pünktlich bezahlt werden.
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Zahlungsmodalitäten prüfen: Seriöse Unternehmen fordern keine überzogenen Vorauszahlungen. Als Faustregel gilt: Eine Anzahlung von 10–20 % ist üblich. Weitere Zahlungen sollten an konkrete Projektfortschritte gekoppelt sein, etwa nach Lieferung der Komponenten oder nach Abschluss der Montage.
Die Erfahrung zeigt, dass finanziell gesunde Betriebe oft proaktiv ihre Stabilität belegen, zum Beispiel durch eine Bestätigung ihrer Hausbank.
3. Die fachliche Qualifikation: Zertifikate und Meisterbriefe
Der Begriff ‚Solarteur‘ ist rechtlich nicht geschützt. Theoretisch kann sich jeder so nennen. Umso wichtiger ist es, die tatsächliche fachliche Qualifikation zu überprüfen. Für eine sichere und leistungsstarke Installation sind vor allem elektrotechnische Kenntnisse entscheidend.
Achten Sie auf folgende Nachweise:
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Eintrag im Installateurverzeichnis: Für den Anschluss an das öffentliche Stromnetz ist ein zertifizierter Elektroinstallateur unerlässlich. Fragen Sie nach, ob das Unternehmen im Installateurverzeichnis eines Netzbetreibers eingetragen ist.
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Meisterbrief im Elektrotechniker-Handwerk: Im ausführenden Team muss ein Elektromeister die Verantwortung tragen. Lassen Sie sich diesen Nachweis zeigen.
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Herstellerschulungen und Zertifikate: Zertifizierungen von Modul- oder Wechselrichterherstellern (z. B. von Fronius, SMA, Viessmann) zeigen, dass die Mitarbeiter auf die spezifischen Produkte geschult sind.
Eine fachgerechte Installation ist die Grundlage für die maximale Leistung Ihrer Photovoltaikanlage und die Betriebssicherheit.
4. Die Praxiserfahrung: Referenzen und Kundenbewertungen
Nichts ist überzeugender als die Zufriedenheit früherer Kunden. Bitten Sie den Anbieter aktiv um Referenzanlagen in Ihrer Nähe.
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Besichtigung von Referenzanlagen: Seriöse Installateure nennen Ihnen problemlos einige Adressen von bereits fertiggestellten Projekten (selbstverständlich nach Zustimmung der Eigentümer). So können Sie sich selbst ein Bild von der Qualität der Arbeit machen.
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Online-Bewertungen: Portale wie Google oder spezialisierte Handwerkerplattformen geben einen ersten Eindruck. Lesen Sie die Bewertungen jedoch kritisch. Eine Mischung aus sehr guten und wenigen kritischen, aber konstruktiven Kommentaren ist oft authentischer als ausschließlich perfekte Fünf-Sterne-Rezensionen.
Ein praktischer Hinweis: Viele Kunden entscheiden sich für einen lokalen Anbieter. Kurze Anfahrtswege erleichtern nicht nur die Besichtigung von Referenzobjekten, sondern sind auch im Servicefall von Vorteil.
5. Das Bauchgefühl: Persönlicher Kontakt und Vertragsdetails
Zuletzt zählt auch Ihr persönlicher Eindruck. Eine Investition in eine PV-Anlage ist eine langfristige Partnerschaft.
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Beratungsqualität: Nimmt sich der Berater Zeit für Ihre Fragen? Erklärt er technische Details verständlich? Eine gute Beratung zielt darauf ab, die für Sie beste Lösung zu finden, nicht die teuerste.
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Angebots- und Vertragsprüfung: Ist das Angebot transparent und detailliert? Sind alle Komponenten klar benannt? Achten Sie im Vertrag auf faire Zahlungsziele und einen realistischen Zeitplan für die Umsetzung.
Ein Anbieter, der Sie unter Druck setzt (‚Dieses Angebot gilt nur noch heute!‘), ist selten eine gute Wahl.
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6.299,00 €Rote Flaggen: Bei diesen Anzeichen sollten Sie vorsichtig sein
Manche Verhaltensweisen sollten Sie sofort aufhorchen lassen. Halten Sie Ausschau nach diesen Warnsignalen:
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Ungewöhnlich niedrige Preise: Angebote, die deutlich unter dem Marktdurchschnitt liegen, deuten oft auf minderwertige Komponenten oder mangelnde Qualifikation hin. Ein Überblick über die marktüblichen Kosten einer Photovoltaikanlage hilft bei der Einordnung.
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Hoher Verkaufsdruck: Aggressive Verkaufstaktiken und die Forderung nach einer schnellen Unterschrift sind unseriös.
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Forderung nach hohen Vorauszahlungen: Seien Sie misstrauisch, wenn mehr als 30 % der Gesamtsumme noch vor der Materiallieferung gefordert werden.
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Fehlende Transparenz: Wenn Fragen zu Qualifikationen, Referenzen oder zur Firmengeschichte ausweichend beantwortet werden, ist Vorsicht geboten.
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Keine feste Geschäftsadresse: Ein Impressum nur mit Postfach oder Mobilfunknummer ist ein klares Warnsignal.
FAQ – Häufige Fragen zur Auswahl des richtigen Solarteurs
Muss ein Solarteur ein Elektromeister sein?
Nicht zwangsläufig der Inhaber selbst, aber im Betrieb muss ein eingetragener Elektromeister für den fachgerechten Netzanschluss verantwortlich sein. Ohne diese Qualifikation darf die Anlage nicht an das öffentliche Netz angeschlossen werden.
Wie alt sollte eine Installationsfirma mindestens sein?
Es gibt keine feste Regel, aber Unternehmen mit einer Historie von fünf oder mehr Jahren bieten in der Regel eine höhere Stabilität. Eine Neugründung ist nicht per se schlecht, erfordert aber eine besonders gründliche Prüfung der Qualifikationen und der finanziellen Hintergründe.
Was passiert, wenn der Installateur während der Garantiezeit insolvent wird?
In diesem Fall erlischt Ihr Gewährleistungsanspruch auf die Montagearbeiten. Die Produktgarantien für die einzelnen Komponenten (Module, Wechselrichter) bleiben jedoch direkt beim Hersteller bestehen. Die Auswahl eines finanziell stabilen Betriebs minimiert dieses Risiko erheblich.
Reichen Online-Bewertungen aus, um einen Anbieter zu beurteilen?
Online-Bewertungen sind ein guter erster Anhaltspunkt, sollten aber niemals die alleinige Entscheidungsgrundlage sein. Kombinieren Sie sie immer mit den anderen Prüfschritten, etwa der Einsicht ins Handelsregister und der Prüfung von Qualifikationen.
Fazit: Eine sorgfältige Prüfung ist der beste Schutz für Ihre Investition
Die Entscheidung für eine Photovoltaikanlage ist eine Entscheidung für die Zukunft. Damit diese Zukunft sorgenfrei beginnt, ist die Wahl des richtigen Partners unerlässlich. Nehmen Sie sich die Zeit, potenzielle Anbieter genau zu prüfen. Eine sorgfältige Prüfung ist kein unnötiger Aufwand, sondern eine kluge Absicherung Ihrer Investition.
So gerüstet, können Sie eine fundierte Entscheidung treffen und finden einen kompetenten und verlässlichen Solarteur, der Sie auf Ihrem Weg in die Energieunabhängigkeit begleitet. Neutrale Informationsquellen können bei der Orientierung helfen, doch die abschließende Prüfung des ausführenden Betriebs liegt in Ihrer Verantwortung.
Möchten Sie Ihre individuelle Situation besser einschätzen? Nutzen Sie gern unsere herstellerunabhängigen Ratgeber zur Planung Ihrer Anlage. Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie zudem Komplettsets, die auf typische Anlagengrößen und Anforderungen abgestimmt sind.



