Blitzschutz für die PV-Anlage: Wann er Pflicht ist und was Sie bei der Planung beachten müssen

Wenn Sie die Installation einer eigenen Photovoltaik-Anlage planen, denken Sie wahrscheinlich an sonnige Tage, sinkende Stromrechnungen und ein gutes Gewissen. Doch zwischen der Auswahl der Solarmodule und des Wechselrichters wird ein entscheidendes Sicherheitsthema oft übersehen: der Blitzschutz.

Ein direkter Blitzeinschlag ist zwar selten, doch weitaus häufiger sind Überspannungen durch nahegelegene Gewitter. Diese können teure Schäden an Ihrer Anlage und der gesamten Hauselektronik verursachen.

Dieser Beitrag erklärt, wann ein Blitzschutz für Ihre PV-Anlage wirklich Pflicht ist und wie Sie dieses wichtige Thema von Anfang an in Ihre Planung integrieren. So schützen Sie nicht nur Ihre Investition, sondern sorgen auch für maximale Sicherheit.

Der feine Unterschied: Äußerer und innerer Blitzschutz

Um die Anforderungen richtig zu verstehen, muss man zunächst zwischen zwei Arten des Blitzschutzes unterscheiden. Oft werden beide Begriffe verwechselt, doch sie erfüllen unterschiedliche Aufgaben.

  • Äußerer Blitzschutz: Das ist, was man umgangssprachlich als Blitzableiter bezeichnet. Er besteht aus Fangeinrichtungen (z. B. Stäbe auf dem Dachfirst), Ableitungen an der Fassade und einer Erdungsanlage. Bei einem direkten Einschlag leitet er den Blitzstrom sicher in die Erde und schützt so das Gebäude vor einem Brand.

  • Innerer Blitzschutz (Überspannungsschutz): Dieses System schützt Ihre elektrischen Geräte im Haus – vom Fernseher bis zum Wechselrichter Ihrer PV-Anlage. Es wehrt Spannungsspitzen ab, die nicht nur bei einem direkten Einschlag, sondern auch bei Blitzen in bis zu zwei Kilometern Entfernung entstehen können. Genau diese Überspannungen sind die häufigste Ursache für Schäden an der Elektronik.

Für die meisten Eigenheimbesitzer ist vor allem der innere Blitzschutz relevant. Nach den Normen VDE 0100-443 und VDE 0100-534 ist ein solcher Überspannungsschutz für alle Neubauten und bei größeren Modernisierungen der Elektroinstallation seit 2018 ohnehin Pflicht.

Ist ein äußerer Blitzschutz für meine PV-Anlage Pflicht?

Für viele angehende Anlagenbetreiber ist das die zentrale Frage. Die Antwort ist in den meisten Fällen beruhigend: Für ein typisches Einfamilienhaus in Deutschland ist ein äußerer Blitzschutz in der Regel nicht gesetzlich vorgeschrieben.

Die maßgebliche Norm (VDE 0185-305-3) schreibt eine solche Anlage nur für bestimmte Gebäude vor.

Dazu gehören:

  • Gebäude mit einer Höhe von über 20 Metern.
  • Öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser, Schulen oder Versammlungsstätten.
  • Gebäude, in denen explosive oder leicht entzündliche Stoffe gelagert werden.
  • Gebäude, die aufgrund ihrer Lage besonders gefährdet sind (z. B. auf einem ungeschützten Berggipfel).

Praxisbeispiel: Ein klassisches Einfamilienhaus mit Satteldach und einer Höhe von 10 Metern fällt nicht unter diese Pflicht. Ihre lokale Landesbauordnung kann jedoch in seltenen Fällen abweichende Regelungen vorschreiben. Eine kurze Nachfrage beim örtlichen Bauamt kann hier letzte Zweifel ausräumen.

Die Erfahrung zeigt jedoch: Bei den meisten Standard-Wohngebäuden besteht auch bei der Installation einer PV-Anlage keine Pflicht zur Nachrüstung eines äußeren Blitzschutzes. Der Fokus liegt stattdessen auf der fachgerechten Integration des inneren Schutzes.

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Planung ist alles: Die PV-Anlage in ein Blitzschutzkonzept integrieren

Die konkrete Planung hängt davon ab, ob auf Ihrem Dach bereits ein äußerer Blitzschutz vorhanden ist oder nicht.

Szenario 1: Es ist kein äußerer Blitzschutz vorhanden (der Regelfall)

Wenn Ihr Haus, wie die meisten Eigenheime, über keinen äußeren Blitzschutz verfügt, konzentrieren sich die Maßnahmen auf zwei wesentliche Punkte:

  1. Potenzialausgleich: Das klingt technisch, ist aber ein fundamentaler Sicherheitsschritt. Alle metallischen, leitfähigen Teile Ihrer PV-Anlage – also die Modulrahmen und das Montagesystem – müssen über ein Erdungskabel mit der Haupterdungsschiene Ihres Hauses verbunden werden. So wird sichergestellt, dass im Fehlerfall keine gefährlichen Spannungen an berührbaren Teilen anliegen. Dieser Schritt ist fester Bestandteil jeder fachgerechten Installation.

  2. Überspannungsschutz (SPDs): Um Ihren Wechselrichter und andere empfindliche Geräte zu schützen, ist die Installation von Überspannungsschutzgeräten (Surge Protection Devices, SPDs) unerlässlich. Diese Investition lohnt sich erfahrungsgemäß in jedem Fall. Empfohlen wird ein sogenannter Typ-2-Ableiter auf beiden Seiten: auf der Gleichstromseite (DC) zwischen den Solarmodulen und dem Wechselrichter sowie auf der Wechselstromseite (AC) zwischen dem Wechselrichter und dem Hausnetz.

Szenario 2: Es ist ein äußerer Blitzschutz vorhanden

Verfügt Ihr Gebäude bereits über ein Blitzschutzsystem, wird die Planung anspruchsvoller. Hierbei ist entscheidend, dass die PV-Module die Schutzfunktion der bestehenden Anlage nicht beeinträchtigen. Hier kommt der sogenannte Trennungsabstand „s“ ins Spiel.

Stellen Sie es sich bildlich vor: Wenn der Blitz in den Blitzableiter einschlägt, fließt ein enormer Strom. Ist Ihre PV-Anlage zu nah an den Leitungen des Blitzschutzes montiert, kann dieser Strom auf Ihre Anlage „überspringen“ und dort schwere Schäden verursachen. Der Trennungsabstand ist ein berechneter Sicherheitsabstand, der genau das verhindert.

Die Berechnung und Einhaltung dieses Abstands ist eine Aufgabe für eine zertifizierte Blitzschutz-Fachkraft. Wenn der Abstand baulich nicht eingehalten werden kann, muss die PV-Anlage stattdessen direkt und leitend mit dem Blitzschutzsystem verbunden werden. Dies wiederum erfordert leistungsfähigere Überspannungsableiter (Typ 1/2).

Wichtiger Hinweis für Heimwerker: Die Integration einer PV-Anlage in ein bestehendes äußeres Blitzschutzsystem muss unbedingt von einem Spezialisten geplant und geprüft werden. Eigenmächtige Installationen können hier die gesamte Schutzwirkung aufheben und zu einem erheblichen Sicherheitsrisiko werden.

Was bedeutet das für meine Versicherung?

Eine Photovoltaik-Anlage stellt eine Wertsteigerung Ihres Gebäudes dar. Melden Sie die Installation daher unbedingt Ihrer Wohngebäudeversicherung. Eine fachgerecht installierte Anlage, die alle normativen Anforderungen – inklusive des notwendigen Überspannungsschutzes – erfüllt, ist in der Regel problemlos mitversichert.

Sollte für Ihr Gebäude ein äußerer Blitzschutz vorgeschrieben sein und Sie ignorieren diese Pflicht, kann die Versicherung im Schadensfall die Leistung verweigern. Eine sichere und vorschriftsmäßige Installation schützt also nicht nur Ihre Technik, sondern auch Ihren Geldbeutel.

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FAQ – Häufige Fragen zum Blitzschutz bei PV-Anlagen

Brauche ich für ein Balkonkraftwerk auch einen Blitzschutz?
Für kleine Stecker-Solaranlagen gelten vereinfachte Regeln. Ein äußerer Blitzschutz ist nicht erforderlich. Um die Elektronik des Modulwechselrichters und Ihre Haushaltsgeräte zu schützen, wird jedoch die Verwendung einer hochwertigen Steckdosenleiste mit integriertem Überspannungsschutz dringend empfohlen. Auch die Anmeldung eines Balkonkraftwerks ist deutlich unkomplizierter als bei großen Dachanlagen.

Was kostet ein Blitzschutzsystem?
Die Kosten variieren stark. Ein nachgerüsteter äußerer Blitzschutz für ein durchschnittliches Einfamilienhaus kostet typischerweise zwischen 2.000 und 5.000 Euro. Der notwendige innere Überspannungsschutz (Installation von SPDs) ist mit 300 bis 800 Euro inklusive Einbau durch einen Elektriker deutlich günstiger.

Wer darf den Blitzschutz installieren?
Hier muss klar unterschieden werden: Den inneren Blitzschutz (Potenzialausgleich, SPDs) installiert der qualifizierte Elektriker, der auch die PV-Anlage anschließt. Eine äußere Blitzschutzanlage darf nur von einer zertifizierten Blitzschutz-Fachkraft errichtet oder verändert werden.

Muss ich den Blitzschutz nach der Installation der PV-Anlage melden?
Den Blitzschutz selbst müssen Sie nicht gesondert melden. Jedoch ist die Anmeldung Ihrer PV-Anlage beim Netzbetreiber und im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur gesetzlich vorgeschrieben. In den Installationsunterlagen sollte der Nachweis über die fachgerechten Schutzmaßnahmen dokumentiert sein.

Wie kann ich den Eigenverbrauch optimieren, wenn ich Angst vor Gewittern habe?
Ein gut geschütztes System ist ein zuverlässiges System. Ein solider innerer Blitzschutz stellt sicher, dass Ihre Anlage auch nach einem Gewitter in der Nachbarschaft reibungslos weiterarbeitet. So können Sie ganzjährig sorgenfrei Ihren Eigenverbrauch optimieren und Ihre Stromkosten nachhaltig senken.

Fazit: Sicherheit geht vor

Das Thema Blitzschutz mag auf den ersten Blick komplex wirken, lässt sich aber auf wenige Kernpunkte reduzieren:

  • Ein äußerer Blitzschutz ist für die meisten Einfamilienhäuser keine Pflicht.

  • Ein innerer Überspannungsschutz ist zum Schutz Ihrer Investition unerlässlich und bei Neubauten oder Sanierungen ohnehin vorgeschrieben.

  • Wenn bereits ein äußerer Blitzschutz existiert, ist die Planung durch eine Fachkraft zwingend erforderlich.

Eine sorgfältige Planung sorgt nicht nur für die Einhaltung der Vorschriften, sondern gibt Ihnen auch die Gewissheit, dass Ihre Anlage über viele Jahre sicher und zuverlässig Strom produziert.

Weitere praxisnahe Informationen zur Auswahl der richtigen Komponenten und zur fachgerechten Installation finden Sie direkt auf Photovoltaik.info.

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