Ein Stromspeicher für die eigene Photovoltaikanlage vermittelt ein beruhigendes Gefühl der Unabhängigkeit. Doch was passiert, wenn das öffentliche Netz tatsächlich ausfällt? Funktioniert die Notstromversorgung wie erwartet?
Wahre Sicherheit gibt Ihnen nicht der bloße Besitz eines Systems, sondern das geprüfte Vertrauen in seine Funktion. Eine aktuelle Studie des BDEW zeigt, dass für 85 % der Besitzer einer Photovoltaikanlage mit Speicher die Notstromfähigkeit ein entscheidendes Kriterium ist. Dieser Beitrag führt Sie sicher durch die Simulation eines Stromausfalls, damit Sie im Ernstfall bestens vorbereitet sind.
Warum ein regelmäßiger Test Ihres Notstromsystems unverzichtbar ist
Die durchschnittliche Dauer von Stromunterbrechungen in Deutschland lag laut Bundesnetzagentur im Jahr 2023 zwar bei nur 12,2 Minuten, doch die Ursachen sind oft unvorhersehbar. Externe Einflüsse wie extreme Wetterereignisse oder Wartungsarbeiten am Netz können laut E-Control Austria jederzeit zu längeren Ausfällen führen.
Ein geplanter Blackout-Test ist wie eine Brandschutzübung: Man führt sie nicht durch, weil man ein Feuer erwartet, sondern um sicherzustellen, dass im Ernstfall alle Systeme reibungslos funktionieren.
Ein kontrollierter Test bietet klare Vorteile:
- Funktionssicherheit prüfen: Sie stellen sicher, dass die Umschaltung vom Netz- auf den Inselbetrieb reibungslos stattfindet.
- Versorgte Verbraucher identifizieren: Sie finden heraus, welche Steckdosen, Lichtschalter und Geräte tatsächlich mit Notstrom versorgt werden, was oft zu Überraschungen führt.
- Batteriekapazität einschätzen: Sie bekommen ein realistisches Gefühl dafür, wie lange Ihr Speicher die wichtigsten Verbraucher versorgen kann.
- Optimierungspotenziale erkennen: Sie decken eventuelle Schwachstellen in der Konfiguration auf, bevor ein echter Notfall eintritt.
Die Grundlagen: Wie funktioniert Notstrom aus der PV-Anlage?
Bei einem Netzausfall trennt sich eine notstromfähige Photovoltaikanlage mit Speicher automatisch vom öffentlichen Stromnetz und baut ein eigenes, internes Inselnetz auf. Der Wechselrichter und der Batteriespeicher übernehmen dann die Versorgung ausgewählter Stromkreise im Haus.
Eine spezielle Umschalteinrichtung sorgt für die sichere Trennung und den nahtlosen Übergang. Detaillierte Informationen zur Funktionsweise und den verschiedenen Systemen finden Sie in unserem Beitrag: Was ist eine Notstromfunktion?

Die Erfahrung zeigt, dass viele Nutzer erst bei einem Test feststellen, dass nicht das gesamte Haus, sondern nur vorab definierte, essenzielle Stromkreise versorgt werden, etwa für Heizung, Kühlschrank, Licht und Internet. Dies ist eine bewusste und sinnvolle Planung, um die gespeicherte Energie möglichst lange zu nutzen.
Die sichere Simulation: Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Blackout-Test
Sicherheitshinweis: Diese Anleitung richtet sich an technisch versierte Anlagenbetreiber. Arbeiten am Sicherungskasten bergen Risiken. Wenn Sie sich unsicher sind, ziehen Sie unbedingt einen qualifizierten Elektriker hinzu.
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Ab 1.299,00 €1. Vorbereitung: Der richtige Zeitpunkt und die richtige Checkliste
Wählen Sie für den Test einen Tag mit ausreichend Sonnenschein, damit Ihre PV-Anlage während des Tests Energie erzeugen kann. Idealerweise ist Ihr Stromspeicher zu mindestens 80 % geladen.
- Informieren Sie alle Haushaltsmitglieder über den geplanten Test, damit niemand überrascht wird.
- Schalten Sie empfindliche Geräte wie Computer oder Server vor dem Test kontrolliert aus.
- Halten Sie eine Taschenlampe bereit und legen Sie Stift und Papier zurecht, um Ihre Beobachtungen zu notieren.
2. Die Simulation: Das Stromnetz kontrolliert trennen
Der Kern des Tests ist die Trennung Ihres Hauses vom öffentlichen Stromnetz. Dazu schalten Sie den Hauptschutzschalter (oft ein FI-Schalter oder ein Hauptsicherungsautomat) in Ihrem Sicherungskasten aus.

Nach dem Umlegen des Schalters dauert es einen kurzen Moment – wenige Sekunden bis zu einer Minute –, bis Ihre Notstromversorgung anspringt. Ein kurzes Flackern der Lichter ist dabei normal.
3. Die Überprüfung: Was funktioniert noch?
Gehen Sie nun systematisch durch Ihr Haus und prüfen Sie, welche Geräte und Steckdosen noch Strom haben.
- Licht: Testen Sie die Lichtschalter in allen wichtigen Räumen.
- Steckdosen: Nutzen Sie ein kleines Gerät wie ein Handyladegerät, um die Funktion der Steckdosen zu prüfen.
- Wichtige Verbraucher: Funktionieren Kühlschrank, Internet-Router und Heizungssteuerung noch?
Praxisbeispiel: Ein typisches Szenario, das Anlagenbetreiber oft entdecken: Die Kaffeemaschine in der Küche läuft, aber die wichtige Gefriertruhe im Keller ist stromlos, weil sie an einem nicht notstromversorgten Stromkreis angeschlossen ist. Solche Erkenntnisse sind der Hauptgewinn eines Tests.
4. Die Analyse: Kapazität und Verbrauch im Blick
Beobachten Sie die Anzeige Ihres Stromspeichers oder die zugehörige App. Wie verhält sich der Ladezustand (State of Charge, SoC)? Um ein Gefühl für die Kapazität zu bekommen, schalten Sie für einige Minuten einen größeren Verbraucher wie einen Wasserkocher an und beobachten Sie, wie stark der Ladestand sinkt.
Laut einer Studie des Fraunhofer ISE gilt die Faustregel, dass ein 10-kWh-Speicher einen durchschnittlichen Haushalt für etwa 24 Stunden mit dem Nötigsten versorgen kann. Mit diesem Test können Sie einschätzen, wie realistisch dieser Wert für Ihren individuellen Stromverbrauch im Haushalt ist.
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12.999,00 €5. Der Abschluss: Das System wieder in den Normalbetrieb versetzen
Nach Abschluss Ihrer Prüfungen, die etwa 15 bis 30 Minuten dauern sollten, schalten Sie den Hauptschutzschalter wieder ein. Ihr System sollte sich automatisch mit dem öffentlichen Netz synchronisieren und in den Normalbetrieb zurückkehren. Der Stromspeicher wird nun wieder über die PV-Anlage oder das Netz geladen. Dokumentieren Sie Ihre Ergebnisse für zukünftige Tests.
Auswertung des Tests: Typische Ergebnisse und was sie bedeuten
Halten Sie Ihre Ergebnisse fest, um bei Bedarf die richtigen Schlüsse zu ziehen. Eine einfache Checkliste kann dabei helfen.

- Szenario 1: Alles läuft wie erwartet. Herzlichen Glückwunsch! Ihr System ist einsatzbereit. Planen Sie den nächsten Test in etwa einem Jahr.
- Szenario 2: Die Umschaltung funktioniert, aber wichtige Geräte sind ohne Strom. Kontaktieren Sie Ihren Elektriker. Oft ist es unkompliziert möglich, die entsprechenden Stromkreise in die Notstromversorgung einzubinden.
- Szenario 3: Die Batterie entlädt sich unerwartet schnell. Dies deutet darauf hin, dass während des Notstrombetriebs zu viele oder zu große Verbraucher aktiv sind. Prüfen Sie Ihre Liste und überlegen Sie, welche Geräte im Ernstfall verzichtbar sind. Eventuell muss auch die optimale Größe Ihres Stromspeichers neu bewertet werden.
- Szenario 4: Die Umschaltung auf Notstrom findet gar nicht statt. Das ist ein klares Warnsignal. Überprüfen Sie die Einstellungen Ihres Wechselrichters. Besteht das Problem weiterhin, kontaktieren Sie umgehend Ihren Installateur.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Blackout-Test
Wie oft sollte ich einen Blackout-Test durchführen?
Erfahrungsgemäß reicht ein Test ein- bis zweimal pro Jahr aus. Ein guter Zeitpunkt ist beispielsweise vor Beginn des Winters, wenn das Risiko für witterungsbedingte Netzausfälle steigt.
Ist das Ausschalten der Hauptsicherung gefährlich?
Nein, Hauptschutzschalter sind genau dafür ausgelegt, die Stromversorgung sicher zu unterbrechen. Solange Sie nur diesen Schalter betätigen und nicht im offenen Sicherungskasten arbeiten, ist der Vorgang sicher. Bei Unsicherheit gilt jedoch immer: Fachmann hinzuziehen.
Kann meine PV-Anlage dabei Schaden nehmen?
Eine professionell installierte und konfigurierte Anlage nimmt durch einen kontrollierten Test keinen Schaden. Die Komponenten wie Wechselrichter und Umschalteinrichtung sind für diesen Vorgang konzipiert.
Was mache ich, wenn der Test fehlschlägt?
Bewahren Sie Ruhe. Versetzen Sie das System zunächst wieder in den Normalbetrieb, indem Sie die Hauptsicherung einschalten. Dokumentieren Sie das Fehlerbild so genau wie möglich und kontaktieren Sie den Fachbetrieb, der die Anlage installiert hat.
Fazit: Mit regelmäßigen Tests zur echten Autarkie
Eine Photovoltaikanlage mit Notstromfunktion ist eine wertvolle Investition in Ihre Unabhängigkeit und Versorgungssicherheit. Doch erst der regelmäßige, kontrollierte Blackout-Test verwandelt die theoretische Möglichkeit in eine verlässliche Realität.
Mit geringem Aufwand stellen Sie sicher, dass Sie im Fall eines echten Stromausfalls nicht im Dunkeln stehen, sondern die Früchte Ihrer Investition genau dann ernten, wenn es darauf ankommt.
Weitere praxisnahe Informationen zur Auswahl der richtigen Komponenten finden Sie direkt auf Photovoltaik.info. Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie zudem Komplettsets, die bereits auf typische Anlagengrößen und den Notstrombetrieb abgestimmt sind.



