Bausparvertrag für die PV-Anlage: Eine sinnvolle Finanzierung?

Die Entscheidung für eine eigene Photovoltaikanlage ist oft schnell getroffen – die Frage nach der Finanzierung hingegen erfordert meist mehr Bedenkzeit. Neben klassischen Bankkrediten gerät eine oft übersehene Option in den Fokus: der Bausparvertrag. Obwohl ursprünglich für den Hausbau konzipiert, erweist er sich als überraschend flexibles Instrument für die energetische Modernisierung. Wir erklären Ihnen, wann sich diese Finanzierungsform lohnt, welche Voraussetzungen gelten und wie sie im Vergleich zu anderen Krediten abschneidet.
Was ist ein Bausparvertrag und wie funktioniert er?
Ein Bausparvertrag ist im Kern ein Sparprodukt mit einem festgeschriebenen Anspruch auf ein zinsgünstiges Darlehen. Er besteht aus zwei Phasen:
- Die Ansparphase: Sie zahlen regelmäßig in den Vertrag ein, bis ein vertraglich vereinbartes Mindestguthaben (meist 40–50 % der Bausparsumme) erreicht ist. In dieser Zeit erhalten Sie Zinsen auf Ihr Guthaben.
- Die Darlehensphase: Sobald der Vertrag „zuteilungsreif“ ist, können Sie über Ihr angespartes Guthaben und das zinsgünstige Bauspardarlehen verfügen. Der entscheidende Vorteil: Der Zinssatz für das Darlehen wird bereits bei Vertragsabschluss festgelegt und bleibt über die gesamte Laufzeit stabil.
Traditionell dient dieses Modell dem Kauf oder Bau einer Immobilie. Doch die Verwendungsregeln sind heute deutlich flexibler.
Darf man eine Photovoltaikanlage mit einem Bausparvertrag finanzieren?
Die klare Antwort lautet: Ja, das ist möglich und wird von den meisten Bausparkassen anerkannt. Der Schlüsselbegriff hierfür ist die „wohnwirtschaftliche Verwendung“. Das Bausparkassengesetz schreibt vor, dass die Mittel für Maßnahmen rund um die Immobilie genutzt werden müssen. Eine Photovoltaikanlage, die fest mit dem Gebäude verbunden ist, fällt eindeutig darunter. Sie gilt als Modernisierungsmaßnahme, die den Wert der Immobilie steigert.
Das schließt in der Regel auch alle zugehörigen Komponenten ein, wie zum Beispiel einen Stromspeicher, den Wechselrichter oder die Installation einer Wallbox für ein Elektroauto.
Praxisbeispiel: Eine Familie möchte ihr Dach mit einer 10-kWp-Anlage inklusive Speicher ausstatten. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 20.000 €. Da die Anlage fest auf dem Hausdach montiert wird und den Eigenverbrauch des Haushalts deckt, wird dies als wohnwirtschaftliche Maßnahme anerkannt und kann über einen Bausparvertrag finanziert werden.
So nutzen Sie den Bausparvertrag für Ihre PV-Anlage: Drei Szenarien
Je nach persönlicher Situation gibt es verschiedene Wege, die Finanzierung umzusetzen. Da die benötigte Gesamtsumme stark von der Größe und Ausstattung Ihrer Anlage abhängt, ist eine genaue Übersicht der Investitionen eine wichtige Planungshilfe. Informieren Sie sich daher im Detail über die aktuellen Kosten einer Photovoltaikanlage.
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Bisher bei uns Ursprünglicher Preis war: 999,00 €799,00 €Aktueller Preis ist: 799,00 €.Szenario 1: Der zuteilungsreife Bausparvertrag
Dies ist der Idealfall. Sie haben bereits einen Bausparvertrag, in den Sie über Jahre eingezahlt haben und der nun zuteilungsreif ist. Sie können das angesparte Guthaben und das zinsgünstige Darlehen sofort abrufen, um Ihre PV-Anlage zu finanzieren. Dieses Vorgehen ist nicht nur unkompliziert, sondern sichert Ihnen auch die bereits vereinbarten, günstigen Zinsen.
Szenario 2: Einen neuen Bausparvertrag abschließen
Wenn Sie noch keinen Vertrag haben, können Sie einen neuen abschließen, um langfristig für eine PV-Anlage zu sparen. Dies ist eine strategische Entscheidung. Sie sparen einige Jahre an und sichern sich die heute gültigen, meist niedrigen Darlehenszinsen für die Zukunft. Dieser Weg eignet sich vor allem dann, wenn die Anschaffung der Anlage erst in etwa 7 bis 10 Jahren geplant ist.
Szenario 3: Die Bauspar-Sofortfinanzierung
Für die meisten dürfte dies der relevanteste Weg sein. Sie möchten die Anlage jetzt installieren, haben aber keinen zuteilungsreifen Vertrag. Die Lösung ist ein Kombinationsprodukt, das oft als „Bauspar-Sofortfinanzierung“ oder „Vorausdarlehen“ bezeichnet wird.
So funktioniert es:
- Auszahlung: Sie erhalten die benötigte Summe sofort über ein Vorausdarlehen von der Bausparkasse.
- Ansparphase beginnt: Gleichzeitig schließen Sie einen neuen Bausparvertrag über die gleiche Summe ab und beginnen, diesen zu besparen.
- Doppelte Zahlung: Für eine gewisse Zeit zahlen Sie Zinsen für das Vorausdarlehen und gleichzeitig die Sparraten für den Bausparvertrag.
- Ablösung: Sobald der Bausparvertrag zuteilungsreif ist, löst das Guthaben zusammen mit dem Bauspardarlehen das teurere Vorausdarlehen auf einen Schlag ab.
- Tilgungsphase: Ab diesem Zeitpunkt zahlen Sie nur noch die Raten für das zinsgünstige Bauspardarlehen zu den ursprünglich vereinbarten Konditionen.
Bausparvertrag vs. klassischer Ratenkredit: Ein Kostenvergleich
Welche Finanzierungsform ist die bessere Wahl? Das hängt von Ihren Prioritäten ab: maximale Sicherheit oder minimaler Gesamtkostenaufwand.
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12.999,00 €Der Bausparvertrag (als Sofortfinanzierung)
Vorteile:
- Absolute Zinssicherheit: Der Darlehenszins ist von Anfang an für die gesamte Laufzeit festgeschrieben. Spätere Zinserhöhungen am Markt beeinflussen Ihre Finanzierung also nicht.
- Kein Grundbucheintrag: Für Summen bis 30.000 € oder sogar 50.000 € verzichten die meisten Bausparkassen auf eine Eintragung ins Grundbuch. Das spart Notar- und Gerichtskosten.
- Sondertilgungen: Meist sind jederzeit kostenlose Sondertilgungen möglich.
- Staatliche Förderung: Unter bestimmten Einkommensgrenzen können Sie von der Wohnungsbauprämie profitieren. Informieren Sie sich über die allgemeine Förderung für Photovoltaik, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen.
Nachteile:
- Höhere Anfangskosten: Durch die parallele Zahlung von Zinsen und Sparraten kann die monatliche Belastung in den ersten Jahren höher ausfallen.
- Abschlussgebühr: Für den Abschluss des Bausparvertrags fällt eine Gebühr an (meist 1–1,6 % der Bausparsumme).
- Komplexität: Das Modell der Sofortfinanzierung ist weniger transparent als ein einfacher Ratenkredit.
Der klassische Ratenkredit (Solarkredit)
Vorteile:
- Einfachheit und Schnelligkeit: Der Prozess ist unkompliziert und die Auszahlung erfolgt meist sehr schnell.
- Potenziell günstiger: In Niedrigzinsphasen kann der effektive Jahreszins eines klassischen Kredits niedriger ausfallen als die Gesamtkosten der Bauspar-Sofortfinanzierung.
- Keine Abschlussgebühr: Es fallen keine separaten Gebühren für den Vertragsabschluss an.
Nachteile:
- Zinsrisiko: Die Zinsbindung ist oft auf 5 oder 10 Jahre begrenzt. Für eine mögliche Anschlussfinanzierung gilt dann der zukünftige, noch unbekannte Marktzins.
- Weniger Flexibilität bei Sondertilgungen: Oft sind Sondertilgungen nur begrenzt oder gegen eine Vorfälligkeitsentschädigung möglich.
- Grundbucheintrag möglich: Bei höheren Summen oder je nach Bonität kann die Bank eine Absicherung im Grundbuch verlangen.
Für wen lohnt sich der Bausparvertrag zur PV-Finanzierung?
Die Wahl des richtigen Finanzierungsweges ist eine sehr persönliche Entscheidung. Die Erfahrung zeigt jedoch, für welche Hausbesitzer ein Bausparvertrag besonders geeignet ist.
Ein Bausparvertrag ist eine ausgezeichnete Wahl, wenn Sie:
- Auf maximale Sicherheit und Planbarkeit setzen: Sie möchten sich vor steigenden Zinsen schützen und über 15 bis 20 Jahre eine exakt kalkulierbare Rate haben.
- Einen Grundbucheintrag vermeiden möchten: Die PV-Anlage kostet in der Regel unter 30.000 €, sodass Sie die Kosten und den Aufwand für den Notar sparen.
- Bereits einen zuteilungsreifen Vertrag besitzen: In diesem Fall ist das Bauspardarlehen fast immer die günstigste und einfachste Option.
Ein klassischer Ratenkredit könnte besser passen, wenn Sie:
- Die absolut niedrigsten Gesamtkosten im aktuellen Niedrigzinsumfeld anstreben.
- Maximale Einfachheit und einen schnellen, unkomplizierten Prozess bevorzugen.
- Bereit sind, das Zinsrisiko für eine mögliche Anschlussfinanzierung in Kauf zu nehmen.
Letztendlich ist ein genauer Vergleich der konkreten Angebote entscheidend. Holen Sie sich immer ein Angebot für beide Varianten ein und vergleichen Sie den effektiven Jahreszins sowie die Gesamtkosten über die gesamte Laufzeit.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Muss für ein Bauspardarlehen ein Grundbucheintrag erfolgen?
Nein, für Darlehenssummen, die für eine typische PV-Anlage ausreichen (oft bis 30.000 € oder 50.000 €), verzichten die meisten Bausparkassen auf eine Eintragung ins Grundbuch. Dies ist ein erheblicher Kosten- und Geschwindigkeitsvorteil.
Kann ich auch einen Batteriespeicher oder eine Wallbox mitfinanzieren?
Ja. Solange diese Komponenten fest mit dem Gebäude verbunden sind und der energetischen Modernisierung dienen, fallen sie unter die wohnwirtschaftliche Verwendung und können mitfinanziert werden.
Wie lange dauert es, bis ein neu abgeschlossener Bausparvertrag zuteilungsreif ist?
Das hängt vom gewählten Tarif und Ihrer monatlichen Sparrate ab. In der Regel müssen Sie mit einer Ansparzeit von 7 bis 10 Jahren rechnen, bis die Kriterien für die Zuteilung erfüllt sind. Genau aus diesem Grund ist für eine sofortige Anschaffung das Modell der Sofortfinanzierung so verbreitet.
Was passiert, wenn ich die Bausparsumme nicht komplett für die PV-Anlage benötige?
Das ist kein Problem. Sie können das Darlehen in der Regel auch nur anteilig abrufen. Das Restguthaben bzw. der verbleibende Darlehensanspruch kann für zukünftige Modernisierungen am Haus (z. B. neue Fenster, Heizung) genutzt werden.
Der Bausparvertrag erweist sich somit als bewährtes und sicheres Instrument zur Finanzierung Ihrer Photovoltaikanlage, das hervorragende Planbarkeit bietet und vor Zinsrisiken schützt. Ob er für Sie die beste Wahl ist, hängt letztlich von Ihrer individuellen Risikobereitschaft und Finanzplanung ab.
Eine klare Vorstellung von Ihrer Wunschanlage ist die beste Grundlage, um die Finanzierungssumme zu kalkulieren. Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie Komplettsets, die auf typische Anlagengrößen für Eigenheime abgestimmt sind.



