Balkonkraftwerk Ertrag im Winter: Realistische Erwartungen und Optimierungs-Tipps

Die Tage werden kürzer, die Sonne zeigt sich seltener und steht tief am Horizont. Viele Besitzer eines Balkonkraftwerks stellen sich in dieser Zeit zu Recht die Frage: Lohnt sich der Betrieb meiner Mini-Solaranlage in der dunklen Jahreszeit überhaupt noch?

Die Antwort ist ein klares Ja. Wichtig ist jedoch, mit realistischen Erwartungen an den Winterertrag heranzugehen und das Potenzial der Anlage voll auszuschöpfen.

In diesem Beitrag erfahren Sie, welchen Stromertrag Sie von Oktober bis März erwarten können, welche Faktoren die Leistung beeinflussen und mit welchen einfachen Tipps Sie auch im Winter das Beste aus Ihrem Balkonkraftwerk herausholen.

Realistische Erwartungen: Was leistet ein Balkonkraftwerk im Winter?

Während Ihr Balkonkraftwerk in den Sommermonaten auf Hochtouren läuft, sind die Erträge im Winter naturgemäß geringer. Das liegt vor allem an der geringeren Anzahl an Sonnenstunden und dem flacheren Winkel, in dem die Sonnenstrahlen auf die Erde treffen.

Als Faustregel können Sie davon ausgehen, dass ein Balkonkraftwerk in den Wintermonaten – also etwa von Oktober bis März – nur rund 10 % bis 25 % des Ertrags eines Sommermonats erzeugt. Konkret bedeutet das: Pro 100 Wattpeak (Wp) installierter Modulleistung können Sie im gesamten Winterhalbjahr mit einem Ertrag von etwa 5 bis 15 Kilowattstunden (kWh) rechnen.

Ein Praxisbeispiel: Ein typisches Balkonkraftwerk mit 600 Wp erzeugt im Juli beispielsweise 70-80 kWh Strom. Im Januar sind es hingegen oft nur 10-15 kWh. Auch wenn diese Zahlen deutlich niedriger sind, liefern sie dennoch einen wertvollen Beitrag, um Ihre Grundlast zu decken.

Ein Balkonkraftwerk im Winter mit leichtem Schneebefall, die Sonne steht tief

Die entscheidenden Faktoren für Ihren Winterertrag

Verschiedene Einflüsse bestimmen, wie viel Strom Ihre Anlage im Winter produziert. Einige davon können Sie aktiv beeinflussen, andere sind wetterbedingt.

Sonneneinstrahlung und Sonnenstand

Der offensichtlichste Faktor ist die geringere Sonneneinstrahlung. Im Dezember gibt es in Deutschland nur etwa halb so viele Sonnenstunden wie im August. Zudem steht die Sonne deutlich tiefer am Himmel, weshalb die Strahlen in einem flacheren Winkel auf die Solarmodule treffen, was die Energieintensität pro Flächeneinheit reduziert.

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Witterungsbedingungen

Anhaltender Nebel, dichte Wolkendecken oder starker Schneefall können die Stromproduktion stark einschränken oder sogar komplett zum Erliegen bringen. Eine Schneeschicht auf den Modulen blockiert das Sonnenlicht vollständig. Auch Verschmutzungen durch Laub oder Staub, die im Herbst aufgewirbelt werden, können den Ertrag mindern.

Die Temperatur: Ein überraschender Vorteil

Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass Solarmodule Wärme lieben. Das Gegenteil ist der Fall: Hohe Temperaturen senken den Wirkungsgrad von Photovoltaikmodulen. Die kalte, klare Winterluft ist deshalb ideal für die Leistung Ihrer Anlage. An einem sonnigen, aber eiskalten Februartag kann Ihr Balkonkraftwerk beeindruckende Spitzenleistungen erzielen – oft sogar mehr als an einem heißen Sommertag zur gleichen Uhrzeit.

So optimieren Sie den Ertrag Ihres Balkonkraftwerks im Winter

Auch wenn Sie das Wetter nicht ändern können, gibt es einige effektive Maßnahmen, um die Leistung Ihrer Mini-Solaranlage in der kalten Jahreszeit zu maximieren.

1. Die optimale Ausrichtung anpassen

Dies ist der wichtigste Hebel zur Ertragssteigerung im Winter. Während im Sommer ein flacherer Anstellwinkel von etwa 30–35 Grad ideal ist, um die hochstehende Sonne einzufangen, ist im Winter ein deutlich steilerer Winkel von 60 bis 70 Grad vorteilhaft. Durch diese Anpassung treffen die Strahlen der tiefstehenden Wintersonne senkrechter auf die Moduloberfläche, was den Energieertrag maximiert.

Viele Halterungen für Balkonkraftwerke ermöglichen eine flexible Winkeleinstellung. Es lohnt sich, diese Möglichkeit zur saisonalen Anpassung zu nutzen, da dies den Winterertrag spürbar verbessern kann. Eine optimale Ausrichtung ist ohnehin entscheidend für den gesamten Jahresertrag.

Infografik, die den optimalen Anstellwinkel im Sommer (ca. 30°) und Winter (ca. 60°) vergleicht

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2. Module sauber und schneefrei halten

Eine saubere Oberfläche ist essenziell für eine gute Leistung. Entfernen Sie im Herbst regelmäßig Laub und Schmutz von den Modulen. Im Winter ist es wichtig, die Module von Schnee zu befreien. Bereits eine dünne Schneedecke kann die Stromproduktion komplett stoppen.

Sicherheitshinweis: Bitte achten Sie bei der Reinigung stets auf Ihre Sicherheit. Verwenden Sie weiche Besen oder Abzieher mit Teleskopstiel und vermeiden Sie kratzende Werkzeuge. Betreten Sie niemals vereiste oder unsichere Bereiche.

Nahaufnahme eines sauberen Solarmoduls, das die tiefstehende Wintersonne reflektiert

3. Verschattung minimieren

Im Winter wirft die tiefstehende Sonne längere Schatten. Ein Baum oder Nachbargebäude, die im Sommer kein Problem darstellten, können nun Teile Ihrer Anlage verschatten. Überprüfen Sie die Situation und passen Sie den Standort der Module nach Möglichkeit an, um Verschattungen, besonders in der Mittagszeit, zu vermeiden.

Tipp aus der Praxis: Sogenannte bifaziale Module, die auch auf der Rückseite Strom erzeugen können, bieten im Winter einen leichten Vorteil. Reflektiert eine Schneedecke oder eine helle Wand Licht auf die Rückseite des Moduls, steigert das den Ertrag zusätzlich um einige Prozentpunkte.

Wirtschaftlichkeit im Fokus: Lohnt sich der Betrieb trotzdem?

Obwohl der Ertrag im Winter geringer ausfällt, trägt Ihr Balkonkraftwerk dennoch dazu bei, Ihre Stromkosten zu reduzieren. Das primäre Ziel ist es, die Grundlast Ihres Haushalts zu decken. Geräte wie der Kühlschrank, der WLAN-Router oder Stand-by-Verbraucher laufen rund um die Uhr. Der im Winter erzeugte Solarstrom wird direkt für diesen Dauerverbrauch genutzt und muss nicht teuer aus dem Netz bezogen werden.

Die Amortisationszeit eines Balkonkraftwerks wird zwar über das ganze Jahr berechnet, aber jede im Winter erzeugte und selbst verbrauchte Kilowattstunde verkürzt diese Zeit. Ein Balkonkraftwerk mit Speicher lohnt sich für die meisten Nutzer aufgrund der geringen Wintererträge und der hohen Anschaffungskosten in der Regel nicht. Der direkte Verbrauch des erzeugten Stroms ist die wirtschaftlichste Lösung.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Wie viel Strom erzeugt ein 800-Watt-Balkonkraftwerk im Winter?

Ein 800-Wp-Balkonkraftwerk kann im gesamten Winterhalbjahr (Oktober–März) je nach Standort und Ausrichtung etwa 80 bis 160 kWh Strom erzeugen. An einem sonnigen Wintertag sind Tageserträge von 1 bis 1,5 kWh realistisch.

Muss ich Schnee von den Solarmodulen entfernen?

Ja, um Strom zu produzieren, müssen die Module frei von Schnee sein. Eine dicke Schneeschicht blockiert das Sonnenlicht vollständig. Entfernen Sie den Schnee vorsichtig mit einem weichen Besen, sobald dies sicher möglich ist.

Produziert mein Balkonkraftwerk auch an bewölkten Tagen Strom?

Ja, auch bei bewölktem Himmel wird Strom erzeugt, allerdings deutlich weniger als bei direkter Sonneneinstrahlung. Diffuses Licht wird ebenfalls in Energie umgewandelt. Die Leistung kann an einem stark bewölkten Tag auf unter 10 % der Nennleistung sinken.

Kann ich meinen Winterertrag genau berechnen?

Eine präzise, standortspezifische Ertragsprognose können Sie mit professionellen Tools wie PVGIS (Photovoltaic Geographical Information System) der Europäischen Kommission erstellen. Diese berücksichtigen historische Wetterdaten und Ihren genauen Standort.


Ein Balkonkraftwerk ist also auch im Winter ein nützlicher Helfer. Es deckt einen Teil Ihrer Grundlast, senkt Ihre Stromrechnung und trägt zur Energiewende bei. Mit den richtigen Optimierungen können Sie sicherstellen, dass Ihre Anlage auch in der dunklen Jahreszeit ihr Bestes gibt.

Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie Komplettsets, die auf typische Anlagengrößen abgestimmt sind und Ihnen den Einstieg in die eigene Solarstromerzeugung erleichtern.

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Patrick Thoma
Patrick Thoma

Patrick Thoma ist Gründer von Mehrklicks.de und JVGLABS.com.
Er entwickelt Systeme für KI-Sichtbarkeit und semantische Architektur – mit Fokus auf Marken, die in ChatGPT, Perplexity und Google SGE sichtbar bleiben wollen.

Mehr über ihn und die Arbeit:
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