Asbestdach und Photovoltaik: Warum eine Montage streng verboten ist und was Sie tun können

Viele Besitzer älterer Häuser träumen davon, ihre oft ideal geeigneten Dachflächen für saubere Energie zu nutzen. Doch ein Material aus der Vergangenheit kann diesen Traum zu einem ernsten Risiko machen: Asbest. Die Installation einer PV-Anlage auf einem asbesthaltigen Dach ist nicht nur gefährlich, sondern in Deutschland auch streng verboten. Dieser Beitrag erklärt die Hintergründe, zeigt sichere Lösungen und hilft Ihnen, kostspielige Fehlentscheidungen zu vermeiden.

Die unsichtbare Gefahr: Was ist Asbest und warum ist er so problematisch?

Asbest ist eine Sammelbezeichnung für natürlich vorkommende, faserförmige Mineralien. Wegen seiner Hitzebeständigkeit und Dämmeigenschaften war er jahrzehntelang ein beliebter Baustoff. Besonders in den 1960er- bis 1980er-Jahren wurde er häufig in Faserzementplatten, bekannt unter Markennamen wie ‚Eternit‘, für Dacheindeckungen und Fassadenverkleidungen verwendet.

Das Problem: Bei der Bearbeitung oder durch Verwitterung werden mikroskopisch kleine Fasern freigesetzt. Werden diese eingeatmet, können sie sich in der Lunge festsetzen und schwere Krankheiten wie Asbestose (eine Vernarbung der Lunge) oder Lungenkrebs verursachen – oft erst Jahrzehnte später. Da es keine unbedenkliche Konzentration von Asbestfasern in der Atemluft gibt, ist die Herstellung und Verwendung von Asbest in Deutschland seit 1993 vollständig verboten.

Typisches Wellasbestdach eines älteren Hauses mit sichtbaren Alterungsspuren

Stellen Sie sich ein typisches Einfamilienhaus aus den 1970er-Jahren vor: Das Dach ist groß und gut zur Sonne ausgerichtet, doch die grauen Wellplatten könnten Asbest enthalten. Jede Bohrung für die Montage der Solarmodule würde hier unweigerlich gesundheitsschädliche Fasern freisetzen und die Umgebung kontaminieren.

Das klare Verbot: Die rechtliche Lage in Deutschland

Die gesetzlichen Vorschriften sind unmissverständlich. Die Technische Regel für Gefahrstoffe 519 (TRGS 519) regelt den Umgang mit asbesthaltigen Materialien. Sie verbietet explizit alle Arbeiten an Asbestprodukten, die zu einem Faserabtrag führen oder Fasern freisetzen könnten.

Dazu gehören insbesondere:

  • Bohren, Sägen, Schleifen oder Brechen
  • Hochdruckreinigung
  • Überdecken, Überbauen oder Beschichten

Die Montage einer Photovoltaikanlage erfordert die Befestigung von Trägersystemen auf dem Dach – ein Vorgang, der ohne Bohren und Verschrauben nicht möglich ist. Damit fällt die PV-Installation eindeutig unter das Verbot der TRGS 519. Seriöse Installationsbetriebe werden die Arbeit an einem Asbestdach grundsätzlich ablehnen.

Als Eigentümer tragen Sie die volle Verantwortung und Haftung für die Einhaltung dieser Vorschriften. Ein Verstoß kann nicht nur hohe Bußgelder nach sich ziehen, sondern gefährdet auch die Gesundheit von Monteuren, Bewohnern und Nachbarn.

Erkennen Sie den Verdacht: Woran Sie ein Asbestdach identifizieren können

Für Laien ist es oft schwierig, Asbestzementplatten von modernen, faserfreien Alternativen zu unterscheiden. Es gibt jedoch einige Anhaltspunkte, die auf Asbest hindeuten können:

  • Baujahr des Gebäudes: Liegt es vor 1993, ist die Wahrscheinlichkeit hoch.
  • Aussehen: Oft handelt es sich um graue oder dunkelgraue Platten in Wellenform (Wellasbest) oder als flache Schindeln (‚Deutsche Deckung‘).
  • Struktur: An Bruchstellen ist eine faserige Struktur erkennbar. Manche Platten haben auf der Rückseite eine wabenähnliche Prägung.

Wichtig: Hundertprozentige Sicherheit bietet nur eine Laboranalyse einer Materialprobe. Ziehen Sie im Zweifelsfall immer einen Fachmann wie einen Dachdecker oder Gutachter hinzu, bevor Sie weitere Schritte einleiten.

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Der einzig sichere Weg: Dachsanierung vor der Photovoltaik-Montage

Wenn Sie ein Asbestdach haben und Photovoltaik nutzen möchten, führt kein Weg an einer fachgerechten Dachsanierung vorbei. Auch wenn dies zunächst nach einer Hürde klingt, ist es eine wertvolle Investition in die Sicherheit und den Wert Ihrer Immobilie. Eine solche Sanierung verbindet die Beseitigung einer Gesundheitsgefahr mit der Vorbereitung auf eine zukunftssichere Energieversorgung.

Der Prozess läuft in der Regel wie folgt ab:

  1. Beurteilung durch einen Fachbetrieb: Ein zertifiziertes Unternehmen prüft den Zustand und plant die Sanierung.

  2. Sichere Demontage: Die asbesthaltigen Platten werden von Spezialisten unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen (Schutzkleidung, Absperrung, Befeuchtung zur Staubbindung) entfernt.

  3. Fachgerechte Entsorgung: Das Material wird in speziellen Säcken verpackt und als gefährlicher Abfall entsorgt.

  4. Neueindeckung: Das Dach wird mit modernen, unbedenklichen Materialien neu eingedeckt, zum Beispiel mit Ziegeln, Metall oder anderen Verbundstoffen.

  5. Installation der PV-Anlage: Auf dem neuen, sicheren Dach kann nun Ihre Photovoltaikanlage ohne Risiko montiert werden.

Die zusätzlichen Kosten für die reine Asbestsanierung (Demontage und Entsorgung) liegen erfahrungsgemäß bei etwa 25 bis 45 Euro pro Quadratmeter Dachfläche. Diese Kosten sollten Sie von Anfang an in Ihr Budget für die Photovoltaikanlage einplanen.

Zertifizierte Fachkräfte in weißen Schutzanzügen bei der sorgfältigen Demontage von Asbestplatten

Gibt es Alternativen zur kompletten Dachsanierung?

Manche Eigentümer suchen nach Wegen, die aufwendige Sanierung zu umgehen. Doch die Vorschriften sind hier sehr streng. Das einfache Überdecken des Asbestdaches mit einer neuen Schicht (z.B. Trapezblech) ist ebenfalls nach TRGS 519 verboten, da das gefährliche Material darunter nicht beseitigt, sondern nur verdeckt wird.

Sollte eine Dachsanierung für Sie kurzfristig nicht infrage kommen, gibt es dennoch Möglichkeiten, Solarstrom zu erzeugen. Prüfen Sie alternative Montageorte auf Ihrem Grundstück:

  • Garagen- oder Carportdach: Diese Flächen sind oft ideal für kleinere Anlagen.
  • Fassadenmontage: Eine senkrechte Installation an einer sonnigen Hauswand ist ebenfalls möglich.
  • Aufgeständerte Anlagen im Garten: Wenn genügend Platz vorhanden ist, kann eine Anlage auch am Boden montiert werden.

Für Mieter oder Eigentümer, die eine kleinere Lösung suchen, kann auch ein Balkonkraftwerk eine sinnvolle Option sein, um einen Teil des eigenen Strombedarfs zu decken.

FAQ – Häufige Fragen zu Asbestdächern und PV

Kann man die PV-Anlage nicht einfach mit Klemmen befestigen, ohne zu bohren?

Nein. Selbst wenn eine Montage ohne Durchdringung technisch möglich wäre, verbietet die TRGS 519 das Überbauen von Asbestdächern. Zudem muss jede Anlage sturmsicher verankert werden, was ohne eine feste Verbindung zur Dachkonstruktion nicht gewährleistet ist.

Wer haftet, wenn ein Installateur trotzdem eine Anlage auf meinem Asbestdach montiert?

In erster Linie haften Sie als Eigentümer des Gebäudes. Sie sind dafür verantwortlich, dass alle gesetzlichen Vorschriften auf Ihrem Grundstück eingehalten werden. Ein unseriöser Handwerker kann zwar ebenfalls belangt werden, dies entbindet Sie jedoch nicht von Ihrer Verantwortung.

Gibt es Förderungen für die Asbestsanierung?

Eine reine Asbestsanierung wird in der Regel nicht direkt gefördert. Allerdings kann die Sanierung Teil einer umfassenderen energetischen Modernisierung sein (z. B. neue Dämmung). Solche Gesamtmaßnahmen sind oft über Programme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) förderfähig. Hierzu lohnt sich ein Blick auf die aktuellen Möglichkeiten der Photovoltaik-Förderung.

Fazit: Sicherheit und Weitsicht zahlen sich aus

Die Entdeckung eines Asbestdaches mag zunächst enttäuschend sein, doch sie ist auch eine Chance, ein ernstes Gesundheitsrisiko zu beseitigen und den Wert Ihrer Immobilie nachhaltig zu steigern. Der Grundsatz lautet daher unmissverständlich: Eine Photovoltaikanlage hat auf einem Asbestdach nichts zu suchen.

Der einzig korrekte und sichere Weg ist die professionelle Sanierung des Daches vor der Installation. Damit schaffen Sie nicht nur die Grundlage für Ihre eigene saubere Energieerzeugung, sondern auch ein gesundes und sicheres Zuhause für die Zukunft.

Möchten Sie Ihre individuelle Situation besser einschätzen? Eine professionelle Prüfung Ihres Daches ist der erste und wichtigste Schritt bei der Planung Ihrer PV-Anlage. Praxisnahe Informationen zur Auswahl passender Komponenten und auf typische Anlagengrößen abgestimmter Komplettsets finden Sie auch direkt im Shop von Photovoltaik.info.

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