Anfahrtskosten im PV-Angebot: Pauschale oder Abrechnung nach Kilometern – was ist fair?

Sie halten zwei Angebote für Ihre neue Photovoltaikanlage in den Händen. Auf den ersten Blick wirken sie fast identisch, doch ein Detail sticht ins Auge: Anbieter A berechnet eine „Service- und Anfahrtspauschale“ von 350 €, während Anbieter B „Anfahrtskosten nach Aufwand“ mit einem Kilometersatz angibt. Welches Angebot ist fairer? Diese Frage ist entscheidender, als viele denken, denn sie gibt Aufschluss über die Transparenz und Arbeitsweise eines Fachbetriebs.
In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Abrechnungsmodelle üblich sind, wie Sie die Kosten richtig einordnen und woran Sie ein faires Angebot erkennen.
Der Stellenwert der Anfahrtskosten im Gesamtprojekt
Um die Anfahrtskosten richtig bewerten zu können, hilft ein Blick auf das große Ganze. Laut dem Bundesverband Solarwirtschaft (BSW Solar) machen die Kosten für die eigentliche Installation und Montage rund 20 % der Gesamtkosten einer PV-Anlage aus. In diesem Posten sind nicht nur die Arbeitsstunden der Monteure und Elektriker enthalten, sondern auch Ausgaben für Gerüstbau, Montagesystem und die gesamte Logistik, zu der auch die Anfahrten gehören.
Die Anfahrtskosten selbst sind also nur ein kleiner Teil dieses Kostenblocks. Dennoch sind sie ein wichtiger Indikator für die Fairness und Nachvollziehbarkeit der gesamten Kalkulation. Ein transparent ausgewiesener Posten schafft Vertrauen, während eine versteckte oder überhöhte Pauschale Fragen aufwirft. Detaillierte Informationen über die gesamte Kostenstruktur finden Sie in unserem Beitrag über die Photovoltaik Kosten.
Gängige Abrechnungsmodelle: Ein Überblick
In der Praxis haben sich hauptsächlich zwei Modelle zur Abrechnung der Anfahrtskosten etabliert: die Pauschale und die Abrechnung nach gefahrenen Kilometern. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile.
Die Anfahrtspauschale: Einfach, aber intransparent?
Bei diesem Modell wird ein fester Betrag für alle An- und Abfahrten berechnet, unabhängig von der Entfernung zwischen Ihrem Wohnort und dem Firmensitz des Anbieters.
- Vorteile: Sie haben von Anfang an eine klare, feste Summe in Ihrem Angebot stehen. Die Kosten sind planbar und es gibt keine Überraschungen, selbst wenn eine zusätzliche Fahrt nötig wird.
- Nachteile: Die Pauschale kann intransparent sein. Wohnen Sie nur wenige Kilometer vom Betrieb entfernt, subventionieren Sie möglicherweise die weite Anfahrt zu einem anderen Kunden. So lässt sich nur schwer nachvollziehen, ob der Betrag angemessen ist.
Praxisbeispiel: Ein Installationsbetrieb aus einer größeren Stadt verlangt für alle Projekte im Umkreis von 50 Kilometern eine einheitliche Pauschale von 280 €. Für einen Kunden, der nur 5 Kilometer entfernt wohnt, ist dies ein verhältnismäßig hoher Preis. Für einen Kunden am Rande der 50-Kilometer-Zone ist es hingegen ein sehr faires Angebot.
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Ab 2.099,00 €Die Abrechnung nach Kilometern: Fair, aber aufwendiger?
Hier wird jeder gefahrene Kilometer mit einem festen Satz abgerechnet. Üblicherweise wird die Entfernung für die Hin- und Rückfahrt berechnet und mit der Anzahl der notwendigen Fahrten multipliziert.
- Vorteile: Dieses Modell ist äußerst transparent und fair. Sie zahlen nur für den Aufwand, der tatsächlich für Ihr Projekt entsteht. Die Berechnung ist für Sie leicht nachprüfbar.
- Nachteile: Die Endsumme steht oft nicht von vornherein fest, da unvorhergesehene zusätzliche Fahrten anfallen können. Sie müssen sich darauf verlassen, dass der Betrieb die Anzahl der Fahrten realistisch einschätzt.
Praxisbeispiel: Ein regionaler Handwerker berechnet 0,80 € pro gefahrenem Kilometer. Für einen Kunden in 25 Kilometern Entfernung bedeutet eine Fahrt (50 km hin und zurück) Kosten von 40 €. Bei geplanten vier Fahrten (Beratung/Aufmaß, Anlieferung, Montage, Elektroinstallation) summieren sich die Anfahrtskosten auf 160 €.
So prüfen Sie die Anfahrtskosten in Ihrem Angebot
Ob Pauschale oder Kilometersatz: Entscheidend ist, dass Sie die Kostenposition in Ihrem Photovoltaik Angebot nachvollziehen können. Mit einigen Faustregeln können Sie die Angemessenheit schnell überprüfen.
Was ist eine realistische Pauschale?
Eine faire Anfahrtspauschale für eine typische Dachanlage auf einem Einfamilienhaus bewegt sich erfahrungsgemäß in einem Rahmen von 150 € bis 400 €. Dieser Wert kann je nach Region und Größe des Installationsteams variieren. Liegt die Pauschale in Ihrem Angebot deutlich darüber, sollten Sie nachfragen, wie sich dieser Betrag zusammensetzt. Gründe dafür können zum Beispiel die Anzahl der benötigten Fahrzeuge, die Zahl der geplanten Fahrten und die durchschnittliche Entfernung im Einzugsgebiet des Betriebs sein.
Was ist ein fairer Kilometerpreis?
Ein üblicher und fairer Satz pro gefahrenem Kilometer liegt zwischen 0,60 € und 1,20 €. Dieser Preis deckt nicht nur die reinen Kraftstoffkosten ab, sondern auch Fahrzeugverschleiß, Versicherung, Steuern und anteilig die Lohnkosten des Fahrers für die Zeit hinter dem Steuer. Ein Satz unter 0,50 € ist kaum kostendeckend, während Sätze über 1,50 € pro Kilometer kritisch hinterfragt werden sollten.
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9.999,00 €Der entscheidende Tipp: Fragen Sie nach!
Unsere Erfahrung zeigt: Ein seriöser Fachbetrieb kann Ihnen jederzeit transparent erklären, wie sich die Anfahrtskosten zusammensetzen. Zögern Sie nicht, nachzufragen, wenn Ihnen eine Pauschale zu hoch erscheint oder wenn im Angebot gar keine Anfahrtskosten separat ausgewiesen sind. Manchmal sind sie auch in der allgemeinen Position „Montagekosten“ enthalten. Ein vertrauenswürdiger Partner wird Ihnen die Kalkulation offenlegen.
Erfahrung aus der Praxis: Welches Modell ist üblicher?
In der Branche gibt es zwar keine feste Regel, doch Tendenzen sind erkennbar. Viele etablierte, regionale Handwerksbetriebe bevorzugen die Abrechnung nach Kilometern, da dieses Modell als besonders fair und kundennah gilt. Sie stärkt das Vertrauen und passt gut zur regionalen Verankerung.
Größere, überregional tätige Anbieter greifen hingegen häufiger auf Pauschalen zurück. Dies vereinfacht die administrative Abwicklung und sorgt für eine einheitliche Preisstruktur im gesamten Vertriebsgebiet. Das ist nicht per se schlechter, solange die Pauschale in einem angemessenen Rahmen bleibt.
FAQ – Häufige Fragen zu den Anfahrtskosten
Sind mehrere Anfahrten für eine PV-Installation normal?
Ja, das ist üblich und notwendig. In der Regel sind mindestens drei bis vier Fahrten erforderlich: ein erster Termin für Beratung und Aufmaß, eine Fahrt für die Anlieferung des Materials, ein bis zwei Tage für die Dachmontage und schließlich der Termin für den Elektriker zum Anschluss und zur Inbetriebnahme.
Was ist, wenn der Installateur über 100 km entfernt ist?
In diesem Fall können die Anfahrtskosten schnell einen erheblichen Teil der Installationskosten ausmachen. Daher ist es meist wirtschaftlich sinnvoller, einen qualifizierten Betrieb aus Ihrer Region (z. B. im Umkreis von 50–70 km) zu wählen. Die Zusammenarbeit ist oft unkomplizierter, und bei späteren Servicefällen sind die Wege kürzer.
Können Anfahrtskosten in anderen Posten „versteckt“ sein?
Ja, das kommt vor. Manche Anbieter weisen keine separaten Anfahrtskosten aus, sondern kalkulieren sie in die allgemeinen Montagekosten oder eine „Servicepauschale“ ein. Das ist legitim, solange der Gesamtpreis für die Montageleistung fair bleibt. Ein gutes Angebot zeichnet sich jedoch durch eine möglichst detaillierte und transparente Aufschlüsselung aller Posten aus.
Fazit: Transparenz ist der Schlüssel zum fairen Preis
Letztlich ist nicht das Abrechnungsmodell entscheidend, sondern die Transparenz, die dahintersteckt. Sowohl eine faire Pauschale als auch eine nachvollziehbare Kilometerabrechnung können der richtige Weg sein. Die Anfahrtskosten sind ein kleines, aber wichtiges Puzzleteil im Gesamtbild Ihres Angebots. Sie geben Ihnen einen wichtigen Hinweis darauf, wie offen und kundenorientiert ein Anbieter arbeitet.
Achten Sie auf eine klare Ausweisung der Kosten und scheuen Sie sich nicht, bei Unklarheiten direkt nachzufragen. Ein Partner, der Ihre Fragen geduldig und nachvollziehbar beantwortet, ist in der Regel auch bei der Umsetzung Ihres Solarprojekts eine gute Wahl.
Wenn Sie den Angebotsvergleich vereinfachen möchten, kann ein Blick auf vorkonfigurierte Lösungen sinnvoll sein. Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie beispielsweise PV-Anlagen als Komplettset, bei denen logistische Aspekte bereits berücksichtigt und die Systeme auf typische Anlagengrößen abgestimmt sind.



