Mehrere Dachflächen, ein Speicher: Warum AC-Kopplung bei Ost-West-Anlagen oft die bessere Wahl ist

Viele Eigenheimbesitzer kennen die Situation: Das Dach ist nicht perfekt nach Süden ausgerichtet, sondern teilt sich vielleicht in eine Ost- und eine Westseite – manchmal kommt sogar noch das Garagendach hinzu. Diese Konstellation ist zwar ideal, um den eigenen Solarstrom über den ganzen Tag zu verteilen, stellt aber auch besondere Anforderungen an das Systemdesign, vor allem, wenn ein Stromspeicher ins Spiel kommt. Ein AC-gekoppeltes Speichersystem erweist sich in solchen Fällen oft als die intelligentere und leistungsfähigere Lösung.

Die besondere Herausforderung: Stromerzeugung auf mehreren Flächen

Eine Photovoltaikanlage auf einer Ost- und Westdachfläche hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber einer reinen Südausrichtung: Sie produziert den Strom nicht geballt zur Mittagszeit, sondern liefert bereits am Vormittag und noch bis in die späten Nachmittagsstunden hinein Energie.

In einer typischen Ost-West-Anlage erzeugen die Dachseiten zu unterschiedlichen Tageszeiten ihren maximalen Ertrag – das Ostdach am Vormittag, das Westdach am Nachmittag. So entsteht eine flachere, aber über den Tag gestreckte Erzeugungskurve im Vergleich zu einer Südausrichtung. Diese Eigenschaft ist ideal für den direkten Eigenverbrauch, da der Strom dann verfügbar ist, wenn er im Haushalt oft gebraucht wird – morgens und am späten Nachmittag.

Doch genau diese zeitversetzte Erzeugung wird zur Herausforderung, sobald überschüssige Energie in einem Batteriespeicher gesichert werden soll. Die zentrale Frage lautet: Welches Speichersystem kann die Energie von zwei unterschiedlich arbeitenden Dachteilen am effizientesten verwalten?

Zwei Welten der Speicherung: DC- vs. AC-gekoppelte Systeme

Um die richtige Entscheidung treffen zu können, sollte man die beiden fundamentalen Architekturen von Stromspeichern verstehen: die DC-Kopplung und die AC-Kopplung. Der Name bezieht sich darauf, an welcher Stelle im System der Speicher angebunden ist – auf der Gleichstrom- (DC) oder der Wechselstromseite (AC).

Das DC-gekoppelte System: Der direkte Weg

Bei einem DC-gekoppelten System sind Solarmodule und Batterie an einen einzigen, zentralen Hybridwechselrichter angeschlossen. Der von den Modulen erzeugte Gleichstrom (DC) kann so direkt in der Batterie gespeichert werden, die ebenfalls mit Gleichstrom arbeitet. Nur der Strom, der sofort im Haus verbraucht oder ins Netz eingespeist wird, wird in Wechselstrom (AC) umgewandelt.

Vorteil: Weniger Umwandlungsschritte bedeuten theoretisch einen höheren Wirkungsgrad. Der Weg von der Sonne in die Batterie ist sehr direkt.

Nachteil: Das gesamte System hängt von einem einzigen Gerät ab, was die Flexibilität einschränken kann.

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Das AC-gekoppelte System: Der flexible Weg

Bei einem AC-gekoppelten System agieren Photovoltaikanlage und Speicher als zwei getrennte, aber intelligente Einheiten. Die PV-Anlage wandelt den Solarstrom über ihren eigenen Wechselrichter in AC um und speist ihn ins Hausnetz ein. Der Batteriespeicher wiederum nutzt einen eigenen Batteriewechselrichter: Er entnimmt überschüssigen AC-Strom aus dem Hausnetz, wandelt ihn zurück in DC und speichert ihn.

Vorteil: Maximale Flexibilität. PV-Anlage und Speicher sind unabhängig voneinander. Das ist ideal für Nachrüstungen und komplexe Anlagen.

Nachteil: Ein zusätzlicher Umwandlungsschritt (AC zu DC) für die Speicherung ist mit geringen energetischen Verlusten verbunden.

Warum AC-Kopplung bei Ost-West-Dächern oft die bessere Wahl ist

Auf den ersten Blick scheint das DC-System aufgrund des besseren Wirkungsgrads die logische Wahl zu sein. Doch in der Praxis kehrt sich dieser Vorteil bei Anlagen mit mehreren Dachausrichtungen oft ins Gegenteil um.

Problem 1: Mismatching-Verluste bei DC-Systemen

Während DC-gekoppelte Systeme theoretisch einen höheren Wirkungsgrad versprechen, kann dieser Vorteil bei komplexen Dachlagen schwinden. Der Grund: Ein einzelner DC-Hybridwechselrichter muss die Leistung beider Dachseiten gleichzeitig managen. Wenn am Vormittag das Ostdach in der vollen Sonne liegt und das Westdach noch im Schatten, entstehen stark unterschiedliche elektrische Bedingungen. Der Wechselrichter muss einen Kompromiss finden, um beide Seiten auszuregeln, was zu Leistungseinbußen (sogenannten Mismatching-Verlusten) führen kann. Der theoretische Effizienzvorteil wird in der Praxis also durch ein ineffizientes Management der unterschiedlichen Dachseiten aufgefressen.

Problem 2: Maximale Flexibilität und Skalierbarkeit

Hier kommt die größte Stärke des AC-gekoppelten Systems zum Tragen. Da PV-Anlage und Speicher als getrennte Einheiten mit jeweils eigenem Wechselrichter arbeiten, kann sich der PV-Wechselrichter voll darauf konzentrieren, den maximalen Ertrag aus den Modulen zu holen – egal, auf wie vielen verschiedenen Flächen diese montiert sind. Der Batteriewechselrichter misst parallel dazu den Überschuss im Hausnetz und lädt den Speicher. Diese Entkopplung erlaubt es, bestehende PV-Anlagen einfach nachzurüsten oder auch Anlagen mit unterschiedlichen Ausrichtungen an einen zentralen Speicher anzubinden.

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Diese Flexibilität zeigt sich auch in der Skalierbarkeit. Ein Speicher kann unabhängig von der PV-Anlagengröße dimensioniert werden. Auch die PV-Anlage selbst kann später um eine weitere Dachfläche (z. B. die Garage) ergänzt werden, ohne das Speichersystem antasten zu müssen. Das macht es zur Standardlösung, wenn Sie einen Speicher nachrüsten möchten.

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Der Wirkungsgrad in der Praxis neu bewertet

Die entscheidende Frage ist nicht, welcher Speicher den besten theoretischen Wirkungsgrad auf dem Datenblatt hat, sondern welches Gesamtsystem am Ende des Jahres den meisten Strom liefert und speichert. Bei einer Ost-West-Ausrichtung kann die Vermeidung von Mismatching-Verlusten durch ein AC-System die leichten Umwandlungsverluste mehr als ausgleichen. Letztlich ist der Wirkungsgrad von Speichern nur eine von vielen Kennzahlen. Die Erfahrung aus vielen Installationen zeigt, dass die modulare AC-Architektur bei komplexen Dächern robuster und ertragreicher arbeitet.

Typische Anwendungsfälle in der Praxis

Um die Theorie greifbarer zu machen, hier zwei alltägliche Szenarien:

Szenario 1: Das klassische Einfamilienhaus mit Satteldach

Ein Vierpersonenhaushalt mit einem Jahresstrombedarf von ca. 4.500 kWh möchte sich so weit wie möglich selbst versorgen. Auf dem Dach mit Ost- und Westseite wird eine AC-gekoppelte Lösung installiert; auf jeder Seite arbeitet ein optimal ausgelegter Modulstrang. Während der PV-Wechselrichter aus beiden Seiten das Maximum herausholt, lädt der Speicher intelligent, sobald ein Überschuss ins Hausnetz fließt. So profitiert die Familie von hoher Autarkie, da die Stromproduktion von früh bis spät optimal genutzt wird.

Szenario 2: Die nachträgliche Erweiterung

Ein Hausbesitzer mit einer bestehenden 5-kWp-Anlage auf der Südseite möchte zusätzlich das Garagendach mit Westausrichtung nutzen, um die Abendstunden besser abzudecken. Ein AC-gekoppelter Speicher macht diese Erweiterung unkompliziert: Die neue Anlage auf der Garage erhält einen eigenen kleinen Wechselrichter, und der Speicher wird einfach ins Hausnetz integriert. Er kann den Strom beider Anlagen verwalten, ohne dass das bestehende System verändert werden muss.

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Häufige Fragen (FAQ)

Ist ein AC-gekoppeltes System immer teurer?

Nicht zwangsläufig. Obwohl zwei Geräte (PV- und Batteriewechselrichter) benötigt werden, können diese Standardkomponenten oft günstiger sein als ein spezialisierter High-End-Hybridwechselrichter. Entscheidend ist der Vergleich der Gesamtkosten für die funktionsfähige Installation.

Kann ich jeden Speicher AC-gekoppelt anschließen?

Die meisten führenden Speicherhersteller bieten ihre Produkte als AC-gekoppelte Systeme an. Diese sind als Komplettpaket mit integriertem Batteriewechselrichter konzipiert und lassen sich an jede bestehende oder neue PV-Anlage anbinden.

Was ist der Hauptnachteil der AC-Kopplung?

Der einzige theoretische Nachteil liegt in den zusätzlichen Umwandlungsverlusten (DC -> AC -> DC), die bei der Speicherung des Solarstroms entstehen. In der Praxis, insbesondere bei Anlagen auf mehreren Dachflächen, wird dieser Nachteil jedoch oft durch die höhere Flexibilität und die Vermeidung von Leistungsverlusten auf der PV-Seite überkompensiert.

Fazit: Flexibilität schlägt oft theoretischen Wirkungsgrad

Für Eigenheimbesitzer mit einer perfekten, unverschatteten Süddachfläche kann ein DC-gekoppeltes System eine sehr effiziente Lösung sein. Sobald jedoch mehrere Dachausrichtungen, Teilverschattungen oder zukünftige Erweiterungspläne ins Spiel kommen, ist das AC-gekoppelte System meist die überlegene Wahl. Es bietet eine hohe Flexibilität, ist zukunftssicher und lässt jeden Anlagenteil unter optimalen Bedingungen arbeiten. Die Erfahrung vieler Nutzer und Planer bestätigt: Die praktische Leistung des Gesamtsystems ist wichtiger als ein einzelner theoretischer Wert auf dem Datenblatt.

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