Zählertausch für die PV-Anlage beantragen: Ein Leitfaden für DIY-Anbauer

Zählertausch für die PV-Anlage beantragen: Ein Leitfaden für Selbstbauer

Die Solarmodule sind montiert, der Wechselrichter ist angeschlossen – Ihre PV-Anlage ist fast bereit, sauberen Strom zu produzieren. Doch bevor Sie den Schalter umlegen, steht ein entscheidender Schritt an: der Austausch Ihres alten Stromzählers.

Viele Betreiber von DIY-Anlagen gehen davon aus, dass dieser Prozess nach der Anmeldung automatisch in die Wege geleitet wird. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass hier Eigeninitiative gefragt ist. Dieser Leitfaden führt Sie sicher durch die Kommunikation mit dem Messstellenbetreiber und sorgt dafür, dass Ihr Weg zum Solarstrom nicht an einer bürokratischen Hürde endet.

Netzbetreiber vs. Messstellenbetreiber: Wer ist Ihr Ansprechpartner?

In der Energieversorgung gibt es zwei zentrale Akteure, die oft verwechselt werden. Für Sie als Anlagenbetreiber ist die Unterscheidung jedoch wesentlich: der Netzbetreiber und der Messstellenbetreiber.

  • Der Netzbetreiber ist für die Infrastruktur des Stromnetzes verantwortlich. Er sorgt dafür, dass der Strom von den Kraftwerken zu Ihnen nach Hause transportiert wird und das Netz stabil bleibt. Bei technischen Störungen am Stromnetz oder Fragen zur Netzkapazität ist er der richtige Ansprechpartner.

  • Der Messstellenbetreiber ist für Einbau, Betrieb und Wartung Ihres Stromzählers zuständig. Er ist also derjenige, der die Messdaten erfasst und die technische Einrichtung – den Zähler – zur Verfügung stellt.

Oft sind Netz- und Messstellenbetreiber identisch, meist ist es Ihr lokaler Grundversorger. Gesetzlich können es aber auch zwei verschiedene Unternehmen sein. Für den Zählertausch ist ausschließlich der Messstellenbetreiber Ihr Ansprechpartner. Wer das in Ihrem Fall ist, steht auf Ihrer letzten Stromrechnung; dort ist er namentlich aufgeführt.

Der Zweirichtungszähler: Warum er unverzichtbar ist

Das Herzstück für die korrekte Erfassung Ihres Solarstroms ist der sogenannte Zweirichtungszähler. Im Gegensatz zu Ihrem alten Ferraris-Zähler, der nur den Bezug von Strom aus dem Netz messen kann, arbeitet ein moderner Zweirichtungszähler in beide Richtungen:

  1. Bezug: Er misst, wie viel Strom Sie aus dem öffentlichen Netz beziehen, etwa nachts oder an sehr bewölkten Tagen.

  2. Einspeisung: Er misst, wie viel überschüssigen Strom Ihre PV-Anlage in das öffentliche Netz einspeist.

Diese getrennte Erfassung ist die Voraussetzung dafür, dass Sie für Ihren eingespeisten Strom eine Vergütung erhalten und Ihr Eigenverbrauch korrekt abgerechnet werden kann. Einen alten Zähler einfach rückwärts laufen zu lassen, ist in Deutschland nicht nur technisch überholt, sondern auch strafbar und kann als Steuerhinterziehung gewertet werden.

Zweirichtungszähler

Schritt-für-Schritt-Anleitung: Den Zählertausch korrekt beantragen

Der Prozess ist einfacher als oft angenommen, erfordert aber Ihr aktives Handeln. Warten Sie nicht darauf, dass sich der Betreiber bei Ihnen meldet.

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Schritt 1: Anmeldung im Marktstammdatenregister (MaStR)

Jede stromerzeugende Anlage in Deutschland muss bei der Bundesnetzagentur im Marktstammdatenregister (MaStR) registriert werden. Die Anmeldung im Marktstammdatenregister ist der erste und wichtigste offizielle Schritt nach der Installation und die Grundlage für alle weiteren Schritte. Nach der Registrierung erhalten Sie eine eindeutige MaStR-Nummer für Ihre Anlage, die Sie für die weitere Kommunikation benötigen.

Schritt 2: Den zuständigen Messstellenbetreiber identifizieren

Den Namen Ihres Messstellenbetreibers finden Sie auf Ihrer Stromrechnung. Sollten Sie diese nicht zur Hand haben, können Sie auch bei Ihrem Stromanbieter anrufen und nach dem grundzuständigen Messstellenbetreiber für Ihre Adresse fragen.

Schritt 3: Die formelle Beantragung (mit Mustervorlage)

Setzen Sie ein kurzes, formelles Schreiben auf. Die Kommunikation per E-Mail ist ideal, da Sie so einen schriftlichen Nachweis haben.

Diese Informationen muss Ihr Antrag enthalten:

  • Ihr vollständiger Name und Ihre Anschrift
  • Die genaue Adresse des Installationsortes (falls abweichend)
  • Ihre bestehende Zählernummer (direkt auf dem Zähler ablesen)
  • Die MaStR-Nummer Ihrer neu registrierten Photovoltaikanlage
  • Eine klare Bitte, den bestehenden Zähler gegen einen Zweirichtungszähler auszutauschen.

Mustervorlage für Ihre E-Mail:

Betreff: Antrag auf Zählertausch für PV-Anlage – Zählernummer [Ihre Zählernummer]

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit beantrage ich den Austausch meines aktuellen Stromzählers am Installationsort [Ihre Adresse] gegen einen Zweirichtungszähler.

Ich habe eine Photovoltaikanlage mit der MaStR-Nummer [Ihre MaStR-Nummer] installiert und im Marktstammdatenregister registriert. Die Inbetriebnahme der Anlage erfolgt nach dem Zählerwechsel.

Meine Zählernummer lautet: [Ihre Zählernummer]

Bitte teilen Sie mir die weiteren Schritte mit und lassen Sie mir einen Terminvorschlag für den Austausch zukommen.

Mit freundlichen Grüßen

[Ihr Name]

Schritt 4: Terminvereinbarung und Installation

Nach Eingang Ihres Antrags meldet sich der Messstellenbetreiber oder ein von ihm beauftragter Techniker bei Ihnen, um einen Termin zu vereinbaren. Die Wartezeiten können stark variieren – von wenigen Wochen bis zu drei Monaten ist alles möglich. Wichtig: Nehmen Sie Ihre Anlage erst in Betrieb, nachdem der neue Zähler installiert wurde.

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Typische Kosten und rechtliche Rahmenbedingungen

Die gute Nachricht zuerst: Der Messstellenbetreiber ist gesetzlich verpflichtet, den Zählertausch auf Antrag durchzuführen. Die Kostenfrage ist transparent geregelt.

Meist entstehen für den einmaligen Austausch keine direkten Kosten, da diese über die jährliche Gebühr für den Messstellenbetrieb abgedeckt werden. Für eine moderne Messeinrichtung wie einen Zweirichtungszähler liegt diese Gebühr gesetzlich bei maximal 20 € pro Jahr. Einige Betreiber erheben eine einmalige Pauschale für den Aufwand, die sich in der Regel zwischen 50 € und 100 € bewegt.

Häufige Fehler und wie Sie sie vermeiden

Tausende Anlagenbetreiber haben diesen Prozess bereits durchlaufen. Ihre Erfahrungen zeigen drei typische Fehler, die Sie leicht vermeiden können.

  1. Fehler: Annahme eines Automatismus
    Der häufigste Irrtum ist die Annahme, die Anmeldung im MaStR löse den Zählertausch automatisch aus. Das ist jedoch nicht der Fall. Sie als Anlagenbetreiber müssen selbst die Initiative ergreifen.

  2. Fehler: Falscher Ansprechpartner
    Sich an den Netzbetreiber oder den eigenen Stromanbieter zu wenden, führt oft zu Verzögerungen. Der direkte Weg über den auf der Stromrechnung genannten Messstellenbetreiber ist immer der schnellste.

  3. Fehler: Vorzeitige Inbetriebnahme
    Die Versuchung ist groß, die fertige Anlage schon einmal laufen zu lassen. Tun Sie das nicht. Eine Einspeisung ohne Zweirichtungszähler ist illegal und führt zu Problemen mit dem Finanzamt und dem Netzbetreiber. Das gilt auch, wenn Sie ein Balkonkraftwerk anmelden.

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FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Zählertausch

Was passiert, wenn mein alter Zähler rückwärts läuft?

Das ist ein rechtliches Problem. Sie entziehen dem Netz Strom, ohne dafür zu bezahlen, was als Energiediebstahl gewertet werden kann. Zudem wird die Einspeisung nicht erfasst, was steuerrechtliche Konsequenzen nach sich zieht. Schalten Sie die Anlage umgehend aus und beantragen Sie den Zählertausch.

Wie lange dauert der Austausch vor Ort?

Der eigentliche Austausch geht schnell. Ein erfahrener Techniker benötigt dafür meist nicht mehr als 30 bis 60 Minuten. Während dieser Zeit wird der Strom im Haus kurzzeitig unterbrochen.

Kann ich den Messstellenbetreiber frei wählen?

Grundsätzlich ja, denn der Markt für den Messstellenbetrieb wurde liberalisiert. In der Praxis ist es für Betreiber kleiner Hausanlagen jedoch meist am einfachsten und günstigsten, den grundzuständigen Messstellenbetreiber zu nutzen.

Muss ich für den Zählertausch zu Hause sein?

Ja, in jedem Fall. Der Techniker benötigt Zugang zu Ihrem Zählerschrank, der sich üblicherweise im Haus oder in der Wohnung befindet.

Zusammenfassung und nächste Schritte

Der Zählertausch ist ein überschaubarer, aber notwendiger Schritt auf dem Weg zur Nutzung Ihres eigenen Solarstroms. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, selbst aktiv zu werden, den richtigen Ansprechpartner zu finden und den Prozess formell anzustoßen. Mit dieser Anleitung sind Sie bestens darauf vorbereitet.

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