Die meisten, die sich für ein Balkonkraftwerk interessieren, folgen einer einfachen Logik: Mehr Leistung am sonnigsten Standort verspricht das beste Ergebnis. Doch was, wenn doppelte Leistung nicht automatisch doppelte Ersparnis bedeutet?
Die strategische Aufteilung einer 800-Watt-Anlage auf zwei Himmelsrichtungen, etwa Ost und West, kann weitaus wirtschaftlicher sein als eine einzelne, nach Süden ausgerichtete Anlage. Dieser Ansatz zielt nicht auf den maximalen Stromertrag ab, sondern auf den höchsten Eigenverbrauch – und damit auf die größte Ersparnis bei Ihrer Stromrechnung.
Das typische Dilemma: Der Mittags-Peak und der ungenutzte Strom
Ein klassisches, nach Süden ausgerichtetes Balkonkraftwerk erzeugt den meisten Strom zur Mittagszeit. Seine Ertragskurve gleicht einem hohen, spitzen Berg. Das Problem dabei: Der Stromverbrauch der meisten Haushalte folgt diesem Muster nicht. Er ist üblicherweise morgens (Kaffeemaschine, Fön) und abends (Kochen, Licht, Fernseher) am höchsten.
Mittags, wenn die Sonne am stärksten scheint, sind viele Menschen bei der Arbeit und der Strombedarf zu Hause ist entsprechend gering. Er beschränkt sich dann oft auf den Kühlschrank und einige Standby-Geräte.
Die Folge: Ein Großteil des erzeugten Solarstroms kann nicht direkt verbraucht werden. Dieser überschüssige Strom wird ins Netz eingespeist, doch eine Vergütung gibt es für Balkonkraftwerke meist nicht oder sie fällt nur sehr gering aus. Der wertvolle, selbst erzeugte Strom wird so praktisch verschenkt.
Ein Praxisbeispiel: Ein Vierpersonenhaushalt verbraucht über den Tag verteilt Strom. Zwischen 11 und 15 Uhr, wenn eine 800-Watt-Südanlage ihre volle Leistung bringt, liegt die Grundlast des Hauses aber oft nur bei 200 Watt. Die überschüssigen 600 Watt fließen ungenutzt ins öffentliche Netz.
Die strategische Lösung: Stromerzeugung dem Verbrauch anpassen
Die clevere Alternative besteht darin, die Stromerzeugung über den Tag zu verteilen. Statt einer großen Anlage im Süden installieren Sie zwei kleinere – zum Beispiel ein 400-Watt-Modul am Ost-Balkon und ein weiteres an der West-Fassade.
- Das Ost-Modul beginnt früh am Morgen mit der Stromproduktion und deckt den Energiebedarf für das Frühstück und den Start in den Tag.
- Das West-Modul übernimmt am späten Nachmittag und produziert bis in die Abendstunden Strom – genau dann, wenn Sie nach Hause kommen, kochen und den Abend genießen.
So erzeugen Sie statt eines hohen Mittags-Peaks ein langes, flaches Strom-Plateau, das sich ideal mit Ihrem Verbrauchsverhalten deckt. Dieses Prinzip passt die Stromerzeugung dem tatsächlichen Bedarf an und steigert damit die wichtigste Kennzahl für die Wirtschaftlichkeit: die Eigenverbrauchsquote.
Ost-West-Ausrichtung vs. Südausrichtung: Ein Vergleich in Zahlen
Eine reine Südausrichtung liefert über das Jahr gesehen zwar den höchsten Gesamtertrag in Kilowattstunden (kWh). Eine Ost-West-Anlage erzeugt in der Summe etwa 10 bis 20 % weniger Strom. Entscheidend für Ihre Ersparnis ist jedoch nicht, wie viel Strom Sie insgesamt erzeugen, sondern wie viel davon Sie selbst verbrauchen.
Die Eigenverbrauchsquote gibt an, wie viel Prozent des selbst erzeugten Stroms direkt im Haushalt genutzt werden.
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Bisher bei uns Ursprünglicher Preis war: 4.099,00 €3.899,00 €Aktueller Preis ist: 3.899,00 €.Faustregel zur Wirtschaftlichkeit:
- Eine 800-Watt-Südanlage erreicht in einem typischen Berufstätigen-Haushalt oft nur eine Eigenverbrauchsquote von 40 bis 60 %.
- Eine strategisch aufgeteilte Ost-West-Anlage kann hingegen eine Quote von 70 bis 90 % erreichen, da der Strom genau dann anfällt, wenn er gebraucht wird.
So wirkt sich der Unterschied in der Praxis auf Ihren Geldbeutel aus (Annahme: Strompreis 35 Cent/kWh):
Szenario A: 800-Watt-Südanlage
- Jahresertrag: ca. 750 kWh
- Eigenverbrauchsquote: 50 %
- Selbst genutzter Strom: 375 kWh
- Jährliche Ersparnis: 375 kWh * 0,35 € = 131,25 €
Szenario B: 2x 400-Watt-Anlage (Ost/West)
- Jahresertrag: ca. 650 kWh (etwas geringer)
- Eigenverbrauchsquote: 80 %
- Selbst genutzter Strom: 520 kWh
- Jährliche Ersparnis: 520 kWh * 0,35 € = 182,00 €
Das Ergebnis ist eindeutig: Obwohl die Ost-West-Anlage insgesamt weniger Strom erzeugt, ist die finanzielle Ersparnis durch den höheren Eigenverbrauch deutlich größer.
Für wen lohnt sich die geteilte Aufstellung?
Die strategische Aufteilung ist nicht für jeden die beste Lösung, aber sie ist für eine große Gruppe von Nutzern ideal. Dieser Ansatz stellt bewusst den Nutzer und sein Verbrauchsverhalten in den Mittelpunkt, anstatt nur die maximale Leistung anzustreben.
Besonders geeignet ist diese Strategie für:
- Berufstätige und Familien: Wer tagsüber außer Haus ist und den meisten Strom morgens und abends verbraucht, profitiert am stärksten.
- Hausbesitzer mit mehreren Flächen: Wenn Sie eine Garage mit Westwand, ein Gartenhaus mit Ostfassade oder Balkone an verschiedenen Seiten haben, können Sie diese Flächen optimal nutzen.
- Mieter mit begrenzten Möglichkeiten: Ist der Südbalkon bereits belegt oder nicht vorhanden, kann eine Ost-West-Kombination eine exzellente Alternative sein.
Die Erfahrung zeigt, dass gerade Nutzer in städtischen Gebieten mit begrenzten, aber vielfältigen Anbringungsmöglichkeiten von dieser Strategie profitieren.

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5.299,00 €Technische Umsetzung: Was ist zu beachten?
Die technische Umsetzung einer solchen geteilten Anlage ist unkompliziert. Sie benötigen entweder einen Wechselrichter mit zwei unabhängigen Eingängen (sogenannten MPP-Trackern), der die Leistung beider Module getrennt optimiert, oder Sie verwenden zwei separate kleine Wechselrichter.
Moderne Komplettsets, wie sie zum Beispiel auf Photovoltaik.info zu finden sind, enthalten bereits alle notwendigen Komponenten für eine solche flexible Installation. Die Anmeldung erfolgt weiterhin als eine einzige Anlage, solange die Gesamtleistung des Wechselrichters die gesetzliche Grenze nicht überschreitet.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Ist der Gesamtertrag bei einer Ost-West-Anlage immer niedriger?
Ja, der reine Jahresertrag in Kilowattstunden ist in der Regel etwas geringer als bei einer optimal nach Süden ausgerichteten Anlage. Für die Wirtschaftlichkeit ist aber der höhere Eigenverbrauch der entscheidende Faktor.
Brauche ich zwei separate Wechselrichter?
Nicht zwingend. Moderne Wechselrichter verfügen oft über zwei Eingänge (MPP-Tracker), die genau für diesen Anwendungsfall konzipiert sind. Alternativ können Sie auch zwei kleine, einzelne Wechselrichter verwenden.
Muss ich zwei Anlagen anmelden?
Nein. Solange die Module an einen gemeinsamen Wechselrichter angeschlossen sind, der die Leistungsgrenze von 800 Watt einhält, handelt es sich um eine einzige Anlage, die auch nur einmal im Marktstammdatenregister angemeldet wird.
Funktioniert das auch mit einer Süd-Ost- und Süd-West-Ausrichtung?
Ja, sogar sehr gut. Jede Abweichung von der reinen Südausrichtung hilft, die Ertragskurve zu strecken und den Eigenverbrauch zu erhöhen. Eine Kombination aus Süd-Ost und Süd-West ist ein exzellenter Kompromiss zwischen hohem Gesamtertrag und hohem Eigenverbrauch.
Fazit: Intelligent planen statt nur auf Spitzenleistung zu setzen
Die Entscheidung für ein Balkonkraftwerk sollte nicht allein von der maximalen Wattzahl abhängen. Vielmehr ist eine intelligente Planung, die Ihr persönliches Verbrauchsverhalten berücksichtigt, der Schlüssel zur maximalen Ersparnis.
Die Aufteilung einer 800-Watt-Anlage auf eine Ost- und eine Westseite ist ein Paradebeispiel dafür, wie Sie mit einer durchdachten Strategie die Effizienz Ihrer Investition deutlich steigern können – auch wenn der absolute Ertrag auf dem Papier etwas niedriger ausfällt.
Stöbern Sie im Shop von Photovoltaik.info nach passenden Komplettsets für Ihre individuelle Anlage. Dort finden Sie alles, was Sie für eine flexible Ausrichtung und maximale Ersparnis benötigen.