Analyse der Windlastzonen: Erhöhte Anforderungen an die PV-Unterkonstruktion in Küsten- und Bergregionen

Wenn Sie eine Photovoltaikanlage planen, denken Sie wahrscheinlich zuerst an die Sonne: Wie viele Sonnenstunden hat Ihr Standort? Wie ist das Dach ausgerichtet? Doch ein ebenso wichtiger, oft unterschätzter Faktor ist der Wind. Schließlich ist eine PV-Anlage über Jahrzehnte den Kräften der Natur ausgesetzt. Eine unsachgemäße Befestigung kann dabei nicht nur die teuren Module beschädigen, sondern auch eine ernsthafte Gefahr für Ihr Haus und Ihre Umgebung darstellen. Die richtige Auslegung für die lokale Windlast ist daher keine Nebensächlichkeit, sondern die Grundlage für eine sichere und langlebige Investition.

In diesem Beitrag erfahren Sie, warum die Windlastzone Ihres Standorts entscheidend für die Planung ist und welche besonderen Anforderungen an die Unterkonstruktion in Küsten- und Bergregionen gestellt werden.

Was sind Windlastzonen und warum sind sie entscheidend?

Deutschland ist in verschiedene Windlastzonen eingeteilt. Diese Zonen, definiert in der Norm DIN EN 1991-1-4/NA, geben an, mit welchen maximalen Windgeschwindigkeiten und dem daraus resultierenden Staudruck an einem bestimmten Standort zu rechnen ist. Vereinfacht gesagt: Je höher die Windlastzone, desto stärker muss die PV-Anlage auf dem Dach verankert sein.

Diese Einteilung basiert auf jahrzehntelangen Wetteraufzeichnungen und geografischen Gegebenheiten. Küstenregionen und Gebirge sind naturgemäß stärkerem Wind ausgesetzt als das geschütztere Binnenland. Die korrekte Berücksichtigung der Zonen ist für jeden Installateur eine absolute Pflicht, denn nur so bleibt Ihre Anlage auch bei einem schweren Sturm sicher auf dem Dach.

Das Ignorieren dieser Normen kann gravierende Folgen haben:

  • Anlagenschaden: Module können sich lösen, brechen oder vom Dach geweht werden.
  • Dachschaden: Eine fehlerhafte Verankerung kann Dachziegel oder die Dachhaut beschädigen und zu teuren Folgeschäden führen.
  • Verlust des Versicherungsschutzes: Im Schadensfall kann die Versicherung die Leistung verweigern, wenn die Montage nicht nach den geltenden Normen erfolgte.

Die vier Windlastzonen in Deutschland im Überblick

Deutschland wird in vier Hauptzonen unterteilt, die jeweils unterschiedliche Anforderungen an die Statik und das Montagesystem Ihrer Photovoltaikanlage stellen.

Windlastzone 1

Dies ist die Zone mit der geringsten Windbelastung. Sie umfasst große Teile des Binnenlandes, insbesondere in Süd- und Mitteldeutschland. Standard-Montagesysteme sind hier in der Regel ausreichend, solange keine besonderen Gegebenheiten wie eine exponierte Höhenlage vorliegen.

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Windlastzone 2

Diese Zone mit mittlerer Windbelastung deckt einen Großteil Norddeutschlands sowie die Voralpenregion ab. Hier ist bereits eine sorgfältigere Planung erforderlich. Die Abstände der Dachhaken und die Auswahl der Klemmen müssen an die erhöhten Anforderungen angepasst werden. Die meisten Eigenheime liegen zwar in den Zonen 1 und 2, doch auch hier ist es unerlässlich, eine professionelle PV-Anlage zu planen.

Windlastzone 3

Hier herrscht eine hohe Windbelastung. Diese Zone betrifft vor allem die unmittelbare Küstennähe der Nord- und Ostsee sowie höhere Lagen in den Mittelgebirgen wie dem Harz. Standardlösungen reichen hier nicht mehr aus. Stattdessen sind verstärkte Komponenten und eine deutlich robustere Verankerung erforderlich.

Windlastzone 4

Dies ist die Zone mit der höchsten Windbelastung. Sie umfasst die Inseln der Nord- und Ostsee, besonders exponierte Küstenabschnitte und die Gipfellagen der Alpen. Hier gelten die strengsten Vorschriften. Jede Anlage muss individuell statisch nachgewiesen werden, und es kommen ausschließlich speziell zertifizierte Montagesysteme zum Einsatz.

Mehr als nur die Zone: Weitere Faktoren für die Windlastberechnung

Die Windlastzone ist nur der erste Schritt. Für eine exakte Berechnung der Kräfte, die auf Ihre Anlage wirken, müssen Fachleute weitere standortspezifische Faktoren berücksichtigen.

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Gebäudehöhe

Je höher ein Gebäude ist, desto ungeschützter ist es dem Wind ausgesetzt, denn die Windgeschwindigkeit und damit die Belastung nehmen mit der Höhe zu. Eine Faustregel besagt, dass die Windlast auf einem 20 Meter hohen Gebäude bereits deutlich höher ist als auf einem eingeschossigen Bungalow in derselben Zone.

Geländekategorie

Auch die Umgebung spielt eine Rolle. Ein Haus, das frei auf einem Feld steht (Geländekategorie I oder II), ist dem Wind direkter ausgesetzt als ein Haus in einer dichten städtischen Bebauung (Geländekategorie IV), wo andere Gebäude den Wind abbremsen.

Dachform und -neigung

Der Wind erzeugt nicht nur Druck, sondern vor allem Sogkräfte, die an den Modulen ziehen. An den Rändern und Ecken des Daches sind diese Sogkräfte am stärksten. Deshalb müssen in diesen Bereichen oft zusätzliche Befestigungspunkte gesetzt werden, um ein Abheben der Module zu verhindern.

Praxisbeispiel: Ein Einfamilienhaus in einer Vorstadtsiedlung in Hannover (Zone 2) benötigt ein solides, aber standardnahes Montagesystem. Dasselbe Haus würde, wenn es allein auf einer Warft direkt an der Nordseeküste (Zone 4) stünde, eine komplett andere, massiv verstärkte Unterkonstruktion mit engeren Befestigungsabständen und speziellen Sturmklammern erfordern.

Konkrete Anforderungen an die PV-Unterkonstruktion in windstarken Regionen

In den Windlastzonen 3 und 4 müssen die Komponenten des Montagesystems deutlich höheren Belastungen standhalten. Erreicht wird dies durch verschiedene Maßnahmen:

Verstärkte Montageschienen und Modulklemmen

In windreichen Gebieten werden Montageschienen mit einem größeren Querschnitt und dickerer Wandstärke verwendet. Spezielle Mittel- und Endklemmen, oft als Sturm- oder Sicherheitsklemmen bezeichnet, halten die PV-Module mit höherer Klemmkraft im Rahmen fest und verhindern ein Verrutschen oder Aushebeln.

Engere Befestigungsabstände

Die Montageschienen werden in kürzeren Abständen auf dem Dach verankert. Während in Zone 1 oft jeder zweite oder dritte Dachsparren zur Befestigung genutzt wird, kann in Zone 3 oder 4 eine Verankerung auf jedem Sparren notwendig sein. Der Abstand der Befestigungspunkte reduziert sich so von beispielsweise 1,20 m auf unter 80 cm, um die Last optimal zu verteilen.

Die richtige Verankerung im Dach

Die Verbindung zwischen dem Montagesystem für Photovoltaik und der Dachkonstruktion ist die kritischste Stelle. Hier kommen hochwertige, statisch geprüfte Dachhaken oder Stockschrauben zum Einsatz, die sicher in den Dachsparren verschraubt werden. Ihre Anzahl und Positionierung berechnet der Fachmann exakt.

Sonderfall Flachdach: Ballastierung und Aerodynamik

Auf Flachdächern werden Anlagen oft nicht verschraubt, sondern durch Gewichte (Ballastierung) gehalten. In windstarken Regionen steigt das benötigte Ballastgewicht enorm an. Eine Alternative sind aerodynamisch optimierte Flachdach-Montagesysteme, die durch ihre Form den Windsog reduzieren und so mit weniger Gewicht auskommen.

Die Erfahrung zeigt, dass viele Kunden in windreichen Regionen solche aerodynamischen Systeme bevorzugen, da sie die Dachlast reduzieren und die Montage vereinfachen.

Häufige Fragen (FAQ) zur Windlast bei PV-Anlagen

Kann ich die Windlast für meine Anlage selbst berechnen?

Nein, die exakte statische Berechnung ist komplex und erfordert spezielle Software sowie Fachwissen über die geltenden Normen. Diese Berechnung ist eine zentrale Aufgabe des Solarteurs oder eines Statikers und sollte niemals vernachlässigt werden.

Was passiert, wenn meine Anlage nicht für die richtige Windlastzone ausgelegt ist?

Im schlimmsten Fall kann die Anlage bei einem Sturm beschädigt oder vom Dach gerissen werden. Dies führt nicht nur zum finanziellen Verlust, sondern auch zum Erlöschen von Produktgarantien und dem Versicherungsschutz.

Sind Balkonkraftwerke auch von der Windlast betroffen?

Ja, absolut. Gerade bei Balkonkraftwerken, die oft von den Nutzern selbst montiert werden, ist eine sichere Befestigung entscheidend. Achten Sie hier unbedingt auf zertifizierte und für Ihren Standort (z. B. hohes Stockwerk) geeignete Halterungen.

Verteuert eine Auslegung für hohe Windlasten die Anlage?

Ja, die Kosten für das Montagesystem können ansteigen, da mehr oder stabilere Materialien benötigt werden. Dieser Aufpreis ist jedoch gering im Vergleich zu den Gesamtkosten der Anlage und eine unverzichtbare Investition in die Sicherheit und Langlebigkeit Ihres Systems.

Fazit: Sicherheit geht vor – Die richtige Planung ist entscheidend

Die Windlast ist ein kritischer, nicht zu unterschätzender Faktor bei der Planung jeder Photovoltaikanlage. Eine professionelle Standortanalyse, die neben der Sonneneinstrahlung auch die Windlastzone, Gebäudehöhe und Umgebung einbezieht, ist die Basis für eine sichere Investition. Insbesondere in Küsten- und Bergregionen sind die Wahl eines robusten, zertifizierten Montagesystems und dessen fachgerechte Installation nicht verhandelbar. Nur so stellen Sie sicher, dass Ihre Anlage nicht nur zuverlässig saubere Energie produziert, sondern auch dem nächsten Herbststurm problemlos standhält.

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OLEKSANDR PUSHKAR
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