Eine Photovoltaikanlage ist eine Investition für Jahrzehnte. Sie soll nicht nur effizient Strom erzeugen, sondern muss auch Stürmen, starkem Wind und schweren Schneelasten sicher standhalten.
Eine Erhebung des TÜV Rheinland bringt eine überraschende Tatsache ans Licht: Fast 90 % aller Schäden an PV-Anlagen sind auf Montagefehler zurückzuführen. Häufig liegt die Ursache in einer falsch dimensionierten Befestigung, die die regionalen Wetterbedingungen unterschätzt.
Die Standsicherheit Ihrer Anlage ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer sorgfältigen Planung. Die entscheidenden Faktoren dafür sind die Wind- und Schneelastzonen Ihres Wohnortes. Dieser Beitrag erklärt, was sich hinter diesen Begriffen verbirgt und wie Sie auf dieser Grundlage die sichere Befestigung Ihrer Anlage selbst bewerten können.
Inhaltsverzeichnis
Warum sind Wind- und Schneelasten für Ihre PV-Anlage entscheidend?
Ihre Photovoltaikanlage ist den Kräften der Natur direkt ausgesetzt.
Zwei Hauptbelastungen wirken auf die Module und die Unterkonstruktion:
Schneelast: Im Winter kann sich eine dicke Schneeschicht auf den Modulen ansammeln. Dieses Gewicht drückt auf die gesamte Konstruktion und muss sicher vom Dach abgetragen werden. Bei einer 10-kWp-Anlage mit rund 25 Modulen können schnell mehrere hundert Kilogramm zusammenkommen.
Windlast: Wind erzeugt nicht nur Druck auf die Anlage, sondern vor allem Sogkräfte. Ähnlich wie bei einer Flugzeugtragfläche kann der Wind, der über die Module streicht, einen starken Auftrieb erzeugen, der die Anlage vom Dach zu heben versucht. Diese Sogkräfte sind die häufigste Ursache für sturmbedingte Anlagenschäden.
Eine unzureichende Befestigung kann fatale Folgen haben. Dazu gehören gelöste Module, die vom Dach fallen, beschädigte Dachziegel oder sogar gravierende Schäden an der Dachstruktur. Eine unsachgemäße Montage kann außerdem zum Verlust von Garantieansprüchen und Versicherungsschutz führen.
Schritt 1: Ihre regionale Schneelastzone ermitteln
Deutschland ist in verschiedene Schneelastzonen unterteilt, die in der Norm DIN EN 1991-1-3 festgelegt sind. Diese Zonen geben an, wie hoch die zu erwartende Schneelast auf dem Boden ist. Je höher die Zone, desto mehr Schnee ist zu erwarten und umso robuster muss die Befestigung sein.
Die Zonen im Überblick:
- Zone 1 & 1a: Geringe Schneelasten (z. B. Rheingraben, Niederrheinische Tiefebene).
- Zone 2 & 2a: Mittlere Schneelasten (Große Teile Nord- und Westdeutschlands).
- Zone 3: Hohe Schneelasten (Alpen, Bayerischer Wald, Schwarzwald, Harz).

Praxisbeispiel: Ein Hausbesitzer im bayerischen Garmisch-Partenkirchen (Zone 3) muss seine Anlage für deutlich höhere Schneelasten auslegen als ein Anlagenbetreiber in Köln (Zone 1). Das bedeutet in der Praxis, dass er mehr oder stabilere Dachhaken benötigt, um das Gewicht sicher zu tragen. Die genaue Zone für Ihren Wohnort erfahren Sie bei der zuständigen Baubehörde.
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Ab 1.299,00 €Schritt 2: Ihre regionale Windlastzone verstehen
Analog zur Schneelast gibt es auch Windlastzonen, die in der DIN EN 1991-1-4 definiert sind. Sie basieren auf den höchsten zu erwartenden Windgeschwindigkeiten.
- Zone 1: Geringe Windlasten (überwiegend im Binnenland Süddeutschlands).
- Zone 2: Mäßige Windlasten (Großteil des Binnenlandes).
- Zone 3: Hohe Windlasten (Küstennähe und Mittelgebirge).
- Zone 4: Sehr hohe Windlasten (Direkte Küstenregionen der Nord- und Ostsee sowie Inseln).
Entscheidend ist, dass der Wind nicht gleichmäßig auf das Dach drückt. An den Kanten und Ecken entstehen Verwirbelungen, die enorme Sogkräfte erzeugen. Diese Kräfte sind oft gefährlicher als der reine Winddruck.
Praxisbeispiel: Eine Anlage auf einem Haus an der Nordseeküste (Zone 4) muss für extreme Windböen ausgelegt sein. Dort müssen die Befestigungspunkte enger gesetzt und die Bauteile stabiler gewählt werden als bei einem identischen Haus in Hessen (Zone 2).
Schritt 3: Die kritischen Bereiche Ihres Daches identifizieren
Einer der häufigsten Planungsfehler ist die Annahme, die Windlast sei auf der gesamten Dachfläche gleich. Das ist ein Irrtum, der zu schweren Schäden führen kann. Ein Dach wird daher in drei Hauptbereiche unterteilt:
- Normalbereich (F): Die zentrale Fläche des Daches mit der geringsten Windbelastung.
- Randbereich (G/H): Die Ränder des Daches. Hier sind die Sogkräfte bereits deutlich höher.
- Eckbereich (I/J): Die Ecken des Daches. Hier wirken die stärksten Sogkräfte, die ein Vielfaches der Belastung im Normalbereich erreichen können.

Als Faustregel gilt: Die Breite des Rand- und Eckbereichs entspricht etwa einem Achtel der kürzeren Gebäudeseite. In diesen Zonen müssen zwingend mehr Befestigungspunkte gesetzt werden, um die höheren Kräfte sicher aufzunehmen. Dies ist ein entscheidendes „Aha-Erlebnis“ für viele angehende Anlagenbetreiber und ein klares Qualitätsmerkmal einer professionellen Planung.
Schritt 4: Die Anzahl und Verteilung der Dachhaken ableiten
Mit dem Wissen um die Zonen und Dachbereiche wird klar: Die Anzahl der Dachhaken ist keine pauschale Größe, sondern das Ergebnis einer individuellen Berechnung.
In diese Berechnung fließen mehrere Faktoren ein:
- Ihre Schneelastzone.
- Ihre Windlastzone.
- Die Höhe und Neigung Ihres Daches.
- Die Ausrichtung der Module (hochkant oder quer).
- Der gewählte Dachtyp und das Montagesystem für Ziegeldach.
Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Anlagenbetreiber von einer fachmännischen Auslegung profitieren. Moderne Planungstools, wie sie auch Photovoltaik.info nutzt, berechnen anhand dieser Daten die exakte Position jedes einzelnen Dachhakens.
Das Ergebnis ist ein Verlegeplan, der klar zeigt, dass in den Rand- und Eckbereichen deutlich mehr Dachhaken gesetzt werden als in der Mitte des Daches. Diese ungleichmäßige Verteilung ist kein Fehler, sondern ein Zeichen für eine sicherheitsbewusste und professionelle Planung.
Häufige Fragen (FAQ) zur Befestigung von PV-Anlagen
Kann ich die Zonen für meinen Ort online nachschauen?
Ja, für eine erste Orientierung gibt es interaktive Online-Karten, zum Beispiel auf Portalen der Bundesländer oder in Geodatenbanken. Für die verbindliche Planung sind jedoch die exakten Angaben Ihrer lokalen Baubehörde maßgeblich, da es kleinräumige Abweichungen geben kann.
Was passiert, wenn meine Anlage nicht korrekt befestigt ist?
Im schlimmsten Fall können sich bei Sturm oder Schneelast Module lösen und schwere Schäden am Haus oder an Dritten verursachen. Außerdem riskieren Sie den Verlust der Produktgarantien und des Versicherungsschutzes, da ein solcher Schaden auf einen Montagefehler zurückgeführt wird.
Muss ich die Berechnung selbst durchführen?
Nein. Als Hausbesitzer sollten Sie die Prinzipien verstehen, um Angebote und Planungen besser bewerten zu können. Die exakte statische Berechnung sollte jedoch immer von einem Fachplaner oder mithilfe zertifizierter Software erfolgen. Viele Kunden schätzen es, die Grundlagen zu kennen, um mit dem Installateur auf Augenhöhe sprechen zu können.
Gilt das auch für ein Balkonkraftwerk?
Ja, die physikalischen Prinzipien der Windlast gelten auch hier. Die [LINK anker=“Balkonkraftwerk Halterung“ url=“/balkonkraftwerk/halterung/“] muss ebenfalls sicher und für den Montageort (Balkongeländer, Fassade) zugelassen sein. Die Anforderungen sind zwar anders als bei einer Dachanlage, die Notwendigkeit einer sturmsicheren Befestigung bleibt aber genauso wichtig.
Wie viele Dachhaken brauche ich pro Modul?
Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten. Wie in diesem Artikel gezeigt, hängt die Anzahl nicht vom Modul ab, sondern von seiner Position auf dem Dach und den regionalen Lastzonen. Es können zwei, drei oder in extremen Fällen sogar vier Befestigungspunkte pro Modul nötig sein.
Fazit: Sicherheit beginnt bei der Planung
Die richtige Anzahl und Verteilung der Dachhaken ist das Fundament für eine sichere und langlebige Photovoltaikanlage. Wenn Sie die Wind- und Schneelastzonen sowie die kritischen Bereiche Ihres Daches verstehen, haben Sie eine solide Grundlage, um Planungsangebote fundiert zu bewerten und die Qualität der Ausführung sicherzustellen. Genau dieses Wissen unterscheidet eine sichere Anlage von einer potenziellen Gefahrenquelle.
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