Planabweichung bei PV-Anlagen: Welche Toleranzen bei der Abnahme akzeptabel sind

Die Photovoltaikanlage ist auf dem Dach, der Wechselrichter summt im Keller – der Tag der Abnahme ist gekommen. Doch beim Abgleich mit dem ursprünglichen Installationsplan stellen Sie fest: Ein Kabel verläuft anders als gezeichnet und die Module sitzen nicht auf den Millimeter genau dort, wo sie geplant waren.

Solche Momente können schnell verunsichern. Dieser Beitrag gibt Ihnen eine klare Orientierung, welche Abweichungen vom Plan unbedenklich sind und wann Sie auf Nachbesserung bestehen sollten.

Warum die Realität manchmal vom Plan abweicht

Ein detaillierter Belegungs- und Verkabelungsplan ist die Grundlage jeder professionellen PV-Installation, denn er stellt sicher, dass die Anlage sicher, effizient und langlebig betrieben werden kann. Dennoch sind geringfügige Anpassungen während der Montage nicht nur normal, sondern oft sogar ein Zeichen für eine fachmännische Ausführung.

Häufige Gründe für Planabweichungen sind:

  • Unvorhergesehene Hindernisse: Ein verdeckter Lüftungsziegel, ein unerwarteter Sparrenverlauf oder eine Unebenheit im Dach machen eine leichte Verschiebung der Montagepunkte notwendig.

  • Optimierung vor Ort: Ein erfahrener Installateur erkennt möglicherweise eine bessere Kabelführung, um die Leitungslänge zu minimieren oder die Kabel besser vor Witterungseinflüssen zu schützen.

  • Materialverfügbarkeit: Gelegentlich wird eine Komponente durch ein technisch gleich- oder höherwertiges Bauteil eines anderen Herstellers ersetzt, wenn das geplante Teil nicht lieferbar ist.

Die Erfahrung zeigt, dass seriöse Fachbetriebe solche Anpassungen proaktiv kommunizieren und im Abnahmeprotokoll vermerken. Die entscheidende Frage ist jedoch immer, ob die Abweichung die Sicherheit, Leistung oder Langlebigkeit Ihrer Anlage beeinträchtigt.

Toleranzen bei der Montage: Was bei Modulen und Gestell in Ordnung ist

Die mechanische Stabilität der Anlage hat oberste Priorität, denn sie muss Wind- und Schneelasten über Jahrzehnte standhalten können. Hier sind kosmetische Abweichungen oft weniger kritisch als technische Kompromisse.

Akzeptable Abweichungen bei der Montage

Leichte Positionsänderungen: Eine Verschiebung eines Moduls oder einer ganzen Reihe um wenige Zentimeter ist in der Regel unkritisch. Oft ist dies notwendig, um Dachhaken optimal auf den Dachsparren zu platzieren und so die Stabilität zu maximieren, ohne die Dacheindeckung zu beschädigen.

Angepasste Reihenabstände: Eine geringfügige Vergrößerung des Abstands zwischen Modulreihen zur besseren Hinterlüftung oder zur Umgehung eines Dachfensters ist unbedenklich.

Symmetrie und Optik: Eine minimal asymmetrische Anordnung, die aus technischen Gründen (z.B. Sparrenlage) erforderlich war, ist meist kein Mangel, solange die Gesamtoptik harmonisch bleibt.

Praxisbeispiel: Der Montageplan sah vor, einen Dachhaken direkt über einer Dachlatte zu positionieren. Der Installateur stellt vor Ort fest, dass der Ziegel an dieser Stelle unter Spannung geraten würde. Er versetzt den Haken um 5 cm, um eine perfekte Passform zu gewährleisten – eine fachmännische und sinnvolle Planabweichung.

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Inakzeptable Abweichungen (Mängel)

Unterschreitung der Randabstände: Die Abstände der Module zum Dachrand (First, Traufe, Ortgang) sind entscheidend für die Windsogsicherheit. Werden diese ohne statischen Nachweis unterschritten, um ein zusätzliches Modul zu platzieren, ist das ein erheblicher Mangel. Als Faustregel gilt hier oft ein Mindestabstand von 40 bis 50 cm.

Falsch montierte Dachhaken: Wenn Dachziegel durch die Montage sichtbar unter Spannung stehen, knirschen oder bereits Risse aufweisen, ist das ein klares Anzeichen für eine unsachgemäße Ausführung.

Erhebliche Verschattung: Wird die Modulanordnung so geändert, dass neue, dauerhafte Verschattungen (z.B. durch einen Kamin) entstehen, die im ursprünglichen Plan nicht berücksichtigt waren, kann dies die Leistung der gesamten Anlage mindern.

Verwendung nicht kompatibler Komponenten: Der Einsatz von Montageschienen eines Herstellers mit Modulklemmen eines anderen kann die Zulassung und Garantie des Systems gefährden.

Toleranzen bei der Verkabelung: Wo Sicherheit an erster Stelle steht

Fehler bei der Elektrik sind nicht nur ein Leistungsrisiko, sondern vor allem ein Sicherheitsrisiko. Daher sind die Toleranzen hier deutlich geringer als bei der mechanischen Montage. Die korrekte Verkabelung einer PV-Anlage muss stets nach den strengen VDE-Normen erfolgen.

Akzeptable Abweichungen bei der Verkabelung

Alternative Kabelführung: Wenn der Kabelkanal im Inneren des Hauses aus praktischen Gründen (z.B. zur Umgehung einer Wasserleitung) anders verlegt wird als geplant, ist das akzeptabel, solange die Verlegung sauber und sicher erfolgt.

Verwendung größerer Kabelquerschnitte: Setzt der Installateur ein Kabel mit einem größeren Querschnitt ein als geplant, ist das sogar von Vorteil, da es die Leistungsverluste reduziert.

Saubere Bündelung: Solange alle Kabel sicher in Schutzrohren oder Kanälen geführt und UV-beständig befestigt sind, ist die exakte Gruppierung der Leitungen zweitrangig.

Inakzeptable Abweichungen (Mängel)

Lose oder durchhängende Kabel: Solarkabel auf dem Dach müssen straff und mit UV-beständigen Kabelbindern am Montagesystem befestigt sein. Liegen sie lose auf der Dacheindeckung, drohen Scheuerstellen und Wassereintritt.

Falsche Steckverbinder: Die Verwendung von MC4-Steckverbindern unterschiedlicher Hersteller ist eine häufige und gefährliche Fehlerquelle. Inkompatible Stecker können zu Lichtbögen und Bränden führen.

Ungeschützte Kabeldurchführungen: Werden Kabel durch scharfe Kanten (z.B. Bleche) ohne Kantenschutz oder Leerrohr geführt, ist die Isolation gefährdet.

Unterschreitung der Kabelquerschnitte: Ein zu dünnes Kabel führt zu höheren Leistungsverlusten und kann sich unzulässig erwärmen.

Gemeinsame Führung von DC- und AC-Leitungen: Gleich- und Wechselstromkabel müssen in getrennten Kanälen oder mit einem Trennsteg geführt werden, um gegenseitige Störungen und Sicherheitsrisiken zu vermeiden.

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Das Abnahmeprotokoll: Ihr wichtigstes Werkzeug

Der Schlüssel zum richtigen Umgang mit Planabweichungen ist die Dokumentation. Hierfür dient das Abnahmeprotokoll bei der finalen Begehung mit dem Installateur als wichtigste Grundlage.

So gehen Sie vor:

  1. Vergleichen Sie Plan und Realität: Gehen Sie die Installation gemeinsam durch und lassen Sie sich jede Abweichung vom Plan erklären.

  2. Fragen Sie nach dem Grund: Ein professioneller Installateur kann jede Entscheidung nachvollziehbar begründen (z.B. „Wir haben den Haken versetzt, um den Sparren besser zu treffen.“).

  3. Halten Sie alles schriftlich fest: Notieren Sie jede Abweichung im Protokoll, auch wenn sie unkritisch erscheint. Das schafft Klarheit für spätere Gewährleistungsansprüche.

  4. Unterscheiden Sie Mängel von Toleranzen: Eine geringfügige optische Abweichung ist kein Grund, die Abnahme zu verweigern. Ein klares Sicherheitsrisiko wie ein ungeschütztes Kabel hingegen schon. Hier müssen Sie auf Mängelbeseitigung bestehen.

Nehmen Sie sich für diesen Prozess ausreichend Zeit, denn die Inbetriebnahme und Abnahme der Anlage ist der formelle Abschluss des Projekts.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was ist, wenn ein anderes Wechselrichtermodell verbaut wurde?

Das ist nur dann akzeptabel, wenn das verbaute Modell technisch mindestens gleichwertig oder besser ist (gleiche Leistungsklasse, gleiche oder mehr Features). Der Tausch muss im Protokoll mit genauer Modellbezeichnung vermerkt und der Preis gegebenenfalls angepasst werden.

Die Anlage erzeugt weniger Strom als prognostiziert. Ist das ein Mangel?

Eine Abweichung der realen Erträge von der Prognose ist nicht automatisch ein Mangel, da das Wetter den größten Einfluss hat. Weicht der Ertrag Ihrer Photovoltaikanlage jedoch über einen längeren Zeitraum und bei normaler Sonneneinstrahlung signifikant nach unten ab, kann das auf einen Planungs- oder Installationsfehler hindeuten.

Mein Nachbar hat die gleiche Anlage, aber seine Verkabelung sieht ordentlicher aus. Kann ich das beanstanden?

Solange Ihre Verkabelung sicher und normgerecht ausgeführt ist (keine losen Kabel, alles in Schutzrohren), lässt sich die reine Optik nur schwer als Mangel durchsetzen. Funktionalität und Sicherheit haben Vorrang vor der Ästhetik.

Welche Frist muss ich dem Installateur zur Nachbesserung eines Mangels setzen?

Setzen Sie im Abnahmeprotokoll eine schriftliche und angemessene Frist zur Mängelbeseitigung (üblich sind z.B. 14 Tage). Das ist eine wichtige rechtliche Voraussetzung für weitere Schritte.

Fazit: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Geringfügige Abweichungen vom Installationsplan sind bei der Montage einer PV-Anlage normal und oft sogar ein Zeichen guter Handwerkskunst. Entscheidend ist nur, dass diese Änderungen die Sicherheit, Leistung und Langlebigkeit Ihrer Investition nicht beeinträchtigen.

Nehmen Sie die Abnahme ernst, fragen Sie bei Unklarheiten nach und halten Sie alles im Protokoll fest. So stellen Sie sicher, dass Sie viele Jahre Freude an Ihrer sauberen und sicheren Stromerzeugung haben.

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