Thermische Speicherung: Wie Ihr Haus zum kostenlosen Energiespeicher wird

Viele Besitzer einer Photovoltaikanlage kennen die Situation: An einem sonnigen Frühlingstag ist der Batteriespeicher bereits am Mittag voll, doch die Sonne scheint weiter. Der überschüssige Strom fließt für wenige Cent ins Netz, während am Abend die Wärmepumpe anspringt und teuren Strom beziehen muss. Was wäre, wenn Sie diese wertvolle Energie nicht verkaufen, sondern direkt in Ihrem Haus speichern könnten – und das ganz ohne zusätzliche Kosten? Genau hier setzt die intelligente Nutzung der Gebäudemasse als thermischer Speicher an.

Was ist thermische Speicherung und wie funktioniert sie?

Jedes Gebäude besitzt eine natürliche thermische Trägheit. Massive Bauteile wie Betonböden, Ziegelwände oder Estrich können Wärmeenergie aufnehmen, speichern und zeitverzögert wieder abgeben. Man kann sich das wie einen großen Kachelofen vorstellen: Er wird einmal aufgeheizt und gibt seine Wärme dann über viele Stunden langsam an den Raum ab.

Dieses Prinzip lässt sich gezielt für das Energiemanagement nutzen. Die Idee dahinter ist, überschüssigen Solarstrom vom Dach zu verwenden, um das Gebäude über die Wärmepumpe kontrolliert um wenige Grad aufzuheizen – es sozusagen thermisch aufzuladen. Diese gespeicherte Wärme wird dann in den Abend- und Nachtstunden langsam freigesetzt, sodass die Heizung deutlich seltener anspringen muss.

Gesteuert wird dieser Prozess durch ein intelligentes System:

  1. PV-Überschuss: Die Photovoltaikanlage produziert mehr Strom, als im Haushalt verbraucht und im Batteriespeicher aufgenommen werden kann.
  2. Intelligente Steuerung: Ein Energiemanagementsystem (EMS) erkennt diesen Überschuss in Echtzeit.
  3. Aktivierung: Das EMS sendet ein Signal an die Wärmepumpe, um den Betrieb zu starten oder die Leistung zu erhöhen.
  4. Thermische Ladung: Die Wärmepumpe heizt das Gebäude gezielt auf eine etwas höhere, aber weiterhin komfortable Temperatur auf (z. B. von 21 °C auf 22,5 °C).
  5. Entladung: Sobald die Sonneneinstrahlung nachlässt, schaltet die Wärmepumpe ab. Die in der Gebäudemasse gespeicherte Wärme hält die Raumtemperatur nun über Stunden stabil, ohne dass teurer Netzstrom für die Heizung benötigt wird.

Die Vorteile: Mehr als nur warme Wände

Die gezielte Nutzung der Gebäudethermie ist weit mehr als eine technische Spielerei. Sie bietet handfeste Vorteile für Anlagenbetreiber und entlastet gleichzeitig die öffentliche Infrastruktur.

Maximierung des Eigenverbrauchs

Der wichtigste Vorteil ist die deutliche Steigerung Ihres Eigenverbrauchs. Anstatt Solarstrom für eine geringe Einspeisevergütung abzugeben, nutzen Sie ihn selbst und vermeiden teuren Netzbezug. Allein 2023 wurden laut Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) über eine Million neue Solaranlagen in Deutschland installiert. Angesichts dieser wachsenden Zahl an Anlagen wird es immer wichtiger, den erzeugten Strom auch direkt vor Ort zu verbrauchen. Die thermische Speicherung verlagert den Strombedarf Ihrer Wärmepumpe genau in die Zeit der höchsten PV-Produktion – die Mittagsstunden.

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Reduzierung der Stromkosten

Jede Kilowattstunde Solarstrom, die Ihre Wärmepumpe antreibt, muss nicht für 30 Cent oder mehr aus dem Netz zugekauft werden. Die Erfahrung zeigt, dass sich die Kosten für ein intelligentes Energiemanagement oft schon nach wenigen Jahren amortisieren, allein durch die eingesparten Stromkosten.

Praxisbeispiel: Ein Vierpersonenhaushalt mit Wärmepumpe benötigt an einem kühlen Abend 10 kWh Heizenergie. Anstatt diese mit Netzstrom zu erzeugen (Kosten: ca. 3,50 €), wird das Haus mittags mit 10 kWh Solarstrom thermisch vorgeladen. Die direkten Kosten hierfür sind praktisch null.

Entlastung der Stromnetze

Indem Sie Ihren Stromverbrauch gezielt in die Mittagsstunden verlagern, helfen Sie, die öffentlichen Stromnetze zu stabilisieren. Sie reduzieren die Lastspitzen am Abend und tragen so zu einer effizienteren Nutzung erneuerbarer Energien bei.

Die technischen Voraussetzungen: Was Sie dafür benötigen

Damit Sie Ihr Gebäude als thermischen Speicher nutzen können, müssen mehrere Komponenten intelligent zusammenspielen. Im Kern besteht das System aus vier Bausteinen.

  1. Die Photovoltaikanlage
    Als Energiequelle muss die Anlage so dimensioniert sein, dass sie an sonnigen Tagen zuverlässig einen Überschuss produziert, auch nachdem der Haushaltsbedarf gedeckt und der Batteriespeicher gefüllt ist.

  2. Die Wärmepumpe mit SG-Ready-Schnittstelle
    Nicht jede Wärmepumpe ist für diese Aufgabe geeignet. Entscheidend ist eine sogenannte „Smart Grid Ready“-Schnittstelle (SG Ready). Über diesen standardisierten Kontakt kann ein externes Gerät wie das EMS der Wärmepumpe gezielte Befehle geben. Es gibt typischerweise vier Betriebszustände:

  • Modus 1 (Sperre): Die Wärmepumpe wird blockiert (z. B. bei Strommangel im Netz).
  • Modus 2 (Normalbetrieb): Die Wärmepumpe arbeitet wie gewohnt.
  • Modus 3 (Empfehlung): Die Wärmepumpe soll verstärkt laufen (z. B. bei PV-Überschuss).
  • Modus 4 (Befehl): Die Wärmepumpe muss mit maximaler Leistung laufen.

Für die thermische Speicherung sind vor allem die Modi 3 und 4 von Bedeutung.

  1. Das Energiemanagementsystem (EMS)
    Das [INTERNAL LINK: /was-ist-ein-energiemanagementsystem-ems Anchor: Energiemanagementsystem] ist das Gehirn der Anlage. Es misst in Echtzeit die PV-Erzeugung, den Stromverbrauch im Haus sowie den Ladezustand des Batteriespeichers. Anhand dieser Daten entscheidet es, wann der optimale Zeitpunkt ist, um die Wärmepumpe über die SG-Ready-Schnittstelle zu aktivieren.

  2. Das Gebäude
    Entgegen einer weit verbreiteten Meinung ist diese Technologie nicht nur für hochmoderne Neubauten geeignet. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE hat gezeigt, dass Wärmepumpen auch in Bestandsgebäuden sehr effizient arbeiten können. Die thermische Speicherung funktioniert in fast jedem Massivbau. Natürlich gilt: Je besser die Dämmung, desto länger hält das Gebäude die Wärme. Doch das Grundprinzip, die thermische Masse zu aktivieren, ist universell anwendbar.

Häufige Fragen zur thermischen Speicherung (FAQ)

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Überhitzt mein Haus dadurch nicht?

Nein. Das EMS steuert die Erwärmung sehr präzise innerhalb eines vordefinierten und komfortablen Temperaturbereichs. In der Regel handelt es sich um eine Anhebung von nur 1 bis 2 Grad Celsius – ein kaum spürbarer Unterschied, der energetisch jedoch eine große Wirkung hat.

Funktioniert das auch im Sommer zum Kühlen?

Ja, absolut. Wenn Sie eine reversible Wärmepumpe besitzen, die auch kühlen kann, lässt sich das Prinzip einfach umkehren. Das Gebäude wird mit überschüssigem Solarstrom am Tag gezielt vorgekühlt, sodass die Klimatisierung am Abend geringer ausfällt oder gar nicht mehr nötig ist.

Benötige ich dafür ein neu gebautes Haus?

Nein. Wie die Forschung des Fraunhofer ISE belegt, ist die Technologie auch für Bestandsgebäude hervorragend geeignet. Jedes Haus mit massiven Wänden oder Böden besitzt ausreichend Speichermasse. Eine gute Dämmung verbessert zwar die Effizienz, ist aber keine Grundvoraussetzung.

Kann ich das mit jedem System nachrüsten?

Grundsätzlich ist eine Nachrüstung möglich, sie erfordert aber kompatible Komponenten. So muss die Wärmepumpe über eine SG-Ready-Schnittstelle verfügen und ein passendes EMS installiert werden. Viele moderne Systeme einer [INTERNAL LINK: /photovoltaik-mit-speicher-und-waermepumpe Anchor: PV-Anlage mit Wärmepumpe] sind bereits für eine solche intelligente Steuerung ausgelegt oder können einfach erweitert werden.

Fazit: Das Haus als intelligenter Akku

Die Nutzung der Gebäudemasse als thermischen Speicher ist ein eleganter und kosteneffizienter Weg, um noch mehr aus Ihrer Solaranlage herauszuholen. Sie verwandeln Ihr gesamtes Haus in einen riesigen, kostenlosen Energiespeicher und machen sich unabhängiger von steigenden Strompreisen. Für alle, die den [INTERNAL LINK: /eigenverbrauch-optimieren Anchor: Eigenverbrauch Ihrer PV-Anlage optimieren] und ihr Energiemanagement auf eine neue Stufe heben wollen, ist es der nächste logische Schritt.


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OLEKSANDR PUSHKAR
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