Temporärer Netzanschluss & Teilinbetriebnahme: Wenn die PV-Anlage schrittweise ans Netz geht
Die Solarmodule sind auf dem Dach montiert, der Wechselrichter hängt an der Wand und die Sonne scheint – doch ein Bauteil fehlt. Vielleicht ist es der Stromspeicher mit langer Lieferzeit oder der Zählerschrank, der noch nicht umgebaut ist.
Für viele angehende Anlagenbetreiber stellt sich dann die frustrierende Frage: Muss die gesamte Anlage ungenutzt bleiben, bis auch das letzte Teil geliefert und verbaut ist? Die gute Nachricht lautet: nicht zwangsläufig. Genau hier können eine Teilinbetriebnahme oder ein temporärer Netzanschluss die Lösung sein. Dieser Weg ist jedoch kein Standardverfahren und erfordert eine sorgfältige Abstimmung zwischen Ihnen, Ihrem Elektriker und dem Netzbetreiber.
Inhaltsverzeichnis
Was bedeutet Teilinbetriebnahme bei einer PV-Anlage?
Bei einer Teilinbetriebnahme wird nur ein bereits funktionsfähiger Teil der Photovoltaikanlage offiziell ans Netz angeschlossen und aktiviert, während andere Komponenten noch fehlen oder nicht betriebsbereit sind. Das Ziel ist, so früh wie möglich mit der Stromproduktion zu beginnen und den Eigenverbrauch von Solarstrom zu starten.
Die Gründe dafür sind vielfältig und rückten insbesondere während der Lieferkettenengpässe in den Jahren 2022 und 2023 in den Fokus:
- Fehlender Stromspeicher: Die PV-Module und der Wechselrichter sind vorhanden, der bestellte Batteriespeicher hat aber eine Lieferzeit von mehreren Monaten.
- Verzögerter Zählerschrankumbau: Die Anlage ist installationsbereit, aber der neue Zählerschrank kann aus baulichen Gründen erst später gesetzt werden.
- Gestaffelter Ausbau: Eine große Anlage wird bewusst in mehreren Phasen errichtet und soll schrittweise in Betrieb genommen werden.
Eine solche Vorgehensweise weicht von der regulären Anmeldung und Inbetriebnahme einer PV-Anlage ab und muss daher als Sonderfall behandelt werden.
Die entscheidende Rolle: Abstimmung mit Elektriker und Netzbetreiber
Der Erfolg einer Teilinbetriebnahme steht und fällt mit der Kooperation zweier zentraler Akteure: Ihres Elektro-Fachbetriebs und des zuständigen Netzbetreibers. Ohne ihre Zustimmung und aktive Mitwirkung lässt sich das Vorhaben nicht umsetzen.
Schritt 1: Das Gespräch mit Ihrem Elektriker
Ihr Elektriker ist der erste und wichtigste Ansprechpartner. Er trägt die technische Verantwortung für die Installation und die Einhaltung aller Normen und Sicherheitsvorschriften. Eine Teilinbetriebnahme bedeutet für den Fachbetrieb einen erheblichen Mehraufwand.
- Zwei Termine: Der Fachbetrieb muss mindestens zwei Inbetriebnahmen durchführen und dokumentieren – die anfängliche Teilinbetriebnahme und die spätere Endinbetriebnahme.
- Administrativer Aufwand: Die Kommunikation mit dem Netzbetreiber ist komplexer und erfordert eine präzise Dokumentation des jeweiligen Anlagenzustands.
- Haftungsfragen: Der Elektriker muss sicherstellen, dass auch der teilinstallierte Zustand jederzeit sicher ist.
Aus diesen Gründen bieten nicht alle Betriebe diese Option an. Sprechen Sie das Thema frühzeitig an und klären Sie, ob Ihr Installateur bereit ist, diesen Weg mitzugehen und welche zusätzlichen Kosten dafür anfallen. Transparente Kommunikation ist hier der Schlüssel, um einen verlässlichen Partner für dieses Vorhaben zu finden. Wenn Sie noch auf der Suche sind, sollten Sie gezielt nach dem richtigen Elektriker für die PV-Anlage fragen, der Erfahrung mit solchen Sonderfällen hat.
Solarkabel
Schritt 2: Die Genehmigung durch den Netzbetreiber
Der Netzbetreiber muss dem Vorgehen explizit zustimmen, denn es gibt keine gesetzliche Verpflichtung, eine Teilinbetriebnahme zu akzeptieren. Die genauen Prozesse sind von Netzbetreiber zu Netzbetreiber unterschiedlich. Während einige pragmatische Lösungen anbieten, lehnen andere solche Anfragen grundsätzlich ab.
Ihr Elektriker wird in der Regel die Anfrage beim Netzbetreiber stellen. Dabei muss klar kommuniziert werden, welche Anlagenteile in Betrieb gehen und wann mit der vollständigen Fertigstellung zu rechnen ist.
Der administrative Prozess: Darauf müssen Sie achten
Wenn Elektriker und Netzbetreiber grünes Licht geben, folgt ein formaler Prozess, in dem die Dokumentation eine zentrale Rolle spielt. Fehler können hier später zu Problemen mit der Einspeisevergütung oder der Abrechnung führen.
Das Inbetriebnahmeprotokoll als zentrales Dokument
Für jede Inbetriebnahme ist ein Inbetriebnahmeprotokoll (IBN-Protokoll) zu erstellen. Bei einer Teilinbetriebnahme muss dieses Dokument den Zustand der Anlage exakt widerspiegeln.
Daraus müssen folgende Punkte klar hervorgehen:
- Aktive Komponenten: Welche Module und wie viele davon sind angeschlossen? Welcher Wechselrichter ist in Betrieb?
- Gesamtleistung (Teilbetrieb): Wie hoch ist die Leistung des betriebenen Anlagenteils in Kilowatt-Peak (kWp)?
- Fehlende Komponenten: Welche Teile (z. B. Stromspeicher, weitere Modulstränge) werden zu einem späteren Zeitpunkt ergänzt?
Dieses Protokoll dient als Grundlage für die Anmeldung bei der Bundesnetzagentur und die Abrechnung mit dem Netzbetreiber.
Von der Teil- zur Endinbetriebnahme
Sobald die fehlenden Komponenten eintreffen und installiert sind, erfolgt die Endinbetriebnahme. Auch dieser Schritt wird wieder mit einem neuen, vollständigen Inbetriebnahmeprotokoll dokumentiert und anschließend dem Netzbetreiber sowie der Bundesnetzagentur gemeldet. Erst dann gilt die Anlage offiziell als fertiggestellt.
Die Alternative: Ein temporärer Netzanschluss (Provisorium)
In sehr seltenen Fällen, etwa bei Neubauten ohne finalen Hausanschluss, kann ein temporärer Netzanschluss (umgangssprachlich Bauprovisorium) eine Brücke schlagen. Hierbei wird die PV-Anlage über eine provisorische Zähler- und Anschlussinstallation betrieben. Dies ist eine hochkomplexe Lösung, die nur von sehr erfahrenen Elektrikern in enger Abstimmung mit dem Netzbetreiber umgesetzt werden kann. Sie stellt die absolute Ausnahme dar.
Vorteile und Nachteile der schrittweisen Inbetriebnahme
Eine Teilinbetriebnahme sollte gut überlegt sein. Wägen Sie daher die Vorteile sorgfältig gegen die Nachteile und Kosten ab.
Vorteile:
- Früherer Ertrag: Sie produzieren und nutzen Ihren eigenen Solarstrom früher und senken Ihre Stromrechnung.
- Einspeisevergütung: Sie profitieren früher von der Einspeisevergütung für überschüssigen Strom.
- Motivation: Es ist ein gutes Gefühl, die eigene Anlage bereits arbeiten zu sehen.
Nachteile:
- Höherer Aufwand: Der administrative und organisatorische Aufwand ist für alle Beteiligten deutlich höher.
- Zusätzliche Kosten: Der Elektriker wird den Mehraufwand in der Regel in Rechnung stellen, sodass Sie mit einigen hundert Euro zusätzlich rechnen sollten.
- Abhängigkeit: Das Gelingen hängt vollständig von der Kooperationsbereitschaft von Elektriker und Netzbetreiber ab.
- Fehlerrisiko: Eine fehlerhafte oder lückenhafte Dokumentation kann zu späteren Problemen führen.
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Ist eine Teilinbetriebnahme meiner PV-Anlage immer möglich?
Nein, es handelt sich hierbei um eine Sonderlösung. Die Möglichkeit hängt von der Zustimmung Ihres Elektro-Fachbetriebs und des lokalen Netzbetreibers ab. Es gibt keinen rechtlichen Anspruch darauf.
Mit welchen Mehrkosten muss ich für eine Teilinbetriebnahme rechnen?
Die Kosten variieren je nach Aufwand. Planen Sie für den zusätzlichen Termin und die administrative Abwicklung durch den Elektriker einen Betrag im unteren bis mittleren dreistelligen Bereich ein. Klären Sie dies unbedingt vorab.
Was passiert, wenn die Teilinbetriebnahme nicht korrekt gemeldet wird?
Eine nicht oder falsch gemeldete Inbetriebnahme kann schwerwiegende Folgen haben. Im schlimmsten Fall verlieren Sie den Anspruch auf die Einspeisevergütung für diesen Zeitraum oder müssen mit rechtlichen Schritten des Netzbetreibers rechnen.
Kann ich nur die Solarmodule in Betrieb nehmen und den Speicher später nachrüsten?
Ja, das ist das häufigste Szenario für eine Teilinbetriebnahme. Die Anlage wird zunächst als reine Einspeise- und Eigenverbrauchsanlage betrieben. Der Speicher wird dann zu einem späteren Zeitpunkt nachgerüstet und im Rahmen einer zweiten Inbetriebnahme offiziell gemeldet.
Fazit: Eine Lösung für besondere Fälle
Eine Teilinbetriebnahme oder ein temporärer Netzanschluss ist eine praktikable, aber anspruchsvolle Möglichkeit, um Lieferverzögerungen zu überbrücken und eine Photovoltaikanlage früher ans Netz zu bringen. Dieser Weg ist allerdings kein Standardverfahren, sondern ein Sonderfall, der eine proaktive und transparente Kommunikation mit einem erfahrenen Elektriker und dem Netzbetreiber voraussetzt. Wenn Sie diese Option in Betracht ziehen, sollten Sie den zusätzlichen organisatorischen und finanziellen Aufwand sorgfältig gegen den Nutzen des früheren Solarertrags abwägen.
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