Stromspeicher für das E-Auto der Zukunft: Jetzt schon richtig planen

Die Entscheidung für eine Photovoltaikanlage ist oft der erste Schritt in eine unabhängige Energiezukunft. Doch viele Eigenheimbesitzer denken bereits einen Schritt weiter: an die Anschaffung eines Elektroautos. Eine aktuelle Studie von Statista (2023) zeigt, dass 59 % der zukünftigen E-Auto-Besitzer ihr Fahrzeug überwiegend zu Hause laden möchten.

Für alle, die heute eine PV-Anlage mit Speicher planen, stellt sich damit eine zentrale Frage: Wie groß muss der Stromspeicher sein, um auch für ein E-Auto gerüstet zu sein, das vielleicht erst in zwei, drei oder fünf Jahren in der Garage steht? Eine vorausschauende Planung ist entscheidend, um teure Fehlinvestitionen zu vermeiden.

In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen Strategien, wie Sie Ihren Stromspeicher heute schon für die Elektromobilität von morgen auslegen können, und beleuchten die Vor- und Nachteile der jeweiligen Ansätze.

Der Sprung im Strombedarf: Warum ein E-Auto alles verändert

Um die richtige Entscheidung zu treffen, ist es wichtig, sich die Dimension des zusätzlichen Strombedarfs bewusst zu machen. Ein typischer Vierpersonenhaushalt verbraucht pro Jahr etwa 4.500 Kilowattstunden (kWh) Strom. Ein Elektroauto, das jährlich 15.000 Kilometer fährt, benötigt zusätzlich rund 3.000 kWh. Der Strombedarf des Haushalts steigt also um über 60 %.

Noch deutlicher wird der Unterschied bei einem einzelnen Ladevorgang. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) hat ermittelt, dass ein typischer Ladevorgang an einer 11-kW-Wallbox, der den Akku eines E-Autos von 20 % auf 80 % füllt, rund 36 kWh Energie benötigt. Das ist mehr als das Dreifache des durchschnittlichen Tagesverbrauchs einer Familie.

Diesen enormen Mehrbedarf sollten Sie bei der Dimensionierung des Speichers berücksichtigen, wenn Sie Ihr Auto überwiegend mit eigenem Solarstrom laden möchten.

Der Sprung im Strombedarf

Die zwei strategischen Wege: Überdimensionieren oder modular erweitern?

Sie haben grundsätzlich zwei Möglichkeiten, die Anschaffung eines E-Autos schon heute zu berücksichtigen. Beide haben klare Vor- und Nachteile, die von Ihrer persönlichen Situation, Ihrem Budget und Ihrer Risikobereitschaft abhängen.

Strategie 1: Der Speicher auf Vorrat – sofort größer kaufen

Der naheliegendste Ansatz ist, den Stromspeicher für Photovoltaik von Anfang an größer zu dimensionieren, als es Ihr aktueller Verbrauch erfordert. Sie kaufen die Kapazität für das zukünftige E-Auto also direkt mit.

Vorteile:

  • Kosten pro kWh: In der Regel sind die Kosten pro Kilowattstunde Speicherkapazität bei einem größeren System geringer als bei einer späteren Nachrüstung. Die Verbraucherzentrale gibt eine Spanne von 800 bis 1.200 Euro pro kWh an – größere Systeme bewegen sich eher am unteren Ende dieser Spanne.
  • Einmalige Installation: Alles wird in einem Schritt erledigt, was Ihnen zukünftige Handwerkerkosten und organisatorischen Aufwand erspart.
  • System aus einem Guss: Alle Komponenten sind perfekt aufeinander abgestimmt, was potenzielle Kompatibilitätsprobleme ausschließt.

Nachteile:

  • Hohe Anfangsinvestition: Sie binden Kapital für eine Kapazität, die Sie in den ersten Jahren möglicherweise nicht nutzen.
  • Risiko der Fehlplanung: Was passiert, wenn sich die Anschaffung des E-Autos verzögert, ausfällt oder das gewählte Modell einen kleineren Akku hat als gedacht? Der teuer bezahlte Speicherplatz bleibt ungenutzt.
  • Effizienzverluste: Ein dauerhaft zu gering ausgelasteter Speicher kann an Effizienz einbüßen und schneller altern, da die Lade- und Entladezyklen nicht optimal ablaufen.

Praxisbeispiel: Ein Haushalt benötigt heute einen 5-kWh-Speicher. Für ein zukünftiges E-Auto werden zusätzlich 8 kWh Puffer benötigt. Statt des 5-kWh-Speichers wird direkt ein 13-kWh-Modell gekauft. Die Mehrkosten fallen sofort an, obwohl die volle Kapazität erst in einigen Jahren genutzt wird.

Strategie 2: Das flexible System – modular nachrüsten

Die Alternative ist die Anschaffung eines modularen, erweiterbaren Speichersystems. Sie starten mit einer Größe, die zu Ihrem aktuellen Bedarf passt, und rüsten die zusätzliche Kapazität für das E-Auto später einfach nach.

Vorteile:

  • Geringere Anfangskosten: Sie investieren nur in das, was Sie heute wirklich benötigen, und schonen so Ihr Budget.
  • Maximale Flexibilität: Ihre Pläne ändern sich? Kein Problem. Der Speicher wächst mit Ihren Bedürfnissen. Das schützt Sie vor einer teuren Überdimensionierung.
  • Höhere Systemeffizienz: Laut der Stromspeicher-Inspektion 2023 der HTW Berlin erreichen modulare Systeme oft eine höhere Gesamteffizienz. Der Grund: Die Komponenten sind von Beginn an als erweiterbares System konzipiert und der Speicher wird bis zur Erweiterung optimal ausgelastet.
  • Technologisch aktuell: Bei der Nachrüstung profitieren Sie vom technologischen Fortschritt und potenziell gesunkenen Preisen für Batteriemodule.

Nachteile:

  • Höhere Kosten pro kWh bei Nachrüstung: Das einzelne Nachrüstmodul und die erneute Installation können in Summe teurer sein als der Kauf eines von Beginn an größeren Systems.
  • Kompatibilität entscheidend: Nicht jedes Speichersystem ist erweiterbar. Darauf müssen Sie schon beim Kauf des Basissystems achten. Die Erfahrung zeigt, dass es sich hier lohnt, auf etablierte Hersteller mit langfristiger Produktverfügbarkeit zu setzen.

Das flexible System

Entscheidungshilfe: Welcher Weg ist der richtige für Sie?

Die Wahl zwischen sofortiger Überdimensionierung und einem modularen System ist eine individuelle Entscheidung. Die folgende Übersicht kann Ihnen dabei helfen:

Ein größerer Speicher von Anfang an ist sinnvoll, wenn…

  • … die Anschaffung des E-Autos innerhalb der nächsten 1-2 Jahre fest geplant ist.
  • … Sie ein klares Budget haben und die Gesamtkosten lieber sofort tragen möchten.
  • … Sie den organisatorischen Aufwand einer späteren Nachrüstung vermeiden wollen.

Ein modulares, erweiterbares System ist die bessere Wahl, wenn…

  • … der Zeitplan für das E-Auto noch unsicher oder weiter als 2 Jahre entfernt ist.
  • … Sie die Anfangsinvestition möglichst gering halten möchten.
  • … Sie sich maximale Flexibilität für zukünftige Entwicklungen (z. B. auch eine Wärmepumpe) offenhalten wollen.

Viele unserer Kunden auf Photovoltaik.info, die eine zukunftssichere Lösung suchen, entscheiden sich für modulare Systeme. Sie bieten einen guten Kompromiss aus Planungssicherheit und finanzieller Flexibilität. Wichtig ist dabei, schon bei der Erstinstallation den Wechselrichter groß genug auszulegen, damit er die spätere Speichererweiterung und die Ladeleistung der passenden Wallbox bewältigen kann.

Entscheidungshilfe

Häufige Fragen (FAQ)

Kann ich jeden Stromspeicher später erweitern?

Nein, das ist ein häufiger Irrtum. Nur Systeme, die vom Hersteller explizit als modular und erweiterbar deklariert sind, können später problemlos aufgerüstet werden. Achten Sie bei der Produktauswahl unbedingt auf diesen Hinweis.

Wie groß sollte der Speicher für ein E-Auto mindestens sein?

Eine gute Faustregel ist, zur für den Haushalt berechneten Speichergröße zusätzlich 5 bis 10 kWh pro E-Auto einzuplanen. Die genaue Größe hängt von Ihrer jährlichen Fahrleistung und Ihrem Ladeverhalten ab. Mit einem Photovoltaik Rechner können Sie verschiedene Szenarien durchspielen, um Ihren Bedarf genauer zu ermitteln.

Was passiert, wenn ich den Speicher trotz E-Auto zu klein wähle?

Es entsteht kein technischer Schaden. Sie werden lediglich mehr Strom aus dem öffentlichen Netz beziehen müssen, um Ihr Auto zu laden, insbesondere in den Wintermonaten. Der finanzielle Vorteil durch die Nutzung von Eigenstrom sinkt entsprechend. Eine zu kleine Dimensionierung ist jedoch oft das kleinere Übel im Vergleich zu einer teuren, ungenutzten Überkapazität.

Fazit und nächste Schritte

Die Integration eines zukünftigen E-Autos in die Planung Ihrer Photovoltaikanlage ist kein triviales Detail, sondern ein zentraler strategischer Punkt. Eine bewusste Entscheidung zwischen einem sofort größeren Speicher und einem flexiblen, modularen System bewahrt Sie vor teuren Fehlern und sorgt dafür, dass Ihre Anlage auch in Zukunft perfekt zu Ihren Bedürfnissen passt.

Für die meisten Haushalte mit einem unklaren oder längerfristigen Anschaffungshorizont für ein E-Auto stellt das modulare System den sichereren und flexibleren Weg dar. Es schont das anfängliche Budget und passt sich Ihrem Leben an – nicht umgekehrt.

Weitere praxisnahe Informationen zur Auswahl der richtigen Komponenten und deren Zusammenspiel finden Sie direkt hier auf Photovoltaik.info.

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