Stilllegung und Rückbau einer PV-Anlage: Was am Ende der Laufzeit zu tun ist

Eine Photovoltaikanlage ist eine Investition für Jahrzehnte. Viele Besitzer konzentrieren sich auf Planung, Installation und Ertrag – doch was passiert am Ende der Nutzungsdauer? Die gute Nachricht vorweg: Das Ende der gesetzlichen EEG-Förderung nach 20 Jahren bedeutet nicht automatisch das Aus für Ihre Anlage. Wenn der Rückbau jedoch ansteht, gibt es klare rechtliche und ökologische Spielregeln, die Sie kennen sollten. Dieser Beitrag erklärt die notwendigen Schritte – von der Demontage bis zur korrekten Abmeldung.

Mythos oder Pflicht? Wann eine PV-Anlage zurückgebaut werden muss

Die verbreitete Annahme, eine PV-Anlage müsse nach 20 Jahren zwingend stillgelegt und abgebaut werden, ist ein Irrtum. Die 20-Jahres-Frist bezieht sich lediglich auf die Dauer der garantierten Einspeisevergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).

Eine funktionstüchtige Anlage darf und soll auch darüber hinaus Strom produzieren. Dieser sogenannte Post-EEG-Betrieb ist für den Eigenverbrauch oft weiterhin sehr wirtschaftlich. Eine gesetzliche Pflicht zum Rückbau besteht nur in zwei Fällen:

  1. Die Anlage stellt eine Gefahr dar: Wenn Module durch Hagel oder Sturm beschädigt sind, die Verkabelung marode ist oder die Unterkonstruktion ihre Stabilität verloren hat, ist der Betreiber aus Sicherheitsgründen zum Handeln verpflichtet.

  2. Die Anlage ist endgültig defekt: Wenn wesentliche Komponenten wie der Wechselrichter oder ein Großteil der Module ausfallen und eine Reparatur wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll ist, muss die Anlage stillgelegt werden.

Praxisbeispiel: Ein Eigenheimbesitzer betreibt eine 18 Jahre alte 5-kWp-Anlage. Obwohl die garantierte Vergütung bald ausläuft, erzeugt die Anlage immer noch über 90 % ihrer ursprünglichen Leistung. Ein Rückbau ist hier weder gesetzlich vorgeschrieben noch wirtschaftlich sinnvoll. Der Besitzer entscheidet sich, den erzeugten Strom zukünftig vollständig selbst zu verbrauchen und senkt so seine Stromrechnung weiter.

Der korrekte Rückbau: Wer ist verantwortlich und was ist zu beachten?

Für die Sicherheit und den ordnungsgemäßen Rückbau einer Photovoltaikanlage ist immer der Anlagenbetreiber, also der Eigentümer, verantwortlich. Auch wenn die Demontage technisch unkompliziert wirken mag, sollte sie ausschließlich von einem qualifizierten Fachbetrieb durchgeführt werden.

Stilllegung und Rückbau einer PV-Anlage

Der Grund dafür ist die elektrische Sicherheit. Selbst ein einzelnes Solarmodul kann bei Sonneneinstrahlung eine gefährlich hohe Gleichspannung erzeugen. Bei einer Reihenschaltung mehrerer Module summieren sich diese Spannungen schnell zu Werten, die lebensgefährlich sein können. Ein Elektrofachbetrieb verfügt über das nötige Wissen und die richtige Ausrüstung, um die Anlage sicher vom Netz zu trennen und ihre Komponenten gefahrlos zu demontieren.

In der Praxis liegen die Kosten für den professionellen Rückbau einer typischen Dachanlage für ein Einfamilienhaus meist zwischen 500 und 2.500 Euro, abhängig von der Anlagengröße, der Zugänglichkeit des Daches und dem regionalen Preisniveau.

Die fachgerechte Entsorgung: Ein entscheidender Schritt für die Umwelt

Ausgediente Solarmodule sind kein Bauschutt oder Sperrmüll. Sie gelten laut Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) als Elektroschrott und müssen entsprechend entsorgt werden. Der Grund: PV-Module bestehen zu rund 95 % aus wiederverwertbaren Materialien wie Glas, Aluminium und Silizium. Eine unsachgemäße Entsorgung ist nicht nur umweltschädlich, sondern kann auch mit empfindlichen Bußgeldern geahndet werden.

Für Sie als Anlagenbetreiber ist die Entsorgung erfreulich unkompliziert geregelt. Hersteller und Importeure, die PV-Module in Deutschland in Verkehr bringen, sind gesetzlich verpflichtet, die kostenlose Rücknahme und Verwertung alter Module sicherzustellen.

Ihnen stehen zwei wesentliche Möglichkeiten zur Entsorgung offen:

  1. Kommunale Sammelstellen: Die meisten Wertstoff- oder Recyclinghöfe nehmen alte Solarmodule von privaten Haushalten kostenlos entgegen.

  2. Rückgabe an den Hersteller: Sie können die Module auch direkt über das Rücknahmesystem des Herstellers entsorgen.

Der korrekte Rückbau

Der von Ihnen beauftragte Fachbetrieb übernimmt den Abtransport zur richtigen Sammelstelle in der Regel als Teil seines Angebots.

Administrative Pflichten: Die Abmeldung der PV-Anlage

Nach dem physischen Rückbau müssen Sie die Stilllegung auch administrativ abschließen. Diese bürokratischen Schritte sind verpflichtend und stellen sicher, dass Ihre Anlage offiziell aus allen Registern entfernt wird.

Abmeldung im Marktstammdatenregister (MaStR)

Jede Stromerzeugungsanlage in Deutschland muss im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur registriert sein. Daher ist auch die endgültige Stilllegung dort zu melden.

Was ist zu tun? Loggen Sie sich in Ihr Benutzerkonto im MaStR ein, wählen Sie die betreffende Anlage aus und setzen Sie den Status auf „endgültig stillgelegt“.

Frist: Die Meldung sollte unverzüglich nach dem Rückbau erfolgen.

Information des Netzbetreibers

Ihr lokaler Netzbetreiber muss ebenfalls über die Stilllegung informiert werden. So kann dieser seine Netzplanung anpassen und die Abrechnung der Einspeisevergütung korrekt beenden. Dafür genügt in der Regel eine formlose schriftliche Mitteilung unter Angabe des Anlagenstandorts und des Stilllegungsdatums.

Gegebenenfalls Meldung an das Finanzamt

Falls Sie Ihre Photovoltaikanlage als Gewerbe betrieben und zum Beispiel die Vorsteuer aus der Anschaffung geltend gemacht haben, müssen Sie die Stilllegung auch dem Finanzamt melden. Die Meldung erfolgt im Rahmen Ihrer Steuererklärung als Betriebsaufgabe.

Administrative Pflichten

FAQ – Häufige Fragen zur Stilllegung und zum Rückbau

Muss ich meine Anlage nach 20 Jahren abbauen?
Nein, eine gesetzliche Pflicht zum Rückbau einer funktionierenden Anlage nach Auslaufen der EEG-Förderung gibt es nicht. Ein Weiterbetrieb für den Eigenverbrauch ist in den meisten Fällen die sinnvollste Option.

Was kostet der Rückbau einer PV-Anlage?
Für ein typisches Einfamilienhaus können Sie mit Kosten zwischen 500 und 2.500 Euro rechnen. Der Preis hängt von der Größe der Anlage, der Art der Montage und den Gegebenheiten vor Ort ab.

Kann ich die alten Module selbst entsorgen?
Ja, Sie können die demontierten Module selbst zu einem kommunalen Wertstoffhof bringen, der Elektroschrott annimmt. Die Abgabe ist für private Haushalte in der Regel kostenlos. Der Transport und die Handhabung der teils sperrigen Module liegen dann in Ihrer Verantwortung.

Was passiert, wenn ich die Abmeldung vergesse?
Die versäumte Abmeldung im Marktstammdatenregister stellt eine Ordnungswidrigkeit dar. Zudem könnten ohne offizielle Abmeldung weiterhin administrative Pflichten bestehen, beispielsweise gegenüber dem Netzbetreiber.

Lohnt sich ein Weiterbetrieb nach Ende der EEG-Förderung?
In den allermeisten Fällen ja. Jede Kilowattstunde Solarstrom, die Sie selbst verbrauchen, müssen Sie nicht teuer vom Energieversorger einkaufen. Die genaue Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage nach 20 Jahren hängt von Ihrem Stromverbrauch und dem Zustand der Anlage ab, ist aber fast immer positiv.

Fazit: Das Ende ist ein geplanter Teil des Lebenszyklus

Die Stilllegung einer Photovoltaikanlage ist kein unvorhergesehenes Problem, sondern der geplante Abschluss eines langen und ertragreichen Lebenszyklus. Entscheidend ist: Ein Rückbau ist nur bei Defekten oder Gefahr verpflichtend, und die Entsorgung muss fachgerecht und umweltschonend über die offiziellen Sammelstellen erfolgen. Auch die administrativen Schritte der Abmeldung sind unkompliziert.

Wenn man bedenkt, dass die durchschnittliche Lebensdauer moderner Solarmodule oft 30 Jahre und mehr beträgt, ist der Rückbau für die meisten heutigen Anlagenbetreiber noch in weiter Ferne. Zu wissen, dass auch das Ende des Betriebs klar geregelt und unkompliziert ist, gibt zusätzliche Sicherheit bei der Investitionsentscheidung.


Entdecken Sie weitere praxisnahe Ratgeber zur Planung und zum Betrieb Ihrer Solaranlage auf Photovoltaik.info. In unserem Shop finden Sie passende Komplettsets für Eigenheime und Balkone. Sie haben Fragen zu Ihrer individuellen Situation? Kontaktieren Sie uns gerne für eine persönliche Beratung.

Ratgeber teilen