Statische Vorabprüfung durch den Heimwerker: So schätzen Sie die Tragfähigkeit Ihres Dachstuhls ein

Die Entscheidung für eine Photovoltaikanlage ist gefallen, die Vorfreude auf sauberen Strom und niedrigere Energiekosten steigt.

In der Planungsphase konzentrieren sich viele zukünftige Anlagenbetreiber auf die Auswahl der Solarmodule und des Wechselrichters.

Doch ein entscheidendes Fundament wird dabei oft übersehen: der Dachstuhl selbst. Bevor auch nur ein Modul montiert wird, muss eine entscheidende Frage geklärt werden: Ist Ihr Dach überhaupt stark genug für die zusätzliche Last?

Dieser Beitrag zeigt Ihnen, wie Sie eine erste Einschätzung selbst vornehmen können und wann Sie die Expertise eines Statikers hinzuziehen sollten.

Warum die Statik Ihres Daches so entscheidend ist

Eine Photovoltaikanlage ist mehr als nur ein paar leichte Paneele. Sie bringt ein erhebliches, dauerhaftes Gewicht auf Ihre Dachkonstruktion. Ein einzelnes Solarmodul wiegt heute zwischen 20 und 25 Kilogramm. Bei einer typischen Anlage für ein Einfamilienhaus mit 10 Kilowattpeak (kWp), die aus etwa 25 Modulen besteht, ergibt das eine Zusatzlast von 500 bis 625 Kilogramm. Rechnet man das Montagesystem hinzu, steigt das Gesamtgewicht auf 1.500 bis 2.000 Kilogramm.

Statische Vorabprüfung durch den Heimwerker

Stellen Sie sich zur Veranschaulichung vor, Sie würden dauerhaft einen Kleinwagen auf Ihrem Dach parken.

Hinzu kommen dynamische Lasten wie Schnee und Wind. In schneereichen Regionen Deutschlands kann die Schneelast allein schon über 100 Kilogramm pro Quadratmeter betragen. Ein Dachstuhl, der bereits an seiner Belastungsgrenze arbeitet, kann durch das zusätzliche Gewicht der PV-Anlage überfordert werden. Die Folgen reichen von schleichenden Verformungen bis hin zu einem plötzlichen Versagen der Struktur – ein Risiko, das niemand eingehen sollte.

Die erste Sichtprüfung: Worauf Sie als Laie achten können

Eine professionelle statische Berechnung kann nur ein Fachingenieur durchführen. Sie können sich jedoch mit einer sorgfältigen Sichtprüfung einen ersten, wertvollen Eindruck vom Zustand Ihres Dachstuhls verschaffen. Nehmen Sie eine starke Taschenlampe und begeben Sie sich auf den Dachboden. Achten Sie auf folgende Punkte:

Anker SOLIX Solarbank 3 E2700 Pro Balkonkraftwerk Speicher Set 2000 Watt 800 Watt - 5,4 kWh

Aus unserem Shop, Kategorie: Balkonkraftwerke mit Speicher

Anker SOLIX Solarbank 3 E2700 Pro Balkonkraftwerk Speicher Set 2000 Watt 800 Watt - 5,4 kWh

Ab 2.099,00 

Zustand der Holzbalken

Das Holz ist das Herzstück Ihrer Dachkonstruktion. Untersuchen Sie die tragenden Balken (Sparren) auf sichtbare Mängel:

  • Risse: Kleine, oberflächliche Trockenrisse sind oft unbedenklich. Alarmierend sind jedoch tiefe, durchgehende Risse, insbesondere quer zur Faserrichtung.
  • Feuchtigkeit und Fäulnis: Suchen Sie nach dunklen Verfärbungen, Wasserflecken oder Stellen, an denen das Holz weich und morsch ist. Drücken Sie verdächtige Bereiche vorsichtig mit einem Schraubendreher ein. Gibt das Holz leicht nach, ist das ein klares Warnsignal für Fäulnis.
  • Schädlingsbefall: Kleine Löcher im Holz und feines Holzmehl am Boden deuten auf einen aktiven Befall durch Holzschädlinge (z. B. den Holzwurm) hin.

Dimensionierung und Durchbiegung

Werfen Sie einen kritischen Blick auf die Balken selbst. Wirken sie im Verhältnis zur Spannweite unterdimensioniert oder dünn? Ein klares Indiz für eine Überlastung ist eine sichtbare Durchbiegung.

Praxis-Tipp: Spannen Sie eine Schlagschnur oder eine einfache Maurerschnur straff von einem Ende eines langen Balkens zum anderen. Ein deutlicher Abstand zwischen Schnur und Balken in der Mitte macht eine Durchbiegung sichtbar. Ein paar Millimeter sind oft noch normal, mehrere Zentimeter deuten jedoch auf ein Problem hin.

Verbindungen und Befestigungen

Die stabilsten Balken nützen wenig, wenn ihre Verbindungen schwach sind. Überprüfen Sie die Knotenpunkte, an denen die Balken mit Nägeln, Schrauben, Bolzen oder Metallplatten verbunden sind. Achten Sie auf starken Rost, gelockerte Bolzen oder herausstehende Nägel.

Grenzen der Selbstprüfung: Wann der Statiker unverzichtbar ist

Ihre Sichtprüfung dient der ersten Orientierung. Sie ersetzt jedoch niemals das Gutachten eines Fachmanns. In diesen Fällen ist die Prüfung durch einen Bauingenieur oder Statiker zwingend erforderlich:

  • Sichtbare Schäden: Wenn Sie bei Ihrer Prüfung auch nur einen der oben genannten Mängel (tiefe Risse, Fäulnis, starke Durchbiegung) feststellen.
  • Alter des Gebäudes: Als Faustregel gilt: Bei Gebäuden, die vor 1990 errichtet wurden, sollte immer eine professionelle Prüfung erfolgen. Die damaligen Baunormen waren weniger streng und die Unterlagen zur Statik sind oft nicht mehr vorhanden.
  • Fehlende Bauunterlagen: Ohne die ursprüngliche Statikberechnung für das Gebäude kann kein Installateur eine sichere Montage garantieren. Der Statiker muss die Lastreserven neu berechnen.
  • Besondere Gegebenheiten: Bei sehr großen, flachen oder komplex geformten Dächern sowie in Regionen mit hohen Schnee- oder Windlasten ist eine Prüfung unerlässlich.

Ein Statiker prüft nicht nur den sichtbaren Zustand, sondern berechnet die exakten Lastreserven Ihres Daches. Die Erfahrung zeigt, dass bei etwa 10 bis 15 % der älteren Dächer kleinere Verstärkungsmaßnahmen notwendig sind, bevor eine PV-Anlage sicher installiert werden kann. Die Kosten für ein solches Gutachten liegen je nach Aufwand zwischen 500 und 1.500 Euro – eine notwendige Investition in die Sicherheit Ihres Heims, die Sie bei der Kalkulation der gesamten Kosten einer Photovoltaikanlage von Anfang an einplanen sollten.

20000 Watt Photovoltaikanlagen inkl. 20,00 kWh Batterie & Ziegeldach Montageset - Trina Bifazial

Aus unserem Shop, Kategorie: PV Anlagen mit Speicher und Montagesets

20000 Watt Photovoltaikanlagen inkl. 20,00 kWh Batterie & Ziegeldach Montageset - Trina Bifazial

12.999,00 

Die Rolle der Montagesysteme bei der Lastverteilung

Auch die Befestigungsart der Solarmodule beeinflusst die Lastverteilung. Moderne Montagesysteme für Photovoltaikanlagen sind so konzipiert, dass sie das Gewicht der Module möglichst gleichmäßig auf die tragenden Dachsparren verteilen.

Ein Kreuzschienensystem beispielsweise verteilt die Last auf mehr Punkte als ein einfaches Einlegesystem. Dennoch gilt: Ein gutes Montagesystem kann die Last optimal verteilen, aber es kann keinen schwachen Dachstuhl heilen. Die strukturelle Eignung des Daches ist und bleibt die Grundvoraussetzung.

FAQ – Häufige Fragen zur Dachstatik für PV-Anlagen

Wie viel wiegt eine PV-Anlage pro Quadratmeter?
Rechnen Sie inklusive Montagesystem mit einer durchschnittlichen Last von ca. 25 bis 30 kg/m². Bei einer 50 m² großen Anlage sind das bereits 1.250 bis 1.500 kg.

Reicht die Prüfung durch einen Dachdecker nicht aus?
Nein. Ein Dachdecker ist Experte für die Dacheindeckung, also Ziegel, Dichtheit und Lattung. Er beurteilt die Wetterfestigkeit. Ein Statiker hingegen beurteilt die Tragfähigkeit der darunterliegenden Holzkonstruktion (Dachstuhl). Beide Expertisen sind wichtig, aber nicht austauschbar.

Was passiert, wenn mein Dach die Last nicht tragen kann?
Das ist kein K.-o.-Kriterium. Ein Statiker kann gezielte Verstärkungsmaßnahmen vorschlagen, zum Beispiel durch das Anbringen zusätzlicher Balken („Aufdopplung“) oder den Einbau von Stützen. In manchen Fällen kann auch die Wahl leichterer Solarmodule eine Lösung sein.

Wer haftet bei einem Schaden durch eine zu schwere Anlage?
Letztendlich haften Sie als Bauherr und Eigentümer. Wenn Sie auf eine empfohlene statische Prüfung verzichten und es zu einem Schaden kommt, werden Versicherungen die Leistung verweigern und Sie tragen die volle Verantwortung. Seriöse Installationsbetriebe werden die Montage ohne statische Freigabe bei kritischen Dächern daher ablehnen.

    Ein stabiles Dach ist der erste und wichtigste Schritt für eine sichere und langlebige Photovoltaikanlage

    Wenn diese grundlegende Voraussetzung erfüllt ist, können Sie sich den weiteren Schritten widmen. Einen umfassenden Leitfaden für die weitere systematische Planung finden Sie in unserem Beitrag zum Thema Photovoltaikanlage planen.

    Sie möchten Ihre individuelle Situation besser einschätzen oder suchen passende Komponenten? Die Experten von Photovoltaik.info beraten Sie gern und bieten Ihnen Komplettsets, die auf typische Anlagengrößen und Anforderungen abgestimmt sind.

    Ratgeber teilen