Solarertrag im Winter: Mit wie viel Strom können Sie in der dunklen Jahreszeit rechnen?
Weit verbreitet ist die Vorstellung, dass Photovoltaikanlagen eine Art Winterschlaf einlegen, wenn die Tage kürzer und die Himmel grauer werden. Viele Interessenten fragen sich daher, ob sich eine Investition überhaupt lohnt, wenn die Anlage über Monate nur eingeschränkt Strom liefert. Doch die gute Nachricht vorweg: Ihre PV-Anlage produziert auch im Winter zuverlässig Strom. Entscheidend ist dabei, realistische Erwartungen an die Ertragsmenge zu haben und zu wissen, welche Faktoren den Ertrag in der dunklen Jahreszeit beeinflussen.
Inhaltsverzeichnis
Warum eine Photovoltaikanlage auch im Winter Strom erzeugt
Ein häufiges Missverständnis betrifft die Funktionsweise von Solarmodulen. Sie wandeln nicht Wärme, sondern Licht in elektrische Energie um. Genauer gesagt reagieren sie auf das gesamte Lichtspektrum, nicht nur auf direkte Sonneneinstrahlung. Auch an einem bewölkten Wintertag dringt diffuses Licht durch die Wolkendecke, das von den Modulen zur Stromerzeugung genutzt wird.

Die Wintersonne selbst ist genauso energiereich wie die Sommersonne. Der entscheidende Unterschied liegt nicht in der Qualität des Lichts, sondern in seiner Quantität und dem Einfallswinkel.
Der entscheidende Faktor: Geringere Sonneneinstrahlung und kürzere Tage
Der geringere Solarertrag im Winter hat vor allem zwei physikalische Gründe:
Kürzere Tage: Im Dezember stehen oft nur acht Stunden Tageslicht zur Verfügung, verglichen mit bis zu 16 Stunden im Juni. Das Zeitfenster für die Stromproduktion ist also schlicht halbiert.
Flacherer Sonnenstand: Die Sonne steht im Winter deutlich tiefer am Horizont. Ihre Strahlen treffen in einem flacheren Winkel auf die Solarmodule, was die Energieausbeute pro Flächeneinheit reduziert.
In der Praxis bedeutet das: Etwa 70 bis 80 % des Jahresertrags werden im Sommerhalbjahr (April bis September) erwirtschaftet, die übrigen 20 bis 30 % entfallen auf das Winterhalbjahr (Oktober bis März). In den dunkelsten Monaten wie Dezember und Januar sinkt der Ertrag oft auf nur 15 bis 25 % des Werts eines starken Sommermonats.
Ein weiterer Faktor ist Schneefall. Eine dicke Schneeschicht kann die Module vollständig bedecken und die Stromerzeugung vorübergehend zum Erliegen bringen. Bei den meisten Schrägdächern rutscht der Schnee jedoch nach kurzer Zeit von selbst ab. Auch dauerhafter Schmutz kann die Leistung beeinträchtigen. Informieren Sie sich daher über die Grundlagen der Wartung und lassen Sie Ihre Photovoltaikanlage bei Bedarf reinigen, um den Wirkungsgrad langfristig zu sichern.
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Ab 1.299,00 €Wie viel Strom produziert eine PV-Anlage im Winter konkret? Ein Rechenbeispiel
Um diese Prozentzahlen greifbarer zu machen, gilt eine einfache Faustregel: Pro Kilowatt-Peak (kWp) installierter Leistung erzeugt eine durchschnittliche Anlage in Deutschland im Winterhalbjahr (Oktober bis März) etwa 250 bis 350 Kilowattstunden (kWh) Strom. Im Sommerhalbjahr sind es hingegen 650 bis 850 kWh.
Ein typisches Szenario für ein Einfamilienhaus:
Anlagengröße: 8 kWp
Ertrag im Winterhalbjahr: 8 kWp x ~300 kWh/kWp = 2.400 kWh
Ertrag im Sommerhalbjahr: 8 kWp x ~750 kWh/kWp = 6.000 kWh
Gesamter Jahresertrag: ca. 8.400 kWh
Ein Vierpersonenhaushalt verbraucht im Jahr durchschnittlich 4.000 kWh Strom. Das Beispiel zeigt, dass die Anlage den Jahresbedarf mehr als doppelt deckt. Selbst der Winterertrag von 2.400 kWh trägt wesentlich zur Deckung des Grundbedarfs bei, insbesondere tagsüber.
Kann die Kälte den Modulen schaden oder sogar helfen?
Viele Nutzer befürchten, dass extreme Kälte oder Frost den empfindlichen Solarmodulen schaden könnte. Hier wartet eine positive Überraschung: Das Gegenteil ist der Fall. Photovoltaikmodule arbeiten bei kühleren Temperaturen effizienter als bei großer Hitze.

Der Grund dafür liegt in den physikalischen Eigenschaften von Halbleitern. Bei steigenden Temperaturen erhöht sich die elektrische Leitfähigkeit, was leichte Energieverluste zur Folge hat. Als Faustregel gilt: Pro 10 Grad Celsius Temperaturanstieg kann der Wirkungsgrad um etwa 4 bis 5 % sinken. Ein kalter, klarer Wintertag mit strahlendem Sonnenschein kann daher zu den produktivsten Tagen des Jahres gehören, da der hohe Wirkungsgrad von Solarmodulen bei Kälte die geringere Sonneneinstrahlung teilweise kompensiert.
Strategien zur Optimierung des Winterertrags
Auch wenn Sie die Sonneneinstrahlung nicht beeinflussen können, gibt es effektive Wege, den im Winter erzeugten Strom bestmöglich zu nutzen.
Stromverbrauch bewusst steuern
Die einfachste Methode ist, den eigenen Verbrauch an die Produktionszeiten der Anlage anzupassen. Versuchen Sie, energieintensive Geräte wie Waschmaschine, Trockner oder Spülmaschine in der Mittagszeit zwischen 11 und 15 Uhr laufen zu lassen, wenn die Sonne am höchsten steht und die Stromproduktion ihr Maximum erreicht.Den erzeugten Solarstrom speichern
Die mit Abstand wirkungsvollste Strategie ist die Nutzung eines Stromspeichers. Da im Winter der Stromverbrauch in den Morgen- und Abendstunden besonders hoch ist, die Produktion aber mittags stattfindet, entsteht eine zeitliche Lücke. Ein Batteriespeicher überbrückt diese Lücke. So können Sie den tagsüber erzeugten Solarstrom speichern und ihn genau dann nutzen, wenn Sie ihn am meisten benötigen. Gerade in der dunklen Jahreszeit steigert dies Ihre Unabhängigkeit vom Stromnetz erheblich.Die richtige Ausrichtung und Neigung
Bereits bei der Planung wird der Grundstein für den Winterertrag gelegt. Während eine flachere Neigung der Module für den hohen Sonnenstand im Sommer optimal ist, fängt eine steilere Neigung die tief stehende Wintersonne besser ein. Ein Neigungswinkel von rund 30 bis 35 Grad gilt in Deutschland als guter Kompromiss für den ganzjährigen Ertrag.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Solarertrag im Winter
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9.999,00 €Lohnt sich eine PV-Anlage überhaupt, wenn sie im Winter so wenig bringt?
Ja, absolut. Die Wirtschaftlichkeit einer Photovoltaikanlage wird immer auf Basis des gesamten Jahresertrags berechnet. Das ertragreiche Sommerhalbjahr kompensiert die schwächeren Wintermonate bei Weitem. Der Winterertrag ist ein wertvoller Bonus, der Ihre Stromrechnung weiter senkt und die Amortisationszeit verkürzt.
Muss ich den Schnee von meinen Modulen entfernen?
In den meisten Fällen ist das nicht nötig. Durch den Neigungswinkel der Module und die leichte Erwärmung bei geringster Sonneneinstrahlung rutscht der Schnee meist von allein ab. Lediglich bei sehr flachen Dächern oder langanhaltender, dicker Schneedecke kann eine manuelle Räumung sinnvoll sein. Gehen Sie dabei jedoch kein Sicherheitsrisiko ein.
Wie hoch ist der Eigenverbrauchsanteil im Winter?
Ohne Stromspeicher ist der Eigenverbrauchsanteil im Winter deutlich geringer als im Sommer, da Produktion und hoher Verbrauch zeitlich auseinanderfallen. In der Praxis sinkt er oft auf 15 bis 20 %. Mit einem intelligent gesteuerten Stromspeicher kann dieser Wert jedoch auf 40 bis 60 % oder mehr gesteigert werden, was die Wirtschaftlichkeit maßgeblich verbessert.
Gibt es spezielle Winter-Solarmodule?
Nein, es gibt keine speziellen „Wintermodule“. Hochwertige monokristalline oder polykristalline Module sind für den ganzjährigen Einsatz unter allen Witterungsbedingungen konzipiert und getestet. Ihre Leistungsfähigkeit bei Schwachlicht ist ein entscheidendes Qualitätsmerkmal für einen guten Winterertrag.
Fazit: Realistische Erwartungen sind der Schlüssel zum Erfolg
Eine Photovoltaikanlage ist keine Saisonlösung, sondern ein Kraftwerk, das an 365 Tagen im Jahr für Sie arbeitet. Zwar wird der Löwenanteil des Stroms im Sommer erzeugt, doch der Beitrag der Wintermonate ist für die Gesamtwirtschaftlichkeit und Ihre Energieunabhängigkeit entscheidend.
Wer die saisonalen Schwankungen versteht und seine Anlage mit intelligenten Lösungen wie einem Stromspeicher kombiniert, kann ihr Potenzial voll ausschöpfen. So wird aus der Sorge vor dem Winter die Gewissheit, auch in der dunklen Jahreszeit einen wertvollen Beitrag zur eigenen Energieversorgung zu leisten.
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