Eine Photovoltaikanlage ist eine Investition, die sich über Jahrzehnte auszahlen soll. Doch wie bei einem Auto sichert eine regelmäßige Inspektion nicht nur die Langlebigkeit, sondern auch die volle Leistungsfähigkeit.
Was viele Anlagenbetreiber überrascht: Laut einer Studie des TÜV Rheinland weisen rund 35 % aller installierten PV-Anlagen signifikante Mängel auf. Die gute Nachricht: Viele potenzielle Probleme können Sie mit einer einfachen Sichtprüfung frühzeitig selbst erkennen und damit den Ertrag Ihrer Anlage langfristig sichern.
Warum eine regelmäßige Sichtprüfung entscheidend ist
Die meisten Photovoltaikanlagen laufen über Jahre hinweg störungsfrei. Dennoch sind die Module ständig Witterungseinflüssen wie Hagel, Sturm, Schnee und UV-Strahlung ausgesetzt. Eine kleine, unbemerkte Beschädigung kann sich mit der Zeit zu einem ernsthaften Problem entwickeln, das nicht nur den Ertrag mindert, sondern im schlimmsten Fall auch ein Sicherheitsrisiko darstellt.
Eine regelmäßige visuelle Inspektion hilft Ihnen dabei:
- Leistungsverluste frühzeitig zu entdecken: Oft ist ein Schaden die Ursache für einen unerklärlich sinkenden Stromertrag.
- Garantieansprüche zu sichern: Eine lückenlose Dokumentation von Schäden ist bei der Geltendmachung von Gewährleistungsansprüchen entscheidend.
- Sicherheitsrisiken zu minimieren: Beschädigte Module können zu Kurzschlüssen oder im Extremfall sogar zu Bränden führen.
Die Erfahrung zeigt, dass viele Mängel nicht auf die Module selbst, sondern auf Installations- oder Planungsfehler zurückzuführen sind. Eine proaktive Kontrolle ist daher umso sinnvoller.
Die Anatomie eines Solarmoduls verstehen
Um Schäden richtig deuten zu können, hilft ein grundlegendes Verständnis des Modulaufbaus. Ein Solarmodul ist mehr als nur eine Glasscheibe; es ist ein präzise aufgebautes System aus mehreren Schichten, die perfekt zusammenspielen müssen.
- Frontglas: Eine gehärtete Glasschicht, die die empfindlichen Solarzellen vor Witterungseinflüssen schützt.
- Solarzellen: Das Herzstück der Anlage. Sie wandeln Sonnenlicht in elektrischen Strom um und sind in einer Matrix miteinander verbunden.
- Verkapselungsfolie (EVA): Diese Folien betten die Zellen ein und schützen sie vor Feuchtigkeit und mechanischer Belastung.
- Rückseitenfolie: Die äußerste Schicht an der Unterseite, die das Modul vor Umwelteinflüssen von hinten schützt.
- Aluminiumrahmen: Er sorgt für Stabilität und dient der Befestigung auf dem Montagesystem.

Die Checkliste für Ihre Sichtprüfung: Worauf Sie achten müssen
Für eine effektive Sichtprüfung benötigen Sie kein Spezialwerkzeug. Ein Fernglas und eine Kamera zur Dokumentation genügen meist schon. Führen Sie die Prüfung am besten bei diffusem Licht durch, also an einem bewölkten Tag, um Sonnenblendung zu vermeiden.
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Glasbruch ist die am leichtesten zu erkennende Art von Beschädigung. Suchen Sie nach Rissen, Sprüngen oder Abplatzungen auf der Glasoberfläche.
- Typische Erscheinungsbilder: Spinnennetzartige Rissmuster deuten oft auf einen punktuellen Einschlag hin, etwa durch einen Hagelkorn oder einen herabfallenden Ast.
- Ursachen: Hagel, Sturm, Vandalismus oder mechanische Belastung während des Transports oder der Installation.
- Folgen: Durch Risse kann Feuchtigkeit eindringen, was zu Korrosion, Kurzschlüssen und einem signifikanten Leistungsabfall führt. Hochwertige Module sind nach der internationalen Norm IEC 61215 auf ihre Widerstandsfähigkeit gegen Hagel und mechanische Lasten geprüft, doch selbst sie können extremeren Wetterereignissen nicht immer standhalten.
2. Hotspots: Die verborgene Gefahr
Ein Hotspot ist eine überhitzte Stelle auf einem Solarmodul. Er entsteht, wenn eine einzelne Zelle oder ein Teil davon keinen Strom produziert (z. B. durch Verschattung, Schmutz oder einen Defekt) und stattdessen den Strom der anderen Zellen wie ein Widerstand in Wärme umwandelt.
- Typische Erscheinungsbilder: Suchen Sie nach dunklen, braunen oder verbrannten Flecken auf den Zellen. Manchmal sind auch Schmorspuren auf der Rückseitenfolie sichtbar.
- Ursachen: Teilverschattung, starker Schmutz (z. B. Vogelkot), innere Zelldefekte oder Risse.
- Folgen: Laut dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) können Hotspots Temperaturen von über 250 °C erreichen. Das führt nicht nur zu einer irreversiblen Schädigung der Zelle und der umliegenden Materialien, sondern stellt auch eine ernsthafte Brandgefahr dar. Schon ein einziger Hotspot kann die Leistung eines Moduls um 10 % oder mehr reduzieren.

3. Verfärbungen und Delamination
Veränderungen in Farbe und Struktur der Modulschichten sind oft ein Zeichen von Materialermüdung oder Produktionsfehlern.
- Typische Erscheinungsbilder:
- Delamination: Achten Sie auf blasenartige oder milchige Eintrübungen. Dabei lösen sich die Schichten des Moduls voneinander, oft beginnend am Rand.
- Vergilbung: Eine bräunliche oder gelbliche Verfärbung der Verkapselungsfolie kann auf eine verminderte UV-Beständigkeit hindeuten.
- Folgen: In beiden Fällen dringt weniger Licht zu den Zellen durch, was den Wirkungsgrad mindert. Delamination ermöglicht zudem das Eindringen von Feuchtigkeit.
4. Subtile Anzeichen: Schneckenspuren (Snail Trails)
Diese feinen, dunklen Linien, die sich wie Schneckenspuren über die Zellen ziehen, sind ein Phänomen, das oft erst nach einigen Betriebsjahren auftritt.
- Typische Erscheinungsbilder: Dunkle, netzartige Verfärbungen entlang der Zellkontakte.
- Ursachen: Die genauen Ursachen sind komplex, stehen aber oft im Zusammenhang mit winzigen, unsichtbaren Mikrorissen in den Zellen und chemischen Reaktionen. Manchmal sind sie ein Indikator für potenzialinduzierte Degradation (PID), ein Prozess, der den Ertrag einer Anlage in wenigen Jahren um bis zu 30 % senken kann.
- Folgen: Schneckenspuren selbst führen nicht zwangsläufig zu einem sofortigen Leistungsverlust, sind aber ein klares Warnsignal für mögliche Qualitätsprobleme des Moduls.
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Werfen Sie auch einen Blick auf die Peripherie der Module.
- Rahmen: Ist der Rahmen noch fest mit dem Modul verbunden? Gibt es Anzeichen von starker Korrosion?
- Befestigung: Sitzen alle Modulklemmen fest? Hat sich etwas gelockert?
- Kabel: Hängen Kabel lose herab oder scheuern an der Dachoberfläche? Sind Beschädigungen durch Tierbisse (z. B. Marder) sichtbar?

So führen Sie die Prüfung sicher und effektiv durch
Die Sicherheit hat oberste Priorität. Betreten Sie niemals das Dach, wenn Sie dafür nicht geschult und gesichert sind. Die meisten Dächer lassen sich gut vom Boden, einem Dachfenster oder einem Balkon aus mit einem Fernglas inspizieren.
- Zeitpunkt wählen: Ein Tag mit bedecktem Himmel ist ideal.
- Hilfsmittel bereitlegen: Fernglas, Kamera mit Zoomobjektiv oder Smartphone.
- Systematisch vorgehen: Prüfen Sie Modul für Modul und Reihe für Reihe auf die oben genannten Schäden.
- Alles dokumentieren: Machen Sie bei jeder Auffälligkeit detaillierte Fotos. Notieren Sie Datum und die Position des betroffenen Moduls.
Was tun, wenn Sie einen Schaden entdecken?
Wenn Sie eine der beschriebenen Auffälligkeiten feststellen, ist es wichtig, ruhig und überlegt zu handeln.
- Dokumentation abschließen: Sichern Sie Ihre Fotos und Notizen.
- Leistungsdaten prüfen: Vergleichen Sie die aktuellen Ertragswerte mit denen aus dem Vorjahreszeitraum. Ein plötzlicher Abfall kann Ihre Beobachtung bestätigen.
- Fachmann kontaktieren: Wenden Sie sich an Ihren Installateur oder einen qualifizierten Solarteur. Senden Sie ihm Ihre Dokumentation zu. Er kann den Schaden vor Ort professionell beurteilen und die nächsten Schritte einleiten.
- Garantieunterlagen prüfen: Suchen Sie die Unterlagen zu Ihrer Anlage heraus. Hier wird zwischen der Produktgarantie des Herstellers (deckt Materialfehler) und der Leistungsgarantie (garantiert einen bestimmten Ertrag über die Zeit) unterschieden.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wie oft sollte ich meine Module prüfen?
Eine gründliche Sichtprüfung ein- bis zweimal im Jahr, idealerweise im Frühling und im Spätherbst, ist eine gute Faustregel. Nach extremen Wetterereignissen wie einem starken Hagelsturm ist eine zusätzliche Kontrolle ratsam.
Muss ich mein Dach für die Prüfung betreten?
Nein, auf keinen Fall ohne professionelle Sicherung. Eine Inspektion vom Boden aus mit einem Fernglas ist für die Erkennung der meisten offensichtlichen Schäden völlig ausreichend und vor allem sicher.
Ist Schmutz auf den Modulen ein ernsthaftes Problem?
Leichte, gleichmäßige Verschmutzung durch Staub oder Pollen wird meist vom Regen abgewaschen. Hartnäckiger Schmutz wie Vogelkot kann jedoch zu Hotspots führen. Eine professionelle Photovoltaik-Reinigung ist in solchen Fällen sinnvoll.
Verliere ich durch einen kleinen Riss sofort den ganzen Ertrag meiner Photovoltaikanlage?
Nein, ein einzelner kleiner Riss in einem Modul führt nicht zum Totalausfall. Er ist jedoch eine Schwachstelle, durch die Feuchtigkeit eindringen und langfristig zu einem größeren Leistungsabfall führen kann. Der Ertrag Ihrer Photovoltaikanlage wird dadurch schleichend gemindert.
Decken meine Garantien solche Schäden ab?
Das hängt von der Ursache und der Garantieart ab. Schäden durch Material- oder Herstellungsfehler fallen in der Regel unter die Produktgarantie. Schäden durch äußere Einwirkungen (z. B. Hagel) sind oft ein Fall für die Wohngebäude- oder eine separate Photovoltaikversicherung.
Eine regelmäßige Sichtprüfung ist eine einfache, aber wirkungsvolle Maßnahme, um den Wert und die Leistung Ihrer Photovoltaikanlage über viele Jahre zu erhalten. So haben Sie die Sicherheit, dass Ihre Investition optimal für Sie arbeitet.
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