Die sichere Aufstellung von Leitern und Gerüsten für die PV-Montage: Typische Fehler und Prüfkriterien
Die Vorfreude auf eine eigene Photovoltaikanlage ist groß, doch bevor der erste Solarstrom fließt, steht ein entscheidender Schritt an: der sichere Zugang zum Dach.
Statistiken der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) zeigen eine ernüchternde Realität: Rund 40 % aller tödlichen Absturzunfälle ereignen sich von Leitern und Gerüsten. Der Weg zum Arbeitsplatz ist damit oft gefährlicher als die Arbeit selbst.
Dieser Beitrag konzentriert sich daher auf die grundlegenden Sicherheitsmaßnahmen am Boden. Denn bevor Sie das Dach zur Montage oder Wartung Ihrer Photovoltaikanlage auf dem Dach betreten, muss der Aufstieg absolut sicher sein. Wir erklären die häufigsten Fehler und zeigen, wie Sie mit einfachen Prüfkriterien Risiken minimieren – egal, ob Sie selbst Hand anlegen oder die Arbeit eines Fachbetriebs beurteilen möchten.
Die Leiter – Der häufigste, aber oft unterschätzte Arbeitszugang
Für kleine Reparaturen oder Inspektionen ist die Anlegeleiter das Mittel der Wahl. Doch gerade ihre einfache Handhabung verleitet zur Nachlässigkeit. Jährlich ereignen sich in Deutschland rund 26.000 meldepflichtige Unfälle im Zusammenhang mit Leitern.
Die Ursachen sind laut Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) oft dieselben: Improvisation, die Verwendung einer ungeeigneten oder beschädigten Leiter und vor allem eine fehlerhafte Aufstellung.
Die goldenen Regeln für einen sicheren Stand
Um Unfälle zu vermeiden, genügen oft schon wenige, aber entscheidende Grundregeln. Die Praxis zeigt, dass die folgenden drei Punkte die größte Wirkung haben.
- Der feste Untergrund
Eine Leiter ist nur so stabil wie ihr Fundament. Stellen Sie sie niemals auf unebenen, weichen oder rutschigen Boden wie eine nasse Wiese, lockeres Erdreich oder schräge Flächen.
Praxisbeispiel: Müssen Sie die Leiter auf einer Rasenfläche aufstellen, legen Sie eine stabile, rutschfeste Holzbohle unter die Leiterfüße. Diese verteilt den Druck und verhindert das Einsinken eines Leiterfußes, was die Leiter leicht zum Kippen bringen kann.
- Der richtige Winkel (4-zu-1-Regel)
Ein zu steiler Winkel erhöht die Kippgefahr nach hinten, ein zu flacher Winkel lässt die Leiter am Fuß wegrutschen. Als Faustregel gilt die 4-zu-1-Regel, die einem Anstellwinkel von etwa 75 Grad entspricht: Pro vier Meter Anlegehöhe sollte die Leiterbasis einen Meter von der Wand entfernt sein.
Praxisbeispiel: Liegt die Dachrinne, an der Sie die Leiter anlegen, in 6 Metern Höhe, sollte der Abstand der Leiterfüße zur Hauswand etwa 1,50 Meter betragen (6 geteilt durch 4).
- Der sichere Übergang (Drei-Sprossen-Überstand)
Die größte Gefahr besteht beim Überstieg von der Leiter auf das Dach. Um ein seitliches Wegkippen zu verhindern, muss die Leiter die Anlegekante (z. B. die Dachrinne) um mindestens einen Meter überragen. Bei Sprossenleitern entspricht dies etwa drei Sprossen. Sichern Sie die Leiter zusätzlich am oberen Ende mit einer Leiterhaken-Sicherung oder durch Festbinden.
Ihr täglicher Sicherheits-Check: Die Leiterprüfung vor jeder Nutzung
Professionelle Handwerker müssen ihre Leitern regelmäßig prüfen lassen, erkennbar an der Prüfplakette. Doch auch Sie sollten vor jeder Benutzung eine kurze Sichtprüfung durchführen. Diese fünf Punkte dauern keine Minute, können aber einen Unfall verhindern:
- Holme und Sprossen: Sind Risse, Dellen oder starke Verbiegungen sichtbar?
- Leiterfüße: Sind die rutschfesten Kappen intakt und nicht abgenutzt?
- Verbindungen: Sind alle Nieten und Schrauben fest?
- Spreizsicherung (bei Stehleitern): Funktionieren die Scharniere und sind die Sicherungsbänder unbeschädigt?
- Sauberkeit: Ist die Leiter frei von Öl, Fett oder Schmutz, der sie rutschig machen könnte?
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Sobald die Arbeiten auf dem Dach länger dauern, Material transportiert werden muss oder die Arbeitshöhe zunimmt, ist eine Leiter keine zulässige oder sichere Option mehr. Ein Fassadengerüst bietet eine stabile Arbeitsplattform, Platz für Werkzeug und vor allem einen durchgehenden Seitenschutz als Absturzsicherung.
Die Errichtung eines Gerüsts ist jedoch eine Aufgabe für Profis. Die Technischen Regeln für Betriebssicherheit (TRBS 2121) schreiben vor, dass Gerüste nur von „befähigten Personen“ auf-, um- und abgebaut werden dürfen. Das ist besonders relevant für Bauherren, die eine Eigenmontage einer PV-Anlage in Erwägung ziehen. Die Kosten für ein professionell errichtetes Mietgerüst sind eine Investition in die eigene Sicherheit, an der nicht gespart werden darf.
Worauf Sie bei einem Gerüst achten müssen
Auch wenn Sie das Gerüst nicht selbst aufbauen, sollten Sie als Auftraggeber wissen, woran Sie eine sichere Konstruktion erkennen. Verlassen Sie sich dabei nicht blind auf die Freigabe, sondern prüfen Sie selbst einige grundlegende Kriterien.
- Standsicherheit: Das Gerüst muss auf tragfähigem Untergrund stehen. Verstellbare Fußspindeln gleichen Unebenheiten aus.
- Verankerung: Das Gerüst muss fest mit der Fassade verbunden sein, um ein Umkippen zu verhindern.
- Seitenschutz: Ab einer Absturzhöhe von zwei Metern ist ein dreiteiliger Seitenschutz (Geländerholm, Zwischenholm, Bordbrett) vorgeschrieben.
- Vollständigkeit: Alle Beläge müssen lückenlos verlegt sein. Fehlende Diagonalstreben sind ein häufiges und gefährliches Versäumnis, da sie die Stabilität gewährleisten.
- Freigabe: Ein betriebsbereites und sicheres Gerüst muss mit einem grünen Schild („Gerüst freigegeben“) gekennzeichnet sein. Ein rotes Schild bedeutet: Betreten verboten.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Muss ich für die PV-Montage immer ein Gerüst aufstellen?
Nicht für jede Kleinigkeit, aber für die eigentliche Montage der Solarmodule ist ein Gerüst in den meisten Fällen gesetzlich vorgeschrieben und immer die sicherste Lösung. Die Unfallverhütungsvorschriften sehen ab zwei Metern Absturzhöhe Schutzmaßnahmen vor, die eine Leiter allein nicht bieten kann.
Was bedeutet die „4-zu-1-Regel“ für Leitern?
Das ist eine Faustregel für den idealen Anstellwinkel. Der Abstand der Leiterfüße von der Wand sollte ein Viertel der Anlegehöhe betragen. Beispiel: Bei 8 Metern Höhe an der Dachrinne sollte die Leiterbasis 2 Meter von der Wand entfernt stehen.
Worauf muss ich bei der Auswahl einer Leiter achten?
Achten Sie darauf, dass die Leiter lang genug ist, um den Drei-Sprossen-Überstand zu gewährleisten. Sie muss für das Gewicht des Nutzers plus Werkzeug ausgelegt sein. Für Arbeiten an elektrischen Anlagen sind Leitern aus Holz oder glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) die bessere Wahl als solche aus Metall.
Kann ich ein Gerüst selbst aufbauen?
Nein, der Aufbau ist ausschließlich qualifizierten Personen mit entsprechender Ausbildung und Erfahrung vorbehalten. Eine unsachgemäße Montage gefährdet nicht nur Sie selbst, sondern auch andere Personen. Mieten Sie immer einen Fachbetrieb für den Gerüstbau.
Fazit: Sicherheit beginnt am Boden
Die Installation einer Photovoltaikanlage ist ein Projekt, das Sorgfalt und Planung erfordert – und das beginnt nicht erst auf dem Dach, sondern schon beim Aufstieg. Ob Sie eine Leiter oder ein Gerüst verwenden: Nehmen Sie sich die Zeit, den Arbeitszugang gewissenhaft vorzubereiten und zu prüfen. Die vorgestellten Regeln und Prüfkriterien sind einfach umzusetzen und schaffen die Grundlage für ein sicheres Gelingen Ihres Projekts.
Sobald der sichere Zugang zum Dach gewährleistet ist, folgt der nächste entscheidende Schritt: die korrekte Absturzsicherung bei den Arbeiten in der Höhe.
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