Schritt-für-Schritt-Anleitung: So berechnen Sie die Rendite Ihrer PV-Anlage selbst

Viele Online-Rechner versprechen eine schnelle Antwort auf die Frage, ob sich eine Photovoltaikanlage lohnt. Doch diese Ergebnisse sind oft sehr allgemein oder übermäßig optimistisch. Eine fundierte Investitionsentscheidung setzt jedoch eine genauere Analyse voraus, die auf Ihre persönliche Situation zugeschnitten ist. Die gute Nachricht: Sie müssen dafür kein Finanzexperte sein. Mit einer einfachen Tabellenkalkulation und den richtigen Annahmen können Sie selbst eine realistische Prognose erstellen und die Wirtschaftlichkeit Ihrer zukünftigen PV-Anlage bewerten. Dieser Leitfaden zeigt Ihnen, wie es geht.
Warum eine eigene Berechnung Gold wert ist
Standardisierte Online-Rechner sind nützlich für eine erste Orientierung. Sie können jedoch kaum Ihre individuellen Gegebenheiten abbilden, wie etwa Ihr genaues Verbrauchsverhalten, die exakte Dachausrichtung oder die zukünftige Entwicklung des Strompreises. Eine eigene Berechnung liefert Ihnen nicht nur ein präziseres Ergebnis, sondern auch ein tieferes Verständnis für die Faktoren, die den Erfolg Ihrer Investition bestimmen. Sie sehen genau, an welchen Stellschrauben Sie drehen können, um die Rentabilität zu maximieren.
Für eine schnelle Ersteinschätzung können Sie zwar einen Photovoltaik Rechner nutzen, für eine detaillierte Planung empfehlen wir Ihnen aber, die folgenden Schritte nachzuvollziehen.
Die Grundlagen: Was beeinflusst die Rendite?
Die Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage hängt im Wesentlichen von drei Faktoren ab:
- Investitionskosten: Der einmalige Aufwand für Anschaffung und Installation.
- Laufende Kosten: Regelmäßige Ausgaben für Wartung, Versicherung und Betrieb.
- Erträge: Die Summe aus gesparten Stromkosten (Eigenverbrauch) und Einnahmen (Einspeisung).
Während die Kosten relativ einfach zu erfassen sind, liegt die eigentliche Herausforderung in der realistischen Kalkulation der Erträge über die gesamte Lebensdauer der Anlage.
Schritt 1: Die Investitions- und Betriebskosten erfassen
Jede Wirtschaftlichkeitsrechnung beginnt mit der Erfassung aller anfallenden Kosten.
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Bisher bei uns Ursprünglicher Preis war: 999,00 €799,00 €Aktueller Preis ist: 799,00 €.Anschaffungskosten (CAPEX)
Hierzu zählen alle Ausgaben bis zur Inbetriebnahme der Anlage. Das umfasst die Solarmodule, den Wechselrichter, das Montagesystem, die Verkabelung sowie die Kosten für Planung und Installation durch einen Fachbetrieb.
Als verlässliche Orientierung dienen Daten des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE). Rechnen Sie bei einer typischen Dachanlage für ein Einfamilienhaus (Größe zwischen 8 und 15 kWp) mit Kosten zwischen 1.300 € und 1.700 € pro Kilowattpeak (kWp). Kleinere Anlagen sind pro kWp tendenziell etwas teurer.
Praxisbeispiel: Für eine 10-kWp-Anlage – eine gängige Größe für einen Vierpersonenhaushalt – sollten Sie mit einer Gesamtinvestition von rund 15.000 € rechnen. Eine detaillierte Aufschlüsselung der PV-Anlage Kosten finden Sie in unserem weiterführenden Beitrag.
Laufende Kosten (OPEX)
Diese Ausgaben werden oft unterschätzt, sind für eine realistische Kalkulation aber unerlässlich. Dazu gehören:
- Versicherung: Haftpflicht- und Allgefahrenversicherung für die Anlage.
- Wartung und Reinigung: Obwohl PV-Anlagen wartungsarm sind, sollten regelmäßige Inspektionen eingeplant werden.
- Zählergebühren: Für den zusätzlichen Einspeisezähler.
- Rücklagen: Insbesondere für einen möglichen Austausch des Wechselrichters, dessen Lebensdauer bei etwa 10 bis 15 Jahren liegt.
Faustregel: Planen Sie für die jährlichen Betriebskosten etwa 1 % bis 1,5 % der ursprünglichen Investitionssumme ein. Bei unserer Beispielanlage von 15.000 € wären das also 150 € bis 225 € pro Jahr.
Schritt 2: Die Erträge realistisch kalkulieren
Der Ertrag Ihrer Anlage setzt sich aus zwei Komponenten zusammen, die Sie unterschiedlich bewerten müssen. Hier liegt der Schlüssel zur Rentabilität.
Ertrag 1: Gesparte Stromkosten durch Eigenverbrauch
Dies ist der mit Abstand wichtigste Hebel für die Wirtschaftlichkeit Ihrer Anlage. Jede Kilowattstunde (kWh) Solarstrom, die Sie selbst verbrauchen, müssen Sie nicht teuer vom Energieversorger einkaufen.
Für die Berechnung benötigen Sie folgende Werte:
- Jährlicher Stromertrag der Anlage: In Deutschland erzeugt eine moderne 10-kWp-Anlage je nach Standort und Ausrichtung jährlich etwa 9.000 bis 10.500 kWh Strom. Wir rechnen konservativ mit 9.500 kWh.
- Ihr Jahresstromverbrauch: Ein typischer Vierpersonenhaushalt verbraucht etwa 4.500 kWh pro Jahr.
- Ihre Eigenverbrauchsquote: Dieser Wert gibt an, welchen Anteil des erzeugten Solarstroms Sie direkt im Haushalt verbrauchen. Ohne Stromspeicher liegt dieser Wert erfahrungsgemäß bei 25 % bis 40 %. Wir nehmen für unser Beispiel 35 % an.
- Ihr aktueller Strompreis: Laut Statista lag der durchschnittliche Strompreis für Haushalte in der ersten Jahreshälfte 2023 bei rund 42 Cent pro kWh.
Berechnungsbeispiel (Ersparnis):
- Gesamterzeugung pro Jahr: 9.500 kWh
- Davon Eigenverbrauch (35 %): 3.325 kWh
- Jährliche Ersparnis: 3.325 kWh × 0,42 €/kWh = 1.396,50 €
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6.299,00 €Ertrag 2: Einnahmen durch die Einspeisevergütung
Der Strom, den Sie nicht selbst verbrauchen, wird in das öffentliche Netz eingespeist. Dafür erhalten Sie vom Netzbetreiber eine staatlich garantierte Vergütung über 20 Jahre. Die genauen Sätze und Bedingungen der Einspeisevergütung regelt das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Für Anlagen bis 10 kWp liegt sie derzeit bei 8,2 Cent pro kWh.
Berechnungsbeispiel (Einnahmen):
- Gesamterzeugung: 9.500 kWh
- Eigenverbrauch: 3.325 kWh
- Überschüssiger Strom (Einspeisung): 9.500 kWh – 3.325 kWh = 6.175 kWh
- Jährliche Einnahmen: 6.175 kWh × 0,082 €/kWh = 506,35 €
Gesamtertrag pro Jahr
Addieren wir beide Positionen, ergibt sich der finanzielle Gesamtnutzen im ersten Jahr:1.396,50 € (Ersparnis) + 506,35 € (Einnahmen) = 1.902,85 €
Schritt 3: Die Zukunft einbeziehen – Strompreisentwicklung und Inflation
Eine statische Berechnung, die nur die Werte des ersten Jahres betrachtet, greift zu kurz. Zwei dynamische Faktoren sollten Sie dabei berücksichtigen.
Die Variable Strompreis
Ihr größter Ertrag – die Ersparnis durch Eigenverbrauch – wächst mit jeder Strompreiserhöhung. Während die Einspeisevergütung für 20 Jahre fix ist, steigt der Wert jeder selbst verbrauchten Kilowattstunde. Studien, etwa von Prognos für den BDEW, gehen von langfristig hohen Strompreisen aus.
Für eine realistische Langzeitprognose rechnen Sie daher am besten mit einer moderaten jährlichen Strompreissteigerung von 2 % bis 4 %. Das spiegelt historische Entwicklungen wider und macht Ihre Berechnung deutlich präziser.
Die Variable Inflation
Durch die Inflation werden Ihre laufenden Kosten (Wartung, Versicherung) im Laufe der Zeit steigen. Gleichzeitig mindert sie den realen Wert Ihrer fixen Einnahmen aus der Einspeisevergütung. Planen Sie daher auch bei den Betriebskosten eine jährliche Steigerung von beispielsweise 2 % ein.
Schritt 4: Alles zusammenführen – Die Amortisationszeit berechnen
Die Amortisationszeit ist der Zeitraum, nach dem die Summe der jährlichen Erträge die anfänglichen Investitionskosten übersteigt.
Die einfache Amortisationsrechnung (ohne Dynamik)
Eine schnelle, aber ungenaue Methode ist die simple Division der Kosten durch den Ertrag des ersten Jahres:15.000 € / 1.902,85 € ≈ 7,9 Jahre
Diese Zahl ist ein guter Anhaltspunkt, ignoriert aber die wichtigen dynamischen Effekte.
Die dynamische Amortisationsrechnung (in einer Tabelle)
Für ein realistisches Bild erstellen Sie am besten eine einfache Tabelle (z. B. in Excel oder Google Sheets) mit folgenden Spalten:
| Jahr | Strompreis (€/kWh) | Ersparnis (€) | Einnahmen (€) | Gesamtertrag (€) | Laufende Kosten (€) | Cashflow (€) | Kumulierter Cashflow (€) |
|---|---|---|---|---|---|---|---|
| 0 | – | – | – | – | – | – | -15.000 |
| 1 | 0,420 | 1.396,50 | 506,35 | 1.902,85 | 200,00 | 1.702,85 | -13.297,15 |
| 2 | 0,433 | 1.438,39 | 506,35 | 1.944,74 | 204,00 | 1.740,74 | -11.556,41 |
| … | … | … | … | … | … | … | … |
Anleitung zur Befüllung:
- Jahr 0: Tragen Sie in der Spalte „Kumulierter Cashflow“ Ihre Investitionskosten als negativen Wert ein (z. B. -15.000 €).
- Jahr 1: Füllen Sie die Zeile mit den Werten aus unserer Beispielrechnung. Der „Cashflow“ ist der „Gesamtertrag“ abzüglich der „Laufenden Kosten“. Der „Kumulierte Cashflow“ ist die Summe aus dem Vorjahreswert und dem aktuellen Cashflow.
- Ab Jahr 2: Erhöhen Sie den „Strompreis“ um Ihren angenommenen Prozentsatz (z. B. 3 %). Berechnen Sie die „Ersparnis“ neu. Die „Einnahmen“ bleiben konstant. Erhöhen Sie die „Laufenden Kosten“ um die Inflationsrate (z. B. 2 %).
- Ergebnis: Führen Sie die Tabelle fort. Das Jahr, in dem der „Kumulierte Cashflow“ zum ersten Mal positiv wird, ist Ihre realistische Amortisationszeit. Sie wird wahrscheinlich zwischen 9 und 12 Jahren liegen.
Die Rendite nach der Amortisation
Nachdem sich die Anlage amortisiert hat, wirft sie reinen Gewinn ab. Da die Lebensdauer moderner PV-Anlagen bei 25 bis 30 Jahren liegt, profitieren Sie noch viele Jahre von nahezu kostenlosem Strom. Auch nach dem Auslaufen der 20-jährigen EEG-Vergütung bleibt die Ersparnis durch Eigenverbrauch der wichtigste finanzielle Vorteil.
FAQ – Häufige Fragen zur Wirtschaftlichkeit von PV-Anlagen
Wie wirkt sich ein Stromspeicher auf die Rendite aus?
Ein Stromspeicher erhöht die Investitionskosten deutlich. Gleichzeitig steigert er aber auch die Eigenverbrauchsquote (oft auf 60–80 %), was die Ersparnis maximiert. Die Amortisationszeit verlängert sich dadurch zwar meist, über die gesamte Lebensdauer kann sich die Rentabilität jedoch verbessern – insbesondere bei stark steigenden Strompreisen.
Was ist, wenn mein Dach nicht perfekt nach Süden ausgerichtet ist?
Moderne Solarmodule sind so effizient, dass auch eine reine Ost-West-Ausrichtung sehr rentabel sein kann. Der Vorteil ist, dass der Strom morgens und abends erzeugt wird – also genau dann, wenn der Verbrauch im Haushalt oft am höchsten ist. Der spezifische Jahresertrag (kWh pro kWp) ist zwar etwas geringer, dies wird aber durch eine höhere Eigenverbrauchsquote oft kompensiert.
Muss ich auf die Einnahmen Steuern zahlen?
Seit 2023 gibt es wesentliche steuerliche Erleichterungen. Für PV-Anlagen auf Einfamilienhäusern bis zu einer Leistung von 30 kWp entfällt in der Regel die Einkommensteuer auf die Erträge. Auch die Umsatzsteuer beim Kauf entfällt. Dennoch ist eine Rücksprache mit einem Steuerberater ratsam.
Lohnt sich Photovoltaik auch bei geringem Stromverbrauch?
Je höher Ihr Eigenverbrauch, desto schneller rechnet sich die Anlage. Bei einem sehr geringen Jahresverbrauch (z. B. unter 2.000 kWh) dauert die Amortisation länger. In solchen Fällen kann eine kleinere Anlage oder ein Balkonkraftwerk die wirtschaftlichere Lösung sein.
Fazit: Eine informierte Entscheidung treffen
Die Berechnung der Rendite Ihrer PV-Anlage ist kein Hexenwerk. Wenn Sie Ihre individuellen Werte für Kosten, Verbrauch und Ertrag in ein dynamisches Modell einfließen lassen, erhalten Sie eine verlässliche Grundlage für Ihre Entscheidung. Sie werden feststellen, dass der Eigenverbrauch des günstigen Solarstroms und die zukünftige Strompreisentwicklung die entscheidenden Faktoren für eine hohe Rentabilität sind.
Die Erfahrung bei Photovoltaik.info zeigt, dass Kunden, die ihre eigene Situation gut verstehen, die zufriedensten Anlagenbetreiber sind. Eine sorgfältige Planung ist der erste Schritt zu langfristiger Unabhängigkeit und nachhaltigen Einsparungen.
Weitere praxisnahe Informationen zur Auswahl der richtigen Komponenten finden Sie direkt auf Photovoltaik.info.
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