Professionelle PV-Anlagenreinigung: Wann sie sich lohnt und worauf Sie achten müssen

Viele Besitzer von Photovoltaikanlagen gehen davon aus, dass der nächste Regen Schmutz und Staub von den Modulen wäscht – quasi ein kostenloser Reinigungsservice der Natur. Und in vielen Fällen trifft das auch zu.

Doch hartnäckige Verschmutzungen wie Vogelkot, anhaftender Pollenstaub oder Ablagerungen aus der Landwirtschaft können die Leistung Ihrer Anlage spürbar mindern. Wir klären deshalb, wann eine professionelle Reinigung nicht nur für eine saubere Optik sorgt, sondern sich auch finanziell rechnet – und woran Sie einen qualifizierten Dienstleister erkennen.

Der Mythos vom selbstreinigenden Solarmodul

Moderne Solarmodule verfügen oft über eine spezielle Oberflächenbeschichtung, die einen gewissen Selbstreinigungseffekt begünstigt. Regenwasser perlt ab und nimmt dabei losen Schmutz mit. Allerdings hat dieser Effekt Grenzen: Festsitzende Verunreinigungen wie Flechten, Moos an den Modulrändern oder klebrige organische Ablagerungen werden vom Regen kaum entfernt.

Studien, unter anderem vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE), belegen, dass solche Verschmutzungen zu Ertragsverlusten von 3 bis 5 % führen können. In extremen Fällen, etwa in der Nähe von landwirtschaftlichen Betrieben oder stark befahrenen Straßen, können die Einbußen sogar 20 % und mehr betragen. Oft wird dabei eine leichte, gleichmäßige Schmutzschicht unterschätzt, die den Wirkungsgrad von Solarmodulen aber auch schon beeinträchtigen kann.

Wann ist eine professionelle Reinigung wirklich notwendig?

Nicht jede Anlage muss jährlich gereinigt werden, denn die Notwendigkeit hängt von mehreren Schlüsselfaktoren ab. Erfahrungsgemäß sind vor allem der Standort und die Bauweise der Anlage entscheidend.

Faktor 1: Der Standort Ihrer Anlage

  • Landwirtschaftliche Umgebung: Ammoniakdämpfe aus der Tierhaltung können sich mit Staub und Pollen zu einem hartnäckigen, klebrigen Film verbinden. Dieser Belag lässt sich durch Regen kaum abwaschen und zieht weiteren Schmutz an. Ertragsverluste von über 10 % pro Jahr sind hier keine Seltenheit.

  • Industrie- und Gewerbegebiete: Ruß, Staub und andere industrielle Emissionen können sich auf den Modulen ablagern und die Sonneneinstrahlung blockieren.

  • Starker Baumbestand und Vogelaufkommen: Herabfallendes Laub, Pollen und Vogelkot führen zu punktuellen Verschmutzungen, sogenannten „Hotspots“. An diesen Stellen kann sich die Zelle stark erhitzen, was auf Dauer zu irreparablen Schäden führen kann.

Stark verschmutzte Solarmodule auf einem landwirtschaftlichen Gebäude, bedeckt mit Staub und Vogelkot.

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Faktor 2: Die Neigung Ihres Daches

Der Selbstreinigungseffekt funktioniert am besten bei einer Dachneigung von über 12 Grad. Bei flacheren Dächern, wie sie oft auf Carports, Garagen oder Flachdachbauten zu finden sind, kann das Regenwasser nicht schnell genug abfließen. So lagern sich Schmutzpartikel besonders an der unteren Kante des Modulrahmens ab und bilden mit der Zeit einen Schmutzrand, der die unterste Zellreihe dauerhaft verschatten kann.

Faktor 3: Sichtbare Verschmutzungen und Ertragseinbußen

Der verlässlichste Indikator ist die Leistung Ihrer Anlage selbst. Beobachten Sie daher Ihre Ertragsdaten genau. Fällt Ihnen ein schleichender oder plötzlicher Leistungsabfall auf, der sich nicht allein durch das Wetter erklären lässt, ist das ein starkes Anzeichen für eine ertragsmindernde Verschmutzung. Eine Sichtprüfung vom Boden aus kann ebenfalls erste Hinweise geben: Sind Schmutzränder, Flecken oder ein grauer Schleier erkennbar?

Die Risiken der falschen Reinigung: Warum Sie Profis beauftragen sollten

Der Gedanke, mit Hochdruckreiniger und Bürste selbst aufs Dach zu steigen, mag naheliegen, birgt jedoch erhebliche Risiken. Experten wie der TÜV Rheinland warnen eindringlich vor unsachgemäßer Reinigung:

  • Mechanische Schäden: Zu harte Bürsten oder kratzende Schwämme können die Antireflexschicht der Module zerkratzen. Das Betreten der Module kann zu Mikrorissen in den Solarzellen führen, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind, den Ertrag aber dauerhaft senken.

  • Thermischer Schock: Das Reinigen mit kaltem Wasser an einem heißen Sonnentag kann durch den plötzlichen Temperaturunterschied das Modulglas springen lassen.

  • Wasserschäden: Ein zu harter Wasserstrahl aus einem Hochdruckreiniger kann die Dichtungen der Module beschädigen, wodurch Wasser eindringen und zu Korrosion an der Elektronik führen kann.

  • Sicherheitsrisiken: Die Arbeit auf dem Dach birgt eine erhebliche Absturzgefahr. Zudem besteht bei unsachgemäßer Handhabung die Gefahr eines elektrischen Schlags.

Professioneller Reinigungsdienst in Aktion auf einem Solardach, mit Teleskopstangen und speziellen Bürsten.

Woran erkennen Sie einen qualifizierten Reinigungsdienst?

Ein seriöser Anbieter schützt Ihre Investition. Achten Sie bei der Auswahl auf folgende Qualitätsmerkmale:

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Spezialisierte Ausrüstung

Professionelle Reinigungsfirmen verwenden entmineralisiertes Wasser (Osmosewasser). Dieses trocknet rückstandslos und verhindert Kalkflecken, die den Ertrag erneut mindern würden. Zum Einsatz kommen wasserführende Teleskopstangen mit weichen, rotierenden Bürsten, die speziell für empfindliche Moduloberflächen entwickelt wurden.

Fachwissen und Zertifizierung

Fragen Sie nach Referenzen oder Zertifizierungen, beispielsweise durch den TÜV oder anerkannte Branchenverbände. Ein Fachmann kennt die Besonderheiten verschiedener Modultypen und bewegt sich sicher auf dem Dach, ohne Ihre Anlage zu beschädigen.

Versicherungsschutz

Ein absolutes Muss ist eine Betriebshaftpflichtversicherung, die explizit Schäden an Photovoltaikanlagen abdeckt. Lassen Sie sich diesen Nachweis vor Auftragsvergabe zeigen.

Seriöses Angebot und transparente Kosten

Ein professionelles Angebot listet alle Posten transparent auf. Die Kosten für eine professionelle Reinigung liegen in der Regel zwischen 1,50 € und 3,50 € pro Quadratmeter. Viele Kunden bevorzugen eine Abrechnung nach Leistung (kWp), um die Kosten besser kalkulieren zu können.

Vorher-Nachher-Bild eines Solarmoduls, eine Hälfte schmutzig, die andere glänzend sauber.

Kosten und Nutzen abwägen: Rechnet sich die Reinigung?

Ob sich eine Reinigung finanziell lohnt, lässt sich an einem einfachen Beispiel verdeutlichen:

  • Anlagengröße: 10 kWp (ca. 50 m² Modulfläche)
  • Jahresertrag: ca. 9.500 kWh
  • Angenommener Ertragsverlust durch Schmutz: 5 %
  • Verlorener Strom: 475 kWh pro Jahr
  • Finanzieller Verlust: Bei einem Strompreis von 30 Cent/kWh entspricht dies 142,50 € pro Jahr.

Die Reinigungskosten für eine solche Anlage belaufen sich je nach Anbieter auf etwa 100 bis 175 €. In diesem Beispiel amortisiert sich die Investition in die Reinigung also bereits innerhalb eines Jahres. Vergessen Sie nicht: Ihre Photovoltaikanlage ist eine langfristige Investition. Regelmäßige Pflege sichert ihren Wert und die maximale Rendite. Eine professionelle Reinigung ist daher eine sinnvolle Maßnahme zur Werterhaltung, ähnlich einer Inspektion beim Auto.

Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur PV-Reinigung

Wie oft sollte eine PV-Anlage gereinigt werden?

Die Häufigkeit hängt stark vom Standort ab. Für die meisten Anlagen auf Einfamilienhäusern in Wohngebieten genügt ein Intervall von 2 bis 5 Jahren. In kritischen Lagen (Landwirtschaft, Industrie, geringe Dachneigung) kann eine jährliche Reinigung sinnvoll sein. Die beste Vorgehensweise ist, die Erträge zu beobachten und bei Bedarf zu handeln.

Kann ich meine Solaranlage selbst reinigen?

Davon ist aus Sicherheits- und Gewährleistungsgründen dringend abzuraten. Das Risiko, die Module zu beschädigen oder sich selbst zu verletzen, ist zu hoch. Schäden, die durch Eigenreinigung entstehen, sind in der Regel nicht von der Garantie oder Versicherung gedeckt.

Welcher Zeitpunkt ist für die Reinigung am besten?

Ideal ist das Frühjahr nach der Zeit des stärksten Pollenflugs. So startet Ihre Anlage sauber in die sonnenreichsten Monate des Jahres und kann den maximalen Ertrag erwirtschaften.

Zahlt die Versicherung, wenn bei der Reinigung etwas kaputtgeht?

Wenn Sie einen professionellen und nachweislich versicherten Dienstleister beauftragen, deckt dessen Betriebshaftpflichtversicherung eventuelle Schäden. Bei Eigenverschulden oder der Beauftragung eines nicht versicherten Anbieters bleiben Sie im Schadensfall auf den Kosten sitzen.

Fazit: Eine saubere Anlage für maximalen Ertrag

Eine professionelle Photovoltaik-Reinigung ist weit mehr als nur Kosmetik. Sie ist eine gezielte Maßnahme zur Ertragssicherung und zum Werterhalt Ihrer Investition. Während Regen für die Grundsauberkeit sorgt, ist er gegen hartnäckige Verschmutzungen, insbesondere an ungünstigen Standorten und bei flachen Dächern, oft machtlos.

Wenn Sie Ihre Erträge im Blick behalten und bei Bedarf einen qualifizierten Fachbetrieb beauftragen, sichern Sie die bestmögliche Leistung Ihrer Anlage über ihre gesamte Lebensdauer.

Weitere praxisnahe Informationen zur Wartung und zum Betrieb Ihrer Anlage finden Sie direkt auf Photovoltaik.info.

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