PV-Anlage für ein Mehrgenerationenhaus: So ermitteln Sie den richtigen Bedarf

Ein Mehrgenerationenhaus ist ein Ort des Zusammenlebens, an dem verschiedene Lebensrhythmen und Bedürfnisse aufeinandertreffen
Während die Großeltern vielleicht den Tag über zu Hause sind und den Haushalt führen, kommt die junge Familie erst abends von Arbeit und Schule heim. Diese Vielfalt macht die Planung einer Photovoltaikanlage zu einer besonderen Herausforderung, denn hier reicht es nicht, einfach nur die Stromrechnungen zu addieren. Eine optimal dimensionierte PV-Anlage setzt eine detaillierte Analyse des gemeinsamen Strombedarfs voraus, um das volle Sparpotenzial auszuschöpfen und alle Bewohner zuverlässig mit Sonnenstrom zu versorgen.
In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie den Energiebedarf für Ihr Mehrgenerationenhaus systematisch ermitteln, welche zukünftigen Verbraucher Sie einplanen sollten und wie Sie die Anlage so auslegen, dass sie für alle Parteien den größten Nutzen bringt.
Die Besonderheit des Mehrgenerationenhauses: Mehr als nur die Summe seiner Teile
Der entscheidende Unterschied zu einem Einfamilienhaus liegt in den Verbrauchsprofilen der Bewohner, die sich oft überlappen und doch sehr verschieden sind. Während in einem typischen Einfamilienhaus der Stromverbrauch morgens und abends Spitzen aufweist, verteilt er sich in einem Mehrgenerationenhaus oft über den ganzen Tag.
Ein typisches Alltagsszenario:
Die im Erdgeschoss lebenden Großeltern nutzen tagsüber Haushaltsgeräte wie Waschmaschine und Herd – genau dann, wenn die Sonne am stärksten scheint und die PV-Anlage den meisten Strom produziert. Die Familie im Obergeschoss wiederum verbraucht den meisten Strom in den Abendstunden, wenn gekocht, ferngesehen und vielleicht ein Elektroauto geladen wird.
Dieser verteilte Verbrauch ist ein großer Vorteil für die Nutzung von Solarstrom, da der tagsüber erzeugte Strom oft direkt verbraucht werden kann (Eigenverbrauch), was die Wirtschaftlichkeit der Anlage erheblich steigert. Die Herausforderung besteht darin, die Gesamtlast und die Verbrauchsspitzen aller Parteien korrekt zu erfassen.
Schritt für Schritt zum Gesamtbedarf: Eine Anleitung
Eine sorgfältige Bedarfsermittlung ist das Fundament für eine PV-Anlage, die über Jahrzehnte hinweg rentabel arbeitet. Am besten gehen Sie dabei systematisch vor.
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Ab 1.299,00 €Schritt 1: Den aktuellen Verbrauch aller Haushalte erfassen
Der erste und einfachste Schritt ist die Analyse der Vergangenheit. Bitten Sie alle im Haus lebenden Parteien um ihre Stromrechnungen der letzten ein bis zwei Jahre.
- Addieren Sie den Jahresverbrauch: Zählen Sie den Jahresstromverbrauch (angegeben in Kilowattstunden, kWh) aller Haushalte zusammen.
- Beispielrechnung:
- Haushalt 1 (2 Personen, Rentner): 2.800 kWh/Jahr
- Haushalt 2 (4 Personen, Familie): 4.500 kWh/Jahr
- Gesamtverbrauch aktuell: 7.300 kWh/Jahr
Dieser Wert ist Ihre Basis, aber er erzählt nur die halbe Geschichte. Um die Anlage wirklich optimal zu planen, müssen Sie wissen, wann dieser Strom verbraucht wird.
Schritt 2: Die Verbrauchsprofile analysieren
Fragen Sie sich und die anderen Bewohner, wann die größten Stromverbraucher im Haus genutzt werden. Eine einfache Tabelle oder ein gemeinsames Gespräch kann hier oft Klarheit schaffen.
- Wer ist wann zu Hause? (z. B. Homeoffice, Rentner)
- Wann laufen Waschmaschine, Trockner, Geschirrspüler?
- Wann wird gekocht?
- Gibt es stromintensive Hobbys? (z. B. Werkstatt im Keller)
Die Überlagerung dieser Profile zeigt, wann der Strombedarf im Haus am höchsten ist und wie viel Solarstrom direkt genutzt werden kann.
Die Erfahrung zeigt, dass gerade in Mehrgenerationenhäusern der Eigenverbrauchsanteil oft höher ist als in Einfamilienhäusern, da fast immer jemand zu Hause ist, der den Solarstrom nutzen kann. Wenn Sie Ihren Stromverbrauch detailliert berechnen, erhalten Sie eine noch genauere Grundlage für die Planung.
Schritt 3: Die Zukunft fest einplanen
Eine PV-Anlage ist eine Investition für die nächsten 20 bis 30 Jahre. Entscheidend ist daher, nicht nur den heutigen, sondern auch den zukünftigen Strombedarf zu berücksichtigen. Die größten zusätzlichen Verbraucher sind fast immer Elektromobilität und eine elektrische Wärmepumpe.
- Elektroauto: Planen Sie die Anschaffung eines oder mehrerer E-Autos? Rechnen Sie mit einem zusätzlichen Bedarf. Eine Faustregel besagt: Ein Elektroauto erhöht den Bedarf um 2.000 bis 3.000 kWh pro 10.000 gefahrenen Kilometern pro Jahr.
- Wärmepumpe: Steht in den nächsten Jahren ein Heizungstausch an? Eine moderne Wärmepumpe ist umweltfreundlich, benötigt aber Strom. Eine Wärmepumpe kann den jährlichen Strombedarf um 3.000 bis 5.000 kWh erhöhen, je nach Gebäude und Heizverhalten.
Beispielrechnung mit Zukunftsplanung:
- Aktueller Gesamtverbrauch: 7.300 kWh
- Zusatzbedarf für ein E-Auto: + 2.500 kWh
- Zusatzbedarf für eine künftige Wärmepumpe: + 4.000 kWh
- Zukünftiger Gesamtbedarf: 13.800 kWh/Jahr
Viele Kunden unterschätzen diesen zukünftigen Bedarf. Eine von Anfang an größer geplante Anlage ist deutlich günstiger als eine spätere Erweiterung.
Die richtige Größe für PV-Anlage und Speicher
Mit dem ermittelten Gesamtbedarf können Sie nun die richtige Anlagengröße bestimmen. Als grobe Faustregel für Deutschland gilt: 1 Kilowatt-Peak (kWp) installierte PV-Leistung erzeugt pro Jahr etwa 1.000 kWh Strom.
Für unseren beispielhaften Zukunftsbedarf von 13.800 kWh wäre demnach eine PV-Anlage mit rund 14 kWp Leistung ideal.
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5.299,00 €Warum ein Stromspeicher im Mehrgenerationenhaus besonders sinnvoll ist
Gerade bei unterschiedlichen Lebensrhythmen spielt ein Batteriespeicher seine Stärken voll aus. Er speichert den überschüssigen Solarstrom, den die Großeltern tagsüber nicht verbrauchen, und stellt ihn der jungen Familie am Abend zur Verfügung. So wird der teure Strombezug aus dem Netz minimiert.
Typische Fallstricke und wichtige Überlegungen
Die Installation einer PV-Anlage für mehrere Haushalte bringt einige Besonderheiten mit sich, die Sie von Anfang an bedenken sollten.
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Gerechte Stromverteilung und Abrechnung
Wie wird der erzeugte Solarstrom fair auf die einzelnen Haushalte verteilt und abgerechnet? Dafür gibt es technische und rechtliche Modelle wie die „gemeinschaftliche Gebäudeversorgung“. In der Praxis werden oft separate Unterzähler für jede Wohnung installiert, um den Verbrauch exakt zu erfassen. Eine klare, schriftliche Vereinbarung zwischen allen Parteien ist unerlässlich, um späteren Missverständnissen vorzubeugen. -
Verfügbare Dachflächen optimal nutzen
Eine große Anlage benötigt ausreichend Platz. Prüfen Sie nicht nur das Hauptdach, sondern auch Nebengebäude. Oft bietet sich auch eine Photovoltaik auf dem Carport oder einer Garage an, um die benötigte Fläche zu schaffen. -
Kapazität des Hausanschlusses prüfen
Eine leistungsstarke PV-Anlage mit E-Ladesäulen und womöglich einer Wärmepumpe stellt hohe Anforderungen an den Stromanschluss des Hauses. Die Kapazität des Anschlusses sollten Sie daher frühzeitig mit dem lokalen Netzbetreiber klären. So vermeiden Sie unliebsame Überraschungen und zusätzliche Kosten bei der Installation.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
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Wie wird der Solarstrom auf die Wohnungen verteilt?
In der Regel wird der gesamte Solarstrom über einen zentralen Wechselrichter ins Hausnetz eingespeist und versorgt von dort alle angeschlossenen Verbraucher in allen Wohnungen. Separate Zähler erfassen, wie viel Strom jede Partei verbraucht hat. -
Benötigt jede Wohnung einen eigenen Wechselrichter?
Nein, das ist meist weder nötig noch wirtschaftlich. Ein zentraler Wechselrichter, der auf die Gesamtleistung der PV-Anlage ausgelegt ist, ist die effizienteste Lösung. -
Was passiert, wenn eine Partei auszieht?
Dies sollte vor der Installation der Anlage in einer schriftlichen Vereinbarung geregelt werden. Darin kann festgehalten werden, wie mit Abrechnung, Kosten und Nutzungsrechten im Falle eines Mieter- oder Eigentümerwechsels umgegangen wird. -
Lohnt sich eine so große Anlage für ein Mehrgenerationenhaus überhaupt?
Ja, in den meisten Fällen lohnt es sich besonders. Größere Anlagen haben niedrigere Kosten pro installiertem kWp (Skaleneffekte). Der hohe und über den Tag verteilte Eigenverbrauch sorgt zudem für eine hervorragende Wirtschaftlichkeit.
Fazit: Gemeinsam planen für maximale Unabhängigkeit
Die Dimensionierung einer PV-Anlage für ein Mehrgenerationenhaus ist komplexer als bei einem Einfamilienhaus, bietet aber enormes Potenzial. Eine gründliche Analyse des aktuellen und zukünftigen Bedarfs aller Bewohner legt den Grundstein für eine Anlage, die das ganze Haus über Jahrzehnte zuverlässig mit günstigem und sauberem Sonnenstrom versorgt. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der gemeinsamen Planung und klaren Absprachen.
Eine sorgfältige Planung ist der wichtigste Schritt. Auf Photovoltaik.info finden Sie weitere Leitfäden und Informationen, die Sie bei diesem Prozess unterstützen.
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