PV-Anlage richtig dimensionieren: Grundlast oder Verbrauchsspitzen abdecken?

Die Entscheidung für eine Photovoltaikanlage ist gefallen, doch eine entscheidende Frage bleibt: Wie groß soll sie sein?

Viele orientieren sich dabei rein am Jahresstromverbrauch, aber eine strategisch kluge Dimensionierung blickt tiefer. Sie berücksichtigt die Struktur Ihres Stromverbrauchs und dreht sich um die Kernfrage, ob Ihre Anlage primär die ständige Grundlast decken oder auch die teuren Verbrauchsspitzen am Mittag abfedern soll. Diese Weichenstellung hat erhebliche finanzielle und praktische Auswirkungen.

Grundlast und Verbrauchsspitzen: Was ist der Unterschied?

Um die richtige Strategie für Ihre PV-Anlage zu finden, ist es wichtig, den eigenen Stromverbrauch zu verstehen. Dieser gliedert sich im Wesentlichen in zwei Bereiche: die Grundlast und die Verbrauchsspitzen.

Die Grundlast: Der ständige Stromhunger Ihres Hauses

Die Grundlast ist die elektrische Leistung, die in Ihrem Haushalt kontinuierlich, also 24 Stunden am Tag, benötigt wird. Sie ist das leise Summen im Hintergrund. Typische Verbraucher, die zur Grundlast beitragen, sind:

  • Kühlschrank und Gefriertruhe
  • WLAN-Router und andere Netzwerkgeräte
  • Standby-Verbrauch von Fernsehern, Computern und Haushaltsgeräten
  • Heizungspumpen

In einem durchschnittlichen Einfamilienhaus liegt die Grundlast laut Studien des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE meist zwischen 200 und 400 Watt. Auf das Jahr hochgerechnet, summiert sich allein diese Dauerlast auf einen Verbrauch von 1.750 bis 3.500 kWh – und macht damit oft die Hälfte der gesamten Stromrechnung aus.

Die Verbrauchsspitzen: Kurzzeitige Höchstleistungen

Verbrauchsspitzen, oft auch Lastspitzen genannt, sind kurzzeitige, hohe Leistungsanforderungen, die weit über die Grundlast hinausgehen. Sie entstehen, wenn leistungsstarke Geräte eingeschaltet werden. Dazu zählen:

  • Waschmaschine und Wäschetrockner
  • Geschirrspüler
  • Herd und Backofen
  • Staubsauger
  • Ladevorgang eines Elektroautos

Diese Spitzen können die benötigte Leistung kurzzeitig auf 2.000 bis über 11.000 Watt ansteigen lassen. Obwohl sie nur kurz auftreten, treiben sie Ihre Stromrechnung maßgeblich in die Höhe, da sie teuren Strom aus dem Netz ziehen, wenn die Sonne gerade nicht scheint.

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Strategie 1: Die PV-Anlage auf die Grundlast ausrichten

Bei dieser Strategie wird die PV-Anlage so dimensioniert, dass sie an den meisten sonnigen Tagen die Grundlast Ihres Hauses zuverlässig decken kann. Das Ziel ist nicht die maximale Autarkie, sondern die maximale Wirtschaftlichkeit durch einen hohen Eigenverbrauchsanteil.

  • Typische Anlagengröße: 3 bis 5 Kilowatt-Peak (kWp)
  • Vorteile:
    • Hoher Eigenverbrauch: Ein Großteil des erzeugten Stroms wird direkt im Haus verbraucht. Die Eigenverbrauchsquote kann hier bei 70 bis 80 % liegen. Das macht die Anlage besonders rentabel, denn jede selbst verbrauchte Kilowattstunde vermeidet den Kauf von teurem Netzstrom.
    • Geringere Investitionskosten: Kleinere Anlagen sind in der Anschaffung günstiger, was den finanziellen Einstieg erleichtert.
    • Schnelle Amortisation: Durch die niedrigeren Kosten und den hohen Eigenverbrauch rechnet sich die Investition schneller.
  • Nachteile:
    • Geringe Abdeckung von Spitzen: Sobald Sie den Herd einschalten oder die Waschmaschine läuft, muss Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen werden.
    • Begrenzte Autarkie: Die Unabhängigkeit vom Stromversorger bleibt überschaubar.

Praxisbeispiel: Ein Zwei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.000 kWh und einer konstanten Grundlast von 250 Watt. Eine 3-kWp-Anlage kann an sonnigen Tagen die Grundlast von morgens bis abends decken. Die Erfahrung zeigt, dass sich viele Nutzer in dieser Situation für eine solche kompakte Lösung entscheiden, um ihre Stromrechnung spürbar und dauerhaft zu senken. [INTERNER LINK: Wie viel Strom eine PV-Anlage tatsächlich erzeugt], hängt zwar von vielen Faktoren wie Standort und Ausrichtung ab, doch für die Grundlastabdeckung ist eine solche Anlage meist ausreichend.

Strategie 2: Die PV-Anlage zur Abdeckung von Verbrauchsspitzen dimensionieren

Hier ist das Ziel, nicht nur die Grundlast, sondern auch die typischen Verbrauchsspitzen am Tag mit eigenem Solarstrom zu decken. Die Anlage wird deutlich größer dimensioniert – oft so groß, wie es die Dachfläche sinnvoll zulässt.

  • Typische Anlagengröße: 8 bis 15 kWp oder mehr
  • Vorteile:
    • Hohe Autarkie: An sonnigen Tagen können Sie nahezu unabhängig vom Stromnetz agieren. Selbst das Laden eines E-Autos oder der Betrieb einer Wärmepumpe ist mit eigenem Strom möglich.
    • Maximale Reduzierung des Netzbezugs: Sie kaufen deutlich weniger Strom ein, was sich besonders bei steigenden Strompreisen auszahlt.
    • Zukunftssicherheit: Die Anlage ist bereits für zukünftige Großverbraucher wie ein zweites E-Auto oder eine Klimaanlage gerüstet.
  • Nachteile:
    • Höhere Investitionskosten: Eine größere Anlage erfordert eine höhere Anfangsinvestition.
    • Geringerer Eigenverbrauchsanteil (ohne Speicher): Mittags wird oft weit mehr Strom erzeugt, als verbraucht werden kann. Ohne einen Stromspeicher sinkt die Eigenverbrauchsquote auf 30 bis 40 %. Der Überschuss wird ins Netz eingespeist, allerdings zu einer vergleichsweise geringen Vergütung.

Praxisbeispiel: Eine vierköpfige Familie mit einem E-Auto, einem Jahresverbrauch von 6.500 kWh und Plänen für eine Wärmepumpe. Hier ist eine Anlage mit 10 kWp oder mehr sinnvoll, um die hohen Lastspitzen durch das Laden des Autos (oft 11 kW) und den Betrieb der Haushaltsgeräte abzudecken.

Die goldene Mitte: Wirtschaftlichkeit und Autarkie im Gleichgewicht

In der Praxis bewährt sich oft eine Hybridstrategie. Die Anlage wird dabei etwas größer als für die reine Grundlastdeckung dimensioniert und mit einem Stromspeicher kombiniert.

Diese Herangehensweise vereint die Vorteile beider Strategien:

  1. Tagsüber wird der direkte Verbrauch (Grundlast und Spitzen) gedeckt.
  2. Überschüssiger Solarstrom vom Mittag wird nicht für eine geringe Vergütung ins Netz eingespeist, sondern im Batteriespeicher für die Abend- und Nachtstunden zwischengelagert.
  3. Abends und nachts wird die Grundlast dann aus dem Speicher gedeckt, anstatt teuren Strom aus dem Netz zu kaufen.

Ein intelligentes Energiemanagementsystem kann diesen Prozess optimieren, indem es beispielsweise die Waschmaschine oder den Ladevorgang des E-Autos gezielt in die Mittagsstunden mit dem größten Solarertrag legt. Ob sich [INTERNER LINK: ein Stromspeicher für Sie lohnt], hängt von Ihrem Verbrauchsprofil und dem Wunsch nach Unabhängigkeit ab. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass die Kombination aus einer mittelgroßen PV-Anlage und einem passenden Speicher für die meisten Haushalte den besten Kompromiss aus Investition, Autarkie und langfristiger Ersparnis bietet.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

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Reicht eine kleine Anlage für die Grundlast nicht aus?

Eine auf die Grundlast ausgelegte Anlage ist ein sehr wirtschaftlicher Einstieg. Sie reduziert Ihre Stromkosten spürbar. Allerdings bleiben Sie für alle größeren Verbraucher vom Netzstrom abhängig. Wenn Ihr Ziel eine möglichst hohe Unabhängigkeit ist, reicht eine solche Anlage nicht aus.

Was passiert mit dem überschüssigen Strom bei einer großen Anlage?

Strom, der nicht direkt verbraucht oder gespeichert werden kann, wird automatisch ins öffentliche Netz eingespeist. Dafür erhalten Sie eine staatlich festgelegte Einspeisevergütung pro Kilowattstunde. Diese Vergütung ist jedoch deutlich niedriger als der Preis, den Sie für Strom aus dem Netz bezahlen. Daher ist ein hoher Eigenverbrauch immer das wirtschaftlichere Ziel.

Wie beeinflusst ein E-Auto die Entscheidung?

Ein Elektroauto ist ein erheblicher Verbraucher und verändert die Kalkulation grundlegend. Um ein E-Auto sinnvoll mit Solarstrom zu laden, ist eine größere, auf Spitzenlasten ausgelegte PV-Anlage fast immer die bessere Wahl. Ohne eine solche Anlage würden Sie das Auto größtenteils mit teurem Netzstrom laden.

Kann ich meine Anlage später erweitern?

Eine Erweiterung ist technisch oft möglich, aber meist komplexer und teurer als eine von Anfang an passend dimensionierte Anlage. Genehmigungen müssen neu beantragt werden, und die Integration neuer Komponenten in ein bestehendes System kann aufwendig sein. Es empfiehlt sich daher, zukünftige Anschaffungen (wie ein E-Auto) bereits bei der Erstplanung zu berücksichtigen.

Fazit: Ihre persönliche Strategie ist entscheidend

Die Frage nach Grundlast- oder Spitzenlastabdeckung lässt sich nicht pauschal beantworten.

  • Die Grundlast-Strategie ist ideal für kostenbewusste Einsteiger, die ihre Stromrechnung mit einer überschaubaren Investition reduzieren möchten.
  • Die Spitzenlast-Strategie richtet sich an diejenigen, die maximale Unabhängigkeit anstreben und für zukünftige Großverbraucher wie E-Autos oder Wärmepumpen gerüstet sein wollen.

Für die meisten Haushalte liegt die optimale Lösung dazwischen: eine ausreichend dimensionierte Anlage, kombiniert mit einem Stromspeicher, um den Eigenverbrauch zu maximieren und eine hohe Autarkie zu erreichen. Analysieren Sie daher Ihr Verbrauchsverhalten und Ihre Zukunftspläne genau, um die für Sie passende Anlagengröße zu ermitteln.

Weitere praxisnahe Informationen zur Auswahl der richtigen Komponenten finden Sie direkt auf Photovoltaik.info. Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie zudem Komplettsets, die auf typische Anlagengrößen und Verbrauchsprofile abgestimmt sind.

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OLEKSANDR PUSHKAR
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