Photovoltaik nach 20 Jahren: Was tun, wenn die EEG-Förderung ausläuft?

Viele Betreiber der ersten Photovoltaikanlagen in Deutschland stehen vor einer wichtigen Entscheidung
Ihre Anlagen, die vor rund 20 Jahren als Pionierprojekte der Energiewende ans Netz gingen, fallen aus der staatlichen Förderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Doch das Ende der Vergütung bedeutet nicht das Aus für die Anlage – im Gegenteil: Es eröffnen sich neue, wirtschaftlich attraktive Möglichkeiten. Dieser Beitrag zeigt Ihnen, welche Optionen Sie haben und wie Sie auch in Zukunft das Beste aus Ihrem Sonnenkraftwerk herausholen.
Die Ausgangslage: Warum Ihre PV-Anlage nach 20 Jahren noch wertvoll ist
Wer um das Jahr 2004 eine Photovoltaikanlage installierte, hat einen wichtigen Beitrag zur Energiewende geleistet. Heute, wo laut Fraunhofer ISE bereits rund 3,7 Millionen Anlagen mit einer Gesamtleistung von über 82 Gigawatt in Deutschland installiert sind, ist die Technologie etabliert und günstiger denn je. Ihre Anlage gehört zur ersten Generation, doch das macht sie keineswegs wertlos.
Solarmodule sind äußerst langlebig; die meisten Hersteller garantieren selbst nach 20 bis 25 Jahren noch eine Leistung von über 80 %. Die Erfahrung zeigt, dass viele Module auch nach zwei Jahrzehnten noch zuverlässig Strom produzieren. Ihre Anlage ist also ein funktionierendes Kraftwerk, dessen Energiequelle – die Sonne – weiterhin kostenlos zur Verfügung steht. Der entscheidende Wandel ist dabei rein wirtschaftlicher Natur: Die garantierte, hohe Einspeisevergütung fällt weg, während der Preis für Strom aus dem Netz in den letzten Jahren stark gestiegen ist.
Genau dieser Wandel macht Ihre Anlage heute wieder besonders wertvoll – nur auf eine andere Art als bisher.
Der Wendepunkt: Das Ende der EEG-Vergütung verstehen
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) garantierte Ihnen für 20 Jahre einen festen Preis für jede ins Netz eingespeiste Kilowattstunde (kWh) Strom. Je nach Baujahr konnten das 40, 50 oder sogar mehr Cent pro kWh sein. Dieses Modell machte die Investition damals attraktiv und sicher.
Nach 20 Jahren endet diese Garantie. Speisen Sie Ihren Solarstrom dann ohne weitere Maßnahmen ein, erhalten Sie dafür nur noch den sogenannten „Jahresmarktwert Solar“. Dieser an der Strombörse ermittelte Preis liegt oft nur zwischen 5 und 10 Cent pro kWh. Gleichzeitig kostet Sie eine Kilowattstunde aus dem Netz meist über 30 Cent. Die Strategie muss sich also ändern: von der maximalen Einspeisung zur maximalen Eigennutzung.
Ihre Optionen im Überblick: Drei Wege für Ihre Post-EEG-Anlage
Grundsätzlich stehen Ihnen nach dem Förderende drei Hauptwege offen. Die Entscheidung hängt von der Größe Ihrer Anlage, Ihrem Stromverbrauch und Ihrer Bereitschaft zu einer weiteren Investition ab.
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Ab 2.099,00 €Option 1: Eigenverbrauch maximieren – Der Königsweg für die meisten Betreiber
Dies ist für die meisten Betreiber von Anlagen auf Einfamilienhäusern die wirtschaftlich sinnvollste Option. Das Prinzip ist einfach: Jede Kilowattstunde Solarstrom, die Sie selbst verbrauchen, müssen Sie nicht teuer vom Energieversorger einkaufen.
Praxisbeispiel: Ein Vierpersonenhaushalt verbraucht jährlich 4.500 kWh Strom. Die 20 Jahre alte 5-kWp-Anlage erzeugt noch rund 4.000 kWh pro Jahr. Gelingt es, davon 30 % (1.200 kWh) direkt im Haus zu verbrauchen, liegt die Ersparnis bei einem Strompreis von 35 Cent/kWh bei 420 Euro pro Jahr – und das bei einer Anlage, die sich längst amortisiert hat.
Mit einem Speicher zur Autarkie
Um den Eigenverbrauch deutlich zu steigern, ist die Nachrüstung eines Stromspeichers die effektivste Maßnahme. Der Speicher nimmt den überschüssigen Solarstrom vom Mittag auf und stellt ihn abends oder morgens zur Verfügung, wenn die Sonne nicht scheint. Eine moderne Photovoltaikanlage mit Speicher (/photovoltaikanlage-mit-speicher/) kann den Eigenverbrauchsanteil oft von 30 % auf über 70 % steigern. Dies erfordert in der Regel auch den Austausch des alten Wechselrichters gegen ein modernes, speicherfähiges Hybridgerät.
Option 2: Direktvermarktung – Strom an der Börse verkaufen
Bei der Direktvermarktung verkaufen Sie Ihren überschüssigen Strom nicht an den Netzbetreiber, sondern über einen spezialisierten Dienstleister (Direktvermarkter) an der Strombörse. Dies kann potenziell höhere Erlöse als der Jahresmarktwert Solar bringen.
Allerdings ist diese Option mit administrativem Aufwand und oft monatlichen Gebühren für den Dienstleister verbunden. Sie lohnt sich daher meist nur für größere Anlagen ab etwa 10 kWp, bei denen nennenswerte Strommengen überschüssig bleiben. Für typische Anlagen auf Einfamilienhäusern übersteigt der Aufwand oft den finanziellen Vorteil gegenüber der einfachen Überschusseinspeisung.
Option 3: Weiterbetrieb mit Volleinspeisung
Dies ist die „Nichts-tun-Option“. Sie lassen alles, wie es ist, und speisen weiterhin den gesamten erzeugten Strom ins Netz ein. Dafür erhalten Sie allerdings nur den geringen Börsenstrompreis. Angesichts der hohen Bezugsstrompreise ist dies die wirtschaftlich unattraktivste Variante. Sie verschenken das wertvolle Potenzial Ihrer Anlage, Ihre Stromrechnung zu senken.
Repowering: Sollten Sie Ihre alte Anlage modernisieren?
Das Ende der EEG-Förderung ist ein idealer Zeitpunkt, um über eine Modernisierung (Repowering) nachzudenken.
Der Wechselrichter (/was-ist-ein-wechselrichter/) ist das Herzstück Ihrer Anlage und hat mit 10 bis 15 Jahren eine deutlich kürzere Lebensdauer als die Module. Wahrscheinlich steht hier ohnehin bald ein Austausch an. Ein moderner Wechselrichter ist nicht nur effizienter, sondern ermöglicht auch die Anbindung eines Stromspeichers.
Viele Anlagenbetreiber nutzen den Übergang nach 20 Jahren daher, um mit dem Austausch des Wechselrichters und der Nachrüstung eines Speichers die Weichen für einen profitablen Weiterbetrieb in den nächsten 15 bis 20 Jahren zu stellen. Ein Austausch der Module selbst ist seltener nötig, kann aber sinnvoll sein, wenn Sie auf gleicher Dachfläche mehr Leistung erzielen möchten, zum Beispiel für ein Elektroauto.
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9.999,00 €Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Post-EEG-Anlagen
Wie lange halten meine Solarmodule wirklich?
Die Module selbst sind sehr robust. Viele Anlagen aus den frühen 2000er-Jahren laufen heute noch einwandfrei. Die Hersteller geben Leistungsgarantien von 20 bis 25 Jahren auf 80–87 % der Nennleistung. Ein Weiterbetrieb für insgesamt 30 bis 35 Jahre ist bei guter Qualität absolut realistisch.
Muss ich meinen Zähler austauschen lassen?
Ja, in den meisten Fällen. Für die Umstellung auf Eigenverbrauch mit Überschusseinspeisung benötigen Sie einen modernen Zweirichtungszähler, der sowohl den Strombezug aus dem Netz als auch die Einspeisung misst. Den Austausch nimmt Ihr Netzbetreiber vor.
Lohnt sich die Nachrüstung eines Speichers für eine 20 Jahre alte Anlage?
Ja, in den meisten Fällen. Wenn die Module noch eine gute Leistung bringen, wird der Speicher zur neuen wirtschaftlichen Grundlage der Anlage. Er vervielfacht den Wert Ihres Solarstroms, indem er ihn für den Eigenverbrauch speichert. Nutzen Sie unseren Photovoltaik Rechner (/photovoltaik-rechner/), um eine erste Einschätzung für Ihre Situation zu erhalten.
Was passiert, wenn ich gar nichts unternehme?
Sie fallen automatisch in die gesetzliche Regelung für ausgeförderte Anlagen. Ihr Strom wird weiterhin vollständig eingespeist, aber nur noch zum sehr niedrigen Jahresmarktwert Solar vergütet. Sie verschenken damit erhebliches Sparpotenzial.
Kann ich meine alte Anlage mit neuen Modulen oder einem Balkonkraftwerk kombinieren?
Eine technische Kombination ist komplex und oft nicht sinnvoll. Meist werden neue Anlagenteile als separate, neue Anlage installiert. Ein zusätzliches Balkonkraftwerk (/balkonkraftwerk/) kann beispielsweise den Grundbedarf im Haushalt decken, wird aber getrennt von der Dachanlage betrieben und angemeldet.
Fazit: Eine neue Ära für Ihre Photovoltaikanlage
Das Ende der EEG-Förderung ist kein Grund zur Sorge, sondern eine Chance. Ihre treue Photovoltaikanlage kann von einer reinen Einspeiseanlage zu einem intelligenten Kraftwerk für Ihr Zuhause werden. Die Umstellung auf einen hohen Eigenverbrauch, idealerweise unterstützt durch einen Stromspeicher, ist der mit Abstand profitabelste Weg in die Zukunft. Sie senken damit nachhaltig Ihre Stromkosten und steigern Ihre Unabhängigkeit vom Energiemarkt.
Sie möchten Ihre individuelle Situation genauer einschätzen? Ein Gespräch mit einem Fachberater hilft Ihnen dabei, die beste Lösung für Ihre Anlage und Ihre Ziele zu finden.



