Sie möchten die Kraft der Sonne nutzen, um eigenen Strom zu erzeugen? Eine ausgezeichnete Idee! Bei der Planung stellen sich jedoch schnell die ersten Fragen: Welche Arten von Photovoltaikanlagen gibt es und welche passt zu meinen Bedürfnissen?
Im Wesentlichen gibt es zwei Haupttypen – die netzgekoppelte Anlage und die Inselanlage. Dieser Ratgeber erklärt Ihnen die wesentlichen Unterschiede, damit Sie eine erste, fundierte Einschätzung treffen können.
Die zwei Welten der Solarenergie für Ihr Zuhause
Stellen Sie sich vor, Sie könnten Ihre Stromrechnung senken oder sogar völlig unabhängig vom öffentlichen Stromnetz werden. Mit Photovoltaik ist das möglich.
Dabei arbeitet die netzgekoppelte Anlage Hand in Hand mit dem öffentlichen Netz, während die Inselanlage – wie der Name schon sagt – ein eigenständiges System bildet. Beide Varianten haben ihre Berechtigung und ihre spezifischen Anwendungsfälle. Wir stellen Ihnen die Grundlagen beider Systeme vor und geben eine erste Orientierungshilfe, welche Variante für Sie die sinnvollere sein könnte.
Was ist eine netzgekoppelte PV-Anlage? (Die „Teamplayer“-Anlage)
Eine netzgekoppelte Photovoltaikanlage ist, vereinfacht gesagt, mit dem öffentlichen Stromnetz verbunden. Sie ist sozusagen ein Teamplayer. Den Strom, den Ihre Solarmodule auf dem Dach produzieren, nutzen Sie primär selbst. Das senkt Ihre Stromrechnung, da Sie weniger Energie von Ihrem Stromanbieter kaufen müssen.
Wie funktioniert sie?
Die Sonne scheint auf Ihre Solarmodule, die Gleichstrom erzeugen. Ein Wechselrichter wandelt diesen in Wechselstrom um, den Sie im Haushalt für Lampen, Kühlschrank und andere Geräte nutzen. Produzieren Sie mehr Strom, als Sie gerade verbrauchen, wird der Überschuss ins öffentliche Netz eingespeist. Dafür erhalten Sie in Deutschland eine Einspeisevergütung. Benötigen Sie hingegen mehr Strom, als Ihre Anlage gerade liefert, etwa nachts oder an sehr trüben Tagen, beziehen Sie diesen wie gewohnt aus dem öffentlichen Netz.
Hauptkomponenten einer netzgekoppelten Anlage:
- Solarmodule: Fangen das Sonnenlicht ein und erzeugen Gleichstrom.
- Wechselrichter: Wandelt Gleichstrom in nutzbaren Wechselstrom um.
- Zweirichtungszähler: Misst sowohl den Strom, den Sie aus dem Netz beziehen, als auch den, den Sie einspeisen.
- Optional: Batteriespeicher: Speichert überschüssigen Solarstrom für die spätere Eigennutzung, anstatt ihn direkt einzuspeisen.
Die Einspeisevergütung ist ein staatlich festgelegter Betrag pro Kilowattstunde (kWh), den Sie für Ihren eingespeisten Solarstrom erhalten. Die Höhe dieser Vergütung ist in den letzten Jahren gesunken, weshalb der Fokus immer stärker auf einem hohen Eigenverbrauch des selbst erzeugten Stroms liegt.
Was ist eine PV-Inselanlage? (Die „Unabhängigkeits“-Anlage)
Eine Photovoltaik-Inselanlage, oft auch als Off-Grid-System bezeichnet, arbeitet komplett autark, also unabhängig vom öffentlichen Stromnetz. Sie ist die richtige Wahl, wenn kein Anschluss an das öffentliche Netz vorhanden oder gewünscht ist. Diese Anlage ist ein echter „Einzelkämpfer“ und sorgt für Ihre Stromversorgung in Eigenregie.
Wie funktioniert sie?
Auch hier erzeugen Solarmodule Gleichstrom. Dieser Strom wird genutzt, um die angeschlossenen Verbraucher direkt zu versorgen und – ganz wichtig – einen Batteriespeicher zu laden. Der Speicher ist das Herzstück einer Inselanlage, denn er bevorratet die Energie für Zeiten ohne Sonneneinstrahlung, beispielsweise nachts oder bei schlechtem Wetter. Ein Insel-Wechselrichter wandelt den Gleichstrom aus den Modulen oder dem Speicher in nutzbaren Wechselstrom für Ihre Geräte um.
Hauptkomponenten einer Inselanlage:
- Solarmodule: Erzeugen Gleichstrom.
- Laderegler: Steuert den Ladevorgang der Batterie, schützt sie vor Über- und Tiefentladung und optimiert so ihre Lebensdauer.
- Batteriespeicher: Speichert den erzeugten Solarstrom.
- Insel-Wechselrichter: Wandelt Gleichstrom aus den Modulen oder der Batterie in Wechselstrom um. Er ist speziell für den Inselbetrieb ausgelegt und kann oft auch ein eigenes kleines „Netz“ im Haus aufbauen.
Bei einer Inselanlage ist ein Speicher unverzichtbar, da es keine externe Stromquelle als Backup gibt. Zusammen mit dem Speicher muss die Anlage die gesamte Energieversorgung sicherstellen.

PV Anlagen Set
Der große Unterschied auf einen Blick: Netzgekoppelt vs. Inselanlage
Kategorie | Netzgekoppelte Anlage | Inselanlage |
---|---|---|
Netzanschluss | Ja | Nein |
Strombezug vom Netz | Möglich | Nicht möglich |
Einspeisung ins Netz | Ja (mit Einspeisevergütung) | Nein (keine Einspeisevergütung) |
Batteriespeicher | Optional (zur Eigenverbrauchsoptimierung) | Zwingend erforderlich |
Autarkiegrad | Teilweise (mit Speicher höher) | Potenziell 100 % |
Komplexität/Anmeldung | Aufwendiger (Anmeldung erforderlich) | Einfacher (meist keine Anmeldung, wenn autark) |
Versorgungssicherheit | Hoch (Netz als Backup) | Abhängig von Anlagengröße und Speicher |
Vor- und Nachteile für Anfänger erklärt
Jedes System hat seine spezifischen Stärken und Schwächen, die es abzuwägen gilt:
Netzgekoppelte Anlage:
Vorteile:
- Versorgungssicherheit: Das öffentliche Netz dient als zuverlässiges Backup. Sie haben immer Strom, auch wenn Ihre Anlage nicht genug produziert.
- Einnahmen durch Einspeisung: Für überschüssigen Strom erhalten Sie eine Vergütung.
- Geringere Anfangskosten: Wenn Sie zunächst auf einen Batteriespeicher verzichten, sind die Investitionskosten meist niedriger als bei einer vergleichbar großen Inselanlage.
- Flexibilität: Sie können Ihren Eigenverbrauch durch einen später nachgerüsteten Speicher erhöhen.
Nachteile:
- Abhängigkeit vom Netz: Bei einem Stromausfall im öffentlichen Netz liefert auch Ihre PV-Anlage in der Regel keinen Strom (es sei denn, sie verfügt über eine spezielle, teurere Notstromfunktion).
- Bürokratie: Die Anlage muss beim Netzbetreiber und im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur angemeldet werden.
- Sinkende Einspeisevergütung: Die Rentabilität hängt zunehmend vom Eigenverbrauch ab.
Inselanlage:
Vorteile:
- Vollständige Unabhängigkeit: Sie sind unabhängig von Stromanbietern, Strompreiserhöhungen und dem öffentlichen Netz.
- Strom auch bei Netzausfällen: Da Sie Ihr eigenes Netz betreiben, sind Sie von allgemeinen Stromausfällen nicht betroffen.
- Ideal für Orte ohne Netzanschluss: Perfekt für Gartenhäuser, Berghütten, Wohnmobile oder abgelegene Ferienhäuser.
- Keine Stromrechnung: Nach der Anfangsinvestition fallen keine laufenden Kosten für den Strombezug an.
Nachteile:
- Höhere Anfangskosten: Der zwingend benötigte, große Batteriespeicher und weitere spezielle Komponenten treiben die Anfangskosten in die Höhe.
- Genaue Planung erforderlich: Eine genaue Planung ist entscheidend. Die Anlage muss exakt auf Ihren Energiebedarf und die Sonneneinstrahlung vor Ort abgestimmt sein, um eine zuverlässige Versorgung zu gewährleisten. Eine Unterdimensionierung führt zu Strommangel, eine Überdimensionierung zu unnötigen Kosten.
- Kein Netz als Backup: Wenn die Anlage ausfällt oder der Speicher leer ist und keine Sonne scheint, haben Sie keinen Strom.
- Begrenzte Energie: Die verfügbare Energie ist durch die Größe von Anlage und Speicher begrenzt.
Wann passt welche Anlage zu mir? Typische Anwendungsfälle
Die Entscheidung für das eine oder andere System hängt stark von Ihren individuellen Bedürfnissen und Gegebenheiten ab:
Eine netzgekoppelte Anlage ist ideal, wenn:
- Sie einen Anschluss an das öffentliche Stromnetz haben und primär Ihre Stromrechnung senken möchten.
- Sie von der Einspeisevergütung profitieren und/oder Ihren Eigenverbrauch maximieren möchten (ggf. mit Speicher).
- Ihr Hauptziel nicht hundertprozentige Autarkie ist, sondern eine wirtschaftliche und umweltfreundliche Ergänzung Ihrer Energieversorgung.
Beispiele: Standard-Einfamilienhaus, Reihenhaus, Doppelhaushälfte, kleine Gewerbebetriebe mit Netzanschluss.
Eine Inselanlage ist ideal, wenn:
- Kein Anschluss an das öffentliche Stromnetz vorhanden ist oder dieser nur mit unverhältnismäßig hohen Kosten realisiert werden könnte.
- Beispiele: Gartenhaus, abgelegenes Ferienhaus, Almhütte, Fischerhütte, Tiny House an einem Ort ohne Infrastruktur.
- Sie absolute Unabhängigkeit vom Stromnetz anstreben und bereit sind, dafür die höheren Kosten und den Planungsaufwand in Kauf zu nehmen.
- Sie eine Lösung für mobile Anwendungen suchen, bei denen kein Netzanschluss verfügbar ist.
Beispiele: Wohnmobil, Campervan, Boot.
- Sie einen sehr kleinen, klar definierten Strombedarf haben, bei dem sich der Aufwand einer Netzanbindung nicht lohnen würde.
Beispiele: Beleuchtung und kleine Geräte in einem Geräteschuppen, Weidezaungeräte.
Ein kurzer Hinweis: Es gibt auch sogenannte Nulleinspeiseanlagen. Das sind im Grunde netzgekoppelte Anlagen, die so konfiguriert sind, dass kein überschüssiger Strom ins öffentliche Netz eingespeist wird. Der gesamte erzeugte Strom wird entweder direkt verbraucht oder in einem Speicher zwischengespeichert. Sie bleiben aber für den Strombezug mit dem Netz verbunden. Dies kann eine Option sein, wenn Sie die Bürokratie der Einspeisung vermeiden, aber dennoch die Sicherheit des Netzanschlusses behalten möchten.
Ein Wort zu Kosten und Förderung (vereinfacht)
Für eine erste Orientierung:
- Netzgekoppelte Anlagen sind in der Anschaffung oft günstiger, besonders wenn Sie zunächst auf einen Speicher verzichten. Die Kosten variieren stark je nach Größe und Komponenten, liegen aber für ein typisches Einfamilienhaus oft im Bereich von 1.000 bis 1.400 Euro pro Kilowattpeak (kWp) installierter Leistung. Es gibt verschiedene Förderprogramme, wie z. B. zinsgünstige Kredite der KfW-Bank. Die Einspeisevergütung stellt eine Einnahmequelle dar, die zur Amortisation beiträgt.
- Inselanlagen sind wegen des zwingend erforderlichen und oft groß dimensionierten Batteriespeichers sowie spezieller Komponenten wie Laderegler und Insel-Wechselrichter in der Anschaffung meist deutlich teurer. Hier können die Kosten pro kWp schnell 1.500 bis 3.000 Euro oder mehr betragen, abhängig von der gewünschten Autarkie und Speichergröße. Direkte staatliche Förderungen speziell für Inselanlagen sind selten und meist auf bestimmte Projekte oder Regionen beschränkt. Die Wirtschaftlichkeit ergibt sich hier primär aus den vermiedenen Kosten für einen Netzanschluss, den Betrieb alternativer Stromerzeuger sowie der entfallenden Stromrechnung.
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Muss ich meine Anlage anmelden? (Kurzer Überblick)
Netzgekoppelte Anlagen: Ja, hier besteht eine klare Anmeldepflicht. Sie müssen die Anlage bei Ihrem zuständigen Netzbetreiber anmelden und im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur registrieren. Dies ist unter anderem Voraussetzung für den Erhalt der Einspeisevergütung.
Inselanlagen: Reine Inselanlagen, die technisch keine Möglichkeit haben, Strom ins öffentliche Netz einzuspeisen, müssen in der Regel nicht beim Netzbetreiber oder im Marktstammdatenregister angemeldet werden. Wenn eine Anlage später jedoch netzfähig gemacht wird, gelten die Regeln für netzgekoppelte Systeme. Prüfen Sie zudem die lokalen Bauvorschriften, insbesondere bei größeren Anlagen.
Fazit: Ihre Checkliste für die Entscheidung
Die Wahl zwischen einer netzgekoppelten Anlage und einer Inselanlage ist eine grundsätzliche Entscheidung. Beantworten Sie sich folgende Fragen, um eine erste Richtung zu finden:
1. Habe ich einen (bezahlbaren) Zugang zum öffentlichen Stromnetz an dem Ort, wo die Anlage installiert werden soll?
Ja: Eine netzgekoppelte Anlage ist wahrscheinlich die Standardlösung.
Nein: Eine Inselanlage ist die logische Wahl.
2. Ist mir 100%ige Unabhängigkeit (Autarkie) wichtiger als potenziell niedrigere Anfangskosten und die Sicherheit des öffentlichen Netzes?
Ja, Unabhängigkeit ist oberstes Ziel: Eine Inselanlage könnte passen (bedenken Sie Kosten und Aufwand).
Nein, Kostenersparnis und Versorgungssicherheit stehen im Vordergrund: Eine netzgekoppelte Anlage, ggf. mit Speicher zur Eigenverbrauchsoptimierung.
3. Wie hoch ist mein täglicher und jährlicher Strombedarf? Kann ich diesen genau einschätzen und auch Schwankungen (z. B. Winter vs. Sommer) berücksichtigen?
Sehr wichtig für Inselanlagen, da diese exakt dimensioniert werden müssen.
Weniger kritisch für netzgekoppelte Anlagen, da das Netz Defizite ausgleicht.
Für die meisten Hausbesitzer in Deutschland mit einem bestehenden Stromanschluss ist die netzgekoppelte Anlage die gängigste und oft wirtschaftlichste Lösung, um Solarstrom zu nutzen und die Stromkosten zu senken. Die Inselanlage bleibt eine wichtige Option für spezielle Anwendungsfälle ohne Netzanbindung oder für den expliziten Wunsch nach vollständiger Autarkie, setzt aber eine sorgfältigere Planung und höhere Investitionen voraus.
Nächste Schritte & weiterführende Informationen
Diese Einführung hat Ihnen einen ersten Einblick in die Unterschiede zwischen netzgekoppelten Anlagen und Inselanlagen gegeben. Der Weg zur eigenen Solaranlage ist spannend und es gibt noch viel mehr zu entdecken.
Wenn Sie tiefer in spezifische Themen einsteigen möchten, finden Sie bei uns weitere Ratgeber, beispielsweise zu:
- Photovoltaik Speicher erklärt: Wann lohnt sich ein Stromspeicher?
- Photovoltaik für das Einfamilienhaus: Planung, Kosten und Nutzen
- Balkonkraftwerke – die kleine PV-Anlage für Stecker und Balkon
Für die konkrete Planung empfiehlt sich zudem die Beratung durch einen Fachbetrieb, der Ihre individuelle Situation bewertet und eine maßgeschneiderte Lösung anbieten kann. Wir begleiten Sie gerne weiter auf Ihrem Weg zur eigenen Sonnenenergie.