Wie genau sind Online-Solarrechner? Eine kritische Einschätzung der Prognosewerkzeuge

Wie genau sind Online-Solarrechner? Eine kritische Einschätzung der Prognosewerkzeuge

Ein paar Klicks, die Eingabe der Dachfläche sowie des Standorts – und schon versprechen zahlreiche Online-Tools eine präzise Antwort auf die Frage: Lohnt sich eine Photovoltaikanlage für mich? Diese digitalen Helfer sind ein beliebter erster Schritt, um das Potenzial des eigenen Daches auszuloten. Doch wie verlässlich sind die prognostizierten Erträge und Einsparungen wirklich?

Online-Solarrechner sind hervorragende Werkzeuge für eine erste Orientierung, ihre Ergebnisse sind jedoch stets als Annäherung zu verstehen. Sie liefern eine wertvolle Ersteinschätzung, können eine detaillierte Fachplanung aber nicht ersetzen. Dieser Beitrag zeigt Ihnen, wie diese Rechner funktionieren, wo ihre Grenzen liegen und wie Sie die Ergebnisse richtig einordnen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.

Die Funktionsweise: Was steckt hinter den Zahlen?

Wer die Genauigkeit eines Solarrechners bewerten will, muss zunächst seine Arbeitsweise verstehen. Die meisten Tools basieren auf einem vereinfachten Modell, das zentrale Standardwerte und Datenbanken nutzt.

Die wichtigste Berechnungsgrundlage ist die sogenannte Globalstrahlung an Ihrem Standort. Sie beschreibt die gesamte Sonnenenergie, die auf eine horizontale Fläche trifft. Renommierte Institutionen wie das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) stellen hierfür detaillierte Strahlungskarten für Deutschland zur Verfügung, auf die viele Rechner zurückgreifen. Ein typischer Wert für Süddeutschland liegt bei etwa 1.100 bis 1.200 Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter im Jahr, während es in Norddeutschland eher 950 bis 1.050 kWh sind.

Der Photovoltaik-Rechner kombiniert diese Strahlungsdaten mit den von Ihnen eingegebenen Werten:

  • Dachausrichtung: Ein Süddach gilt als ideal, aber auch Ost-West-Ausrichtungen sind heute sehr rentabel.
  • Dachneigung: Ein Winkel von etwa 30 Grad ist in Deutschland oft optimal.
  • Anlagengröße (kWp): Die Nennleistung der geplanten Solarmodule.

Aus diesen Parametern errechnet das Tool einen potenziellen Jahresertrag.

Ein Praxisbeispiel: Der Standardfall

Ein typischer Vierpersonenhaushalt mit einem Stromverbrauch von 4.500 kWh pro Jahr möchte das Potenzial seines Süddachs (35° Neigung) in München prüfen. Der Rechner nutzt die hohe Globalstrahlung in dieser Region (ca. 1.150 kWh/m²) und schlägt eine 8-kWp-Anlage vor. Das Ergebnis: ein prognostizierter Jahresertrag von etwa 8.200 kWh. Ein klares Signal des Tools: Hier besteht großes Potenzial.

Funktion und Beispiel eines Online-Solarrechners

Die Grenzen der Genauigkeit: Warum die Realität oft abweicht

Dieses einfache Modell ist nützlich, stößt aber an Grenzen, wo individuelle Gegebenheiten ins Spiel kommen. Denn die Realität auf Ihrem Dach ist komplexer, als es standardisierte Daten abbilden können. Eine Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin zu professioneller Simulationssoftware hat gezeigt, dass selbst bei detaillierten Planungen Abweichungen zwischen Prognose und realem Ertrag von 5 bis 10 % üblich sind. Bei vereinfachten Online-Rechnern kann diese Spanne naturgemäß größer ausfallen.

Hier sind die wichtigsten Faktoren, die einfache Rechner oft nur unzureichend berücksichtigen:

Verschattung: Der größte Unsicherheitsfaktor

Der mit Abstand häufigste Grund für abweichende Erträge ist die Verschattung. Der Baum des Nachbarn, ein Schornstein, eine Gaube oder sogar ein im Winter tief stehender Neubau gegenüber mindern den Photovoltaik-Ertrag erheblich.

  • Temporäre Verschattung: Während ein einfaches Tool die Leistung der gesamten Anlage reduziert, können moderne Systeme mit Leistungsoptimierern oder Mikrowechselrichtern den Verlust auf das betroffene Modul begrenzen.
  • Schwer kalkulierbarer Schattenwurf: Der Schatten eines Laubbaums verhält sich im Sommer anders als im Winter. Solche dynamischen Effekte sind für Standardrechner kaum zu erfassen.

Ein typisches Alltagsszenario verdeutlicht das Problem: Eine Anlage wird für ein Dach geplant, das im Sommer von 9 bis 17 Uhr vollsonnig ist. Der Rechner liefert einen Top-Wert. In der Detailplanung stellt sich jedoch heraus, dass ein hoher Baum von Oktober bis März bereits ab 14 Uhr einen langen Schatten auf die westliche Modulhälfte wirft. Der Jahresertrag sinkt dadurch spürbar – ein Aspekt, den nur eine professionelle Verschattungsanalyse aufdeckt.

Verschattung als Unsicherheitsfaktor bei Photovoltaik

Regionale Mikroklimata und Wetterdaten

Obwohl die Globalstrahlungsdaten sehr genau sind, können lokale Besonderheiten die tatsächlichen Erträge beeinflussen. Ein Talstandort mit häufiger Nebelbildung im Herbst oder eine Küstenregion mit klarerer Luft weichen möglicherweise vom regionalen Durchschnitt ab. Zudem nutzen die meisten Rechner Klimadaten der Vergangenheit. Ein überdurchschnittlich sonniger oder verregneter Sommer kann in der Prognose daher nicht abgebildet werden.

Technische Verluste und Alterung

Jede Photovoltaikanlage hat systembedingte Verluste. Dazu gehören:

  • Leitungsverluste: Der Stromtransport vom Modul zum Wechselrichter und ins Hausnetz ist nicht verlustfrei.
  • Wirkungsgrad des Wechselrichters: Er wandelt Gleichstrom in Wechselstrom um und hat dabei einen Wirkungsgrad von typischerweise 95–98 %.
  • Temperaturkoeffizient: Bei hohen Temperaturen sinkt die Leistung von Solarmodulen. Ein Rechner, der nur von idealen 25 °C ausgeht (Standard-Testbedingungen), überschätzt den Ertrag an heißen Sommertagen.
  • Degradation: Solarmodule verlieren über die Jahre leicht an Leistung. Eine realistische Planung kalkuliert mit einer jährlichen Degradation von etwa 0,3 bis 0,5 %. Viele einfache Rechner ignorieren diesen Langzeiteffekt.

In der Praxis schmälert die Summe dieser kleinen Verluste den Brutto-Ertrag oft um 10 bis 15 %. Seriöse Rechner und Fachplaner berücksichtigen dies über eine sogenannte Performance Ratio.

Ungenaue Nutzereingaben

Der letzte Faktor sind Sie selbst. Eine falsche Einschätzung der Dachneigung oder eine ungenaue Angabe der verfügbaren, unverschatteten Fläche kann das Ergebnis stark verfälschen.

Technische Verluste und Alterung bei Photovoltaik

So nutzen Sie Solarrechner richtig: Eine Anleitung

Trotz der genannten Einschränkungen sind Online-Rechner wertvolle Helfer, wenn Sie sie richtig einsetzen. Betrachten Sie das Ergebnis nicht als exakte Wissenschaft, sondern als qualifizierte Schätzung.

  1. Für die erste Orientierung nutzen: Ist mein Dach grundsätzlich geeignet? In welcher Größenordnung bewegen sich Ertrag und Anlagengröße? Dafür sind die Tools ideal.
  2. Mehrere Rechner vergleichen: Testen Sie zwei oder drei verschiedene Tools. Liegen die Ergebnisse in einem ähnlichen Korridor, erhöht das die Verlässlichkeit der Ersteinschätzung.
  3. Konservativ kalkulieren: Ziehen Sie vom prognostizierten Ergebnis pauschal 10–15 % ab, um eine realistische Vorstellung des Netto-Jahresertrags zu erhalten.
  4. Auf die eigenen Eingaben achten: Versuchen Sie, Dachneigung und Ausrichtung so genau wie möglich zu bestimmen. Google Maps bietet hierfür oft eine gute Hilfestellung.
  5. Den nächsten Schritt gehen: Sobald das grundsätzliche Interesse geweckt ist, führt kein Weg an einer detaillierten Planung vorbei. Erst hier werden individuelle Faktoren wie Verschattung und die genaue Komponenten-Auswahl berücksichtigt, um eine verlässliche Ertragsprognose zu erstellen.

Viele Nutzer, die eine erste positive Schätzung erhalten, entscheiden sich im nächsten Schritt für eine professionelle Beratung. Auf der Plattform Photovoltaik.info finden Sie vertiefende Informationen, die Sie auf dem Weg von der Idee zur konkreten Umsetzung begleiten.

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Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Wie hoch ist die prozentuale Genauigkeit von Online-Solarrechnern?

Für eine erste grobe Schätzung kann man von einer Genauigkeit von etwa 75–85 % ausgehen, sofern keine starke, unberücksichtigte Verschattung vorliegt. Bei komplexen Dächern oder starker Verschattung kann die Abweichung auch 30 % und mehr betragen.

Sind die Rechner von Netzbetreibern oder Verbraucherzentralen genauer?

Diese Rechner greifen oft auf dieselben öffentlichen Klimadatenbanken zurück. Ihre Verlässlichkeit ist daher mit anderen hochwertigen Tools vergleichbar. Ihr Vorteil liegt oft in der neutralen und datenschutzfreundlichen Aufmachung. Die Berechnungsgrundlage unterscheidet sich jedoch meist nicht wesentlich.

Berücksichtigen die Rechner auch einen Stromspeicher?

Viele moderne Rechner bieten die Option, einen Stromspeicher in die Kalkulation einzubeziehen. Sie berechnen dann, wie stark sich Ihr Eigenverbrauchsanteil erhöht und wie sich dies auf die Wirtschaftlichkeit auswirkt. Dabei handelt es sich ebenfalls um eine nützliche Annäherung, die jedoch stark von Ihrem individuellen Lastprofil abhängt – also davon, wann Sie Strom verbrauchen.

Was ist wichtiger: die Anlagengröße oder der prognostizierte Ertrag?

Beides ist wichtig, aber für die Wirtschaftlichkeit ist der reale Ertrag entscheidend. Eine große Anlage auf einem verschatteten Norddach bringt weniger als eine kleinere, optimal ausgerichtete Anlage. Fokussieren Sie sich daher nicht allein auf die maximale Belegung des Daches, sondern auf den bestmöglichen Ertrag pro investiertem Euro.

Fazit: Ein Kompass, keine Landkarte

Online-Solarrechner sind ein wertvoller und unverzichtbarer Kompass auf dem Weg zur eigenen Solaranlage. Sie geben Ihnen schnell und unkompliziert eine erste Richtung vor, helfen bei der Einschätzung des grundsätzlichen Potenzials und zeigen auf, ob sich die Reise lohnt.

Für die detaillierte Routenplanung benötigen Sie jedoch eine präzise Landkarte – und diese entsteht erst durch eine professionelle Fachplanung. Nur sie kann alle individuellen Gegebenheiten wie Verschattung, technische Komponenten und lokale Besonderheiten berücksichtigen und Ihnen eine belastbare Ertragsprognose liefern.

Nutzen Sie die digitalen Helfer als das, was sie sind: ein fantastischer Startpunkt für Ihre Reise in die Unabhängigkeit von steigenden Strompreisen.


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