Sie interessieren sich für eine Solaranlage mit Stromspeicher oder besitzen vielleicht schon eine? Dann sind Ihnen sicher schon Fachbegriffe begegnet, die auf den ersten Blick kompliziert wirken.
Aber keine Sorge: Sie müssen kein Ingenieur sein, um die Welt der Solarbatterien zu verstehen. In diesem Ratgeber erklären wir die wichtigsten Begriffe rund um Stromspeicher – von der Kapazität bis zur Zyklenfestigkeit – einfach und verständlich. Mit diesem Wissen können Sie Angebote besser vergleichen, die Leistung Ihres Speichers einschätzen und eine fundierte Entscheidung treffen.
Das Herzstück: Kapazität – Wie viel Energie passt hinein?
Die Kapazität ist eine der wichtigsten Kennzahlen von Stromspeichern, denn sie gibt an, wie viel Energie Ihr Speicher aufnehmen kann. Hier gibt es jedoch feine, aber wichtige Unterschiede zu beachten.
Nennkapazität (kWh): Die theoretische Größe des Tanks
Die Nennkapazität, angegeben in Kilowattstunden (kWh), beschreibt sozusagen das Brutto-Fassungsvermögen Ihres Stromspeichers. Stellen Sie sich einen Tank vor: Die Nennkapazität ist das Volumen, das auf dem Etikett steht. Sie gibt an, wie viel Energie der Speicher theoretisch aufnehmen könnte, wenn er von null auf hundert Prozent geladen würde. Ein typischer Wert für Heimspeicher liegt zwischen 5 und 15 kWh.
Warum das für Sie wichtig ist: Die Nennkapazität dient als erster Anhaltspunkt, um die Größe verschiedener Speicher zu vergleichen. Sie allein sagt aber noch nichts über die tatsächlich nutzbare Energie aus.
Entladetiefe (DoD in %): Warum der Tank nie ganz leer wird
Die Entladetiefe (Depth of Discharge, DoD) gibt an, wie viel Prozent der Nennkapazität Sie entnehmen können, ohne die Batterie zu schädigen oder ihre Lebensdauer übermäßig zu verkürzen. Um beim Tank-Beispiel zu bleiben: Man lässt immer einen kleinen Rest im Tank, um ihn zu schonen. Bei modernen Lithium-Ionen-Speichern, insbesondere bei Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LiFePO4), liegt die DoD oft zwischen 80 % und 95 %, manchmal sogar bei 100 %. Eine höhere Entladetiefe bedeutet, dass Sie mehr von der gespeicherten Energie nutzen können.
Warum das für Sie wichtig ist: Eine hohe Entladetiefe ist vorteilhaft, da Sie so einen größeren Anteil der Nennkapazität auch wirklich nutzen können. Achten Sie auf diesen Wert, denn er beeinflusst direkt die nutzbare Kapazität.
Nutzbare Kapazität (kWh): Die wirklich verfügbare Energie
Die nutzbare Kapazität ist der Wert, der für Sie im Alltag zählt. Sie gibt an, wie viel Strom Sie tatsächlich aus einem vollgeladenen Speicher entnehmen können. Sie errechnet sich aus der Nennkapazität multipliziert mit der Entladetiefe.
Ein Beispiel:
Ein Speicher hat eine Nennkapazität von 10 kWh und eine Entladetiefe (DoD) von 90 %.
Nutzbare Kapazität = 10 kWh x 0,90 (90 %) = 9 kWh.
Ihnen stehen also 9 kWh Energie zur Verfügung.
Warum das für Sie wichtig ist: Die nutzbare Kapazität ist der entscheidende Wert, um zu beurteilen, wie viel Strom Ihr Speicher für den Haushalt bereitstellen kann. Vergleichen Sie immer diesen Wert, wenn Sie verschiedene Modelle gegenüberstellen.
Batterieladezustand (SoC in %): Der aktuelle Füllstand
Der Batterieladezustand (State of Charge, SoC) ist wie die Tankanzeige Ihres Autos. Er gibt in Prozent an, wie voll Ihr Stromspeicher aktuell ist. Ein SoC von 100 % bedeutet, der Speicher ist voll geladen; 0 % SoC bedeutet, er ist bis zur maximal erlaubten Tiefe entladen.
Warum das für Sie wichtig ist: Der SoC hilft Ihnen, den Energiefluss in Ihrem Haus zu verstehen. Sie sehen jederzeit, wie viel Solarstrom gerade gespeichert ist und wie viel Energie Sie noch zur Verfügung haben, bevor Netzstrom nötig wird.
Die Geschwindigkeit: Leistung und C-Rate – Wie schnell fließt der Strom?
Neben der Energiemenge (Kapazität) ist auch entscheidend, wie schnell diese Energie zur Verfügung gestellt oder gespeichert werden kann. Hier kommen die Begriffe Leistung und C-Rate ins Spiel.
Leistung (kW): Die Power Ihres Speichers
Die Leistung eines Stromspeichers wird in Kilowatt (kW) gemessen. Sie gibt an, wie viel Strom der Speicher maximal gleichzeitig abgeben (Entladeleistung) oder aufnehmen (Ladeleistung) kann. Vergleichen lässt sich das mit einem Wasserhahn: Die Kapazität (kWh) ist die Größe der Badewanne, die Leistung (kW) gibt an, wie weit sich der Hahn aufdrehen lässt und wie schnell das Wasser fließt. Ein Speicher mit hoher Leistung kann viele Geräte gleichzeitig versorgen oder schnell geladen werden.
Warum das für Sie wichtig ist: Die Entladeleistung bestimmt, wie viele und welche Haushaltsgeräte gleichzeitig mit Batteriestrom betrieben werden können. Ist die Leistung zu gering, kann es passieren, dass der Batteriestrom für energieintensive Geräte wie Herd oder Wärmepumpe nicht ausreicht und zusätzlich Strom aus dem Netz bezogen werden muss.

PV Anlagen mit Speicher
C-Rate: Das Lade- und Entladetempo
Die C-Rate beschreibt die Lade- oder Entladegeschwindigkeit eines Speichers im Verhältnis zu seiner Nennkapazität.
Eine C-Rate von 1C bedeutet, dass der Speicher theoretisch in einer Stunde vollständig geladen oder entladen werden kann. Bei einem 10-kWh-Speicher entspräche das einer Lade-/Entladeleistung von 10 kW.
Eine C-Rate von 0,5C bedeutet, der Vorgang dauert zwei Stunden (z. B. 5 kW bei einem 10-kWh-Speicher).
Eine C-Rate von 2C würde bedeuten, der Speicher kann theoretisch in einer halben Stunde geladen/entladen werden (z. B. 20 kW bei einem 10-kWh-Speicher).
Warum das für Sie wichtig ist: Eine höhere C-Rate bedeutet schnellere Lade- und Entladezeiten. Für die meisten Heimanwendungen ist eine sehr hohe C-Rate jedoch nicht zwingend erforderlich, da die Leistung der PV-Anlage und der Haushaltsverbrauch meist eine langsamere, schonendere Ladung nahelegen. Eine zu hohe C-Rate kann zwar die Lebensdauer der Batterie beeinflussen, wird aber durch das Batteriemanagementsystem (BMS) zuverlässig gesteuert.
Die Ausdauer: Lebensdauer und Effizienz Ihres Speichers
Ein Stromspeicher ist eine Investition, die sich über viele Jahre rechnen soll. Daher sind seine Lebensdauer und Effizienz entscheidende Faktoren.
Zyklenfestigkeit (Anzahl Zyklen): Wie oft kann der Speicher be- und entladen werden?
Die Zyklenfestigkeit gibt an, wie viele vollständige Lade- und Entladezyklen (Vollzyklen) ein Speicher absolvieren kann, bis seine Kapazität auf einen bestimmten Wert (meist 80 % der ursprünglichen Kapazität) gesunken ist. Ein Vollzyklus bedeutet, den Speicher einmal komplett im Rahmen seiner nutzbaren Kapazität zu laden und wieder zu entladen. Auch Teilzyklen zählen, aber weniger stark als Vollzyklen. Moderne Lithium-Eisenphosphat-Speicher (LiFePO4) erreichen oft 5.000 bis über 10.000 Zyklen, was einer Lebensdauer von 15 bis 20 Jahren oder mehr entsprechen kann.
Warum das für Sie wichtig ist: Eine hohe Zyklenzahl verspricht eine lange Nutzungsdauer und ist somit ein wichtiger Indikator für die Qualität, Langlebigkeit und Wirtschaftlichkeit Ihres Speichers.
Wirkungsgrad (%): Wie viel Energie kommt wirklich an?
Der Wirkungsgrad eines Stromspeichers beschreibt, wie viel von der ursprünglich eingeladenen Energie beim Entladen tatsächlich wieder zur Verfügung steht. Bei der Umwandlung und Speicherung von Strom treten unvermeidbare Verluste auf. Der sogenannte Round-Trip-Wirkungsgrad berücksichtigt Verluste beim Ein- und Ausspeichern. Moderne Lithium-Ionen-Speicher erreichen hier Werte von über 90 %, teilweise sogar über 95 %.
Warum das für Sie wichtig ist: Ein hoher Wirkungsgrad bedeutet weniger Energieverlust und eine effizientere Nutzung Ihres Solarstroms. Jeder Prozentpunkt mehr Effizienz erhöht direkt Ihre Stromkostenersparnis.
Das Gehirn: Das Batteriemanagementsystem (BMS)
Jeder moderne Stromspeicher verfügt über ein Batteriemanagementsystem (BMS) – das Gehirn des Speichers. Dieses System überwacht und steuert kontinuierlich alle wichtigen Parameter der Batteriezellen, wie Spannung, Stromstärke und Temperatur.
Die Hauptaufgaben des BMS sind:
- Schutz: Es schützt die Batteriezellen vor Überladung, Tiefentladung, Überhitzung, Kurzschluss und zu hohen Strömen.
- Optimierung: Es sorgt für eine gleichmäßige Ladung und Entladung aller Zellen (Balancing), was die Lebensdauer maximiert.
- Überwachung: Es berechnet und meldet den Ladezustand (SoC) und den allgemeinen Gesundheitszustand (State of Health, SoH) der Batterie.
Warum das für Sie wichtig ist: Das BMS ist unverzichtbar für einen sicheren, effizienten und langlebigen Betrieb. Es stellt sicher, dass Ihr Speicher optimal funktioniert und seine maximale Lebensdauer erreicht.
Ein kurzer Blick auf die Technik: Kopplung und Zellchemie
Zwei weitere Begriffe, die Ihnen begegnen könnten, sind die Art der Kopplung und die Zellchemie.
AC- vs. DC-Kopplung: Dies beschreibt, wie der Stromspeicher in Ihr Photovoltaiksystem eingebunden ist. DC-gekoppelte Speicher werden direkt an den Gleichstromkreis der PV-Module angeschlossen. AC-gekoppelte Speicher werden an den Wechselstromkreis des Hauses angeschlossen und haben einen eigenen Batteriewechselrichter. Beide Systeme haben Vor- und Nachteile, die von der spezifischen Installation abhängen.
Zellchemie (z. B. LiFePO4): Die meisten modernen Heimspeicher verwenden Lithium-Ionen-Technologie. Eine verbreitete und als besonders sicher und langlebig geltende Variante ist Lithium-Eisenphosphat (LiFePO4). Diese Batterien sind bekannt für ihre hohe Zyklenfestigkeit und thermische Stabilität.
Anker SOLIX Solarbank 2 E1600 AC Balkonkraftwerk Speicher
800 Watt Ausgangsleistung / 1.6 kWh Batteriekapazität
Fazit: Gut informiert zur passenden Solarbatterie
Begriffe wie Nennkapazität, nutzbare Kapazität, Entladetiefe, Leistung, C-Rate, Zyklenfestigkeit und Wirkungsgrad sind jetzt keine unüberwindbaren Hürden mehr. Sie sind wichtige Werkzeuge, um Stromspeicher zu verstehen, ihre Leistung zu bewerten und das richtige Modell für Ihre Bedürfnisse auszuwählen.
Denken Sie daran: Sie müssen kein Experte für Batterietechnik werden. Es genügt, die Grundlagen zu kennen, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können. Mit diesem Wissen sind Sie gut gerüstet, um Angebote zu vergleichen und die Vorteile eines eigenen Stromspeichers optimal für sich zu nutzen. Wenn Sie Ihr Wissen noch weiter vertiefen möchten, finden Sie in unserem umfassenden Glossar viele weitere verständliche Erklärungen.