Stehen Sie vor der Entscheidung für eine eigene Photovoltaikanlage und fühlen sich von Fachbegriffen wie kWp und kWh ein wenig erschlagen? Keine Sorge, damit sind Sie nicht allein. Viele angehende Solarstromproduzenten fragen sich, was genau hinter diesen Abkürzungen steckt und welche Bedeutung sie für die eigene Anlage haben.
Dieser Ratgeber bringt Licht ins Dunkel. Wir erklären Ihnen die wichtigsten Leistungseinheiten der Photovoltaik – einfach, verständlich und praxisnah. Ein gutes Verständnis dieser Begriffe ist Ihr Schlüssel, um Angebote korrekt zu bewerten, die Leistung Ihrer zukünftigen Solaranlage richtig einzuschätzen und die passende Entscheidung für Ihre Energieunabhängigkeit zu treffen. Sie müssen kein Experte sein, um die Grundlagen zu verstehen und erfolgreich in die Solarenergie einzusteigen.
Leistung und Energie: Ein kleiner Ausflug in die Grundlagen
Bevor wir uns den spezifischen Photovoltaik-Begriffen widmen, lohnt sich ein kurzer Blick auf den Unterschied zwischen Leistung und Energie. Beide Begriffe begegnen uns im Alltag häufig, werden aber manchmal verwechselt.
Leistung (gemessen in Watt (W) oder Kilowatt (kW)): Stellen Sie sich die Leistung wie die „Stärke“ oder „Geschwindigkeit“ vor, mit der Energie erzeugt oder verbraucht wird. Ein starker Motor hat viel Leistung, eine helle Lampe benötigt viel Leistung. Ein Kilowatt (kW) entspricht dabei 1.000 Watt (W).
Energie (gemessen in Wattstunden (Wh) oder Kilowattstunden (kWh)): Die Energie ist die Menge an „Arbeit“, die über einen bestimmten Zeitraum verrichtet wird. Wenn Sie also ein Gerät mit einer bestimmten Leistung für eine gewisse Zeit betreiben, verbraucht es Energie.
Eine Kilowattstunde (kWh) ist die Energiemenge, die ein Gerät mit einer Leistung von einem Kilowatt (1 kW) in einer Stunde verbraucht oder erzeugt. Genau diese Kilowattstunden sehen Sie auch auf Ihrer Stromrechnung.
Mit dieser Grundlage lassen sich die spezifischen Einheiten der Photovoltaik leicht erschließen.
kWp (Kilowatt Peak): Die Nennleistung Ihrer Solaranlage
Die Abkürzung kWp steht für Kilowatt Peak. Dieser Wert beschreibt die maximale Nennleistung (auch Spitzenleistung genannt) einer Photovoltaikanlage oder einzelner Solarmodule unter idealisierten Bedingungen.
Diese idealen Bedingungen sind international genormt und werden als Standard Test Conditions (STC) bezeichnet. Stellen Sie sich das wie bei einem Auto vor: Die angegebene Höchstgeschwindigkeit wird ebenfalls unter optimalen Bedingungen auf einer Teststrecke ermittelt. Bei Solarmodulen bedeuten STC:
- Eine Sonneneinstrahlung von 1.000 Watt pro Quadratmeter (W/m²)
- Eine Zelltemperatur von 25 Grad Celsius
- Ein definierter Wert für die Luftmasse (AM 1,5), der den Weg des Sonnenlichts durch die Atmosphäre simuliert.
Der kWp-Wert dient in erster Linie dem Leistungsvergleich verschiedener Solarmodule und Anlagen. Hat ein Solarmodul beispielsweise eine Leistung von 400 Wp (Watt-Peak), kommt eine Anlage mit 10 solcher Module auf 4.000 Wp, also 4 kWp. Das kWp ist also quasi die „Motorgröße“ Ihrer Solaranlage: Es gibt an, wie viel Leistung sie unter optimalen Laborbedingungen maximal erzeugen kann.
kWh (Kilowattstunde): Der tatsächliche Solarertrag auf Ihrer Stromrechnung
Die Kilowattstunde (kWh) kennen Sie bereits von Ihrer jährlichen Stromabrechnung. Sie ist die Einheit für die tatsächlich erzeugte oder verbrauchte elektrische Energie. Im Kontext der Photovoltaik gibt die kWh an, wie viel Strom Ihre Solaranlage über einen bestimmten Zeitraum – beispielsweise einen Tag, einen Monat oder ein ganzes Jahr – tatsächlich produziert hat.
Während kWp die theoretische Maximalleistung unter Testbedingungen darstellt, ist die kWh der konkrete Ertrag, den Sie wirklich nutzen oder vergütet bekommen. Wenn Ihre Solaranlage an einem sonnigen Tag beispielsweise fünf Stunden lang eine durchschnittliche Leistung von 2 kW erbringt, hat sie in dieser Zeit 10 kWh Strom erzeugt (2 kW × 5 h = 10 kWh).
Diese Kilowattstunden sind es, die Ihre Stromkosten senken und Ihren Beitrag zur Energiewende messbar machen. Sie sind der „Kraftstoff“, den Ihre Solaranlage tatsächlich liefert.

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Der entscheidende Unterschied: kWp vs. kWh auf einen Blick
Um den Unterschied noch einmal zu verdeutlichen, hier die Kernunterschiede im Überblick:
kWp (Kilowatt Peak):
• Misst die theoretische Spitzenleistung (Nennleistung) der PV-Anlage.
• Wird unter standardisierten Laborbedingungen (STC) ermittelt.
• Dient dem Leistungsvergleich von Modulen und Anlagen.
• Zeigt, was Ihre Anlage im Optimalfall leisten könnte.
kWh (Kilowattstunde):
• Misst die tatsächlich erzeugte elektrische Energie (den Solarertrag).
• Wird unter realen Bedingungen am Anlagenstandort gemessen.
• Ist entscheidend für den Solarertrag, Eigenverbrauch und die Wirtschaftlichkeit.
• Zeigt, was Ihre Anlage effektiv leistet und wie viel Strom Sie nutzen oder einspeisen.
Kurz gesagt: kWp ist das Potenzial Ihrer Anlage, kWh ist der tatsächliche Nutzen.
Von kWp zu kWh: Wie viel Strom produziert meine Anlage wirklich?
Die entscheidende Frage für jeden Anlagenbetreiber lautet nun: Wie viele kWh Strom liefert eine Anlage mit einer bestimmten kWp-Leistung? Eine exakte Vorhersage ist schwierig, da der tatsächliche Ertrag von vielen Faktoren abhängt. Es gibt jedoch eine nützliche Faustregel für Deutschland:
Pro Kilowatt Peak (kWp) installierter Leistung kann man in Deutschland mit einem jährlichen Stromertrag von etwa 800 bis 1.200 Kilowattstunden (kWh) rechnen. Als realistischer Durchschnittswert gelten oft rund 1.000 kWh pro kWp pro Jahr.
Eine Solaranlage mit beispielsweise 7 kWp Nennleistung würde demnach in Deutschland durchschnittlich etwa 7.000 kWh Solarstrom pro Jahr produzieren.
Folgende Faktoren beeinflussen maßgeblich, wie viele kWh Ihre Anlage aus ihrer kWp-Leistung herausholt:
• Globalstrahlung und Sonnenstunden: Die Intensität und Dauer der Sonneneinstrahlung an Ihrem spezifischen Standort. Süddeutschland hat hier tendenziell mehr Sonnenstunden als der Norden.
• Dachausrichtung und -neigung: Eine Südausrichtung mit einer Neigung von etwa 30 Grad gilt als optimal, aber auch Ost-West-Ausrichtungen können sehr sinnvoll sein, um den Eigenverbrauch über den Tag zu verteilen.
• Verschattung: Selbst kurzzeitige Verschattung durch Bäume, Nachbargebäude, Schornsteine oder Antennen kann den Ertrag erheblich mindern.
• Temperatur: Hohe Modultemperaturen können die Leistung leicht reduzieren.
• Wirkungsgrad des Systems: Verluste durch Kabel, Steckverbindungen und vor allem durch den Wechselrichter (der den Gleichstrom der Module in Wechselstrom für das Hausnetz umwandelt) spielen eine Rolle.
• Wetterbedingungen: An bewölkten Tagen ist der Ertrag naturgemäß geringer als bei strahlendem Sonnenschein.
• Wartung und Sauberkeit: Verschmutzte Module können ebenfalls zu Ertragseinbußen führen.
Eine genaue Ertragsprognose für Ihre geplante Anlage erstellt ein Fachbetrieb, der all diese standortspezifischen Faktoren berücksichtigt.
„Und Co.“ – Welche anderen Einheiten sind wichtig?
Neben kWp und kWh ist vor allem noch Wp (Watt-Peak) relevant. Das ist im Grunde die kleinere Einheit von kWp und bezeichnet die Nennleistung eines einzelnen Solarmoduls (1 kWp = 1.000 Wp). Wenn Sie Angebote vergleichen, werden Sie oft die Leistung einzelner Module in Wp angegeben sehen.
Andere technische Einheiten wie Volt (Spannung) oder Ampere (Stromstärke) sind zwar für die Technik wichtig, für das grundlegende Verständnis von Leistung und Ertrag aber zunächst weniger entscheidend. Details dazu können bei Bedarf im PV-Glossar nachgeschlagen werden. Für den Einstieg und die Bewertung von Angeboten sind kWp und kWh die zentralen Größen.
Warum das alles für Sie wichtig ist: PV-Angebote richtig verstehen
Das Verständnis von kWp und kWh ist entscheidend, um Photovoltaik-Angebote korrekt interpretieren und bewerten zu können:
• Anlagengröße (kWp): Der kWp-Wert gibt Ihnen eine klare Vorstellung von der Größe und dem potenziellen Leistungsvermögen der angebotenen Anlage. So können Sie verschiedene Angebote leicht anhand ihrer Nennleistung vergleichen. Übliche Anlagengrößen für Einfamilienhäuser liegen oft zwischen 5 kWp und 15 kWp.
• Erwarteter Ertrag (kWh): Auf Basis des kWp-Wertes und der oben genannten Faustregel können Sie den jährlich zu erwartenden Solarstromertrag in kWh abschätzen. Dieser Wert ist fundamental, um die Wirtschaftlichkeit der Anlage zu beurteilen, Ihre potenzielle Stromkostenersparnis zu berechnen und den Grad Ihrer Energieautarkie einzuschätzen.
• Fundierte Entscheidungen treffen: Mit diesem Wissen können Sie Anbietern die richtigen Fragen zu stellen und die Angaben in Angeboten besser einzuordnen.
Wenn Ihnen zum Beispiel eine Anlage mit 10 kWp angeboten wird, wissen Sie, dass diese eine Nennleistung von 10.000 Watt unter Idealbedingungen hat. Sie können dann – abhängig von Ihrem Standort – mit einem Jahresertrag von etwa 8.000 bis 12.000 kWh rechnen. Dieses Wissen hilft Ihnen, eine informierte Entscheidung zu treffen, die auf Fakten und nicht nur auf Werbeversprechen basiert.
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Fazit: kWp und kWh – Ihre Schlüssel zum Solarerfolg
Die Unterscheidung zwischen Kilowatt Peak (kWp) und Kilowattstunde (kWh) ist der Schlüssel für jeden, der sich mit Photovoltaik beschäftigt. Kurz gesagt: kWp ist die Nennleistung Ihrer Anlage unter Testbedingungen und dient dem Vergleich. Die kWh hingegen misst den tatsächlichen Energieertrag, der Ihre Stromrechnung senkt und Ihre Unabhängigkeit steigert.
Mit diesem Wissen sind Sie gut gerüstet, um die Planung Ihrer eigenen Solaranlage selbstbewusst anzugehen und Angebote richtig zu bewerten. Nutzen Sie diese Kenntnisse, um die für Sie passende Anlage zu finden und schon bald Ihren eigenen, sauberen Solarstrom zu produzieren.
Möchten Sie tiefer einsteigen? In unseren Ratgebern finden Sie alle Details zur Planung Ihrer PV-Anlage und zur Berechnung der Wirtschaftlichkeit. Und sollten weitere Fachbegriffe auftauchen, steht Ihnen unser umfassendes PV-Glossar zur Verfügung.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Was ist der Unterschied zwischen kW und kWp?
kW (Kilowatt) ist eine allgemeine Einheit für Leistung, also die „Geschwindigkeit“, mit der Energie erzeugt oder verbraucht wird. kWp (Kilowatt Peak) ist eine spezifische Angabe für die Spitzenleistung von Photovoltaikmodulen oder -anlagen unter standardisierten Testbedingungen (STC). kWp gibt also die Nennleistung unter Idealbedingungen an.
Kann ich meine benötigte Anlagengröße in kWp selbst berechnen?
Die benötigte Anlagengröße hängt primär von Ihrem jährlichen Stromverbrauch in kWh ab und davon, wie viel davon Sie durch Solarstrom decken möchten. Eine grobe Abschätzung ist möglich, indem Sie Ihren Jahresverbrauch durch den durchschnittlichen Jahresertrag pro kWp (ca. 800–1.200 kWh in Deutschland) teilen. Eine genaue Dimensionierung sollte jedoch immer ein Fachmann vornehmen, der auch Aspekte wie Dachfläche, Ausrichtung, Verschattung und Eigenverbrauchsoptimierung berücksichtigt. Mehr dazu finden Sie in unserem Ratgeber zur Anlagenplanung.
Wie viel kWh produziert eine 10 kWp Anlage am Tag?
Der tägliche Ertrag einer 10-kWp-Anlage kann stark variieren. An einem langen, sonnigen Sommertag kann eine solche Anlage durchaus 50–70 kWh oder mehr produzieren. An einem kurzen, bewölkten Wintertag können es hingegen nur wenige kWh sein, vielleicht 5–10 kWh oder sogar weniger. Über das Jahr gemittelt würde eine 10-kWp-Anlage in Deutschland (bei einem Durchschnittsertrag von 1.000 kWh/kWp/Jahr) rund 10.000 kWh produzieren, was einem Tagesdurchschnitt von etwa 27 kWh entspricht. Dies ist aber nur ein grober Mittelwert.