Träumen Sie davon, Ihren eigenen Strom zu erzeugen und unabhängiger vom öffentlichen Netz zu werden? Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach oder ein Balkonkraftwerk sind großartige Schritte in diese Richtung.
Doch wie misst man eigentlich den Grad dieser Unabhängigkeit? Hier kommen zwei Schlüsselbegriffe ins Spiel: der Autarkiegrad und die Eigenverbrauchsquote. Als zentrale Bausteine im ABC des Solarstroms helfen sie Ihnen zu verstehen, wie effizient Ihre Anlage arbeitet und wie viel Freiheit sie Ihnen wirklich bringt. Keine Sorge, Sie müssen kein Experte sein – wir erklären Ihnen alles ganz einfach.
Die Weichen zur Unabhängigkeit: Eigenverbrauch und Autarkie verstehen
Beschäftigen Sie sich mit dem Eigenverbrauch von Solarstrom, sind Autarkiegrad und Eigenverbrauchsquote zwei Begriffe, an denen Sie nicht vorbeikommen. Sie klingen vielleicht ähnlich, beschreiben aber unterschiedliche Aspekte Ihrer Solarstromnutzung. Sehen wir uns den Unterschied genauer an.
Was ist die Eigenverbrauchsquote? Der direkte Nutzen Ihres Solarstroms
Die Eigenverbrauchsquote gibt an, welchen Anteil des selbst erzeugten Solarstroms Sie direkt in Ihrem Haushalt verbrauchen. Stellen Sie sich vor, Ihre Anlage erzeugt an einem sonnigen Tag 10 Kilowattstunden (kWh) Strom. Nutzen Sie davon 3 kWh sofort für Ihre Waschmaschine, den Kühlschrank oder andere Geräte, beträgt Ihre Eigenverbrauchsquote in diesem Moment 30 %.
Die Formel lautet:
Eigenverbrauchsquote (%) = (Direkt verbrauchter Solarstrom / Gesamter erzeugter Solarstrom) * 100
Eine hohe Eigenverbrauchsquote ist erstrebenswert, denn jede Kilowattstunde Solarstrom, die Sie selbst verbrauchen, müssen Sie nicht teuer vom Energieversorger einkaufen. Das senkt Ihre Stromrechnung spürbar. Strom, den Sie weder direkt verbrauchen noch speichern, wird ins öffentliche Netz eingespeist und vergütet. Die Vergütungssätze dafür sind jedoch meist niedriger, als Sie für den Bezugsstrom zahlen.
Was ist der Autarkiegrad? Ihr Maß an Unabhängigkeit
Der Autarkiegrad hingegen misst, wie viel Ihres gesamten Strombedarfs Sie durch Ihre eigene PV-Anlage decken können. Er ist somit der eigentliche Indikator für Ihre Unabhängigkeit vom Stromnetz. Hier zählt nicht nur der direkt verbrauchte Solarstrom, sondern auch die Energie, die Sie aus einem Batteriespeicher entnehmen, der zuvor mit Ihrem Solarstrom geladen wurde.
Die Formel dafür ist:
Autarkiegrad (%) = (Durch PV-Anlage gedeckter Strombedarf / Gesamter Stromverbrauch des Haushalts) * 100
Der „durch PV-Anlage gedeckte Strombedarf“ ist dabei die Summe aus direkt verbrauchtem Solarstrom und dem Strom aus Ihrem Solarspeicher. Ein hoher Autarkiegrad bedeutet also, dass Sie einen großen Teil Ihres Energiebedarfs selbst decken und weniger Strom vom externen Anbieter zukaufen müssen.
Der feine Unterschied und ihr Zusammenspiel
Obwohl beide Werte oft Hand in Hand gehen, ist es wichtig, den Unterschied zu verstehen:
- Eigenverbrauchsquote: Bezieht sich darauf, was mit Ihrem erzeugten Solarstrom passiert (Wie viel davon nutzen Sie selbst?)
- Autarkiegrad: Bezieht sich auf Ihren gesamten Stromverbrauch (Wie viel davon decken Sie mit Ihrer Anlage?)
Ein Beispiel: Sie haben eine sehr große PV-Anlage, die viel mehr Strom produziert, als Sie verbrauchen. Ihre Eigenverbrauchsquote könnte niedrig sein, wenn Sie nur einen kleinen Teil davon direkt nutzen und den Rest einspeisen. Ihr Autarkiegrad könnte aber sehr hoch sein, wenn dieser kleine Teil bereits einen Großteil Ihres Gesamtbedarfs deckt.
Ein Stromspeicher erhöht meist beide Werte. Er steigert die Eigenverbrauchsquote, da mehr erzeugter Strom zwischengespeichert und später selbst genutzt wird, anstatt ihn direkt einzuspeisen. Gleichzeitig wächst der Autarkiegrad, weil Sie einen größeren Teil Ihres Gesamtbedarfs mit eigenem Solarstrom decken können – auch dann, wenn die Sonne nicht scheint.
Stellen Sie sich bildlich vor: Der Autarkiegrad ist das Ziel auf Ihrer Reise zur Energieunabhängigkeit, und die Eigenverbrauchsquote ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg dorthin.
Ihre Kennzahlen in der Praxis: So berechnen Sie sie
Um Ihren Autarkiegrad und Ihre Eigenverbrauchsquote zu ermitteln, benötigen Sie einige Daten. Die meisten modernen Wechselrichter und Energiemanagementsysteme liefern diese Informationen automatisch.
Dazu gehören in der Regel:
- Ihr jährlicher Gesamtstromverbrauch (aus Ihrer Stromrechnung)
- Die Gesamtmenge des von Ihrer PV-Anlage erzeugten Stroms (aus dem Wechselrichter oder Monitoring-System)
- Die Menge des direkt verbrauchten Solarstroms
- Falls vorhanden: Die Menge des aus dem Speicher entnommenen und in den Speicher geladenen Stroms
Beispielrechnung ohne Speicher:
Angenommen, Ihr Haushalt verbraucht 4.000 kWh Strom pro Jahr. Ihre PV-Anlage erzeugt 5.000 kWh Solarstrom pro Jahr. Davon verbrauchen Sie 1.500 kWh direkt selbst.
- Eigenverbrauchsquote: (1.500 kWh / 5.000 kWh) * 100 = 30 %
- Autarkiegrad: (1.500 kWh / 4.000 kWh) * 100 = 37,5 %
Beispielrechnung mit Speicher:
Ihr Haushalt verbraucht 4.000 kWh. Ihre PV-Anlage erzeugt 5.000 kWh. Sie verbrauchen 1.500 kWh direkt und weitere 1.000 kWh aus Ihrem Speicher, der mit Solarstrom geladen wurde. Ihr gesamter selbst genutzter Solarstrom beträgt also 2.500 kWh.
- Eigenverbrauchsquote: (2.500 kWh / 5.000 kWh) * 100 = 50 %
- Autarkiegrad: (2.500 kWh / 4.000 kWh) * 100 = 62,5 %
Für eine genauere Einschätzung, insbesondere mit Blick auf verschiedene Anlagengrößen und Speicheroptionen, gibt es auch Online-Tools wie den Unabhängigkeitsrechner der HTW Berlin, der Ihnen helfen kann, realistische Werte für Ihre Situation zu ermitteln.

PV Anlagen mit Speicher
Was ist realistisch? Erwartbare Werte für Autarkie und Eigenverbrauch
Wie hoch diese Werte in der Praxis ausfallen, hängt von vielen Faktoren ab: der Größe Ihrer PV-Anlage, Ihrem Stromverbrauchsprofil, der geografischen Lage und vor allem, ob Sie einen Stromspeicher nutzen.
Durchschnittlicher Autarkiegrad:
- Ohne Stromspeicher: Liegt meist zwischen 30 % und 40 %. Sie können also etwa ein Drittel Ihres Strombedarfs mit eigenem Solarstrom decken.
- Mit Stromspeicher: Kann auf 70 % bis 80 % steigen, in manchen Fällen sogar darüber.
Durchschnittliche Eigenverbrauchsquote:
- Ohne Stromspeicher: Oft zwischen 20 % und 30 %
- Mit Stromspeicher: Kann auf 60 % bis 80 % und mehr klettern
Ist 100 % Autarkie ein realistisches Ziel?
Vollständige Unabhängigkeit vom Stromnetz ist technisch möglich, aber für ein typisches Einfamilienhaus in Deutschland oft nicht wirtschaftlich sinnvoll. Gründe sind die saisonalen Schwankungen – viel Sonne im Sommer, wenig im Winter – und die hohen Kosten für überdimensionierte Speicher. Ein sehr hoher Autarkiegrad von 80 bis 90 % ist mit einem gut dimensionierten System bereits ein exzellenter Wert, der Ihnen erhebliche Unabhängigkeit und Kostenersparnisse bringt.
Mehr Unabhängigkeit erreichen: So steigern Sie Eigenverbrauch und Autarkie
Sie haben es selbst in der Hand, Ihre Unabhängigkeit zu maximieren. Hier sind die effektivsten Hebel:
- Der Stromspeicher als Schlüssel: Ein Batteriespeicher ist der wichtigste Faktor. Er speichert überschüssigen Solarstrom vom Tag für die Nutzung am Abend oder in der Nacht. Die richtige Dimensionierung des Speichers ist dabei entscheidend – er sollte zu Ihrem Verbrauch und Ihrer Anlagengröße passen.
- Intelligentes Verbrauchsmanagement: Lassen Sie energieintensive Geräte wie Waschmaschine, Trockner oder Spülmaschine gezielt dann laufen, wenn die Sonne scheint und Ihre Anlage viel Strom produziert.
- Smart Home und Energiemanagementsysteme (EMS): Diese Systeme können den Eigenverbrauch automatisch optimieren, indem sie Verbraucher gezielt dann einschalten, wenn Solarstrom verfügbar ist.
- Sektorenkopplung – Wärme und Mobilität einbinden: Eine Wärmepumpe kann mit Ihrem Solarstrom betrieben werden. Auch Heizstäbe zur Warmwasserbereitung können Überschüsse nutzen. Laden Sie Ihr Elektroauto mit einer Wallbox bevorzugt dann, wenn eigener Solarstrom zur Verfügung steht.
- Optimale Auslegung der PV-Anlage: Eine an Ihren Verbrauch angepasste Anlagengröße und eine gute Ausrichtung (z. B. Ost-West für eine gleichmäßigere Erzeugung über den Tag) können ebenfalls helfen.
Wirtschaftlichkeit: Lohnt sich die Optimierung?
Jede Kilowattstunde Solarstrom, die Sie selbst verbrauchen, spart Ihnen den Kauf von teurem Netzstrom. Die Einspeisevergütung für überschüssigen Strom ist in den letzten Jahren gesunken und liegt meist deutlich unter dem Preis für Bezugsstrom. Deshalb lautet die goldene Regel: Je mehr eigenen Strom Sie nutzen, desto besser für Ihren Geldbeutel.
- Kostenersparnis: Höherer Eigenverbrauch und Autarkiegrad bedeuten eine niedrigere Stromrechnung
- Preisstabilität: Sie machen sich unabhängiger von steigenden Strompreisen am Markt
- Amortisation: Ein optimiertes System kann sich schneller rechnen
Die Investition in einen Speicher oder intelligente Steuerungstechnik sollten Sie natürlich immer ins Verhältnis zum erwarteten Nutzen setzen. Langfristig ist die Maximierung Ihrer PV-Unabhängigkeit jedoch ein klarer Gewinn – für Ihren Geldbeutel und Ihr gutes Gefühl.
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Ihr Kompass zur PV-Unabhängigkeit
Der Autarkiegrad und die Eigenverbrauchsquote sind mehr als nur technische Begriffe. Sie sind Ihr persönlicher Kompass auf dem Weg zu mehr Energieunabhängigkeit und niedrigeren Stromkosten. Indem Sie diese Kennzahlen verstehen und aktiv optimieren – sei es durch einen Stromspeicher, angepasstes Verbrauchsverhalten oder smarte Technologien – nehmen Sie Ihre Energieversorgung selbst in die Hand.
Die Reise zur maximalen Unabhängigkeit ist ein Prozess, aber jeder Schritt zählt. Mit dem Wissen um Autarkiegrad und Eigenverbrauchsquote sind Sie bestens gerüstet, das Potenzial Ihrer Photovoltaikanlage voll auszuschöpfen.
Möchten Sie noch tiefer in die Welt der Solarenergie eintauchen?
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