PV-Anlage für Berufstätige: Lohnt sich Solarstrom, wenn tagsüber niemand zu Hause ist?
Die Sonne scheint am kräftigsten, wenn die meisten Menschen bei der Arbeit sind. Deshalb stellen sich viele Berufstätige und Pendler die Frage: Ist eine Photovoltaikanlage eine sinnvolle Investition, wenn tagsüber niemand zu Hause ist, um den erzeugten Strom direkt zu verbrauchen?
Die kurze Antwort lautet: Ja, absolut. Dank moderner Technologien und cleverer Planung ist Solarstrom auch unter diesen Umständen profitabel. Wir erklären Ihnen, wie das gelingt.
Inhaltsverzeichnis
Das typische Dilemma: Stromerzeugung und Verbrauch passen nicht zusammen
Eine klassische Photovoltaikanlage erzeugt den meisten Strom in den Mittagsstunden, wenn die Sonneneinstrahlung am stärksten ist. Der Stromverbrauch in einem berufstätigen Haushalt konzentriert sich jedoch typischerweise auf den Morgen und den Abend. Morgens laufen Kaffeemaschine, Beleuchtung und Föhn, während abends gekocht wird, der Fernseher läuft und das Elektroauto lädt.
Dieses Auseinanderklaffen von Erzeugung und Verbrauch ist auch als „Solarstrom-Lücke“ bekannt. Ohne intelligente Lösungen würde ein Großteil des wertvollen, tagsüber erzeugten Solarstroms für eine geringe Vergütung ins Netz fließen. Gleichzeitig müsste morgens und abends teurer Netzstrom zugekauft werden.
Doch dieses Dilemma lässt sich heute elegant lösen, denn die Wirtschaftlichkeit einer Anlage hängt nicht nur vom direkten Verbrauch zur Mittagszeit ab.
Die Wirtschaftlichkeit neu gedacht: Warum der Eigenverbrauch nicht alles ist
Die Rentabilität einer Photovoltaikanlage für Berufstätige stützt sich auf zwei Säulen: den optimierten Eigenverbrauch und die gesetzlich garantierte Einspeisevergütung.
Eigenverbrauch: Jede Kilowattstunde (kWh) Solarstrom, die Sie selbst verbrauchen, müssen Sie nicht teuer vom Energieversorger einkaufen. Bei Strompreisen von über 30 Cent/kWh und Gestehungskosten für Solarstrom von oft nur 10–12 Cent/kWh ist der finanzielle Vorteil erheblich.
Einspeisevergütung: Für Strom, den Sie nicht selbst verbrauchen und stattdessen ins Netz einspeisen, erhalten Sie eine staatlich festgelegte Vergütung. Auch wenn diese niedriger ist als der Netzstrompreis, sorgt sie für eine kontinuierliche Einnahmequelle und beschleunigt die Amortisation Ihrer Anlage.
Das Ziel ist also, den Eigenverbrauch zu maximieren – auch dann, wenn niemand zu Hause ist. Dafür gibt es zwei bewährte Strategien.
Strategie 1: Den Eigenverbrauch mit einem Stromspeicher intelligent erhöhen
Ein Stromspeicher ist die effektivste Lösung, um die Solarstrom-Lücke zu schließen. Stellen Sie ihn sich einfach wie eine große Batterie für Ihr Haus vor: Tagsüber, wenn die PV-Anlage mehr Strom produziert als benötigt wird, lädt sich der Speicher auf.
Praxisbeispiel: Ein Vierpersonenhaushalt mit einem Jahresverbrauch von rund 4.500 kWh. Die Familie verlässt morgens das Haus und kehrt am späten Nachmittag zurück.

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Tagsüber (9–16 Uhr): Die PV-Anlage auf dem Dach erzeugt reichlich Strom. Die Grundlast des Hauses (Kühlschrank, Router, Standby-Geräte) wird gedeckt. Der gesamte Überschuss fließt nicht ins Netz, sondern lädt den Stromspeicher.
Abends (ab 17 Uhr): Die Familie kommt nach Hause. Das Licht wird eingeschaltet, das Abendessen auf dem Induktionsherd gekocht und die Spülmaschine beladen. All diese Verbraucher werden nun mit kostenlosem Solarstrom aus dem Speicher versorgt, anstatt teuren Netzstrom zu beziehen.
Die Zahlen sind eindeutig: Mit einem passend dimensionierten Speicher lässt sich der Eigenverbrauchsanteil von durchschnittlich 30 % auf 70 % oder mehr steigern. Für einen typischen Haushalt hat sich in der Praxis ein Speicher mit einer Kapazität von 5 bis 10 kWh bewährt.
Strategie 2: Die Stromerzeugung an den Verbrauch anpassen durch Ost-West-Ausrichtung
Nicht jedes Dach muss nach Süden zeigen. Gerade für Berufstätige ist eine Ost-West-Ausrichtung der PV-Anlage oft die wirtschaftlichere Alternative, insbesondere wenn auf einen Speicher verzichtet wird.
Der Grund ist einfach:
Ost-Module produzieren bereits am Morgen Strom, wenn der erste Kaffee gekocht und das Haus für den Tag vorbereitet wird.
West-Module erreichen ihre höchste Leistung am späten Nachmittag und frühen Abend – genau dann, wenn Sie von der Arbeit zurückkehren und die größten Stromverbraucher einschalten.

Zwar ist die jährliche Gesamtstrommenge einer Ost-West-Anlage etwa 10–15 % niedriger als bei einer optimalen Südausrichtung, doch dafür wird ein größerer Teil des erzeugten Stroms direkt selbst verbraucht. Das erhöht den Eigenverbrauchsanteil auf natürliche Weise und macht die Anlage auch ohne Speicher hochrentabel.
Smarte Helfer: Den Verbrauch in die Sonnenstunden verlagern
Auch wenn Sie nicht zu Hause sind, können bestimmte Geräte mit Ihrem Solarstrom laufen. Moderne Haushaltsgeräte und Smart-Home-Systeme machen es möglich:
Zeitgesteuerte Geräte: Programmieren Sie Ihre Spül- oder Waschmaschine so, dass sie zur Mittagszeit läuft.
E-Auto laden: Steht Ihr Elektroauto tagsüber zu Hause oder arbeiten Sie im Homeoffice, ist das der ideale Zeitpunkt, um es mit reinem Sonnenstrom zu laden.
Warmwasserbereitung: Eine Wärmepumpe oder ein Heizstab lässt sich gezielt bei Stromüberschuss einschalten, um das Wasser für den Abend- und Morgenbedarf vorzuwärmen.
Solche kleinen Anpassungen kosten nichts extra, erhöhen aber spürbar den Eigenverbrauch.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Lohnt sich eine PV-Anlage ohne Speicher überhaupt noch?
Ja, eine PV-Anlage ohne Speicher kann sich weiterhin lohnen. Die Rentabilität speist sich dann aus drei Quellen: der Deckung der täglichen Grundlast, der Einspeisevergütung für den Überschuss und einem bewusst in die Sonnenstunden verlagerten Verbrauch. Eine Ost-West-Ausrichtung ist in diesem Szenario besonders vorteilhaft.
Wie groß sollte meine PV-Anlage sein, wenn ich berufstätig bin?
Die Dimensionierung hängt weniger von Ihrer Anwesenheit ab als von Ihrem gesamten Jahresstromverbrauch. Eine Faustregel besagt, dass die Leistung in Kilowatt-Peak (kWp) etwa dem Jahresverbrauch in Megawattstunden (MWh) entsprechen sollte. Für einen Haushalt mit 4.500 kWh Verbrauch ist eine Anlage mit 4 bis 6 kWp oft ein guter Ausgangspunkt. Eine detaillierte Anleitung finden Sie in unserem Ratgeber zum Thema PV-Anlage richtig dimensionieren.
Was ist mit der Grundlast im Haus?
Auch in einem leeren Haus gibt es einen konstanten Stromverbrauch, die sogenannte Grundlast. Geräte wie Kühlschrank, Gefriertruhe, WLAN-Router oder die Heizungssteuerung laufen permanent. Diese Grundlast wird an sonnigen Tagen vollständig von Ihrer PV-Anlage gedeckt, was bereits für einen soliden Basis-Eigenverbrauch sorgt.
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Rechnet sich eine Anlage auch bei Teilzeitarbeit oder Homeoffice?
Absolut. Jeder Tag, den Sie oder ein Familienmitglied ganz oder teilweise im Homeoffice verbringen, verbessert die Wirtschaftlichkeit Ihrer Anlage erheblich. Wenn Sie Solarstrom direkt für Computer, Beleuchtung oder das Mittagessen nutzen, steigert das den Eigenverbrauch und damit Ihre Ersparnis.
Fazit: Solarstrom für Berufstätige ist eine clevere Investition
Die Sorge, eine Photovoltaikanlage würde sich für Berufstätige nicht lohnen, ist unbegründet. Die anfängliche Lücke zwischen Erzeugung und Verbrauch lässt sich durch moderne Technik und intelligente Planung wirksam schließen.
Ein Stromspeicher maximiert den Eigenverbrauch und macht Sie unabhängiger von steigenden Strompreisen. Eine Ost-West-Ausrichtung passt die Stromproduktion Ihrem Lebensrhythmus an. Beide Strategien, oft auch kombiniert, machen eine PV-Anlage zu einer sicheren und profitablen Investition für die Zukunft – auch dann, wenn die Sonne scheint, während Sie im Büro sind.
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