Nachtspeicherheizung mit Photovoltaik: Günstiger heizen mit Solarstrom?

Nachtspeicherheizung mit Photovoltaik: Günstiger heizen mit Solarstrom?

Besitzer von Häusern mit Nachtspeicherheizungen kennen die Situation nur zu gut: Die Stromrechnung für den Heizstrom ist oft ein erheblicher Kostenfaktor, besonders nach einem kalten Winter. Die Idee, diese Kosten mit einer eigenen Photovoltaik-Anlage zu senken, liegt nahe.

Doch die Kombination aus moderner Solartechnik und etablierter Nachtspeichertechnologie wirft Fragen auf. Kann Solarstrom, der tagsüber erzeugt wird, eine Heizung versorgen, die nachts lädt? Dieser Beitrag beleuchtet die technischen Hürden, stellt realistische Lösungsansätze vor und zeigt Ihnen, wie Sie Ihren Strombedarf richtig analysieren, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.

Was ist eine Nachtspeicherheizung und warum ist sie heute ein Kostenfaktor?

Nachtspeicherheizungen wurden vor allem in den 1950er und 60er Jahren populär. Die Idee dahinter war für ihre Zeit brillant: Große Kraftwerke liefen nachts oft mit Überschusskapazität. Um diese auszulasten, boten Energieversorger günstige Nachtstromtarife an.

Haushalte konnten diesen Strom nutzen, um ihre Speicherheizungen aufzuladen. Diese speichern die Wärme in speziellen Steinen und geben sie dann über den Tag verteilt an die Wohnräume ab.

Das Problem heute: Der Preisvorteil des Nachtstroms ist stark geschrumpft, vielerorts sogar ganz entfallen. Während man früher deutlich weniger zahlte, liegt der Preis für Heizstrom (oft zwischen 25 und 30 Cent pro Kilowattstunde) heute nur noch knapp unter dem für normalen Haushaltsstrom. Die einstige Sparlösung ist für viele zur Kostenfalle geworden, da der Energiebedarf für das Heizen eines ganzen Hauses enorm ist.

Die Kernherausforderung: Wann wird der Strom erzeugt, wann wird er gebraucht?

Der grundlegende Konflikt zwischen Photovoltaik und einer klassischen Nachtspeicherheizung liegt im Timing.

Photovoltaik-Anlagen erzeugen Strom, wenn die Sonne scheint – also tagsüber, mit einem Produktionspeak um die Mittagszeit.

Nachtspeicherheizungen laden ihre Speicher genau dann auf, wenn die PV-Anlage keinen Strom liefert – nämlich nachts.

Dieser zeitliche Versatz macht eine direkte Nutzung des Solarstroms für den Ladevorgang der Heizung unmöglich. Der tagsüber erzeugte Strom ist längst verbraucht oder ins Netz eingespeist, wenn die Heizung nachts ihren hohen Energiebedarf anmeldet.

Zwei Zähler, ein Problem: Warum die getrennte Messung entscheidend ist

Diese Herausforderung wird durch die technische Umsetzung noch verstärkt. In den meisten Haushalten mit Nachtspeicherheizung sind zwei separate Stromzähler installiert:

  1. Ein Zähler für den Haushaltsstrom: Dieser misst den Verbrauch von Licht, Kühlschrank, Fernseher und allen anderen üblichen Geräten.


  2. Ein Zähler für den Heizstrom: Dieser Zähler ist oft über einen Rundsteuerempfänger mit dem Netzbetreiber verbunden, der den Stromkreis nur zu den vereinbarten Niedertarifzeiten (üblicherweise nachts) freischaltet.


Eine neue Photovoltaik-Anlage wird standardmäßig an den Stromkreis des Haushaltsstroms angeschlossen. Das bedeutet: Der erzeugte Solarstrom kann nur den Verbrauch reduzieren, der über den Haushaltsstromzähler läuft. Er kann den separaten und nachts aktiven Heizstromkreis nicht erreichen. Um tagsüber erzeugten Strom auch nachts nutzen zu können, ist eine Photovoltaik mit Speicher die gängigste Lösung – doch gerade für die Nachtspeicherheizung stellt dies eine besondere Hürde dar.

Option 1: PV-Anlage für den Haushaltsstrom nutzen

Lösungsansätze: Wie Sie Photovoltaik trotzdem sinnvoll nutzen können

Obwohl die direkte Versorgung der Heizung schwierig ist, gibt es pragmatische Wege, wie eine PV-Anlage Ihre Stromkosten dennoch erheblich senken kann. Bei Photovoltaik.info erreichen uns häufig Anfragen von Besitzern älterer Häuser, die vor genau dieser Herausforderung stehen. Die Erfahrung zeigt, dass sich folgende Ansätze bewährt haben.

Option 1: PV-Anlage für den Haushaltsstrom nutzen (der Standardfall)

Dies ist die einfachste und wirtschaftlichste Lösung. Sie installieren eine PV-Anlage, die auf die Deckung Ihres Haushaltsstrombedarfs ausgelegt ist.

Funktionsweise: Die Anlage versorgt tagsüber Ihre Haushaltsgeräte direkt mit Solarstrom. Überschüssiger Strom wird ins Netz eingespeist und vergütet.

Vorteil: Sie senken den teuersten Teil Ihrer Stromrechnung – den für Haushaltsstrom. Die Investition ist überschaubar und amortisiert sich in der Regel nach 9 bis 12 Jahren.

Praxisbeispiel: Ein Vier-Personen-Haushalt hat einen Jahresverbrauch von 4.500 kWh Haushaltsstrom. Eine PV-Anlage mit 6 kWp und einem kleinen Speicher kann den Eigenverbrauch des Haushaltsstroms um bis zu 70 % decken. Das führt zu einer jährlichen Ersparnis von über 1.000 Euro, auch wenn die Heizkosten unberührt bleiben.

Option 2: Zähler zusammenlegen und mit großem Speicher arbeiten

Option 2: Zähler zusammenlegen und mit großem Speicher arbeiten

Dieser Ansatz ist technisch aufwendiger, ermöglicht aber grundsätzlich die Versorgung der Heizung mit Solarstrom.

Funktionsweise: Sie beantragen bei Ihrem Netzbetreiber, die beiden Zähler zu einem einzigen zusammenzulegen. Nun läuft der gesamte Stromverbrauch (Haushalt und Heizung) über einen Kreislauf. Um den Solarstrom auch nachts nutzen zu können, ist ein entsprechend großer Stromspeicher notwendig, der tagsüber geladen wird.

Vorteile: Maximale Unabhängigkeit. Sie können theoretisch auch die Heizung mit selbst erzeugtem Strom betreiben.

Nachteile: Sie verlieren den – wenn auch kleinen – Vorteil des Nachtstromtarifs. Vor allem aber sind die Kosten für einen ausreichend großen Speicher (oft 15–30 kWh Kapazität für den Winter) extrem hoch. Bei aktuellen Preisen ist eine solche Investition nur selten wirtschaftlich.

Option 3: Langfristig denken – der Heizungstausch

Option 3: Langfristig denken – der Heizungstausch

Die ehrlichste Antwort ist oft, dass die Nachtspeicherheizung selbst das Problem ist. Langfristig ist der Austausch des Heizsystems die nachhaltigste Lösung.

Empfehlung: Besonders die Kombination von Photovoltaik und Wärmepumpe hat sich als hocheffizient erwiesen. Eine Wärmepumpe benötigt zwar ebenfalls Strom, arbeitet aber deutlich effizienter als eine Direktheizung und kann ihren Betrieb intelligent an die Verfügbarkeit von Solarstrom anpassen. Zwar ist die Anfangsinvestition höher, diese wird aber oft staatlich gefördert und führt zu den niedrigsten Betriebskosten.

Analyse Ihres Strombedarfs: So gehen Sie richtig vor

Eine fundierte Entscheidung setzt eine genaue Analyse Ihrer Verbrauchsdaten voraus. Nehmen Sie sich dafür am besten Ihre Stromrechnungen der letzten ein bis zwei Jahre zur Hand.

  1. Verbräuche trennen: Notieren Sie den jährlichen Stromverbrauch in Kilowattstunden (kWh) getrennt für den Haushaltsstrom und den Heizstrom.


  2. Haushaltsstrom als Basis: Der Jahresverbrauch des Haushaltsstroms ist die wichtigste Kenngröße für die Dimensionierung einer PV-Anlage nach Option 1. Ein typischer Vier-Personen-Haushalt verbraucht etwa 4.000 bis 5.000 kWh pro Jahr. Eine Nachtspeicherheizung kann zusätzlich 8.000 bis 15.000 kWh Heizstrom benötigen.


  3. Potenzial bewerten: Konzentrieren Sie sich zunächst auf den Haushaltsstrom. Eine PV-Anlage kann diesen Bedarf zu einem großen Teil decken. Rechnen Sie aus, wie viel Sie sparen, wenn Sie beispielsweise 30 % Ihres Haushaltsstroms (ca. 1.500 kWh) nicht mehr für über 35 Cent/kWh einkaufen müssen.



  4. Gesamtsituation prüfen: Bewerten Sie auf dieser Basis, ob die Ersparnis beim Haushaltsstrom eine Investition in eine PV-Anlage für Sie rechtfertigt. In den meisten Fällen lautet die Antwort „Ja“.


FAQ – Häufige Fragen zur Kombination von PV und Nachtspeicherheizung

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Kann ich meinen Solarstrom direkt zum Heizen mit der Nachtspeicherheizung nutzen?
Nein, in der Regel nicht. Die getrennten Stromzähler und der nächtliche Ladezyklus der Heizung verhindern eine direkte Nutzung des tagsüber erzeugten Solarstroms.

Lohnt sich eine PV-Anlage auch dann, wenn sie nur den Haushaltsstrom abdeckt?
Ja, fast immer. Der Haushaltsstrom ist der teuerste Strom, den Sie beziehen. Jede Kilowattstunde, die Sie hier durch eigenen Solarstrom ersetzen, führt zu einer direkten und spürbaren Ersparnis. Es ist eine effektive Teillösung, die Ihre Gesamtstromkosten senkt.

Was kostet es, die beiden Stromzähler zusammenzulegen?
Die Kosten variieren je nach Netzbetreiber und Aufwand für den Elektriker. Rechnen Sie mit einigen hundert Euro. Wichtiger ist jedoch die Kalkulation: Der finanzielle Nachteil durch den Verlust des günstigeren Nachtstromtarifs muss gegen den potenziellen Vorteil der Speichernutzung abgewogen werden.

Ist ein sehr großer Stromspeicher für die Nachtspeicherheizung wirtschaftlich?
Nach aktuellem Stand in den meisten Fällen nicht. Die Erfahrung zeigt, dass die hohen Investitionskosten für Batteriespeicher im Bereich von 15 kWh und mehr die potenzielle Ersparnis übersteigen. Die Amortisationszeit ist oft zu lang, weshalb sich die meisten Kunden für eine PV-Anlage zur Deckung des Haushaltsstroms entscheiden.

Fazit: Eine kluge Teillösung statt einer teuren Komplettlösung

Eine Photovoltaik-Anlage und eine Nachtspeicherheizung sind kein ideales Paar, aber sie müssen sich nicht ausschließen. Statt eine teure und komplexe Komplettlösung mit Zählerzusammenlegung und riesigem Speicher ins Auge zu fassen, ist es für die meisten Haushalte deutlich sinnvoller, die PV-Anlage als kluge Teillösung zu betrachten.

Sie kann den teuren Haushaltsstrom deutlich reduzieren und so die finanzielle Gesamtbelastung spürbar senken. Das ist eine wirtschaftlich sinnvolle und schnell umsetzbare Maßnahme, die Ihnen Zeit verschafft, um langfristig den Austausch des Heizsystems zu planen.

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