Photovoltaik auf Schieferdach oder Reetdach: Was Sie wissen müssen

Photovoltaik auf Schieferdach oder Reetdach: Was Sie wissen müssen

Ein Dach aus Schiefer oder Reet strahlt eine besondere Wertigkeit und Tradition aus und ist oft das stolze Merkmal eines charaktervollen Hauses. Gleichzeitig wächst der Wunsch, solche traditionsreichen Gebäude für die Zukunft zu rüsten und sich durch eine Photovoltaikanlage von steigenden Strompreisen unabhängiger zu machen.

Doch lässt sich moderne Solartechnik mit diesen speziellen Dacheindeckungen überhaupt vereinbaren? Grundsätzlich ja – allerdings erfordert die Installation spezielles Wissen und eine sorgfältige Planung. Dieser Beitrag erklärt, worin die besonderen Herausforderungen liegen und welche Lösungen sich anbieten.

Die besondere Herausforderung: Wenn das Dach mehr als nur Ziegel trägt

Während die PV-Installation auf einem Standard-Ziegeldach heute ein weitgehend standardisierter Prozess ist, stellen Schiefer- und Reetdächer Installateure vor ganz eigene Herausforderungen.

Der Grund liegt in der Beschaffenheit der Materialien: Bei Schiefer sind es die Brüchigkeit und die spezielle Verlegeart, bei Reet die hohe Brandgefahr und die empfindliche, wasserdichte Schicht. Standard-Montagesysteme sind für diese Dächer ungeeignet und würden schwere Schäden verursachen.

Photovoltaik auf dem Schieferdach: Eleganz trifft Effizienz

Ein Schieferdach ist für seine Langlebigkeit und edle Optik bekannt. Genauso langlebig und effizient kann eine PV-Anlage hier Strom produzieren, sofern die Installation fachgerecht erfolgt.

Das Material: Die Tücken des Schiefers

Schiefer ist ein Naturstein, der in dünnen Platten auf dem Dach verlegt wird. Seine große Tücke bei der Montage ist die Sprödigkeit: Unter punktuellem Druck bricht er leicht. Das Betreten des Daches sowie die Befestigung der Solarmodule erfordern daher äußerste Vorsicht und viel Fachkenntnis. Um kostspielige Schäden an der Eindeckung zu vermeiden, sollten Sie ausschließlich Fachbetriebe mit ausgewiesener Erfahrung bei Schieferdächern beauftragen.

Die richtige Befestigung: Das Geheimnis liegt unter der Platte

Die Solarmodule dürfen keinesfalls direkt auf den Schiefer oder durch ihn hindurch geschraubt werden. Stattdessen kommen spezielle Schieferhaken zum Einsatz. Diese werden nicht auf, sondern unter den Schieferplatten direkt an der Dachlattung verankert.

Detailaufnahme einer fachgerechten Befestigung auf einem Schieferdach, bei der ein spezieller Schieferhaken zu sehen ist.

Damit der Haken nach außen geführt werden kann, ohne die Dichtigkeit zu gefährden, bearbeitet der Fachmann die darüberliegende Schieferplatte präzise oder ersetzt sie durch ein Blechelement. So bleibt das Dach absolut dicht. Die gesamte Last der Anlage wird dabei sicher in die Dachkonstruktion abgeleitet, ohne den empfindlichen Schiefer zu belasten. Die Auswahl des passenden Montagesystems für Photovoltaik ist hier der Schlüssel zum Erfolg.

Statik und Last: Hält das Dach die zusätzliche Last aus?

Eine Photovoltaikanlage bringt ein zusätzliches Gewicht von etwa 12 bis 18 kg pro Quadratmeter auf das Dach. Gerade bei älteren Gebäuden mit Schieferdach muss daher vor der Installation unbedingt die Tragfähigkeit der Dachkonstruktion geprüft werden. Auf ein typisches Einfamilienhausdach mit 50 m² Solarfläche kommen so zusätzliche 600 bis 900 kg. Um die Sicherheit des Gebäudes zu garantieren, muss ein qualifizierter Statiker diese Prüfung der Anforderungen an den Dachstuhl zwingend vornehmen.

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Photovoltaik auf dem Reetdach: Ein heikles Unterfangen

Ein Reetdach ist ein Meisterwerk traditioneller Handwerkskunst und verleiht einem Haus einen einzigartigen, natürlichen Charme. Die Installation einer PV-Anlage auf Reet ist technisch zwar möglich, aber mit erheblichen Risiken und Hürden verbunden. Deshalb ist sie in vielen Fällen nicht empfehlenswert oder sogar unzulässig.

Brandschutz und Versicherung: Das größte Hindernis

Reet ist ein brennbares Material. Da sich Solarmodule im Betrieb erhitzen und im seltenen Fall eines elektrischen Defekts – etwa durch einen Lichtbogen – eine akute Brandgefahr besteht, ist hier besondere Vorsicht geboten. Die Vorschriften fordern daher einen großen Sicherheitsabstand zwischen den Modulen und der Reetschicht sowie eine exzellente Hinterlüftung zur Wärmeabfuhr. Viele Versicherungen lehnen die Absicherung einer solchen Anlage komplett ab oder verlangen extrem hohe Risikoprämien. Zudem können auch Denkmalschutzauflagen eine Installation von vornherein verbieten.

Die kluge Alternative: Denken Sie über das Hausdach hinaus

Angesichts dieser Risiken hat sich in der Praxis eine bessere Lösung etabliert: die Installation der PV-Anlage auf einem Nebengebäude. Ein Carport, eine Garage oder ein stabiles Gartenhaus eignen sich oft hervorragend als alternative Standorte. So kann beispielsweise ein Vierpersonenhaushalt mit 4.500 kWh Jahresverbrauch seinen Bedarf oft schon mit einer Anlage auf einem Doppel-Carport vollständig decken. Dieser Ansatz umgeht die Gefahren am Reetdach und erweist sich auch bei Genehmigungen als unkomplizierter. Die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Garagendach ist somit eine sichere und effiziente Alternative, die das wertvolle Reetdach unberührt lässt.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Kann man Schieferplatten bei der Montage einfach anbohren?
Nein, auf keinen Fall. Das Anbohren würde den Schiefer mit hoher Wahrscheinlichkeit brechen lassen und zu Undichtigkeiten führen. Die Befestigung erfolgt deshalb immer indirekt über spezielle Dachhaken, die unter den Schieferplatten an der Dachlattung verankert werden.

Wie teuer ist eine Montage auf einem Schieferdach im Vergleich zu einem Ziegeldach?
Rechnen Sie mit Mehrkosten von etwa 15 bis 25 % im Vergleich zu einer Standardinstallation auf Ziegeln. Der Grund liegt im höheren handwerklichen Aufwand, den speziellen Materialien wie Schieferhaken und Blechersatzplatten sowie der längeren Montagezeit.

Ist eine PV-Anlage auf einem Reetdach grundsätzlich verboten?
Nicht grundsätzlich, aber sie ist stark reguliert und oft praktisch nicht umsetzbar. Die Entscheidung hängt von lokalen Bauvorschriften, dem Denkmalschutz und vor allem von Ihrer Versicherung ab. Die Hürden sind so hoch, dass in den meisten Fällen davon abgeraten wird.

Wer prüft die Statik meines Daches?
Die Statikprüfung muss ein zertifizierter Statiker oder ein Bauingenieur mit entsprechender Qualifikation durchführen. Seriöse Solar-Fachbetriebe bestehen auf diesem Gutachten als Voraussetzung für die weitere Planung.

Fazit: Tradition und Technik mit Bedacht vereinen

Die Installation einer Photovoltaikanlage auf einem Schiefer- oder Reetdach ist kein Standardprojekt, aber mit der richtigen Herangehensweise machbar. Während sich ein Schieferdach mit Fachwissen und spezieller Technik gut für Solarenergie nutzen lässt, ist bei einem Reetdach größte Vorsicht geboten. Hier sind alternative Standorte wie Garagen- oder Carportdächer fast immer die sicherere und klügere Wahl.

In jedem Fall gilt: Eine sorgfältige Planung durch Experten ist entscheidend, um die Schönheit Ihres Daches zu bewahren und gleichzeitig die Kraft der Sonne zu nutzen. Möchten Sie Ihre individuelle Situation prüfen lassen? Nehmen Sie Kontakt mit uns auf, um Ihre Möglichkeiten mit einem Fachberater unverbindlich zu besprechen.

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