Photovoltaik auf Ost-West-Dächern: Die bessere Alternative zur Südausrichtung?

Photovoltaik auf Ost-West-Dächern: Die bessere Alternative zur Südausrichtung?

Lange Zeit hieß es: Nur ein Dach mit perfekter Südausrichtung ist für eine Photovoltaikanlage wirklich lohnenswert. Viele Eigenheimbesitzer mit einem Ost-West-Dach haben den Gedanken an eigenen Solarstrom daher schnell wieder verworfen – ein verbreiteter Irrtum. Tatsächlich kann eine Ost-West-Ausrichtung für den modernen Alltag sogar die klügere und wirtschaftlichere Lösung sein. Dieser Beitrag zeigt, warum Ihr Dach wahrscheinlich besser geeignet ist, als Sie denken, und wie Sie die Sonnenenergie über den ganzen Tag optimal nutzen können.

Der Mythos vom perfekten Süddach

Eine reine Südausrichtung fängt die maximale Sonnenintensität zur Mittagszeit ein. Das führt zu einer hohen, aber sehr spitzen Erzeugungskurve. Die meiste Energie wird also genau dann produziert, wenn ein typischer Haushalt den geringsten Bedarf hat: Die Bewohner sind bei der Arbeit oder in der Schule, und große Stromverbraucher wie Herd, Waschmaschine oder Fernseher sind ausgeschaltet.

Das Resultat: Ein großer Teil des wertvollen Solarstroms wird für eine geringe Vergütung ins öffentliche Netz eingespeist, während morgens und abends Strom teuer vom Energieversorger zugekauft werden muss. Ohne einen zusätzlichen Stromspeicher ist der Anteil des selbst genutzten Stroms, der sogenannte Eigenverbrauch, bei Südanlagen oft überraschend niedrig.

Die Stärken der Ost-West-Ausrichtung: Strom, wenn Sie ihn brauchen

Genau hier zeigt eine Anlage auf einem Ost-West-Dach ihre größte Stärke. Sie erzeugt den Strom nicht geballt zur Mittagszeit, sondern verteilt die Produktion ausgewogener über den Tag – passgenau zum Rhythmus der meisten Haushalte.

Der Morgen: Die Ostseite Ihrer Dachanlage wird von den ersten Sonnenstrahlen geweckt. Sie produziert Strom, während Sie frühstücken, die Kaffeemaschine läuft und Sie sich für den Tag fertig machen.

Der Abend: Wenn die Sonne im Westen untergeht, wird die Westseite aktiv. Sie liefert die Energie zum Kochen, für die Unterhaltungselektronik und das Laden von Geräten nach Feierabend.

Diese breite, „zweihöckrige“ Erzeugungskurve passt sich ideal an den typischen Verbrauchsverlauf an. Die Erfahrung zeigt, dass der Eigenverbrauchsanteil bei Ost-West-Anlagen oft höher sein kann als bei reinen Südanlagen, da die Stromproduktion besser mit dem Lebensalltag harmoniert. So können Sie mehr von Ihrem eigenen, günstigen Solarstrom direkt nutzen und müssen weniger teuren Netzstrom beziehen.

Die Stärken der Ost-West-Ausrichtung: Strom, wenn Sie ihn brauchen

Der Gesamtertrag einer Ost-West-Anlage ist zwar um etwa 10–15 % geringer als bei einer perfekt ausgerichteten Südanlage, doch dieser Nachteil wird durch den deutlich höheren und wirtschaftlicheren Eigenverbrauch oft mehr als ausgeglichen. Die Ost-West-Ausrichtung ist somit eine hervorragende Strategie, um den Eigenverbrauch zu optimieren.

Wie wirkt sich die Dachneigung auf den Ertrag aus?

Neben der Ausrichtung ist auch die Dachneigung ein wichtiger Faktor. Während für Südanlagen eine Neigung von 30 bis 35 Grad als optimal gilt, um die hochstehende Mittagssonne ideal einzufangen, verhält es sich bei Ost-West-Dächern etwas anders.

Hier sind tendenziell flachere Neigungen vorteilhafter. Ein Dach mit einer Neigung von 10 bis 20 Grad kann die tief stehende Morgen- und Abendsonne besser aufnehmen. Doch keine Sorge: Auch Standard-Satteldächer mit Neigungen bis 40 Grad eignen sich hervorragend. Der Minderertrag im Vergleich zu einem flacheren Dach ist in der Praxis meist gering. Werkzeuge wie ein Photovoltaik-Rechner, der sowohl Ausrichtung als auch Neigung berücksichtigt, liefern hier eine genaue Schätzung für Ihre Gegebenheiten.

Wie wirkt sich die Dachneigung auf den Ertrag aus?

Planung und Komponenten: Worauf Sie bei einer Ost-West-Anlage achten sollten

Die Planung einer Anlage für ein Ost-West-Dach unterscheidet sich in einigen wichtigen Punkten von der für ein Süddach.

Die richtige Modulbelegung

Ein klarer Vorteil von Ost-West-Dächern liegt in der besseren Ausnutzung der verfügbaren Dachfläche. Anstatt nur eine Dachhälfte zu belegen, können Sie Module auf beiden Seiten installieren. Das führt häufig zu einer höheren Gesamtleistung (kWp) als auf einem vergleichbar großen Süddach. Mehr installierte Leistung bedeutet letztlich auch mehr erzeugte Kilowattstunden über das Jahr.

Der Wechselrichter: Das Gehirn Ihrer Anlage

Für eine Ost-West-Anlage ist die Wahl des richtigen Wechselrichters entscheidend. Hier ist ein Gerät mit mindestens zwei sogenannten MPP-Trackern (Maximum Power Point Tracker) unverzichtbar.

Stellen Sie sich jeden MPP-Tracker als ein eigenes kleines Management-System vor. Ein Tracker kümmert sich ausschließlich um die Ostseite, der andere um die Westseite. Das ist notwendig, da die Sonne auf beide Dachseiten zu unterschiedlichen Zeiten und mit wechselnder Intensität scheint. Mit zwei unabhängigen Trackern wird sichergestellt, dass jede Seite zu jeder Zeit ihre maximale Leistung erbringt, ohne von der anderen ausgebremst zu werden. Moderne Wechselrichter, wie sie in den Komplettsets auf Photovoltaik.info verwendet werden, sind standardmäßig für solche Konfigurationen ausgelegt.

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Häufige Fragen (FAQ) zur Photovoltaik auf Ost-West-Dächern

Ist mein Ertrag im Winter bei Ost-West-Ausrichtung nicht viel zu gering?

Im Winter sind die Erträge jeder Photovoltaikanlage aufgrund der kürzeren Tage und des flacheren Sonnenstandes naturgemäß niedriger. Bei einer Ost-West-Anlage sind die Unterschiede zu einer Südanlage im Winter jedoch weniger ausgeprägt als im Sommer. Die flach stehende Sonne trifft auch die Ost- und Westflächen in einem relativ günstigen Winkel, sodass weiterhin eine solide Grundproduktion gesichert ist.

Lohnt sich ein Stromspeicher bei einer Ost-West-Anlage überhaupt noch?

Ja, absolut. Obwohl eine Ost-West-Anlage bereits den Eigenverbrauch optimiert, hilft ein Stromspeicher, die restlichen Lücken zu schließen. Der tagsüber überschüssige Strom (z.B. an sonnigen Nachmittagen) wird gespeichert und kann dann in den Nachtstunden genutzt werden. Eine Photovoltaikanlage mit Speicher erhöht Ihren Autarkiegrad noch einmal deutlich und macht Sie unabhängiger vom öffentlichen Stromnetz.

Wie viel Strom erzeugt eine typische Ost-West-Anlage?

Als Faustregel können Sie von folgenden Werten ausgehen: Eine 8-kWp-Anlage, bei der jeweils 4 kWp auf der Ost- und Westseite eines 35-Grad-Daches in Mitteldeutschland installiert sind, erzeugt pro Jahr etwa 7.000 bis 7.600 kWh Strom. Damit lässt sich der Bedarf eines durchschnittlichen Vierpersonenhaushalts (ca. 4.500 kWh) mehr als decken.

Sind die Kosten für eine Ost-West-Anlage höher?

Die Kosten pro installiertem Kilowattpeak (kWp) sind identisch mit denen einer Südanlage. Da auf einem Ost-West-Dach oft mehr Module Platz finden und dadurch eine größere Gesamtanlage möglich ist, können die absoluten Investitionskosten höher ausfallen. Im Gegenzug erhalten Sie jedoch auch eine leistungsstärkere Anlage mit einem höheren Gesamtstromertrag und einer höheren Eigenverbrauchsquote. Der benötigte Wechselrichter mit zwei MPP-Trackern ist heute Industriestandard und verursacht keine nennenswerten Mehrkosten.

Fazit: Das Ost-West-Dach ist eine Chance, keine Einschränkung

Die Zeiten, in denen nur Süddächer als „gut“ für Photovoltaik galten, sind vorbei. Eine Anlage auf einem Ost-West-Dach ist eine äußerst intelligente und praxisnahe Lösung, die perfekt zu den Lebensgewohnheiten moderner Haushalte passt. Sie maximiert nicht die Mittagsspitze, sondern den wirtschaftlich wertvollen Eigenverbrauch von morgens bis abends.

Wenn Sie bisher dachten, Ihr Dach sei ungeeignet, sollten Sie diese Einschätzung überdenken. Die Chance ist groß, dass Sie mit einer Ost-West-Anlage eine effiziente und rentable Lösung für Ihre eigene, saubere Energieversorgung direkt vor Ihrer Haustür haben. Entdecken Sie jetzt passende Komplettsets im Shop von Photovoltaik.info, die bereits optimal auf Ost-West-Dächer abgestimmt sind.

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