Photovoltaik auf Nebengebäuden: Lohnt sich eine Solaranlage für Garage, Carport oder Gartenhaus?
Viele Hausbesitzer denken bei Photovoltaik zuerst an das Hauptdach des Hauses. Doch oft schlummern auf dem Grundstück weitere Potenziale: Garagen, Carports oder sogar stabile Gartenhäuser bieten ideale Flächen für die Gewinnung von Solarstrom. Dieser Artikel erklärt, wann sich eine solche Installation lohnt, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen und wie Sie diese oft übersehenen Flächen gewinnbringend in Ihr Energiekonzept einbinden.
Inhaltsverzeichnis
Warum Nebengebäude für Photovoltaik eine clevere Alternative sind
Der Gedanke, eine Solaranlage auf einem Nebengebäude zu installieren, ist oft mehr als nur eine Notlösung. In vielen Fällen ergeben sich daraus sogar handfeste Vorteile gegenüber einer reinen Dachinstallation am Wohnhaus.
Ein entscheidender Grund ist die optimale Nutzung vorhandener Flächen. Gerade wenn das Hauptdach durch Gauben, Schornsteine oder eine ungünstige Ausrichtung nur eingeschränkt nutzbar ist, eröffnen Nebengebäude neue Möglichkeiten. Eine Garage mit einem flachen oder leicht geneigten Dach kann eine überraschend große und unverschattete Fläche bieten. So kann eine gut ausgerichtete Garage in Süddeutschland, wo die Sonneneinstrahlung laut Fraunhofer ISE am stärksten ist, mehr Ertrag bringen als ein teilverschattetes Hauptdach im Norden des Landes.
Ein weiterer Pluspunkt ist die Flexibilität bei der Ausrichtung. Während die Ausrichtung des Wohnhauses feststeht, kann ein Carport oder Gartenhaus oftmals so positioniert werden, dass die Solarmodule ideal nach Süden zeigen. Alternativ ermöglicht eine Ost-West-Ausrichtung auf einem Garagendach eine gleichmäßigere Stromproduktion über den Tag verteilt – ideal, um den Eigenverbrauch zu maximieren.
Praxisbeispiel: Ein Hausbesitzer hat ein nach Norden ausgerichtetes Hauptdach, was für Photovoltaik nicht optimal ist. Sein großes Garagendach mit Südausrichtung hingegen ist unverschattet und bietet Platz für eine 5-kWp-Anlage. Diese Anlage kann jährlich etwa 4.800 kWh Strom erzeugen und deckt damit den Großteil des Strombedarfs des Vierpersonenhaushalts (ca. 4.500 kWh/Jahr).

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Typische Anwendungsfälle für Solaranlagen auf Nebengebäuden
Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und passen sich unterschiedlichen Bedürfnissen an:
Die klassische Garagenanlage: Sie ergänzt eine bestehende Dachanlage oder dient als Hauptstromquelle, wenn das Hausdach ungeeignet ist.
Das Solar-Carport: Hier bilden die PV-Module zugleich das Dach. Der erzeugte Strom kann direkt zum Laden eines Elektroautos genutzt werden.
Das energieautarke Gartenhaus: Eine kleine Inselanlage versorgt das Gartenhaus mit Strom für Licht, einen kleinen Kühlschrank oder Gartengeräte – komplett unabhängig vom Hausnetz.
Die Werkstatt-Lösung: Eine Anlage auf dem Dach einer Scheune oder Werkstatt kann stromintensive Maschinen und Werkzeuge mit sauberer Energie versorgen.

Voraussetzungen prüfen: Ist Ihr Nebengebäude geeignet?
Bevor Sie mit der Planung beginnen, sollten Sie einige grundlegende Kriterien prüfen, denn nicht jedes Nebengebäude eignet sich ohne Weiteres für eine Solaranlage.
1. Statik und Dacheindeckung: Das Fundament für Ihre Anlage
An erster Stelle steht die Tragfähigkeit des Daches. Photovoltaikmodule und Unterkonstruktion bringen bereits einiges an Gewicht auf das Dach, hinzu kommt im Winter eine mögliche Schneelast.
Faustregel: Rechnen Sie mit einer zusätzlichen Last von etwa 20 bis 25 kg pro Quadratmeter.
Ein Statiker kann verbindlich prüfen, ob die Dachkonstruktion Ihrer Garage oder Ihres Carports dieses Gewicht sicher tragen kann. Ältere Holzkonstruktionen oder einfache Blechdächer sind oft nicht ohne Verstärkung geeignet. Während bei Fertiggaragen aus Beton die Traglastreserven meist ausreichen, ist bei Leichtbau-Carports eine genaue Prüfung unerlässlich.
2. Ausrichtung und Verschattung: Die Erfolgsfaktoren für den Ertrag
Wie bei jeder PV-Anlage sind auch auf Nebengebäuden Ausrichtung und Verschattung entscheidend für den Stromertrag.
Ideale Ausrichtung: Eine Südausrichtung mit einer Neigung von 30–35 Grad gilt als optimal.
Gute Alternativen: Auch Dächer mit reiner Ost- oder Westausrichtung sind sehr gut geeignet, um den Eigenverbrauch zu erhöhen, da sie morgens und abends Strom produzieren, wenn der Bedarf im Haushalt oft am höchsten ist.
Verschattung vermeiden: Achten Sie auf hohe Bäume, Nachbargebäude oder Satellitenschüsseln, die im Tages- oder Jahresverlauf Schatten auf die Module werfen könnten. Schon die Teilverschattung eines einzigen Moduls kann die Leistung eines ganzen Strangs reduzieren. Hier können Leistungsoptimierer helfen, die Verluste zu minimieren.
3. Anschluss an das Hausnetz: Der Weg des Stroms
Der auf dem Nebengebäude erzeugte Solarstrom muss zum Zählerschrank im Wohnhaus geführt werden. Dazu wird in der Regel ein Erdkabel vom Nebengebäude zum Haus verlegt. Der Aufwand hängt stark von der Entfernung und den örtlichen Gegebenheiten ab – etwa davon, ob Rasenflächen oder gepflasterte Wege überquert werden müssen. Diesen Posten sollten Sie bei der Kostenplanung unbedingt berücksichtigen.

Kosten und Wirtschaftlichkeit: Wann rechnet sich die Investition?
Die Kosten für eine Solaranlage auf einem Nebengebäude unterscheiden sich kaum von denen einer Dachanlage und hängen primär von der Anlagengröße sowie den gewählten Komponenten ab.
Kostenrahmen: Kleinere Anlagen für Garagen oder Carports mit einer Leistung von 3 bis 5 kWp kosten zwischen 5.000 und 9.000 Euro.
Die Wirtschaftlichkeit hängt von mehreren Faktoren ab:
Hoher Eigenverbrauch: Je mehr des erzeugten Stroms Sie selbst verbrauchen, desto schneller rechnet sich die Anlage. Jede selbst verbrauchte Kilowattstunde spart Ihnen den Kauf von teurem Netzstrom (aktuell oft über 30 Cent/kWh).
Einspeisevergütung: Für den Strom, den Sie nicht selbst verbrauchen und ins öffentliche Netz einspeisen, erhalten Sie eine staatlich garantierte Vergütung.
Stromspeicher: Ein Stromspeicher erhöht den Eigenverbrauchsanteil erheblich, da Sie den tagsüber erzeugten Solarstrom auch abends und nachts nutzen können. Das macht Sie unabhängiger und die Anlage rentabler.
Beispielrechnung für eine Garagenanlage (4 kWp):
Anschaffungskosten: ca. 7.000 €
Jährlicher Stromertrag: ca. 3.800 kWh
Angenommener Eigenverbrauch (ohne Speicher): 30 % (1.140 kWh)
Stromkostenersparnis (bei 35 Cent/kWh): 1.140 kWh * 0,35 € = 399 €/Jahr
Einspeisevergütung (bei 8,1 Cent/kWh): 2.660 kWh * 0,081 € = 215 €/Jahr
Gesamtersparnis/Erlös pro Jahr: 614 €
In diesem einfachen Beispiel würde sich die Anlage nach etwa 11–12 Jahren amortisieren. Mit einem Stromspeicher ließe sich der Eigenverbrauch auf 60–70 % steigern, was die Amortisationszeit weiter verkürzt.
Rechtliche Aspekte und Genehmigungen
In den meisten Bundesländern sind Photovoltaikanlagen auf Gebäuden genehmigungsfrei, solange sie bestimmte Vorgaben einhalten. Dennoch gibt es einige Punkte zu beachten:
Bauordnung des Bundeslandes: Prüfen Sie die lokalen Vorschriften. Manchmal gibt es Abstandsregeln zum Nachbargrundstück.
Bebauungsplan: In seltenen Fällen kann ein Bebauungsplan die Installation von Solaranlagen einschränken. Ein kurzer Anruf beim zuständigen Bauamt schafft hier Klarheit.
Anmeldung beim Netzbetreiber: Jede netzgekoppelte Anlage muss vor der Inbetriebnahme beim örtlichen Netzbetreiber angemeldet werden. Dies übernimmt in der Regel der Installationsbetrieb.
Marktstammdatenregister: Die Anlage muss zudem bei der Bundesnetzagentur im Marktstammdatenregister eingetragen werden.
Um sicherzugehen, dass alle rechtlichen Anforderungen erfüllt sind, ist eine fachkundige Beratung durch einen Installateur unerlässlich. Weiterführende Informationen zur Orientierung finden Sie auch auf der Plattform von Photovoltaik.info.
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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Kann ich eine Solaranlage auf dem Garagendach selbst installieren?
Während kleine Balkonkraftwerke für die Selbstinstallation konzipiert sind, sollten netzgekoppelte Anlagen auf Dächern aus Sicherheits- und Gewährleistungsgründen immer von einem Fachbetrieb installiert werden. Insbesondere der elektrische Anschluss an das Hausnetz erfordert einen zertifizierten Elektriker.Was ist der Unterschied zwischen einer Anlage auf dem Garagendach und einem Balkonkraftwerk?
Ein Balkonkraftwerk ist eine Mini-PV-Anlage mit maximal 800 Watt Leistung, die einfach in eine Steckdose gesteckt wird. Eine Dachanlage ist deutlich größer, wird fest an das Hausnetz angeschlossen und kann den gesamten Haushalt versorgen sowie Strom ins Netz einspeisen.Lohnt sich ein Stromspeicher für eine kleine Garagenanlage?
Ja, in den meisten Fällen. Gerade bei kleineren Anlagen ermöglicht ein Speicher, den erzeugten Strom optimal selbst zu nutzen. In der Praxis entscheiden sich daher die meisten Nutzer für eine Kombination aus PV-Anlage und Speicher, um ihre Unabhängigkeit zu maximieren.Kann ich die Anlage vom Garagendach mit einer bestehenden Anlage auf dem Hausdach kombinieren?
Ja, das ist problemlos möglich. Ein moderner Wechselrichter kann die Leistung beider Anlagen verwalten. So können Sie Ihr bestehendes System erweitern und auch ungünstig ausgerichtete Dachflächen sinnvoll nutzen.Welche Versicherung benötige ich für die Anlage auf dem Nebengebäude?
In der Regel kann die Photovoltaikanlage in die bestehende Wohngebäudeversicherung aufgenommen werden. Melden Sie die neue Anlage unbedingt Ihrem Versicherer, um sie gegen Schäden wie Sturm, Hagel oder Brand abzusichern.
Fazit: Ungenutzte Flächen intelligent nutzen
Die Installation einer Photovoltaikanlage auf einer Garage, einem Carport oder einem anderen Nebengebäude ist eine clevere Möglichkeit, ungenutztes Potenzial auf Ihrem Grundstück zu erschließen. Sie ist eine praktische Alternative oder Ergänzung zur klassischen Dachanlage und kann entscheidend dazu beitragen, Ihre Stromkosten zu senken und Ihre Energieunabhängigkeit zu erhöhen.
Die entscheidenden Faktoren für den Erfolg sind eine sorgfältige Prüfung der Statik, eine möglichst unverschattete Ausrichtung und eine professionelle Planung des Netzanschlusses. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, steht der umweltfreundlichen Stromerzeugung vom eigenen Nebengebäude nichts mehr im Wege.
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