Photovoltaik auf dem Fertighaus: Was Sie bei Statik und Montage beachten müssen
Ein Fertighaus verbindet Effizienz, Planbarkeit und eine moderne Bauweise. Immer mehr Eigentümer möchten diesen Ansatz mit einer eigenen Photovoltaikanlage abrunden, um unabhängiger von steigenden Strompreisen zu werden und einen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Doch gerade bei der standardisierten Leichtbauweise stellt sich eine entscheidende Frage: Hält das Dach die zusätzliche Last einer PV-Anlage überhaupt aus?
Die kurze Antwort lautet in den meisten Fällen: ja. Entscheidend sind dabei eine sorgfältige Prüfung der Statik und eine fachgerechte Montage.
Inhaltsverzeichnis
Fertighaus und Photovoltaik: Eine ideale Kombination mit Besonderheiten
Die gute Nachricht vorweg: Fertighäuser sind für die Installation einer Photovoltaikanlage oft besser geeignet als viele Massivbauten. Ihre standardisierte Konstruktion und die meist sehr genaue technische Dokumentation machen die Planung transparent und verlässlich. Da heute in Deutschland bereits mehr als jedes fünfte neue Ein- und Zweifamilienhaus in Fertigbauweise entsteht, ist die Kombination mit Solartechnik längst zum Standard geworden.
Die eigentliche Frage ist daher nicht, ob eine Montage möglich ist, sondern wie sie sicher umgesetzt wird. Im Gegensatz zu einem massiven Dachstuhl kommen bei Fertighäusern häufig leichtere, aber dennoch hochbelastbare Holzkonstruktionen zum Einsatz. Diese erfordern eine genaue Kenntnis der Lastreserven und die Wahl des passenden Montagesystems.
Die Statik: Hält Ihr Fertighausdach eine PV-Anlage aus?
Die Sorge um die Dachlast ist der häufigste Grund für Unsicherheiten bei Eigentümern. Eine genaue Betrachtung der Zahlen schafft hier schnell Klarheit, denn die Belastung durch eine PV-Anlage wird oft überschätzt.
Was wiegt eine Photovoltaikanlage?
Eine moderne Photovoltaikanlage ist leichter, als viele annehmen. Pro Quadratmeter Dachfläche können Sie von folgenden Werten ausgehen:
- Solarmodule: ca. 10–15 kg/m²
- Montagesystem: ca. 2–5 kg/m²
Zusammengerechnet ergibt das eine zusätzliche Last von etwa 15 bis 20 kg pro Quadratmeter. Für eine typische 8-kWp-Anlage, die auf einem Einfamilienhaus rund 45 Quadratmeter Dachfläche belegt, bedeutet das ein Gesamtgewicht von 675 bis 900 Kilogramm. Das klingt zunächst viel, muss aber im Kontext der gesamten Dachstatik gesehen werden.

Bitumen/Wellblech
Die Traglastreserven von Fertighausdächern
Jedes Dach in Deutschland ist so ausgelegt, dass es neben seinem Eigengewicht auch erhebliche zusätzliche Lasten tragen kann. Dazu zählen vor allem Winddruck und Schneelasten, für die je nach Region Reserven von typischerweise 75 kg/m² bis über 200 kg/m² vorgesehen sind.
Die zusätzliche Last einer PV-Anlage von rund 20 kg/m² passt in der Regel problemlos in diese Sicherheitsreserven. Eine individuelle Prüfung ist dennoch unerlässlich. Der erste Schritt ist daher ein Blick in die Statikunterlagen Ihres Fertighausherstellers, in denen die maximalen Traglastreserven exakt dokumentiert sind.
Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Hersteller von Fertighäusern, insbesondere bei Bauten aus den letzten 20 Jahren, die notwendigen Dokumente schnell und unkompliziert zur Verfügung stellen. Ein qualifizierter Solar-Installateur oder ein Statiker kann auf dieser Basis eine verlässliche Einschätzung abgeben.
Die richtige Montage: So wird die PV-Anlage sicher befestigt
Ist die statische Eignung geklärt, rückt die Befestigung in den Fokus. Hier geht es darum, die Kräfte der Anlage sicher in die Dachkonstruktion einzuleiten, ohne die Dacheindeckung oder die darunterliegende wasserführende Schicht zu beschädigen.
Besonderheiten der Dachkonstruktion bei Fertighäusern
Fertighausdächer bestehen oft aus Nagelplattenbindern oder anderen vorgefertigten Holzträgern. Diese sind statisch optimiert und haben exakt definierte Abstände. Der Installateur muss die Dachsparren daher präzise lokalisieren, um Montagehaken oder Stockschrauben sicher darin zu verankern. Eine unsachgemäße Befestigung nur an der Dachlattung ist nicht zulässig und würde die Sicherheit der gesamten Anlage gefährden.
Montagesysteme für verschiedene Dacheindeckungen
Je nach Dacheindeckung werden unterschiedliche Befestigungsmethoden genutzt. Die Wahl des richtigen Systems ist entscheidend für Dichtigkeit und Langlebigkeit.
Klassisches Ziegeldach: Hier werden sogenannte Dachhaken verwendet, die direkt auf den Dachsparren verschraubt und unter den Dachziegeln hindurchgeführt werden. Um Spannungen und Ziegelbruch zu vermeiden, muss der aufliegende Ziegel oft an der Unterseite leicht bearbeitet werden. Eine professionelle Ausführung ist hier entscheidend für die Regensicherheit.
Blechdach (z. B. Trapezblech): Für Dächer aus Trapezblech gibt es spezielle Kurzschienen-Systeme. Diese werden mit dünnwandigen Schrauben und Dichtungen direkt auf der hochstehenden Sicke des Blechs befestigt. Der Vorteil: Die Methode ist schnell, kostengünstig und sehr sicher, da die Befestigungspunkte im wasserführenden Bereich vermieden werden.
Flachdach: Bei Fertighäusern mit Flachdach oder geringer Neigung sind aufgeständerte Systeme die beste Wahl. Hier werden die Module auf einem Gestell montiert, das nicht im Dach verankert, sondern durch Gewichte (z. B. Betonplatten) beschwert wird. Dieses Vorgehen schont die empfindliche Dachhaut und vermeidet jegliche Durchdringung. Die Flachdach-Aufständerung sorgt zudem für einen optimalen Winkel zur Sonne und damit für höhere Erträge.

Häufige Fragen (FAQ) zur Photovoltaik auf dem Fertighaus
Beeinträchtigt die PV-Anlage die Garantie meines Fertighauses?
Nein, sofern die Installation fachgerecht und nach den Vorgaben des Hausherstellers erfolgt. Ein seriöser Installationsbetrieb wird die Montage so durchführen, dass alle Gewährleistungsansprüche erhalten bleiben. Dokumentieren Sie die Freigabe der Statik durch den Hersteller.
Kann ich die Montage auf dem Fertighausdach selbst durchführen?
Davon wird dringend abgeraten. Neben der elektrischen Sicherheit, die nur ein Fachmann gewährleisten kann, sind die statische Beurteilung und die korrekte Verankerung im Dachstuhl entscheidend. Fehler können hier zu schweren Schäden am Dach und zum Verlust des Versicherungsschutzes führen.
Was ist, wenn mein Fertighaus schon älter ist (z. B. aus den 80er oder 90er Jahren)?
Bei älteren Häusern ist eine Statikprüfung durch einen unabhängigen Gutachter oder Bauingenieur umso wichtiger. Die ursprünglichen Unterlagen sind eventuell nicht mehr verfügbar oder die Holzkonstruktion kann über die Jahre an Tragfähigkeit verloren haben. Eine professionelle Einschätzung gibt Ihnen die notwendige Sicherheit.
Gibt es spezielle Solarmodule für Fertighäuser?
Nein, die verwendeten Komponenten sind identisch. Sie können die gleichen hochwertigen Solarmodule kaufen, die auch auf Massivhäusern verwendet werden. Die Auswahl richtet sich nach Leistung, Größe und Budget, nicht nach der Bauweise des Hauses.
Bitumen/Wellblech Montageset für 1 PV Modul – 30mm Rahmen –
Stockschrauben Montageset für Bitumen/Wellblech Bedachungen
Fazit: Ein Fertighaus ist eine hervorragende Basis für Solarstrom
Die Installation einer Photovoltaikanlage auf einem Fertighaus ist in den allermeisten Fällen problemlos möglich und eine wirtschaftlich wie ökologisch sinnvolle Entscheidung. Die vermeintlichen Hürden wie Statik und Leichtbauweise lassen sich durch sorgfältige Planung und eine professionelle Ausführung sicher meistern.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, die Besonderheiten der Fertighauskonstruktion nicht zu ignorieren, sondern sie als Grundlage für die Planung zu nutzen. Mit den richtigen Unterlagen des Herstellers und einem erfahrenen Installationspartner steht Ihrer eigenen Stromerzeugung auf dem Dach nichts im Wege.
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