Balkonkraftwerk kaskadieren: Mehrere Mini-PV-Anlagen legal und sicher betreiben

Balkonkraftwerk kaskadieren: Mehrere Mini-PV-Anlagen legal und sicher betreiben

Sie nutzen bereits die Kraft der Sonne mit einem Balkonkraftwerk, haben aber noch eine freie Fläche – etwa eine zweite Balkonseite, die Garagenwand oder ein Gartenhaus? Der Gedanke, eine weitere Mini-PV-Anlage zu installieren, um den Eigenverbrauch weiter zu steigern, ist verlockend.

Doch während die Installation eines einzelnen Systems meist unkompliziert ist, wirft die Erweiterung um ein zweites oder drittes System oft Fragen auf. Wir erklären Ihnen, was hinter dem Begriff „Kaskadierung“ steckt, welche regulatorischen Rahmenbedingungen gelten und worauf Sie technisch achten müssen.

Was bedeutet „Kaskadierung“ bei Balkonkraftwerken?

Im Kontext von Mini-PV-Anlagen beschreibt der Begriff „Kaskadierung“ keine technische Reihenschaltung. Vielmehr ist damit der parallele Betrieb von mehreren, voneinander unabhängigen Balkonkraftwerken an unterschiedlichen Steckdosen eines Haushalts gemeint.

Ein typisches Szenario: Ein Balkonkraftwerk ist an einer Steckdose auf dem Südbalkon angeschlossen, um die Mittagsspitze abzudecken. Ein zweites System soll an der Westfassade installiert werden, um auch die Abendstunden für die Stromerzeugung zu nutzen.

Der Mythos: Nur eine Anlage pro Stromzähler erlaubt?

Die weit verbreitete Annahme, dass pro Haushalt bzw. Stromzähler nur ein einziges Balkonkraftwerk betrieben werden darf, ist so pauschal nicht korrekt. Sie beruht auf einer Vereinfachung technischer Normen, denn entscheidend ist nicht die Anzahl der Anlagen, sondern die eingespeiste Leistung pro Phase des Hausstromnetzes.

Die technische Grundlage dafür bildet die Anwendungsregel VDE AR-N 4105. Sie regelt den Anschluss von Erzeugungsanlagen an das Niederspannungsnetz und dient der Sicherheit und Stabilität des gesamten Netzes. Mit dem Inkrafttreten des Solarpakets 1 im Jahr 2024 wurden die Regeln für Balkonkraftwerke deutlich vereinfacht und die Leistungsgrenzen angehoben.

Die wichtigsten Eckpunkte sind:

  • Wechselrichterleistung: Die maximale Einspeiseleistung des Wechselrichters darf 800 Watt nicht überschreiten.
  • Modulleistung: Die installierte Gesamtleistung der Solarmodule darf bis zu 2.000 Watt-Peak (Wp) betragen.

Diese Regelung gilt pro angeschlossener Anlage. Um zu verstehen, weshalb der Betrieb mehrerer Anlagen dennoch möglich ist, hilft ein Blick auf den Aufbau des deutschen Stromnetzes.

Die Lösung liegt im Drei-Phasen-Netz

Ein typischer deutscher Haushalt ist an ein Drehstromnetz, auch Drei-Phasen-Netz genannt, angeschlossen. Man kann sich das wie drei separate Stromleitungen (L1, L2, L3) vorstellen, die ins Haus führen. Während Geräte mit hohem Verbrauch wie ein E-Herd alle drei Phasen nutzen, sind normale Steckdosen in der Regel nur an eine dieser Phasen angeschlossen.

Die VDE-Norm erlaubt den Anschluss eines Balkonkraftwerks pro Phase. Das bedeutet in der Theorie: Sie können bis zu drei Balkonkraftwerke mit je 800 Watt Wechselrichterleistung legal betreiben, sofern jedes an eine andere Phase angeschlossen wird.

Beispiel aus der Praxis:

Ein Nutzer möchte seinen Ertrag maximieren. Er installiert:

  1. Ein Ost-System für den Morgen (angeschlossen an Phase L1 im Arbeitszimmer).
  2. Ein Süd-System für den Mittag (angeschlossen an Phase L2 auf dem Balkon).
  3. Ein West-System für den Abend (angeschlossen an Phase L3 an der Garage).

Auf diese Weise könnte der Haushalt theoretisch bis zu 2.400 Watt Leistung einspeisen und seinen Strombezug über den gesamten Tag drastisch reduzieren.

Die technische Herausforderung: Phasen identifizieren

Genau hier liegt die größte Hürde für Laien. Eine Standard-Schuko-Steckdose verrät nicht, an welcher der drei Phasen sie angeschlossen ist. Es ist gut möglich, dass alle Steckdosen in einem Raum oder sogar auf einem ganzen Stockwerk auf derselben Phase liegen.

Zwei oder mehr Balkonkraftwerke an dieselbe Phase anzuschließen, ist aus mehreren Gründen unzulässig:

  1. Überlastung: Die Leitungsschutzschalter (Sicherungen) sind für eine bestimmte Stromstärke ausgelegt. Mehrere einspeisende Anlagen könnten diesen Stromkreis überlasten.
  2. Normenverstoß: Es würde der VDE-Anwendungsregel widersprechen, die eine Leistungsgrenze pro Phase vorsieht.

Damit die Anlagen sicher auf unterschiedlichen Phasen betrieben werden können, ist die Prüfung durch einen qualifizierten Elektriker unerlässlich. Nur ein Fachmann kann mithilfe eines Messgeräts die Phasen an den gewünschten Steckdosen eindeutig identifizieren und Sie beraten. Die Beauftragung eines Profis ist hier die einzig sichere und zuverlässige Methode.

Elektriker bei Phase Identifikation

Anmeldung und Bürokratie bei mehreren Anlagen

Neben der technischen Seite müssen auch die Formalitäten stimmen. Jedes einzelne Balkonkraftwerk, also jede Kombination aus Modulen und Wechselrichter, gilt als separate Anlage. Das bedeutet:

  • Marktstammdatenregister (MaStR): Sie müssen jede Anlage einzeln im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur registrieren. Der Prozess wurde mit dem Solarpaket 1 stark vereinfacht.
  • Netzbetreiber: Eine formelle Anmeldung beim Netzbetreiber ist meist nicht mehr notwendig, da die Registrierung im MaStR genügt. Der Netzbetreiber wird automatisch informiert.

Führen Sie die Registrierung für jede Anlage einzeln durch, um allen gesetzlichen Anforderungen zu genügen.

FAQ: Häufige Fragen zur Kaskadierung von Balkonkraftwerken

Kann ich einfach zwei Balkonkraftwerke kaufen und in verschiedene Steckdosen stecken?

Davon ist dringend abzuraten. Ohne die Gewissheit, dass die Steckdosen an unterschiedlichen Phasen hängen, riskieren Sie eine Überlastung Ihres Stromkreises und verstoßen gegen die technischen Anschlussregeln. Ziehen Sie immer einen Elektriker zurate.

Lohnt sich der Aufwand für eine zweite oder dritte Anlage überhaupt?

Das hängt von Ihrem Verbrauchsverhalten und den verfügbaren Montageflächen ab. Eine zweite Anlage mit anderer Ausrichtung (z. B. Ost/West statt nur Süd) kann die Stromerzeugung über den Tag deutlich gleichmäßiger gestalten und so nicht nur die Mittagsspitze, sondern auch den Grundverbrauch am Morgen und Abend besser abdecken. Eine 800-Watt-Anlage erzeugt je nach Standort und Ausrichtung jährlich zwischen 600 und 850 kWh Strom, wodurch sich die Investition oft schon nach wenigen Jahren amortisiert.

Was bedeutet die 2.000-Wp-Grenze für die Solarmodule?

Die Grenze von 2.000 Watt-Peak (Wp) für die Modulleistung gilt pro System bzw. pro Wechselrichter. Wenn Sie also drei Anlagen betreiben, könnten Sie theoretisch bis zu 6.000 Wp (3 x 2.000 Wp) Modulleistung installieren, solange jeder der drei Wechselrichter auf 800 Watt begrenzt ist. Diese hohe Modulleistung verbessert die Stromerzeugung bei schwachem Licht, etwa an bewölkten Tagen.

Muss mein Stromzähler ausgetauscht werden?

Wenn Sie noch einen alten Ferraris-Zähler mit Drehscheibe haben, wird dieser vom Netzbetreiber kostenlos gegen einen modernen digitalen Zähler mit Rücklaufsperre oder einen Zweirichtungszähler ausgetauscht. Dies geschieht automatisch nach der Anmeldung Ihrer ersten Anlage.

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Fazit: Mehr Ertrag durch smarte Planung

Die Kaskadierung von Balkonkraftwerken ist eine technisch mögliche und regulatorisch erlaubte Methode, um den Eigenverbrauch von Solarstrom zu maximieren. Statt des Mythos „eine Anlage pro Zähler“ gilt die Regel „eine Anlage pro Phase“. Die Umsetzung erfordert jedoch eine sorgfältige Planung und zwingend die Expertise eines Elektrikers, um die Phasen korrekt zuzuordnen und die elektrische Sicherheit zu gewährleisten.

Mit der richtigen Verteilung auf die Phasen können Sie die Sonneneinstrahlung über den gesamten Tag optimal nutzen und Ihre Stromrechnung noch weiter senken.

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