Ost-West-Ausrichtung vs. Südausrichtung: Welches Dach liefert den besseren Ertrag für den Eigenverbrauch?
Die Annahme, dass ein nach Süden ausgerichtetes Dach die einzig wahre Lösung für eine Photovoltaikanlage ist, hält sich hartnäckig. Lange Zeit galt die Devise: Je mehr Sonne zur Mittagszeit, desto besser der Ertrag.
Doch weil heute Eigenverbrauch und Unabhängigkeit vom Stromnetz im Vordergrund stehen, hat sich diese Perspektive verschoben. Es geht nicht mehr nur darum, wie viel Strom erzeugt wird, sondern vor allem, wann er zur Verfügung steht. Und genau hier spielt eine Ost-West-Ausrichtung ihre überraschenden Stärken aus.
Inhaltsverzeichnis
Der Mythos der Südausrichtung: Mehr ist nicht immer besser
Eine klassische Südausrichtung ist darauf optimiert, den maximalen Jahresertrag zu erzielen. Die Sonne erreicht zur Mittagszeit ihren höchsten Stand und strahlt senkrecht auf die Solarmodule. Das Ergebnis ist eine hohe, aber sehr spitze Ertragskurve, die zwischen 11 und 15 Uhr ihr absolutes Maximum erreicht.
Das Problem dabei: Der typische Stromverbrauch eines Haushalts stimmt damit oft nicht überein. Der höchste Bedarf entsteht morgens, wenn die Kaffeemaschine läuft und die Familie in den Tag startet, sowie am späten Nachmittag und Abend, wenn gekocht, gewaschen und die Unterhaltungselektronik genutzt wird.
Die Mittagsspitze der Südanlage trifft daher häufig auf einen geringen Verbrauch im Haus. Der überschüssige Strom wird für eine geringe Vergütung ins Netz eingespeist, während Sie morgens und abends teuren Strom vom Versorger zukaufen müssen.

Die Folge: Trotz eines hohen Gesamtertrags liegt die Eigenverbrauchsquote – also der Anteil des selbst genutzten Solarstroms – oft nur bei 25 bis 30 %.
Die moderne Anforderung: Strom dann erzeugen, wenn Sie ihn brauchen
Der Schlüssel zu echten Stromkosteneinsparungen und mehr Autarkie liegt darin, die Stromerzeugung an den eigenen Verbrauch anzupassen. Genau das leistet eine Anlage mit Ost-West-Ausrichtung.
Indem Sie Solarmodule auf beiden Dachhälften installieren, nutzen Sie die Kraft der Sonne über einen viel längeren Zeitraum des Tages:
- Die Ostseite fängt die ersten Sonnenstrahlen am Morgen auf und versorgt den Haushalt bereits zum Frühstück mit Energie.
- Die Westseite übernimmt am Nachmittag und produziert Strom bis in die frühen Abendstunden – genau dann, wenn der Energiebedarf für Kochen und Freizeit ansteigt.
Das Ergebnis ist eine breitere und flachere Ertragskurve. Anstelle einer steilen Mittagsspitze verteilt sich die Stromerzeugung gleichmäßiger über den ganzen Tag.

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Stellen Sie sich den Tag einer vierköpfigen Familie vor:
- 7:00 Uhr: Die Ost-Module laufen bereits und versorgen Kaffeemaschine, Toaster und Beleuchtung. Das E-Auto, das über Nacht geladen wurde, wird nicht mit teurem Netzstrom, sondern mit frischem Solarstrom „nachgetankt“.
- 13:00 Uhr: Die Mittagsspitze entfällt. Die Erzeugung ist moderat, reicht aber aus, um Grundlasten wie den Kühlschrank zu decken.
- 17:00 Uhr: Die West-Module laufen auf Hochtouren. Der Strom reicht für den Backofen, die Spülmaschine und den Fernseher.
Durch diese intelligente Verteilung kann eine Ost-West-Anlage die Eigenverbrauchsquote auf 40 bis 45 % steigern – und das ganz ohne Stromspeicher. Eine sorgfältige Analyse ist der erste Schritt zur optimalen Anlage. Erfahren Sie hier mehr darüber, wie Sie Ihre Photovoltaikanlage planen.

PV Anlagen mit Speicher und Montagesets
Südausrichtung vs. Ost-West-Anlage im direkten Vergleich
Um die richtige Entscheidung für Ihr Dach zu treffen, hilft ein klarer Vergleich der beiden Konzepte.
Südausrichtung
Vorteile:
- Maximaler Jahresertrag: Pro installiertem Kilowattpeak (kWp) erzielt die Anlage den höchstmöglichen Jahresertrag. Eine typische 8-kWp-Anlage kann hier zwischen 7.500 und 8.200 kWh Strom erzeugen.
- Effizient bei Volleinspeisung: Früher war dies das Standardmodell, heute ist es wirtschaftlich kaum noch attraktiv.
Nachteile:
- Hohe Mittagsspitze: Der meiste Strom wird in einem kurzen Zeitfenster produziert.
- Geringe Eigenverbrauchsquote: Ohne Speicher wird ein großer Teil des Stroms ungenutzt ins Netz eingespeist.

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8.599,00 €Ost-West-Ausrichtung
Vorteile:
- Hohe Eigenverbrauchsquote: Die Stromerzeugung passt ideal zum Verbrauchsverhalten eines typischen Haushalts.
- Gleichmäßigere Netzauslastung: Die Belastung für das öffentliche Stromnetz wird reduziert.
- Größere Dachfläche nutzbar: Oft kann mehr Modulfläche installiert werden als bei einer reinen Südausrichtung.
Nachteile:
- Geringerer spezifischer Jahresertrag: Der Gesamtertrag pro Jahr ist etwa 10 bis 15 % niedriger als bei einer optimalen Südanlage. Eine 8-kWp-Ost-West-Anlage erzeugt beispielsweise rund 6.800 bis 7.500 kWh.
Die Erfahrung zeigt: Der leicht geringere Gesamtertrag der Ost-West-Anlage wird durch die deutlich höheren Einsparungen beim Strombezug mehr als kompensiert. Der PV-Ertrag wird zwar von vielen Faktoren beeinflusst, doch für den Eigenverbrauch ist die gleichmäßige Verteilung über den Tag entscheidend.
Spielt die Ausrichtung mit einem Stromspeicher noch eine Rolle?
Ein Stromspeicher erhöht die Eigenverbrauchsquote bei jeder Anlage. Er speichert überschüssigen Strom für die Nutzung am Abend und in der Nacht. Doch auch hier gibt es Unterschiede:
- Südanlage mit Speicher: Der Speicher muss groß genug sein, um die massive Mittagsspitze aufzunehmen. Er wird dadurch einmal pro Tag stark beansprucht – erst durch die schnelle Ladung, dann durch die Entladung.
- Ost-West-Anlage mit Speicher: Hier kann der Speicher oft kleiner dimensioniert werden. Er wird über den Tag gleichmäßiger be- und entladen, was die Lebensdauer des Systems schonen kann. Die Ost-West-Ausrichtung reduziert die Notwendigkeit, große Energiemengen auf einmal zu puffern.
Viele unserer Kunden entscheiden sich daher für die Kombination aus einer Ost-West-Anlage und einem passend dimensionierten Speicher, um eine Autarkie von über 75 % zu erreichen und sich bestmöglich von steigenden Strompreisen abzukoppeln.
Häufige Fragen zur Dachausrichtung
Was ist, wenn mein Dach nicht genau nach Süden oder Ost-West ausgerichtet ist?
Keine Sorge. Moderne Solarmodule sind sehr leistungsfähig und liefern auch bei Abweichungen von der Idealausrichtung hervorragende Erträge. Dächer mit einer Süd-Ost- oder Süd-West-Ausrichtung stellen oft einen exzellenten Kompromiss dar, der die Vorteile beider Systeme vereint.
Lohnt sich eine Ost-West-Anlage auch bei einem steilen Dach?
Ja, absolut. Der Neigungswinkel beeinflusst zwar den Gesamtertrag, aber der entscheidende Vorteil der gleichmäßigen Stromerzeugung über den Tag bleibt erhalten. Die breite Ertragskurve ist auch bei steileren Dächern der Pluspunkt für den Eigenverbrauch.
Kann ich meine Südanlage später um eine West- oder Ostseite erweitern?
Das ist in vielen Fällen technisch möglich und eine sinnvolle Optimierung. Moderne Wechselrichter sind flexibel und können oft weitere Modulstränge aufnehmen. So können Sie eine bestehende Anlage gezielt für einen höheren Eigenverbrauch nachrüsten.
Wie viel mehr Eigenverbrauch kann ich mit Ost-West wirklich erwarten?
Als Faustregel gilt: Ohne Stromspeicher kann die Eigenverbrauchsquote von ca. 30 % bei einer Südanlage auf bis zu 45 % bei einer Ost-West-Anlage ansteigen. Dieser Unterschied von 15 Prozentpunkten bedeutet, dass Sie deutlich weniger teuren Netzstrom zukaufen müssen.
Fazit: Es kommt nicht nur auf die Menge an, sondern auf das Timing
Die Entscheidung zwischen Süd- und Ost-West-Ausrichtung ist keine Frage von „besser“ oder „schlechter“, sondern von „passend für meine Bedürfnisse“. Während die Südanlage den maximalen Gesamtertrag liefert, ist die Ost-West-Anlage die intelligentere Lösung für alle, die ihren Eigenverbrauch maximieren und ihre Stromrechnung spürbar senken wollen.
Die Fähigkeit, den eigenen Strom genau dann zu nutzen, wenn er gebraucht wird, ist der wahre Schlüssel zu einer gelungenen Energiewende im eigenen Zuhause.
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