Stellen Sie sich vor, Sie kaufen einen 10-Liter-Wassereimer, stellen aber fest, dass Sie aus praktischen Gründen immer einen Liter am Boden zurücklassen, um Schmutzablagerungen zu vermeiden. Effektiv können Sie also nur 9 Liter nutzen. Ein ähnliches Prinzip gilt bei Stromspeichern für Photovoltaikanlagen, und genau dieser Punkt ist entscheidend für Ihre Planung. Viele angehende Anlagenbetreiber vergleichen die Bruttokapazität der Speicher, doch für Ihren Alltag zählt allein die nutzbare Kapazität. Dieser Unterschied entscheidet darüber, ob Ihr Speicher wirklich ausreicht, um Sie sicher durch die Nacht zu bringen.
Der Unterschied zwischen Brutto- und Nettokapazität: Ein Blick ins Detail
Wenn Hersteller einen Stromspeicher mit 10 Kilowattstunden (kWh) Kapazität bewerben, sprechen sie meist von der Brutto- oder Nennkapazität. Dies ist die physikalisch maximal mögliche Energiemenge, die in den Batteriezellen gespeichert werden kann. In der Praxis wird diese Kapazität jedoch nie vollständig genutzt.
Während die Bruttokapazität die theoretische Gesamtenergiemenge angibt, bezeichnet die nutzbare Kapazität (auch Nettokapazität) jene Energiemenge, die Sie tatsächlich entnehmen können. Und diese ist immer geringer. Der Grund dafür ist eine Schutzfunktion: Um die Lebensdauer der Batterie zu maximieren und chemische Schäden zu vermeiden, wird sie nie zu 100 % entladen. Das Batteriemanagementsystem (BMS) riegelt die Entladung bei einem bestimmten Restwert ab.
Die entscheidende Kennzahl: Die Entladetiefe (Depth of Discharge, DoD)
Der entscheidende Faktor, der den Unterschied zwischen Brutto- und Nettokapazität beschreibt, ist die Entladetiefe – auf Englisch „Depth of Discharge“ (DoD). Sie wird in Prozent angegeben und beschreibt, wie viel Energie maximal aus dem vollgeladenen Speicher entnommen werden darf.
Die einfache Formel lautet:
Nutzbare Kapazität = Bruttokapazität × Entladetiefe (DoD)
Moderne Lithium-Eisenphosphat-Akkus (LFP), die heute als Standard gelten, bieten eine sehr hohe Entladetiefe von 90 % bis teilweise sogar 100 %. Ältere Technologien wie Blei-Säure-Akkus kamen oft nur auf einen DoD von 50 %.

Praxisbeispiel:
Ein Speicher mit 10 kWh Bruttokapazität und einem DoD von 90 % stellt Ihnen in der Praxis 9 kWh Energie zur Verfügung. Die restliche 1 kWh verbleibt als Schutzpuffer im Akku.
Dieser Puffer ist kein Nachteil, sondern ein Qualitätsmerkmal. Er schützt die Batterie vor Tiefentladung, einem Zustand, der die Zellchemie irreversibel schädigen und die Lebensdauer drastisch verkürzen würde. Die Einhaltung der vom Hersteller vorgegebenen Entladetiefe ist entscheidend, um die Garantieansprüche und die versprochene Zyklenzahl zu sichern.
Aus unserem Shop, Kategorie: Balkonkraftwerke mit Speicher
Anker SOLIX Solarbank 2 E1600 Pro Balkonkraftwerk Speicher Set 2000 Watt 800 Watt - JurSol Storage Mini 2000 W | 1.6 kWh
Bisher bei uns Ursprünglicher Preis war: 1.599,00 €1.399,00 €Aktueller Preis ist: 1.399,00 €.Warum die nutzbare Kapazität für Ihre Planung entscheidend ist
Die alleinige Betrachtung der Bruttokapazität ist einer der häufigsten Planungsfehler. Ihre Berechnungen zum Autarkiegrad und zur Deckung Ihres nächtlichen Strombedarfs müssen immer auf der nutzbaren Kapazität basieren.
Alltagsszenario: Ein Vierpersonenhaushalt
Nehmen wir an, Ihre Familie verbraucht zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang durchschnittlich 6 kWh Strom. Diesen Bedarf möchten Sie vollständig mit Ihrem Speicher decken.
-
Fehlerhafte Planung: Sie kaufen einen Speicher mit 6 kWh Bruttokapazität und einem DoD von 90 %. Ihnen stehen damit nur 5,4 kWh (6 kWh * 0,9) zur Verfügung. An Abenden mit leicht erhöhtem Verbrauch, etwa durch Gäste oder längeres Arbeiten, müssen Sie teuren Netzstrom zukaufen, obwohl Sie dachten, Ihr Speicher sei ausreichend dimensioniert.
-
Korrekte Planung: Sie wissen, dass Sie 6 kWh nutzbare Energie benötigen. Bei der Auswahl eines Speichers mit 90 % DoD suchen Sie nach einem Modell, dessen Bruttokapazität mindestens 6,7 kWh (6 kWh / 0,9) beträgt. Sie entscheiden sich für ein Modell mit 7 kWh oder mehr und sind damit auf der sicheren Seite.
Die Erfahrung von Photovoltaik.info zeigt, dass die Konzentration auf die nutzbare Kapazität entscheidend ist, um Enttäuschungen zu vermeiden und die richtige Speichergröße zu finden.

Die Auswirkung auf Lebensdauer und Wirtschaftlichkeit
Die Lebensdauer eines Stromspeichers wird oft in Ladezyklen angegeben. Ein Zyklus beschreibt das einmalige vollständige Auf- und Entladen des Speichers. Hersteller garantieren für moderne LFP-Speicher oft zwischen 6.000 und 10.000 Vollzyklen, was einer erwarteten Lebensdauer von über 15 Jahren entspricht.
Diese Garantien sind jedoch fast immer an die Einhaltung der vorgesehenen Entladetiefe gekoppelt. Ein Betrieb außerhalb dieser Vorgaben kann die Lebensdauer verkürzen. Ein höherer DoD bedeutet zwar mehr nutzbare Energie pro Zyklus, stellt aber auch eine höhere Belastung für die Zellchemie dar. Moderne Lithium-Eisenphosphat-Akkus sind jedoch speziell für diese hohe Belastung ausgelegt.
Beim Vergleich verschiedener Modelle sollten Sie daher nicht nur auf die nutzbare Kapazität, sondern auch auf die garantierte Zyklenzahl bei einem bestimmten DoD achten. Diese Angaben, die Sie im technischen Datenblatt des Herstellers finden, sind ein zentraler Faktor für die Wirtschaftlichkeit Ihrer Photovoltaikanlage.

FAQ: Häufige Fragen zur Speicherkapazität
Aus unserem Shop, Kategorie: PV Anlagen mit Speicher und Montagesets
10000 Watt Photovoltaikanlagen inkl. 10,00 kWh Batterie & Ziegeldach Montageset - Trina Bifazial
6.999,00 €Was ist der State of Charge (SoC)?
Der State of Charge (SoC) oder Ladezustand ist das Gegenstück zum DoD. Er gibt an, wie viel Energie sich prozentual noch im Speicher befindet. Ein SoC von 100 % bedeutet, der Akku ist voll. Wenn bei einem Speicher mit 90 % DoD Energie entnommen wird, sinkt der SoC auf bis zu 10 %. Diese verbleibenden 10 % sind der Schutzpuffer.
Ist ein höherer DoD immer besser?
Für Sie als Nutzer ist ein hoher DoD vorteilhaft, da Sie so einen größeren Anteil der gekauften Bruttokapazität auch wirklich nutzen können. Aus technischer Sicht ist dies ein Zeichen für eine moderne und robuste Zellchemie. Die meisten führenden Hersteller setzen heute auf einen DoD von 90 % oder mehr, da ihre Batterien dafür ausgelegt sind, ohne nennenswerte Einbußen bei der Lebensdauer.
Wo finde ich die Angaben zur nutzbaren Kapazität und zum DoD?
Diese Werte gehören zu den wichtigsten Kennzahlen eines Stromspeichers und müssen vom Hersteller im technischen Datenblatt („Datasheet“) ausgewiesen werden. Seriöse Anbieter und Installateure weisen diese Werte transparent aus. Sollten Sie nur eine Angabe zur Bruttokapazität finden, fragen Sie explizit nach der nutzbaren Kapazität und der Entladetiefe.
Beeinflusst die Temperatur die nutzbare Kapazität?
Ja, extreme Temperaturen können die Leistung und damit auch die kurzfristig verfügbare Kapazität eines Speichers beeinflussen. Besonders bei sehr niedrigen Temperaturen unter 0 °C kann die Leistungsabgabe sinken. Moderne Speichersysteme verfügen über ein integriertes Temperaturmanagement, um die Zellen im optimalen Betriebsbereich zu halten. Der Aufstellort, zum Beispiel ein Keller mit konstanter Temperatur, spielt daher eine wichtige Rolle.
Fazit: Planen Sie mit der richtigen Zahl
Der Schlüssel zu einem passend dimensionierten Stromspeicher liegt darin, den Unterschied zwischen Brutto- und nutzbarer Kapazität zu verstehen. Verlassen Sie sich bei Ihrer Planung und beim Vergleich von Angeboten ausschließlich auf die nutzbare Kapazität. Sie ist der einzige Wert, der Ihnen verrät, wie viel Energie Ihnen im Alltag tatsächlich zur Verfügung steht. Ein genauer Blick ins Datenblatt und das Wissen um die Bedeutung der Entladetiefe schützen Sie vor Fehlkäufen und sichern die langfristige Leistungsfähigkeit Ihrer Photovoltaikanlage.
Weitere praxisnahe Informationen zur Auswahl der richtigen Komponenten finden Sie direkt auf Photovoltaik.info.



