Ein plötzlicher Stromausfall: Die Lichter gehen aus, der Kühlschrank wird still, das Internet ist weg. Solche Ereignisse sind in Deutschland zwar selten, können im Ernstfall aber erhebliche Probleme verursachen.
Viele Hausbesitzer denken daher über einen Stromspeicher nach – nicht primär zur Optimierung des täglichen Eigenverbrauchs, sondern als verlässliche Notstromversorgung. Doch wie groß muss ein solcher Speicher sein, damit er im entscheidenden Moment die wichtigsten Geräte am Laufen hält? Die Antwort darauf unterscheidet sich grundlegend von der Dimensionierung, die allein auf Wirtschaftlichkeit abzielt.
Der entscheidende Unterschied: Notstrom vs. Eigenverbrauchsoptimierung
Wenn Sie einen Stromspeicher für den täglichen Gebrauch planen, ist das Ziel, möglichst viel Ihres selbst erzeugten Solarstroms zu nutzen, anstatt ihn ins Netz einzuspeisen. Die Kapazität orientiert sich dabei am nächtlichen Verbrauch und der Wirtschaftlichkeit.
Bei einem reinen Notstromspeicher hingegen verlagert sich der Fokus vollständig auf die Versorgungssicherheit. Die entscheidenden Fragen lauten dann nicht mehr: „Wie viel Geld spare ich täglich?“, sondern:
- Welche Geräte müssen bei einem Stromausfall unbedingt weiterlaufen?
- Für wie viele Stunden oder Tage möchte ich diese Versorgung sicherstellen?
- Welche Leistung müssen diese Geräte gleichzeitig abrufen können?
Dieser Ansatz führt oft zu einer anderen Speichergröße und setzt eine sorgfältige Analyse Ihres individuellen Bedarfs voraus.
Schritt 1: Die kritischen Verbraucher identifizieren
Der erste und wichtigste Schritt ist eine ehrliche Bestandsaufnahme. Gehen Sie durch Ihr Haus und überlegen Sie, welche Geräte für Sie im Notfall unverzichtbar sind. Es geht nicht darum, den gewohnten Komfort aufrechtzuerhalten, sondern die Grundversorgung zu sichern.
Typische kritische Verbraucher in einem Einfamilienhaus sind:
- Heizungsanlage: Besonders die Umwälzpumpe und die Steuerung sind essenziell, um im Winter nicht im Kalten zu sitzen.
- Kühlschrank und Gefriertruhe: Damit Lebensmittel nicht verderben.
- Beleuchtung: Einige wenige LED-Lampen in wichtigen Räumen wie Küche, Bad und Wohnzimmer.
- Kommunikation: Der WLAN-Router und Lademöglichkeiten für Mobiltelefone.
- Medizinische Geräte: Falls Sie oder Angehörige auf solche Geräte angewiesen sind.
Praxisbeispiel: Ein Vierpersonenhaushalt legt fest, dass bei einem 24-stündigen Stromausfall die Heizung, der Kühlschrank, die Gefriertruhe, der Internetrouter sowie drei LED-Lampen versorgt werden sollen. Geräte wie der Fernseher, die Kaffeemaschine oder der Herd bleiben bewusst unberücksichtigt.
Schritt 2: Den Energiebedarf Ihrer Notstrom-Geräte berechnen
Steht die Liste der unverzichtbaren Geräte, geht es an die Berechnung ihres Energiebedarfs. Das ist einfacher, als es klingt. Sie benötigen zwei Werte für jedes Gerät: die Leistung in Watt (W) und die geschätzte Laufzeit in Stunden (h) während des Stromausfalls.
Die Formel lautet: Leistung (W) × Laufzeit (h) = Energiebedarf (Wh)
Am Beispiel unseres Haushalts sieht das so aus:
- Heizungspumpe & Steuerung: 100 W × 8 Stunden Laufzeit (läuft nicht durchgehend) = 800 Wh
- Kühlschrank: 150 W × 8 Stunden Laufzeit (Kompressor läuft ca. 1/3 der Zeit) = 1.200 Wh
- Gefriertruhe: 100 W × 10 Stunden Laufzeit = 1.000 Wh
- WLAN-Router & Telefon-Ladegerät: 20 W × 24 Stunden = 480 Wh
- Drei LED-Lampen: 3 × 10 W × 6 Stunden = 180 Wh
Gesamtbedarf für 24 Stunden: ca. 3.660 Wh oder rund 3,7 Kilowattstunden (kWh).
Diese Berechnung ist der Kern Ihrer Planung. Seien Sie hierbei realistisch. Zwar weist die offizielle Statistik der Bundesnetzagentur für 2022 eine durchschnittliche Stromunterbrechung von nur 12,2 Minuten pro Letztverbraucher aus, doch lokale Ereignisse wie Unwetter oder technische Defekte können durchaus zu Ausfällen von mehreren Stunden führen. Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Nutzer eine Überbrückungszeit von 12 bis 24 Stunden als sinnvollen Puffer ansehen.
Für eine allgemeine Übersicht über Speichersysteme empfehlen wir unseren Leitfaden zum Thema Stromspeicher für Photovoltaik.

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Ab 2.099,00 €Schritt 3: Die richtige Speicherkapazität mit Puffer wählen
Mit dem errechneten Energiebedarf von 3,7 kWh könnten Sie nun einen Speicher mit 4 kWh Kapazität wählen. Doch hier ist Vorsicht geboten.
Nutzbare vs. Nominale Kapazität
Kein Batteriespeicher lässt sich zu 100 % entladen, ohne Schaden zu nehmen. Die Hersteller geben daher eine maximale Entladetiefe (Depth of Discharge, DoD) an. Ein Speicher mit 10 kWh nominaler Kapazität und einem DoD von 90 % hat also nur 9 kWh nutzbare Kapazität. Achten Sie bei der Auswahl immer auf diesen Wert.
Der Sicherheitsaufschlag
Ein Sicherheitsaufschlag von mindestens 20 % ist ratsam. So können Sie den altersbedingten Kapazitätsverlust der Batterie ausgleichen und sind auch für einen unerwarteten Mehrverbrauch gewappnet.
Unsere Berechnung:
3,7 kWh (Bedarf) + 0,7 kWh (20 % Puffer) = 4,4 kWh benötigte nutzbare Kapazität.
Ein Speicher mit einer nutzbaren Kapazität von 5 kWh wäre in diesem Fall eine gute Wahl. Er deckt den Bedarf sicher ab, ohne überdimensioniert zu sein.
Für Hausbesitzer, die bereits eine Solaranlage besitzen und nun die Notstromfunktion ergänzen möchten, bietet unser Artikel zum Thema Photovoltaik Speicher nachrüsten wertvolle Hinweise.
Mehr als nur Kapazität: Worauf Sie zusätzlich achten müssen
Die richtige Kapazität ist nur die halbe Miete. Zwei weitere technische Eigenschaften sind für eine funktionierende Notstromversorgung entscheidend:

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Bisher bei uns Ursprünglicher Preis war: 8.999,00 €6.399,00 €Aktueller Preis ist: 6.399,00 €.1. Die Entladeleistung (in kW)
Die Entladeleistung gibt an, wie viel Strom der Speicher auf einmal abgeben kann. Die Summe der Leistung aller gleichzeitig laufenden Geräte darf diesen Wert nicht überschreiten. In unserem Beispiel: Läuft die Heizung (100 W) und der Kühlschrank-Kompressor springt an (150 W), werden 250 W benötigt. Wichtig sind auch die Anlaufströme von Motoren, die kurzzeitig ein Vielfaches der Nennleistung benötigen. Eine Entladeleistung von 2 bis 3 kW bietet für die meisten Notstromszenarien im Haushalt ausreichend Reserven.
2. Die Schwarzstartfähigkeit
Ein System ist „schwarzstartfähig“, wenn es sich nach einem kompletten Netzausfall selbstständig hochfahren und ein eigenes, internes Stromnetz (Inselnetz) aufbauen kann. Ohne diese Fähigkeit bleibt Ihr Haus trotz vollem Speicher dunkel. Achten Sie daher beim Kauf von Wechselrichter und Speicher explizit darauf, dass diese Eigenschaft für den Notstrombetrieb garantiert wird.
Häufige Fragen zur Dimensionierung von Notstromspeichern (FAQ)
Wie lange kann ich einen Stromausfall mit meinem Speicher überbrücken?
Das hängt direkt von Ihrem Verbrauch und der Speicherkapazität ab. Teilen Sie die nutzbare Kapazität Ihres Speichers (in Wh) durch den durchschnittlichen stündlichen Verbrauch Ihrer Notstrom-Geräte (in W), um die ungefähre Laufzeit zu ermitteln.
Kann ich mit einem Notstromspeicher mein ganzes Haus versorgen?
Technisch ist das möglich, aber in der Regel unwirtschaftlich. Eine Vollversorgung erfordert einen sehr großen und teuren Speicher sowie eine hohe Entladeleistung. Die Konzentration auf wenige, getrennte Notstromkreise für kritische Verbraucher ist der sinnvollere und kosteneffizientere Weg.
Was passiert, wenn während des Stromausfalls die Sonne nicht scheint?
Eine seriöse Notstromplanung geht immer vom „Worst Case“ aus – also einem längeren Ausfall bei Nacht oder an einem stark bewölkten Wintertag ohne nennenswerte Solarproduktion. Jeder Sonnenstrahl, der Ihre PV-Anlage trotzdem erreicht, lädt den Speicher nach und verlängert so Ihre Autarkie.
Mit welchen Kosten muss ich für einen Notstromspeicher rechnen?
Die Kosten variieren je nach Hersteller und Technologie. Als Faustregel können Sie bei modernen Lithium-Ionen-Speichern von Kosten zwischen 700 und 1.100 Euro pro Kilowattstunde nutzbarer Speicherkapazität ausgehen. Hinzu kommen die Ausgaben für den passenden Wechselrichter und die Installation.
Fazit: Sicherheit durch gezielte Planung
Die Dimensionierung eines Stromspeichers für den reinen Notstrombetrieb folgt einer klaren Logik: Es geht um Sicherheit, nicht um die tägliche Ersparnis. Wer seine unverzichtbaren Verbraucher kennt, ihren Energiebedarf realistisch berechnet und einen Puffer einplant, schafft eine zuverlässige Absicherung für den Ernstfall.
Achten Sie neben der reinen Kapazität unbedingt auf eine ausreichende Entladeleistung und die essenzielle Schwarzstartfähigkeit des Systems. So investieren Sie nicht nur in Technik, sondern vor allem in die Gewissheit, auch bei einem Stromausfall bestens versorgt zu sein.
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