Kabelquerschnitt und Installationsort: Warum Niedervoltspeicher kurze Wege erfordern

Die Entscheidung für einen Stromspeicher ist ein zentraler Schritt auf dem Weg zur Energieunabhängigkeit. Doch während viele zukünftige Anlagenbetreiber über Kapazität und Marke nachdenken, wird ein entscheidendes Detail oft übersehen: die Systemspannung.

Ob Sie sich für einen Niedervolt- (LV) oder einen Hochvolt-Speicher (HV) entscheiden, hat direkten Einfluss darauf, wo die Batterie in Ihrem Haus installiert werden kann. Eine Weichenstellung, die über Installationskosten, Flexibilität und sogar die Effizienz Ihres Gesamtsystems entscheidet.

Dieser Beitrag erklärt die physikalischen Hintergründe – einfach und verständlich. Sie erfahren, warum Niedervolt-Speicher eine große räumliche Nähe zum Wechselrichter erfordern und welche praktischen Konsequenzen das für die Planung Ihrer Photovoltaikanlage hat.

Die Physik dahinter: Ein einfaches Gesetz mit großer Wirkung

Um die Zusammenhänge zu verstehen, reicht schon ein Blick auf eine grundlegende Formel der Elektrotechnik: Leistung (Watt) = Spannung (Volt) × Strom (Ampere). Diese Beziehung ist der Schlüssel zum Verständnis der unterschiedlichen Anforderungen von LV- und HV-Systemen.

Stellen Sie sich vor, Sie möchten eine bestimmte Menge Wasser (Leistung) durch ein Rohr transportieren. Sie haben zwei Möglichkeiten:

  • Hoher Druck (Spannung): Mit viel Druck können Sie das Wasser auch durch ein dünnes Rohr pressen.
  • Niedriger Druck (Spannung): Mit wenig Druck benötigen Sie ein sehr dickes Rohr, um die gleiche Menge Wasser in der gleichen Zeit zu bewegen.

Übertragen auf Stromspeicher für Photovoltaik bedeutet das: Um eine bestimmte Leistung (z. B. 5 kW) aus der Batterie zu entnehmen, fließt bei niedriger Spannung zwangsläufig ein sehr hoher Strom.

Ein konkretes Beispiel:
Ein typischer Haushalt möchte 5.000 Watt (5 kW) Leistung aus seinem Speicher nutzen.

  • Niedervolt-System (48 V): Strom = 5.000 W / 48 V ≈ 104 Ampere. Das ist ein enorm hoher Strom, vergleichbar mit dem Anlasserstrom eines LKW.
  • Hochvolt-System (400 V): Strom = 5.000 W / 400 V = 12,5 Ampere. Dieser Wert liegt im Bereich einer normalen Haushaltssteckdose.

Der Strom in einem LV-System ist bei gleicher Leistung also um ein Vielfaches höher als in einem HV-System – mit direkten Folgen für die Verkabelung.

Die Konsequenz: Dicke Kabel für große Ströme

Hohe Ströme erfordern zwangsläufig Kabel mit einem großen Querschnitt – also dicke Kabel. Dafür gibt es zwei entscheidende Gründe:

  1. Minimierung von Leistungsverlusten: Jedes Kabel hat einen elektrischen Widerstand. Fließt Strom hindurch, entsteht durch diesen Widerstand Wärme. Dieser Effekt ist Ihnen von alten Glühbirnen bekannt. Diese Wärme ist letztlich nichts anderes als verlorene Energie. Der Verlust steigt quadratisch mit dem Strom (Verlustleistung = Strom² × Widerstand). Ein doppelt so hoher Strom bedeutet somit einen viermal so hohen Verlust. Dicke Kabel haben einen geringeren Widerstand und halten diese Verluste in Grenzen.

  2. Sicherheit: Ein zu dünnes Kabel würde sich unter der Last von über 100 Ampere extrem erhitzen. Im schlimmsten Fall könnte die Isolierung schmelzen und ein Brand entstehen. Der Kabelquerschnitt muss daher immer so dimensioniert sein, dass er den maximalen Strom sicher und ohne übermäßige Erwärmung transportieren kann.

Diagram comparing LV and HV systems, showing thick vs. thin cables and installation proximity

Diese physikalische Notwendigkeit ist somit auch ein zentraler Aspekt bei der Entscheidung, ob ein Hochvolt- oder Niedervolt-Speicher: Was ist die bessere Wahl? für die eigene Situation ist.

Die Unterschiede im Querschnitt sind erheblich. Während für ein HV-System oft Kabel mit 4 mm² oder 6 mm² ausreichen, benötigt man für ein LV-System nicht selten Querschnitte von 35 mm² oder sogar 50 mm². Diese dicken Kupferkabel sind nicht nur teuer, sondern auch steif und schwer zu verlegen.

Photo of a thick copper cable next to a thinner one for comparison

Praktische Folgen für die Planung Ihrer Anlage

Die Notwendigkeit dicker und teurer Kabel bei LV-Systemen schränkt die Wahl des Installationsortes erheblich ein. Damit wird die Distanz zwischen Batteriespeicher und Wechselrichter zum entscheidenden Faktor.

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Der Standort des Niedervolt-Speichers: Eine enge Partnerschaft

Um die Kosten für die massive Verkabelung im Rahmen zu halten und die Energieverluste zu minimieren, muss ein Niedervolt-Speicher so nah wie möglich am Wechselrichter installiert werden.

  • Typische Distanz: In der Praxis beträgt der Abstand zwischen einem LV-Speicher und dem zugehörigen Hybrid-Wechselrichter: Funktion und Vorteile meist nur 1 bis 2 Meter.
  • Planungsszenario: Die Erfahrung zeigt, dass Installateure beide Komponenten fast immer als eine Einheit an derselben Wand im Technikraum oder Keller montieren. Eine räumliche Trennung ist technisch und wirtschaftlich kaum sinnvoll.
  • Konsequenz: Der Platz, den Sie für den Wechselrichter vorsehen, muss auch für den oft sperrigen Batteriespeicher ausreichen. Das schränkt die Flexibilität ein, besonders in Bestandsgebäuden mit begrenzten Platzverhältnissen.

Installation example of an LV battery placed right next to the inverter

Die Flexibilität des Hochvolt-Speichers: Mehr Freiheit bei der Wahl

Ganz anders sieht die Situation bei Hochvolt-Systemen aus. Durch die geringen Ströme können dünnere, günstigere und flexiblere Kabel verwendet werden.

  • Mögliche Distanz: Entfernungen von 5, 10 oder sogar 15 Metern zwischen Speicher und Wechselrichter sind problemlos realisierbar.
  • Planungsszenario: Das eröffnet völlig neue Möglichkeiten. Der Wechselrichter kann beispielsweise platzsparend im Technikraum in der Nähe des Zählerschranks montiert werden. Der Speicher findet seinen Platz im kühlen und temperaturstabilen Keller, was sich positiv auf seine Lebensdauer auswirken kann.
  • Vorteil: Sie können für jede Komponente den optimalen Ort wählen, ohne durch teure Verkabelung eingeschränkt zu sein.

Kosten und Effizienz im Vergleich

Auf den ersten Blick mag ein Niedervolt-Speicher in der Anschaffung manchmal günstiger erscheinen. Berücksichtigt man jedoch die Gesamtkosten der Installation, kann sich das Bild schnell ändern.

Die Faustregel lautet: Bei einer Distanz von mehr als 2 bis 3 Metern zwischen Speicher und Wechselrichter werden die Mehrkosten für die dicken Kupferkabel eines LV-Systems den Preisvorteil des Speichers oft aufheben oder sogar übersteigen. Bei einer Entfernung von 5 Metern kann der Preisunterschied allein für die DC-Verkabelung bereits mehrere hundert Euro betragen.

Dazu kommt der Aspekt der Effizienz. Jeder Energieverlust in den Kabeln ist bares Geld, das Ihnen verloren geht. Eine saubere Installation mit kurzen Wegen zahlt sich deshalb immer aus.

Häufige Fragen (FAQ)

Kann ich einen Niedervolt-Speicher nicht einfach weiter weg installieren?

Theoretisch ja, aber es ist in der Praxis nicht zu empfehlen. Sie müssten extrem dicke und teure Kabel verwenden, um die Sicherheitsanforderungen zu erfüllen und die Energieverluste zu begrenzen. Die Kosten dafür wären unverhältnismäßig hoch und würden jeden potenziellen Preisvorteil des Speichers zunichtemachen.

Sind Hochvolt-Speicher gefährlicher als Niedervolt-Speicher?

Beide Systeme sind bei fachgerechter Installation und Einhaltung aller Normen sicher. Sie bergen lediglich unterschiedliche Arten von Risiken. Während bei HV-Systemen die hohe Spannung eine Gefahr darstellt (Berührungsschutz ist hier essenziell), sind es bei LV-Systemen die extrem hohen Ströme, die bei einem Kurzschluss zu Lichtbögen und starker Hitzeentwicklung führen können. Moderne Speichersysteme verfügen über umfangreiche Schutzmechanismen, um beide Risiken zu beherrschen.

Welches System ist für mich das richtige?

Die Antwort hängt stark von Ihren räumlichen Gegebenheiten ab.

  • LV-System: Eine gute und oft kostengünstige Wahl, wenn Sie genügend Platz haben, um Speicher und Wechselrichter direkt nebeneinander zu installieren.
  • HV-System: Die überlegene Lösung, wenn Sie Flexibilität bei der Standortwahl benötigen oder wünschen – zum Beispiel, weil der Wechselrichter in den Hauswirtschaftsraum und der Speicher in den Keller soll.
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Fazit: Vorausschauende Planung zahlt sich aus

Die Entscheidung zwischen einem Niedervolt- und einem Hochvolt-Speicher ist mehr als nur ein technisches Detail. Sie ist eine grundlegende Weichenstellung für die Planung Ihrer gesamten Anlage. Während LV-Systeme eine enge, fast unzertrennliche Einheit aus Speicher und Wechselrichter erfordern, bieten HV-Systeme eine deutlich größere Freiheit bei der Wahl der Aufstellorte.

Berücksichtigen Sie deshalb schon früh in Ihrer Planung, wo die Komponenten platziert werden sollen. Diese Überlegung hilft Ihnen, das technologisch und wirtschaftlich passende System für Ihr Zuhause zu finden und kostspielige Überraschungen bei der Installation zu vermeiden.

Weitere praxisnahe Informationen zur Auswahl der richtigen Komponenten finden Sie direkt auf Photovoltaik.info. Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie zudem Komplettsets, die sowohl auf Niedervolt- als auch auf Hochvolt-Technologie basieren und auf typische Anlagengrößen abgestimmt sind.

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