Zukunftsmodell: Vertikale PV Anlage in Niedersachsen bei Verden

In Niedersachsen markiert die Inbetriebnahme der ersten Photovoltaik-Anlage mit vertikalen Solarmodulen einen wichtigen Fortschritt für die Energiewende. Projekte wie das im Landkreis Verden zeigen, wie Stromerzeugung, Landwirtschaft und Naturschutz kombiniert werden können und setzen neue Maßstäbe in der Nutzung von Solarenergie.

Vertikale PV Anlage: Innovation in Niedersachsen, Verden

Im Landkreis Verden, genauer in der Gemeinde Dörverden, wurde eine wegweisende Photovoltaikanlage in Betrieb genommen, die sich durch ihre besondere Bauweise auszeichnet: Die Solarmodule sind senkrecht auf einer Ackerfläche montiert. Dieses als Agri-Photovoltaik (Agri-PV) bekannte Konzept ermöglicht eine Doppelnutzung der Fläche für Landwirtschaft und Energieerzeugung.

Die in Dörverden errichtete Demonstrationsanlage erstreckt sich über rund einen Hektar und besitzt eine installierte Leistung von 170 Kilowatt (kW). Während zwischen den Modulreihen weiterhin Landwirtschaft betrieben wird, beispielsweise der Anbau von Winterweizen, erzeugt die Anlage sauberen Strom. Dieser Ansatz wird auch bei größeren Projekten in der Region verfolgt, wie einer von der Solverde Bürgerkraftwerke Energiegenossenschaft geplanten Anlage mit einer Leistung von 1,6 Megawatt, die jährlich rund 1,6 Millionen Kilowattstunden Strom für etwa 500 Haushalte liefern soll.

Die vertikale Ausrichtung der bifazialen (zweiseitigen) Module bietet einen entscheidenden Vorteil: Sie erzeugen Strom hauptsächlich in den Morgen- und Abendstunden, wenn die Sonne tief im Osten oder Westen steht. Dies entlastet die Stromnetze, da die Energieeinspeisung genau dann erfolgt, wenn der Verbrauch am höchsten ist – im Gegensatz zu herkömmlichen, nach Süden ausgerichteten Anlagen, die ihre Leistungsspitze zur Mittagszeit erreichen.

Umweltfreundliche Integration der Vertikalen PV Anlage in Niedersachsen

Ein zentraler Vorteil der vertikalen Bauweise ist die minimale Versiegelung von Flächen und die nahtlose Integration in die Agrarlandschaft. Die Modulreihen werden mit einem großzügigen Abstand von etwa acht Metern aufgestellt. Dies stellt sicher, dass landwirtschaftliche Maschinen die Flächen weiterhin problemlos bewirtschaften können und der Schattenwurf auf die Anbaukulturen gering bleibt.

Zudem schafft dieser Abstand Raum für ökologische Aufwertungsmaßnahmen. Zwischen den Modulreihen können Blühstreifen mit heimischen Pflanzenmischungen eingesät werden, die als Lebensraum und Nahrungsquelle für Insekten dienen und so die Biodiversität fördern. Die Anlage wird somit zu einem multifunktionalen System, das nicht nur erneuerbare Energie liefert, sondern auch einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz leistet und den Erhalt der charakteristischen offenen Landschaft ermöglicht.

Bürgerbeteiligung und Wertschöpfung durch PV in Verden, Niedersachsen

Das Projekt in Dörverden ist ein Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit regionaler Akteure. Es wurde von der Klimaschutz- und Energieagentur Landkreis Verden (kleVer) in Kooperation mit der Regional- und Energiegenossenschaft Aller-Leine-Weser eG realisiert. Solche Modelle der Bürgerbeteiligung stärken die Akzeptanz für den Ausbau erneuerbarer Energien vor Ort und sorgen dafür, dass die Wertschöpfung in der Region verbleibt. Bürger haben die Möglichkeit, sich finanziell an den Anlagen zu beteiligen und direkt von den Erträgen zu profitieren.

Die niedersächsische Landesregierung unterstützt solche innovativen Ansätze. Das Umweltministerium förderte das Demonstrationsprojekt in Dörverden mit fast 400.000 Euro, um die praktische Erprobung der Agri-PV voranzutreiben. Dieser Grundsatz der dezentralen Energiegewinnung ist auch für Privatpersonen relevant. Während große Freiflächenanlagen von Genossenschaften getragen werden, können Hausbesitzer durch PV-Anlagen mit Speicher und Montagesets einen ähnlichen Beitrag leisten. Auch für Mieter gibt es zunehmend einfache Möglichkeiten zur Teilhabe, etwa durch Balkonkraftwerke ohne Speicher oder kompakte Balkonkraftwerke mit Speicher.

Energiewende in Niedersachsen mit Vertikalen PV Anlagen der Zukunft

Die Inbetriebnahme der Anlage in Dörverden ist mehr als nur ein lokales Ereignis; sie dient als Vorbild für die zukünftige Gestaltung der Energiewende in Niedersachsen und darüber hinaus. Sie zeigt, wie der wachsende Flächenbedarf für erneuerbare Energien mit den Interessen der Landwirtschaft und des Naturschutzes in Einklang gebracht werden kann.

Die aus diesem Demonstrationsprojekt gewonnenen Erkenntnisse sollen helfen, die Technologie der vertikalen Agri-PV weiter zu optimieren und ihren Einsatz in ganz Deutschland zu beschleunigen. Die Technologie ist nicht nur für Ackerflächen geeignet, sondern könnte auch entlang von Verkehrswegen wie Autobahnen und Bahntrassen zum Einsatz kommen. Als wichtiger Baustein für eine dezentrale und umweltverträgliche Energieversorgung wird die vertikale Photovoltaik eine zunehmend wichtige Rolle in der Energiestrategie Deutschlands spielen.

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