Studie: Enormes Potential für Solarstrom auf Berliner Mietshäusern
Eine gemeinsame Studie des WWF Deutschland und des Berliner Mietervereins hat ergeben, dass rund die Hälfte der Mietshäuser in der Hauptstadt für die Installation von Solaranlagen geeignet ist. Die Nutzung dieses Potenzials könnte den Strombedarf von fast 1,14 Millionen Haushalten decken und jährlich etwa 1,5 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen einsparen. Die Untersuchung unterstreicht die zentrale Rolle von Mieterstromprojekten für die Energiewende in urbanen Räumen.
Dieses Potenzial beschränkt sich nicht nur auf Berlin. Eine bundesweite Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) kommt zu dem Schluss, dass deutschlandweit technisch bis zu 20,4 Millionen Wohnungen mit Solarstrom vom eigenen Dach versorgt werden könnten.
Das Modell des Mieterstroms ermöglicht es, den auf dem Dach erzeugten Solarstrom direkt an die Mieterinnen und Mieter im Gebäude zu liefern, ohne das öffentliche Netz zu durchlaufen. Dadurch entfallen Netzentgelte und andere Abgaben, was den Strom günstiger macht. Mieter können so laut Experten jährlich zwischen 120 und 260 Euro an Stromkosten sparen. In Berlin gibt es bereits über 100 solcher Projekte, die saubere Energie zu attraktiven Preisen anbieten.
Herausforderungen und Lösungsansätze für Solarstrom in Mietshäusern
Trotz des erheblichen Potenzials bestehen weiterhin Hürden bei der Umsetzung von Mieterstromprojekten. Insbesondere die hohen Anfangsinvestitionen und komplexe bürokratische Verfahren schrecken viele Vermieter ab. Der politische Wille zur Vereinfachung dieser Prozesse wird oft als fehlend kritisiert, obwohl die technische Machbarkeit gegeben ist.
Lukas Siebenkotten, Präsident des Deutschen Mieterbundes, fordert daher gezielte Maßnahmen: „Wir brauchen eine umfassende Unterstützung der Vermieter durch die öffentliche Hand, um die Transformation der Energieversorgung in den Städten zu beschleunigen.“
Experten sehen den Hauptengpass in der Administration und der fehlenden Standardisierung. Der Einsatz von intelligenten Messsystemen und die Digitalisierung von Marktprozessen könnten die Transaktionskosten erheblich senken und den Ausbau beschleunigen. Für Vermieter, die sich mit den rechtlichen und wirtschaftlichen Aspekten auseinandersetzen möchten, gibt es mittlerweile umfassende Leitfäden zur PV-Anlage bei Vermietung, die auch spezielle Fälle wie eine PV-Anlage mit Einliegerwohnung abdecken.
Solarstrom als Schlüssel zur sozialen Energiewende in Berlin
Solarstrom ist eine saubere und erneuerbare Energiequelle und somit ein entscheidender Baustein für das Erreichen der Klimaziele. In einer Metropole wie Berlin, in der die Mehrheit der Bevölkerung zur Miete wohnt, bieten Mieterstromprojekte eine Chance für eine soziale Energiewende. Sie ermöglichen es auch Menschen ohne Eigenheim, direkt von der Energiewende zu profitieren und ihre Stromkosten zu senken.
Die Nutzung von Solarenergie ist ein wesentlicher Bestandteil der Strategie für Berlins Klimaneutralität bis 2045. Eine Studie der Berliner Hochschule für Technik (BHT) hat gezeigt, dass allein auf ungenutzten Dach- und Fassadenflächen ein Potenzial von rund 1,4 Gigawatt zusätzlicher Photovoltaikleistung schlummert.
Für Mieterinnen und Mieter, deren Gebäude noch nicht für ein Mieterstromprojekt vorgesehen ist, bieten sich zunehmend Alternativen. So plant Berlin ab 2025 die Förderung von Balkonkraftwerken, um den Zugang zu selbst erzeugtem Solarstrom weiter zu erleichtern. Solche Mini-Solaranlagen, die es als Balkonkraftwerke ohne Speicher oder auch als Balkonkraftwerke mit Speicher gibt, ermöglichen eine direkte Reduzierung der eigenen Stromrechnung.
Zukunftsaussichten für Solarstrom auf Mietshäusern in Berlin
Die Ergebnisse der Studie von WWF und dem Berliner Mieterverein könnten den Anstoß für weitere politische Maßnahmen geben, um bürokratische Hürden abzubauen und die Umsetzung von Mieterstromprojekten zu fördern. Mit der richtigen politischen Unterstützung und gezielten Förderprogrammen für die notwendige Technik, wie PV-Anlagen mit Speicher und Montagesets, könnten Berliner Mietshäuser in den kommenden Jahren zu einer tragenden Säule der städtischen Energieversorgung werden.
Die Hauptstadt könnte damit nicht nur ihren Beitrag zur nationalen Klimapolitik leisten, sondern auch als Vorbild für andere Metropolen in Deutschland und Europa dienen. Die Initiatoren der Studie hoffen, dass ihre Analyse als Weckruf dient und die Energiewende in den Städten entscheidend beschleunigt.