Forschungsprojekt zur Förderung von Erneuerbare Energiegemeinschaften im Saarland
Das Saarland hat ein Forschungsprojekt zur Etablierung von Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften (EEGm) gestartet. Mit der Förderung von zwei Pilotprojekten sollen die rechtlichen und praktischen Rahmenbedingungen für die gemeinsame Erzeugung und Nutzung von erneuerbarer Energie durch Bürger, Kommunen und lokale Unternehmen erprobt und verbessert werden.
Erneuerbare Energiegemeinschaften als Zukunftsmodell im Saarland
Das Saarland treibt die Energiewende auf lokaler Ebene voran. Ein neues Forschungsprojekt soll die Gründung von sogenannten Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften im Bundesland systematisch unterstützen. Diese Gemeinschaften, im deutschen Recht auch als Bürgerenergiegesellschaften bekannt, ermöglichen es verschiedenen lokalen Akteuren, sich zur Erzeugung, zum Verbrauch, zur Speicherung und zum Verkauf von erneuerbarer Energie zusammenzuschließen. Das Ziel ist es, eine dezentrale und partizipative Energieversorgung zu schaffen.
Die Vorteile solcher Gemeinschaften sind vielfältig: Sie erhöhen die Akzeptanz für den Ausbau erneuerbarer Energien in der Bevölkerung, da die Wertschöpfung direkt in der Region verbleibt. Zudem stärken sie das lokale Engagement und können durch die gemeinsame Nutzung von Energie zu stabileren und potenziell niedrigeren Strompreisen für die Mitglieder führen. Rechtlich basiert dieses Modell auf EU-Richtlinien, die darauf abzielen, die Rolle der Bürger im Energiesystem zu stärken und die Energiewende demokratischer zu gestalten.
Die Saarländische Energieagentur (Saarland Energie) hat bereits die Förderbescheide für zwei Pilotprojekte übergeben, die als Vorreiter für das gesamte Bundesland dienen sollen. Weitere aktuelle Entwicklungen in diesem Bereich finden Sie regelmäßig in den Solar News – Photovoltaik.info.
Pilotprojekte für eine nachhaltige Energiezukunft im Saarland
Die beiden geförderten Pilotprojekte in Losheim am See und Homburg sollen als Blaupause für zukünftige Gründungen dienen. Sie erproben unterschiedliche Konstellationen und Anwendungsfälle.
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Projekt „Dorfstrom“ in Losheim am See: Unter der Leitung der Gemeinde Losheim am See und in Kooperation mit der Bürger Energiegenossenschaft Köllertal eG sowie der Bürgerenergie Saar eG wird hier ein gemeindeweites Konzept entwickelt. Ziel ist es, Bürgern und lokalen Betrieben zu ermöglichen, sich aktiv an der Energieerzeugung zu beteiligen und den erzeugten Strom direkt vor Ort zu verbrauchen.
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Projekt „Quartiersgemeinschaft Neue Breite“ in Homburg: Dieses Vorhaben fokussiert sich auf ein spezifisches Stadtquartier. Realisiert wird es von der Kreisstadt Homburg, der Homburger Wohn- und Baugesellschaft mbH (HOMBURG), den Stadtwerken Homburg (SWH) und ebenfalls der Bürger Energiegenossenschaft Köllertal eG. Hier steht die Versorgung eines Wohngebiets mit nachhaltiger Energie im Vordergrund, was besonders für Mieter neue Partizipationsmöglichkeiten eröffnet.
Solche Projekte zeigen, wie die Energiewende für jeden greifbar wird. Während Hausbesitzer durch die Installation einer kompletten PV-Anlage mit Speicher und Montageset einen wesentlichen Beitrag leisten können, bieten Energiegenossenschaften auch Mietern die Möglichkeit, sich finanziell zu beteiligen. Gleichzeitig gewinnen dezentrale Lösungen wie ein Balkonkraftwerk ohne Speicher an Bedeutung, um die persönliche Stromrechnung zu senken und sich am Wandel zu beteiligen. Zunehmend werden auch Balkonkraftwerke mit Speicher relevant, um den Eigenverbrauch weiter zu optimieren.
Die Saarländische Energieagentur plant, bis Ende 2024 weitere Gründungsbegleitungen und Netzwerkveranstaltungen anzubieten, um das gewonnene Wissen zu verbreiten.
Politische Unterstützung und Förderung für Erneuerbare Energiegemeinschaften
Jürgen Barke, der saarländische Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie, unterstrich die Relevanz der Initiative: „Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften bieten Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, sich aktiv an der Energiewende zu beteiligen und von den Vorteilen der erneuerbaren Energien zu profitieren. Sie fördern die Akzeptanz der Erneuerbaren Energien und stärken das lokale Engagement. Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften tragen zur Wertschöpfung in der Region bei und sind ein wichtiger Baustein für das Gelingen der Energiewende.“
Die Finanzierung der Pilotprojekte erfolgt aus Mitteln des Förderprogramms „Grüne Wärme“ des Wirtschaftsministeriums. Dies deutet darauf hin, dass die Projekte über die reine Stromerzeugung hinausgehen und auch den Wärmesektor einbeziehen – ein entscheidender Schritt zur Sektorenkopplung und zur umfassenden Dekarbonisierung.
Zukunftsperspektiven für Erneuerbare Energiegemeinschaften im Saarland
Mit der aktiven Förderung von Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften positioniert sich das Saarland als eine Region, die auf eine bürgernahe und dezentrale Energiepolitik setzt. Die Erfahrungen aus den Pilotprojekten in Losheim am See und Homburg werden entscheidend sein, um regulatorische Hürden zu identifizieren und praxistaugliche Geschäftsmodelle für ganz Deutschland zu entwickeln.
Diese Initiativen stärken nicht nur den Klimaschutz, sondern auch den sozialen Zusammenhalt und die lokale Wirtschaft. Durch die direkte Beteiligung wird die Energiewende zu einem Gemeinschaftsprojekt, das von einer breiten Basis getragen wird und das Saarland langfristig unabhängiger von externen Energieversorgern machen kann.